Freitag, 29. März 2013

Das gute Gedicht

Monkey Balls   

These sweet and gracious monkey balls,
Served on plates and sold from stalls,
Bring madness to these hallowed halls
Of urban academe.

Huzzaks for chocolate monkey balls!
We'll eat them 'til the ceiling falls,
'Til Time, herself, tears down these walls
Of urban academe.

So buy yourself a monkey ball,
Savour it and then stand tall,
A bulwark 'gainst the deaf'ning call
Of urban academe.
--- aus Baldur's Gate II: Shadows of Amn

Dieses einem "Ergo the organ-grinder" zugeschriebene Gedicht ist ein Easter egg in genanntem Computerrollenspiel. Es soll "on prominent display" aufgestellt werden, wenn die "Monkey Balls" serviert werden. Ein Rezept gibt es natürlich auch dazu; ich habe es vor vielen Jahren selbst ausprobiert – es klappt ganz gut, das Ergebnis kann sich schmecken lassen.  

A) 1/2 Tasse Erdnussbutter
1/3 Tasse Honig
1/2 Tasse Cornflakes
1/2 Tasse zerriebenes Kirschmüsli
ein wenig Muskat
ein wenig Zimt
1/2 Tasse Haferflocken
B) 1 Tasse Zucker
1/4 Tasse Kokosflocken
1/4 Tasse Butter
1/4 Tasse Milch
1/4 Teelöffel Vanille

Mischen Sie die Zutaten (A) außer den Haferflocken. Formen Sie daraus kleine Bällchen, die ungefähr so groß sind wie eine Münze. Wälzen Sie sie dann in den Haferflocken.
Rühren sie die Zutaten (B) zusammen, und kochen Sie sie dreieinhalb bis vier Minuten lang. Vom Ofen nehmen und die Bällchen eintunken. Verwenden Sie dazu eine Gabel oder Zahnstocher. Abkühlen lassen und servieren.

(Offizielle deutsche Übersetzung. Das Gedicht gibt es auch auf Deutsch, das ist aber nicht so schön wie das Original.)

Mittwoch, 27. März 2013

Fenster und Kacheln

Nun bin ich also Nutzer von Windows 8. Was für ein Blödsinn. Da wird auf einem PC die Oberfläche von mobilen Geräten simuliert, die die Oberfläche von PCs simuliert. Warum werden Programme jetzt ausschließlich "Apps" genannt? Weshalb sollte ich beispielsweise eine Facebook-App verwenden, wenn ich mir Facebook ganz gemütlich in einem Webbrowser anschauen kann (und nebenbei andere Seiten besuchen kann)? Ich halte mich jedenfalls von den komischen Kacheln fern und bewege mich weiterhin auf der gnädigerweise mitgelieferten Desktopoberfläche.
Wenigstens war die Registrierung von Windows 8 ein Kinderspiel. Es muss an dieser Stelle wiederholt werden, was ich im Mai 2007 aufschrieb. Ich hatte mir gerade meinen ersten Laptop gekauft – Betriebssystem: Windows Vista. (Es ist ja eine Binse, dass jede zweite Windows-Version gut ist und jede andere zweite mies.)  
Seit einigen Tagen war auf meinem fast neuen Notebook ein Fenster erschienen, das mir wahrheitswidrig mitteilte, der Product Key zur Aktivierung des Betriebssystems sei ungültig. Bis gestern hatte ich die Meldung brav ignoriert, doch dann kam nach dem Hochfahren die Info, dass jetzt Zapfenstreich sei und ich mir einen neuen Key generieren lassen solle, wenn ich Windows Vista Home Premium künftig nicht mit eingeschränkten Funktionen nutzen wolle (und wer kann schon auf Aero verzichten?!). Also wählte ich mich per "automatischem Telefonsystem" ein. Als erstes musste ich die auf meinem Bildschirm angezeigten 54 (!) Ziffern auf meinem Telefon eingeben. Darauf stellte mir ein Roboter diverse Fragen, die ich mit "1" oder "2" beantworten musste, z.B. ob ich mir sicher sei, wirklich eine Original-Version zu besitzen. Ich wurde dann nach längerer Wartezeit mit einer menschlichen Mitarbeiterin verbunden, die nicht nur den ersten 54-stelligen Bildschirm-Ziffernblock sowie den alten Product Key abfragte, sondern mich noch einmal exakt die gleichen Dinge fragte wie zuvor der Roboter. Schließlich wurde eine neue (ebenfalls 54-stellige) Ziffernfolge generiert, die ich am Rechner eingeben musste, worauf mir angezeigt wurde, dass die Authentizität immer noch nicht festgestellt werden konnte. Ich musste mir ein Programm runterladen (wahrscheinlich Spyware in Reinform), das dann doch noch herausfand, dass mein Vista "echt" ist und mir endlich vollen Zugriff gewährte. Eine telefonische Support-Anfrage bei Microsoft kostet übrigens, sofern man Windows länger als 90 Tage benutzt, 63 Euro zzgl. MwSt! Vorher fallen "nur" die Telefongebühren an (12 ct/Min.). Fazit: Es lebe der Monopolismus!

