Dienstag, 25. November 2008

buchtipp

ich lese zur zeit den roman waffenwetter von dietmar dath. die ich-erzählerin ist eine abiturientin namens claudia. sie ist ihren mitschülern in gewisser weise geistig überlegen, auch mit ihren eltern kommt sie nicht wirklich gut klar. ihr bester freund ist ihr opa konstantin, der sie in die welt des intellektuellen kommunismus einführt. gemeinsam mit ihm beschließt sie, nach alaska zu den haarp-anlagen zu reisen. das buch ist insoweit ungewöhnlich, als es durchgängig in kleinschreibung verfasst ist (eine anleihe an die raf?). auch lässt claudia meistens das endungs-e der ersten person singular präsens weg, auch wenn das manchmal total falsch klingt ("ich entschuldig mich"). was viele am meisten stören dürfte, ist, dass viele absätze mitten im satz enden, also abrupt abbrechen. davon abgesehen ist waffenwetter aber ein sehr lesenswertes buch.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Der Fremdwortcoup, der keiner war

"Spiegel online" staunt in einem Panorama-Artikel darüber, dass Pamela Anderson einen "Fremdwortcoup" hingelegt hat, indem sie den Ausdruck "dysfunktionale Familie" gebraucht hat. Im Deutschen wird das Wort dysfunktional in der Tat eher selten verwendet, nur ist es so, dass Frau Anderson amerikanisches Englisch spricht, und in den USA (und der restlichen englischsprachigen Welt) ist der Begriff dysfunctional family sogar eines Wikipedia-Artikels würdig.
Eine Analogie zu dem schreienden Spon-Nonsens ("Sponsens") wäre etwa: Paris Hilton benutzt den geläufigen englischen Ausdruck für "Geschlechtskrankheit", venereal disease, worauf sich ein deutschsprachiger Journalist wundert, woher die Trulla das komplizierte Wort "Venerealkrankheit" kennt.

Freitag, 29. Februar 2008

Schaltjahr-Fortsetzungsgeschichte (I)

Heuer ist ein sog. Schaltjahr und heute ein sog. Schalttag. (Dummerweise wird der Schalttag immer an den Februar drangehängt, obwohl es viel abwechslungsreicher wäre, verlegte man ihn einmal auf den sagenwirmal 32. Dezember oder den 13,5. Mai.) Deshalb gibt es heute etwas ganz Dolles: eine Fortsetzungsgeschichte, deren zweiten Teil Sie in vier Jahren hier lesen. Und den ersten Teil jetzt. Auch hier: 

Es war einmal eine ganz gewöhnliche Kleinstadt in einem sehr bekannten Land (Polen). Diese Stadt war aber ganz und gar nicht gewöhnlich, sondern im Gegenteil: ungewöhnlich! Als die Einwohner des Ortes an einem kalten, nebelverhangenen Herbstmorgen im Jahre 2006 aus ihren Fenstern sahen, trauten sie ihren Augen kaum ...

Sonntag, 13. Januar 2008

Misanthropen aufgepasst!

Es gibt eine putzige, ach was: skurrile, nein: verstörende religionsähnliche Gruppierung, die in den USA gegründet wurde und auch in Deutschland einige Mitglieder hat: die Church of Euthanasia. Angesichts der mehr als 6,6 Milliarden Exemplare, die mittlerweile die Erde bewohnen, solle der Mensch endlich Platz machen für andere Arten, so die Leitdoktrine. Wer Mitglied in der - auch online präsenten - Sekte werden will, verpflichtet sich daher zu bedingungslosem Verzicht auf Fortpflanzung. Die Beitrittsgebühr beträgt nur 10 US-$ (die Church of Satan verlangt 200!), dafür erhält man sogar "a lovely embossed certificate suitable for framing". Die vier Säulen des irren Vereins sind: Selbstmord, Abtreibung, Kannibalismus und An*lverk*hr [nachträglich zensiert, um zu verhindern, dass mein Blog bei unangenehmen Suchanfragen auftaucht]. Zum dritten Punkt werden sogar hilfreiche Anleitungen zum Zerlegen und Zubereiten menschlicher Körper angeboten ("Some like to saw straight through the spine from buttocks to neck. [...] our preferred method is to completely remove the entire backbone by cutting and then sawing down either side from the tailbone on through"). Spätestens hier - oder bei Pamphleten zur Eigenurintherapie - wird fraglich, ob sich der von Reverend Chris Korda geführte Haufen selber ernst genug nimmt. Tja, die Welt ist nicht schön. Aber ob sich das Motto "Save the planet, kill yourself" verbreiten wird, wage ich zu bezweifeln.