Ist es gewagt, nach nur vier Folgen einer Serie eine Empfehlung dafür auszusprechen? Vielleicht. Egal, ich halte Bates Motel für die vielversprechendste neue TV-Produktion des Jahres. Bates Motel erzählt die Vorgeschichte des Films bzw. Romans Psycho. Wir begleiten den erst 17-jährigen Norman Bates dabei, wie er mit seiner Mutter (und wir wissen alle, wie sie enden wird!) in eine fiktionale Kleinstadt in Oregon zieht, nachdem der Familienvater unerwartet gestorben ist.
Dass die Handlung in die Jetztzeit verlegt worden ist, rüttelt nicht an dem 50er-/60er-Jahre-Flair, das sich aufgrund des altmodischen Interieurs der titelgebenden Herberge einstellt. Überhaupt ist das production design hübsch anzusehen. Das malerische Westküstenstädtchen White Pine Bay vermittelt gleichzeitig den Eindruck von Geborgenheit und Abgeschiedenheit; und tatsächlich scheint der Ort ein düsteres Geheimnis zu wahren. Bemerkenswerte Kleinigkeit: Norman wird von seinen neuen Mitschülern entgegen jedem Klischee nicht gemobbt, sondern ausgesprochen nett behandelt. Und bereits in der Pilotfolge lernen wir zwei potentielle love interests kennen. Der faszinierendste Charakter ist neben dem zwischen herzallerliebster Bübigkeit und latentem Wahnsinn chargierendem Norman dessen Mama, die den Prototypen der Femme fatale neu definiert: sexy, aggressiv, charmant, besorgt – man kann sofort nachvollziehen, warum Bates jr. irgendwann zum Motelgastmeuchler mutiert. Echte Gewaltszenen sind (bis jetzt) rar gesät, dafür aber umso wirksamer. Schockierender ist ohnehin der, nun ja: Psychohorror, der sich nach und nach entfaltet.
Der Sender A&E (kannte ich noch gar nicht) hat bereits eine zweite Staffel mit zehn Episoden geordert. Womöglich hat der Film Hitchcock das Zuschauerinteresse an dem klassischen Stoff geweckt; und charismatische Verbrecher haben zurzeit eh Hochkonjunktur im US-Fernsehen.
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