Montag, 25. März 2013

A conflagration of firebugs

Ein Grund dafür, dass ich die englische Sprache so sehr mag und sie für der deutschen teilweise überlegen halte, ist ihr unglaublich reicher Wortschatz. Besonders in der Tierwelt gibt es da jede Menge zu entdecken. Auf geht's!

Bei den Simpsons habe ich neulich gelernt, dass man kleine Kängurus joeys nennt. Das ließ mich darüber nachdenken, warum es mehrere englische Tierbezeichnungen gibt, die mit Personennamen identisch sind. Nachdenken brachte mich in diesem Fall nicht weiter, also bemühte ich zunächst Wikipedia: Weibliche Esel heißen jenny, männliche jack; Kater heißen tom; männliche Krabben heißen jimmy; Hirschbullen heißen buck; weibliche Frettchen heißen jill; männliche Füchse heißen tod; Geißböcke heißen billy. Diese Liste wiederum lieferte leider keine Erklärung. Also mussten Herkunfts-Wörterbücher bemüht werden. Joeys nennt man nicht nur Kängurulinge, sondern auch Koalas, Wombats, Wallabys und Opossums. Aha! Alles australische Tiere, und siehe: Das Wort kommt entweder von einem Aborigine-Wort joè oder dem tatsächlichen Personennamen (< Joseph), der im australischen Slang des 20. Jahrhunderts für alles mögliche verwendet wurde.[1] Buck ist ein altes Erbwort, verwandt mit dt. Bock; dass der männliche Vorname Buck ursprünglich Personen gegeben wurde, die einem Ziegenbock ähnelten, habe ich einer zwielichtigen Quelle entnommen – wer Genaueres weiß, möge sich melden. Jenny ist wahrscheinlich eine Kurzform zu jennet, was "spanisches Pferdchen" bedeutet und eine Entlehnung aus frz. genet ist (das wiederum < span. ginete < arab. Zenāta "Berber").[2] Mit dem Frauennamen Jenny hat das nichts zu tun. Jack (der Eselmann, auch der Rammler) hingegen geht wirklich auf den Personennamen zurück: "The proper name was used in Middle English for 'any common fellow' (mid-14c.), and thereafter extended to various appliances replacing servants (1570s). Used generically of men (jack-of-all-trades, 1610s), male animals (1620s, see jackass, jackdaw, etc.), and male personifications (1520s, e.g. Jack Frost, 1826)."[3] Auf jimmy und billy trifft dasselbe zu ("applied to various objects")[4]; und ähnlich verhält es sich mit tom: "used in M.E. as a type of a nickname for a common man", während tomcat erstmals 1809 belegt ist ("probably influenced by Tom the Cat in the popular children's book 'The Life and Adventures of a Cat' [1760]; replaced earlier Gib-cat, from dim. of Gilbert").[5] Ich vermute, dass jill, das neben der Frettchendame auch ein paar andere Weibchen bezeichnet, nur eine Analogie zu jack ist ("Jack & Jill" tauchen in dieser Paarung zum ersten Mal im 15. Jh. auf). Zu tod ("Scottish and northern English term for fox", Wikipedia) konnte ich leider keine Erklärung finden – auch hier wäre ich für Expertenmeldungen dankbar.

Auch in der deutschen Tierbezeichnungsliste geht es schillernd zu. Wer z.B. weiß schon, dass ein Schafsjunges auch "Zutreter" genannt wird und ein vor der Schlachtung kastrierter Eber "Altschneider"?

Eine Besonderheit im Englischen ist die Doppelbenennung von essbaren Tieren in ihrer Wild- und ihrer Servierform, vgl. pig vs. pork. Die Fleischnamen kommen dabei allesamt aus dem Französischen (beef < altfrz. boef), während die eigentlichen Tierbezeichnungen ererbt sind (cow : dt. Kuh). Dieser kulinarische Einfluss des Französischen hat sich noch stärker in einem weiteren Komplex niedergeschlagen, nämlich dem der collective nouns, also der Sammelbezeichnungen von Tieren. Wo wir Deutschsprechenden von Herden, Schwärmen, Rotten und einer Handvoll anderer Tiergruppen reden, benutzt der Englischsprecher praktisch für jede Tierart ein eigenes Kollektivum. Auch dazu gibt es eine Wikipedialiste. "A pandemonium of parrots", "a smack of jellyfish", "a whoop of gorillas" – das erscheint unsereins so unglaublich wie die Vorstellung, dass jedes Schulkind in Kanada oder Irland dergleichen memorieren muss und kann. Und was hat das mit den Franzosen zu tun? Kurz gesagt: Die französische Jagdtradition mit ihrer ausgeklügelten Terminologie, die im Spätmittelalter nach England gekommen ist, hat Schuld daran.

Das Vorhandensein der collective nouns hat die Fantasie vieler englischsprachiger Autoren beflügelt. Im Internet findet man unzählige Projekte zum Ausbau der Liste – mal in halbernster, mal in spaßiger Absicht. Für alle möglichen (nicht nur tierischen) Gruppen sucht man neue Sammelwörter ("an amalgam of dentists", "a decomposition of zombies"). Bekannt sein dürfte auch J.K. Tooles A Confederacy of Dunces, einer der beliebtesten humoristischen Romane Amerikas. 

Bonus-Abschweifung: Kann man zu einer Gruppe von Insekten "Horde" sagen? Eine Horde von Feuerkäfern vermochte in meinen Kindergarten- und Grundschultagen jedenfalls ein Riesen-Hallo und eine Mordsaufregung zu verursachen. "Feuerkäfer, Feuerkäfer!!!", schrien wir Kids wild durcheinander. Streng genommen handelte es sich um Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus), aber so haben wir die halt genannt. Vor nicht allzu langer Zeit erzählte mir nun eine Kindergärtnerin, dass Feuerkäfer noch immer eine Rolle im Leben von jungen Menschen spielen. Ich war baff. Eine entomologische Konstante, über Generationen und Staatsformen hinweg! Ich präge hiermit das Sprichwort "Wo Kinder sind, sind Feuerkäfer".

1 www.etymonline.com s.v. Joey
2 Holthausen, Ferdinand (1927): Etymologisches Wörterbuch der englischen Sprache. 2. Aufl. Leipzig: Tauchnitz
3 www.etymonline.com s.v. Jack
4 ebd. s.v. Jimmy
5 http://de.scribd.com/doc/36240735/English-Etymological-Dictionary kostenlos herunterladbar, Autor nicht auszumachen

Sonntag, 24. März 2013

Der gute Sonntagslink

1) Thank the Academy: Graphische Auswertungen von Oscar-Dankesreden


(Von der Macherin, Rebecca Rolfe, gibt es noch viele andere schöne Sachen für Visualizing-Fetischisten.) 



Freitag, 22. März 2013

Torsten testet Me-too-Produkte: Nord Fresh

Die Minzkaubonbons der Marke Mentos ("The Freshmaker") fand ich nie besonders spannend. Einen langanhaltenden frischen Geschmack vermögen sie m.M.n. nicht zu erzeugen; da greife ich lieber auf Kaugummis zurück. Besser schmeckten mir immer die Fruchtvarianten. Vor kurzem sah ich im Lidl ein Mentos-Me-too-Produkt rumliegen und griff zu.


Nord Fresh Frucht Kaudragees heißt es, bzw. Kaudragees Nord Fresh frucht, was weiß ich. Zunächst fällt der sehr niedrige Preis auf: Für eine Packung mit 5 Rollen zahlt man gerade mal 99 Cent, während eine einzige Mentosrolle laut idealo.de bereits 45 bis 65 Cent kostet.
Zum "Original" fällt geschmacklich kein allzu großer Unterschied auf. Wer aufpasst, entdeckt bei den orangenen Drops eine leichte Hühnerstall-Note und bei den gelben einen Hauch von Papier. Die pinken haben ein ganz okayes Erdbeeraroma. Nord Fresh Kaudragees sind etwas härter als Mentos. Nachdem man vier, fünf gegessen hat, reicht's dann aber auch.
Vertrieben werden sie übrigens von VIVIL, sie sind also nicht unbedingt das Produkt eines unbekannten Billigfraßherstellers. Wertung: 5/10


Apropos pink. Neulich sah ich an einer deutschen Haltestelle eine pummelige Frau mit weißer Bommelmütze, pinker Hose, rosa Jacke und pinkem Rucksack, die eine Riesenpackung Kartoffelpüree in der Hand hielt.

Apropos Drops. Einmal hörte ich in einer Karstadt-Filiale folgende Durchsage: "Frau Simone Dröps bitte in die Schreibware!"

Donnerstag, 21. März 2013

In einer Zeit vor unserer Zeit

In der DDR war es üblich, bei historischen Jahresangaben statt "v. Chr." bzw. "n. Chr." immer "v. u. Z." resp. "u. Z." zu schreiben, lies: "(vor) unserer Zeit". Wie anmaßend das war! Wer sagt denn, dass die Zeit nach dem Jahre 0 uns gehört? Waren alle Menschen "vor uns" unwürdig, gemeinsam mit uns ein Zeitkontinuum zu bewohnen? Was ist denn mit den alten Römern? Das waren doch keine Höhlenmenschen! Jetzt könnte man zu mir sagen: "Wenn du die alten Römer so liebst, warum zählst du die Zeit dann nicht ab urbe condita?" Ja, klar, kann man machen. Momentan schreiben wir das Jahr 2766 a. u. c.* Aber man will ja nicht als Sonderling gelten. Ich kann natürlich durchaus nachvollziehen, warum die Zählung ab Christi Geburt manchen Menschen nicht behagt.
Ich habe mal ein Buch von 1906 (n. Chr.) gelesen, in dem der Autor statt "vor/nach Christus" durchweg "vor/nach Arminius" verwendete! Dann lieber Christozentrismus als solch bescheuerte Nationaltümelei. Aber egal ob vor Christus oder unserer Zeit, Hauptsache man bezieht sich auf ein Jahr Null. Das ist Tradition und weit weniger verwirrend als z.B. die Unix-Zeit.

* Übrigens "toller" Merkspruch: "7-5-3, Rom schlüpft aus dem Ei." Auf "Ei" reimen sich gut 200 andere dreistellige Jahreszahlen! Da sitzt man dann im Geschichtstest und fragt sich: "Wie war das noch? 9-6-2, Rom schlüpft aus dem Ei?"

Dienstag, 19. März 2013

Wiederentdeckt: Life in Hell


Was macht eigentlich Matt Groening den ganzen Tag? Gut, er wird bei den Simpsons und bei Futurama als ausführender Produzent geführt, aber weder hat er in diesem Jahrtausend ein einziges Drehbuch geschrieben noch hat er irgendwelche Voice acting-Verpflichtungen (im Gegensatz zu seinem Epigonen Seth MacFarlane, der circa die Hälfte aller Rollen in seinen Serien selbst spricht). Aber selbst wenn wir Naivlinge uns heute vorstellen, wie Mr. Groening nur noch zu Hause sitzt und das hineinsprudelnde Geld sortiert, sollten wir nicht vergessen, wie ungeheuer kreativ und produktiv der Cartoonist aus Portland war, bevor er eines der größten Popkulturphänomene unserer Zeit schuf.

Noch vor den Tracy-Ullman-Shorts gab es Life in Hell. Unter diesem programmatischen Titel veröffentlichte Groening ab 1977, zunächst im Eigenverlag, humoristische Comicstrips zu den großen Domänen des Lebens. Daraus entstanden schließlich eine tägliche Zeitungs-Cartoonreihe, die noch bis 2012 (!) lief, sowie bis dato 15 Sammelbände, darunter "Love is Hell", "Childhood is Hell" und "Work is Hell". Die vollständige Historie kann man bei Wikipedia nachlesen. Jedenfalls sind diese Büchlein inzwischen für ein paar Euro antiquarisch zu haben (Booklooker, Abebooks etc.). In einem Anfall von Nostalgie (in meiner Jugendzeit gab es "Schule ist die Hölle" – jawohl, auf Deutsch! – in unserer Stadtbücherei) habe ich mir ein paar dieser Bände bestellt und amüsiere mich gerade köstlich darüber.


(Bilder anklicken zur Großansicht) Wimmelbilder und Listenhumor sind das Markenzeichen der Cartoons. Auch Zeitschriftenparodien begegnen uns des öfteren.


Der Hase Binky sowie die Fez tragenden menschlichen Freunde Akbar & Jeff gehören zum Hauptpersonal der Höllencomics. Bemerkenswerterweise haben an einigen Stellen bereits die Simpsonskinder einen Auftritt, wenn auch in Hasenform.


Überhaupt wird in Life in Hell viel von der simpsontypischen Satire vorweggenommen, wobei es noch deutlich subversiver und bitterer zur Sache geht.


Fazit: Man merkt den quadratischen Büchern, die zum Teil in den tiefsten Achtzigern erschienen sind, ihr Alter nicht an. Sehr hübsch, das alles.

Montag, 18. März 2013

Beunruhigender Hinweis


Was bitte ist denn das für eine Lebensmittelfabrik? Da fliegen Tintenfischstückchen durch die Luft und landen in irgendwelchen Teigmischungen, wo sie überhaupt nichts zu suchen haben? Oder gehen alle Zutaten über ein und dasselbe Fließband, ohne dass dieses je gereinigt wird? 
Nun, ich gehe einfach mal zugunsten von Nonna Mia davon aus, dass der Warnhinweis eine reine, leicht übertriebene Vorsichtsmaßnahme ist.

Freitag, 15. März 2013

R.I.P. Google Reader?

Nanu, was wird das denn? Ein Post zu einem aktuellen Thema?

Da habe ich erst letzte Woche die Vorzüge der Google Reader App gelobt, und was passiert gestern? Google verkündet, seinen praktischen Feedreader zum 1. Juli 2013 auszuschalten – womit auch die dazugehörige Android-App über den Jordan gehen wird. Für jemanden, der aus beruflichem wie privatem Interesse einen Wust an Blogs abonniert hat, ist ein Leben ohne entsprechende Systematisierungsmechanismen schlechterdings unmöglich. Die Begründung des Unternehmens lautet übrigens "There are two simple reasons for this: usage of Google Reader has declined, and as a company we’re pouring all of our energy into fewer products", was natürlich vorgeschobener Mumpitz ist. Ich könnte mir vorstellen, dass viel mehr Menschen den Google Reader nutzen als Google+, und letzteres behandelt der Konzern ja auch nicht gerade stiefmütterlich. Zudem: Wie viel Aufwand ist wohl nötig, um einen Feedreader instand zu halten? Ich möchte die Komplexität des Projekts nicht unterschätzen, aber mehr als drei Vollzeitstellen werden dazu kaum notwendig sein. Und den Support kann man einer regen Community überlassen (Forum).

Wie geht's nun weiter?
1. Alternativen suchen. Diese Option liegt auf der Hand. In Sekundenschnelle findet man heute Artikel, die (z.T. angeblich bessere) Alternativen vorstellen. Ich mag aber keine Veränderung!
2. Petitionen zeichnen. Allein Keep Google Reader hat bereits mehr als 30.000 Stimmen eingeholt. Die Erfolgschancen stehen gar nicht mal so schlecht. Man erinnere sich: Google hat damals nach kurzem Protest auch darauf verzichtet, die auf Google Video gehosteten Videos zu löschen. Wir können es schaffen!
3. Auf RSS pfeifen und alle Blogs direkt ansteuern.
4. Durchdrehen, sich auf dem Boden wälzen und wie ein Walross schnauben (ROFW rolling on the floor walrussing). Unmittelbare Folge von (3.).

