Im Wald lebten einst die Waldameisen. Hunderttausende von ihnen bildeten einen Staat, der in einem riesigen Ameisenhügel untergebracht war. Über diesen Ameisenstaat regierte eine einzige Königin. Der Rest der Ameisen bestand aus einigen Männchen, die der Königin den Nachwuchs schenkten, sowie vielen, vielen, vielen Arbeitern.
Eines Tages hatte einer der Arbeiter, er hieß Nobby, keine Lust mehr auf das Arbeiten. "Tagein, tagaus Tunnel graben, Körner schleppen und Tannennadeln sortieren, das hält man doch nicht aus!", beschwerte sich die Ameise. "Alles nur, damit es der Königin gut geht. Nie gibt es Urlaub! Mir reicht's!" Und so verließ Nobby den Ameisenhaufen und machte sich selbstständig. "Das Staatensystem ist ein überholtes Konzept! Wenn jeder nur für sich selbst sorgt, ist allen gedient. Niemand soll über andere bestimmen." Dies war Nobbys neue Maxime.
In der ersten Woche erkundete unser Held die Umgebung seines ehemaligen Zuhauses. Was gab es dort alles zu entdecken! Völlig fremde Tierarten lernte Nobby kennen, er sah wunderschöne Pflanzen und abenteuerliche Gefilde, und nebenbei fanden sich immer genug Beeren, Samen und andere Leckereien. Alles lief bestens für Nobby, er war zufrieden mit seinem neuen Lebensstil, und wie die Monate verstrichen, verblasste die Erinnerung an seine alte Heimat.
Dann aber kam der Winter. Die Nahrung wurde knapp. Die Nächte wurden lang und eisig. Nobby wusste nicht mehr, wo er schlafen oder Vorräte finden sollte. Die anderen Waldbewohner waren schon längst verschwunden, hatten sich in wärmere Quartiere zurückgezogen. Nun bereute Nobby, seinen Staat, der ihm zwar einiges abverlangt hatte, aber stets eine sichere Obhut gewesen war, verlassen zu haben. In einem beschwerlichen Tagesmarsch krabbelte unsere arme Ameise zu ihrem Hügel zurück.
"Halt!", rief einer der Wächter, als Nobby den Haufen betreten wollte. "Bist du nicht Nobby, der sich für unser Gemeinwesen zu fein war und meinte, er käme alleine besser zurecht? Dich lassen wir hier nicht mehr rein!" -- "Aber nein", erwiderte Nobby, "ich bin Kim. Ich hab nur gerade den Müll rausgebracht." -- "Ach so", sagte die Wache. "Gut, komm rein. Herrje, wir Ameisen sehen aber auch alle gleich aus, was? Haha!"
Moral: Frage nicht, was du für den Staat tun kannst, sondern was der Staat für dich tut. Nutze die Schwächen des Systems (z.B. Uniformität) zu deinen Gunsten.
Fazit: Ich hoffe, mein Blog wird auf die Liste der in China gesperrten Webseiten gesetzt.
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