In seinem Buch Wenn man einen weißen Anzug anhat schreibt Max Goldt:
Ich entsinne mich einer vegetarischen Rezeptesammlung, aus dem Englischen übersetzt, in der für eine Art Ratatouille 500 Gramm grüner Pfeffer veranschlagt wurden. Unterm Tische derer, die das wortgetreu ausgeführt haben, wäre ich gern Mäuschen gewesen. Gemeint war mit Sicherheit grüner Paprika. Der heißt auf englisch auch "green pepper".
Befasst man sich weiter mit der Gattung (!) Paprika, stößt man auf eine ganze Reihe sprachübergreifender Unklarheiten. Das, was wir Deutschen als Paprika(schote) bezeichnen, ist die Art (!) Capsicum annuum. Dummerweise gibt es von dieser Art auch noch diverse Fruchttypen, u.a. die länglichen Chilischoten verschieder Schärfe und Farbe. Natürlich meinen wir, wenn wir von "Paprika" sprechen, gewöhnlich den Glocken- oder Blockpaprika-Typ, der im Englischen neben capsicum auch bell pepper heißt (vgl. die Simpsons-Episode "Dial 'N' for Nerder", wo Homer süchtig danach wird). Das englische Wort paprika gibt es auch, doch bezieht sich dieses lediglich auf das Paprikapulver, übrigens genau wie im Schweizer Sprachraum. Verkompliziert wird die Sache noch dadurch, dass die Gattung Pfeffer (lat. piper) im Englischen ebenfalls pepper heißt. Die Erklärung für diese Polysemie ist laut Wikipedia: "The misleading name 'pepper' (pimiento in Spanish) was given by Christopher Columbus upon bringing the plant back to Europe. At that time peppercorns, the fruit of Piper nigrum, an unrelated plant, were a highly prized condiment." Und was ist nun mit green, white und black pepper? Ganz einfach: Grüner, weißer und schwarzer Pfeffer sind alles Unterarten der eben genannten Spezies Piper nigrum, die auf Englisch auch wieder black pepper heißt.
Nun fragt man sich: "Wieso essen Kinder in US-Filmen so gerne Peperoni-Pizza?" Das sind natürlich Übersetzungsfehler! Peperoni (amerikanisch: pepperoni) ist nichts anderes als Salami, wobei Salami auch mit salami bezeichnet wird. Immer noch nicht verwirrt genug? Schauen wir in das Forum von leo.org: "Curiously, some pizzerias will offer both 'salami' and/or 'pepperoni' on their pizzas." Bleibt noch zu klären, wie man auf Englisch wirkliche Peperonis bestellt. Hierfür nimmt man das auf eine mexikanische Stadt zurückgehende Wort jalapeño. Und jetzt kommt's: In Deutschland kennt man Jalapeños ebenfalls, und sie werden – so Wikipedia – "oft im Kino zusammen mit Nacho-Chips unter dem Namen Peperoni verkauft". Sie gehören wiederum zur schon genannten Art Capsicum annuum, die, wie ich soeben lese, auch auf Deutsch "Spanischer Pfeffer" heißt. Oh Mann ...
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