Donnerstag, 14. März 2013

(500) Bags of Plastic

"Rund 500 Plastiktüten kauft der Durchschnittseuropäer jedes Jahr, schätzen EU-Experten", war einmal in der ZEIT Wissen zu lesen. Uns sollte klar sein, dass diese Zahl viel zu hoch gegriffen ist, selbst 100 Tüten pro Jahr wären erschreckend! Andererseits fließen auch Obstbeutel in die Rechnung ein, und von denen hat man schnell mal zwei, drei zusammen bei einem Einkauf. Sind die 500 Tüten vielleicht doch kein so unrealistischer Durchschnittswert? Falls ja: Ich bin nicht verantwortlich dafür. An der Supermarktkasse kaufe ich nur im dollsten Notfall Tragetaschen. Ich besitze drei Stoffbeutel, die halten ein Leben lang. Ganz schön altmodisch, was? Nein, umweltbewusst nenne ich das! 
Außerdem geht's noch altmodischer: Einkaufsnetze! Benutzt heute kein Mensch mehr. Oder doch? "Seitdem in einigen Ländern wie China, Bangladesh und weiten Teilen Ostafrikas die Plastiktüten aus Gründen des Umweltschutzes verboten wurden, erlebt das Einkaufsnetz dort eine Renaissance." (Wikipedia) 
PS: Habe ich schon erwähnt, dass manche Drummer ihre Drumsticks in kleinen Stoffbeuteln transportieren?

Dienstag, 12. März 2013

Bizarre Serviervorschläge (V)

(zur Großansicht klicken)

In dem Grimmschen Märchen vom "Süßen Brei" bedarf es lediglich zweier Worte, um endlos quellende Mengen köstlicher Pampe zu produzieren: "Töpfchen, koch!" Kaum einer weiß, dass man Aldi-Tiefkühlbrezeln mit dem Spruch "Brezn, back!" zur Größe einer Almhütte anwachsen lassen kann. Serviert werden die Backwaren stehend.

Deutsche Frühstücker kann man im Wesentlichen in zwei Gruppen teilen: die Süßfrühstücker und die Herzhaftfrühstücker. Erstere, zu denen ich mich zähle, bevorzugen als Brötchenaufstrich Marmelade, Honig, Nuss-Nougat-Creme oder Zuckerrübensirup (wovon mir drei Marken bekannt sind: Grafschafter Goldsaft, Naschkätzchen und Über-Rübe [dieses Produkt ist laut Wikipedia allerdings: "[...] kein reiner Zuckerrübensirup, es enthält diesen lediglich. Weitere Bestandteile sind unter anderem Kandisablaufsirup (Nebenprodukt aus der Kandisherstellung), weshalb das Produkt gemäß lebensmittelrechtlichen Vorgaben nicht als Zuckerrübensirup gekennzeichnet werden darf." Aber der Name! "Über-Rübe"!!!]), während die Herzhaftfrühstücker zu Wurst und Käse greifen. Welche Frühstücker in der Belegschaft der Firma 3-Ähren-Brot am stärksten repräsentiert sind? Nun, dass dort "Nichts sagt 'lecker Frühstück' wie Tintenfischringe mit Oliven und Salatgarnitur" der Leitgedanke zu sein scheint, spricht für eine bisher kaum beachtete dritte Gruppe: die der Extrem-Herzhaftfrühstücker.

Wiederkehrender Gag in alten Zeichentrickfilmen: Ein Gejagter (etwa der Roadrunner oder Jerry von "Tom und Jerry") malt mit einem Stift eine Tür an eine Wand oder Mauer, und siehe – die Tür beginnt zu existieren, sie wird real und kann geöffnet und als Fluchtweg genutzt werden. Ähnliches funktioniert auch mit Milchkannen. Man zeichne eine altmodische Henkelkanne irgendwohin, und schon hat man ein hübsches Gefäß, in das man wiederum Milch aus dem Tetrapak schütten kann. Kostenlos!

