In dem Märchen "Das tapfere Schneiderlein" kommt ein merkwürdiger Satz vor: "Gut Mus feil!" Diese Phrase kräht die Marketenderin, welcher die Titelfigur einen Topf Mus abnimmt, um ihn zu verspeisen. "Gut Mus feil" – das hat mich schon als Kind irritiert, und bis heute habe ich die Struktur dieses Satzes nicht vollends gerafft. (Ist es eine Verkürzung von "Ich biete gut Mus feil!"?)
Um welche Art von Mus handelt es sich überhaupt? Darüber schweigt sich das Märchen aus. Es gibt aber einen Anhaltspunkt. In der Fassung der allerersten Ausgabe der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen von 1812 ("Von einem tapfern Schneider") ist nämlich noch nicht von "Mus" die Rede; die Verkäuferin taucht hier noch gar nicht auf. Stattdessen heißt es: "In einem Städtlein Romandia war ein Schneider gesessen, welcher auf ein Zeit, als er gearbeitet, einen Apfel bei sich liegen gehabt, darauf viel Fliegen, wie dann Sommerszeiten gewöhnlich, gesessen." So fängt die (sprachlich nicht sehr wertvolle) Geschichte an. Der Apfel wurde später in Mus geändert – warum auch immer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen