Antwort (frei übersetzt nach Straight Dope, wo diese Frage im Jahr 2000 gestellt wurde): Im 17. Jahrhundert war es Ärzten von Seiten der katholischen Kirche verboten, Operationen am menschlichen Körper, der als heilig galt, durchzuführen. (Ärzte waren oft gleichzeitig als Geistliche tätig, auch befanden sich die meisten medizinischen Fakultäten in Kirchenhand.)
Das Operieren übernahmen fürderhin die Barbiere, die eh schon mit allerlei scharfem Werkzeug ausgestattet waren. Es entstand der Beruf des surgeon-barbers. Als Gildeninsignie wurde eine rot-weiß-gestreifte Stange gewählt; sie repräsentierte die blutgetränkten Fetzen, die man zum Trocknen nach draußen hängte. Darauf befand sich zudem eine Art Schüssel, die das Blut bei der damals beliebten Prozedur des Aderlassens auffing. Die Stange selbst wurde Patienten in die Hand gegeben, auf dass sie diese drückten, um die Venen anschwellen zu lassen (heute bekommt man beim Blutspenden immer einen Antistressball gereicht).
Von diesen "gewöhnlichen" Kollegen wollten sich die richtigen Chirurgen irgendwann distanzieren. So kam es 1745 zum "Barber-Surgeon Company (guild) of England split up". Nach langer Debatte durften schließlich die Barbiere das Symbol weiterführen.
Heutzutage bedeuten die Stangen schlicht: "Hier werden Haare geschnitten". In der Tat gibt es derzeit vereinzelt Diskussionen darüber, ob auch Schönheitssalons diese Stäbe vor ihren Läden aufstellen dürfen. Darüber, und auch zur Frage, wie sich die Farbe Blau eingeschlichen hat, und vieles andere, weiß Wikipedia Bescheid. Siehe auch: der deutschsprachige Artikel über Bader.
(Wikimedia Commons)