Sonntag, 10. März 2013

Planet der Affen

Erleben wir gerade, wie unsere Freunde und genetischen Nachbarn, die Menschenaffen, eine neue Evolutionsstufe erklimmen? Die Zeichen mehren sich: In immer mehr Zoos bekommen Affen iPads zum Spielen, es gibt Berichte über nichtmenschliche Primaten, die auf zwei Beinen laufen, und vor kurzem wurde dieses Video* veröffentlicht, das kognitive Fähigkeiten eines Schimpansen zeigt, gegen die der Homo sapiens nur abstinkt. Dass Gorillas & Co. mit etwas Übung in der Lage sind, sich einen kleinen Wortschatz anzulegen, ist eh ein alter Hut. Nur das Integrieren von Affenkindern in Menschenfamilien klappt noch nicht so recht. Abwarten. Ein paar Jahrzehnte, und die ersten Orang-Utans können kochen und programmieren. I, for one, welcome our new simian overlords.

* falls Video gelöscht: nach "chimpanzee memory" suchen

Donnerstag, 7. März 2013

Betr.: Überbietungslogik, Hotels, Anwälte

Vor ein paar Jahren konnte man erlahmende Partys retten, indem man Spekulationen darüber anstieß, was wohl als erstes kommen mag: der Quadrupelburger oder der Sechsklingenrasierer. Inzwischen hat man beides längst gesehen, in Kosmetikwerbespots oder abgelegenen amerikanischen Diners. Worüber könnte man also heute spekulieren? Über neue Altersrekorde kindlicher Mütter? Das wird auch schnell langweilig. Nachdem ich vor ein paar Wochen las, dass in Mexiko eine Neunjährige ein Kind zur Welt gebracht hat, fällt es mir gar nicht mehr sooo schwer, mir eine achtjährige Mutter vorzustellen. Richtig schockierend wäre höchstens eine Meldung über ein schwangeres Baby ("Yo dawg..."). Bah, hinfort mit solchen widernatürlichen Gedanken! 

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Guter Name für ein gehobenes Low-Budget-Hotel: "Absteigenberger"

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Frage: Ist das Drohen mit dem Gang zum Anwalt nicht bloß eine Erwachsenen-Version von "Das petz ich der Lehrerin!!!"? Im Grunde geben die Anwaltdroher doch zu, dass sie am Ende ihrer Möglichkeiten, also ihres Argumentations- und Handlungsvermögens angelangt sind. Wesentlich mehr Eindruck schindet jemand, der über ausreichend Know-how verfügt (bzw. dieses vortäuschen kann), um die gefürchteten "juristischen Schritte" im Alleingang einzuleiten. Vermutlich gibt es aber auch von diesem Typus genügend Vertreter in unserem schönen Querulantenland. Wie sonst ist die ständige Präsenz des Bürgerlichen Gesetzbuches in den Bestsellerlisten zu erklären?

Dienstag, 5. März 2013

On blogging (Wieder da)

Geständnis: Alle Blogbeiträge, die hier in den letzten zwei Wochen erschienen sind, habe ich im Vorfeld geschrieben und mit Hilfe des Veröffentlichungs-Timers eingestellt. (Ich war verreist.) Darin liegt der Segen der neuen Technikwelt, ebenso darin, dass man dank der Google Reader App und offenem WLAN so gut wie nirgends auf der Welt darauf zu verzichten braucht, andere Blogs zu verfolgen.

Es scheint übrigens noch kein Buch mit dem so simplen wie sinnigen Titel "On Blogging" auf dem Markt zu sein. Doch ist es nicht an mir, diese Lücke zu schließen; ich bin mir immerhin manchmal über den Weg meines eigenen Blogs im Unklaren: Soll ich es lieber mit Albernheiten und Fundstücken füllen oder mich zu längeren Ausführungen über Sprache, Medien und Gesellschaft aufraffen? Ich glaube, ich belasse es bei einer gesunden Mischung, so wie bisher. Wen's interessiert: Die am meisten aufgerufenen Postings sind 1. "Neuer Trend? 1000 Fragen an die Mode", 2. "Bizarre Serviervorschläge (II)", 3. "Kannibalismus", 4. "Deutsche im Netz". Offenbar beinhalten diese Beiträge besonders gern gegoogelte Schlagwörter. Apropos: Hier sind ein paar weitere Suchanfragen, die auf mein Blog führen.


And finally: Diese meine Seite ist ab sofort auch unter der Adresse www.kybersetzung.net zu erreichen. (Das kostet mich lediglich 10,- € pro Jahr. Dass Google bereits vor der Registrierung der Domain meine Kreditkartendetails kannte, ignoriere ich lieber ...)