Freitag, 30. August 2013

Der Epic Fail, der keiner war

Einem Blogger ist aufgefallen, dass die FDP und die NPD für ihre TV-Wahlwerbespots identisches Bildmaterial verwendet haben: eine kurze Filmsequenz, in der eine glückliche radfahrende Familie zu sehen ist. Rasch verbreitete sich die Meldung und sorgte für jede Menge Spott. Genauso rasch war man mit dem Schlagwort "Epic Fail" bei der Hand. Aber ist dieser inflationär gebrauchte Term gerechtfertigt? Ich finde nicht.

Die zwei Parteien haben einfach das gemacht, was man halt macht, wenn man keine eigenen Fotos oder Videos anfertigen will oder kann – sie haben die Dienste einer Agentur in Anspruch genommen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erwischt man dann eben Material, das schon einmal von irgendjemand anderem benutzt wurde. Auch die Süddeutsche Zeitung und die FAZ erwischen schätzungsweise einmal im Quartal dasselbe Stockfoto für ihre Titelseiten. Darüber kann man jedes Mal ein wenig schmunzeln, aber auch nicht mehr als über die Tatsache, dass der Fahrrad-Clip bereits in einer finnischen Quarkreklame vorkam. 

Mich ärgert, dass man sich an dieser Petitesse hochzieht und dabei den eigentlichen Missstand zu vergessen scheint, nämlich dass die NPD immer noch zu Bundestagswahlen antreten darf!

Donnerstag, 29. August 2013

Nicht weniger als 26 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen

  • Rosengewächs: Sinau
  • Gehalt einer Lösung: Titer
  • Naturseidenfaden: Grege
  • Windhose: Trombe
  • Gärfutter: Silage
  • ungebleichte Leinwand: Kreas
  • Eingeweide (weidm.): Lunze
  • Speisefisch: Zope
  • Tauende: Tamp
  • Dickblattgewächs: Sedum
  • Kapuze der Narrenkleidung: Gugel
  • oberer Teil der Erdkruste: Sial
  • Ton, Lehm: Letten
  • Schuft, Kerl: Kujon
  • Fürstengefolge: Suite
  • wannenartiges Gefäß: Butte
  • Rußabdruck: Fume
  • Getreideunkraut: Rade
  • Schnur am Webstuhl: Helfe
  • Befestigung für Schiffstaue: Klampe
  • Orchideenknolle: Salep
  • Teil der Takelung: Bram
  • Doldengewächs: Silge
  • Kohlenabbaufront: Streb
  • Kerbtier: Kerf
  • Mundbelag bei Fieber: Soor

Mittwoch, 28. August 2013

(ab)

Schaurig-schön ist die Wikipedia-Liste Category: Deaths onstage. Sie verweist unter anderem auf: den legendären afro-amerikanischen Comedian Redd Foxx, der in einer Drehpause einem Herzinfarkt erlag; den Schauspieler John Ritter, der während einer Probe ein tödliches Aneurysma erlitt, worauf man seine Serienfigur in "8 Simple Rules For Dating My Teenage Daughter" ebenfalls einen überraschenden Tod sterben ließ, was ich damals ziemlich verstörend fand; den DDR-Starkomiker Rolf Herricht, der bei einer Aufführung von "Kiss Me, Kate" verstarb.

Auch dabei ist der hierzulande kaum bekannte britische prop comedian Tommy Cooper, ein im echten Leben wohl recht fieser, alkohol- und nikotinabhängiger Hüne, der aber auf der Bühne mit sympathisch-chaotischen Zaubernummern zu begeistern wusste. YouTube hält eine große Auswahl von Clips bereit. Als Cooper während einer Live-Show einen Herzanfall bekam und zusammenbrach, hielt das Publikum dies zunächst für einen Witz und fing an zu lachen. Angeblich kann man den entsprechenden Ausschnitt ebenfalls auf YouTube finden, aber ich glaube, ich möchte das gar nicht sehen. Was mir gefällt: Das Markenzeichen von Tommy Cooper war ein Fez. Feze fand ich schon als Kind gut. Irgendwann habe ich mir einen gekauft, in der Stadt, nach der der Fez benannt wurde.

Montag, 26. August 2013

Gestatten, Schnarrer-Vogt!

Mich wundert, dass ich diese Geschichte, die sich vor fast zehn Jahren zutrug, noch nicht gebloggt habe. Möglicherweise ist sie zu unspektakulär? Well, nicht fürs Internet!

Ich stehe an einer Fußgängerampel, als zwei Omas auf mich zukommen und in heller Aufregung rufen: "Ach, der Herr Schnarrer! Na hallo!" Ich gebe zu verstehen, dass ich nichts verstehe. "Kennen Sie uns nicht mehr, Herr Schnarrer? Aus Ihrer alten Schule!", quaken sie. Offenbar handelt es sich um zwei Lehrerinnen im Ruhestand, die einen legendären Ex-Schüler wiedererkannt zu haben glauben. "Nein, nein, ich bin nicht der Herr Schnarrer", sage ich, "sie verwechseln mich!" Die Damen sehen aus, als würden sie immer noch nicht glauben, dass ich jemand anders bin. Enttäuscht ziehen sie weiter. 

Letzte Woche musste ich wieder an diese Begebenheit denken. Da befand ich mich nämlich in einem Bahnhof, und ein älterer Herr fragte mich, ob ich "Herr Vogt" wäre. (Zur Erklärung: Ich bin nicht Herr Vogt.) Wahrscheinlich hatte sich der Mann mit einem Mitfahrgelegenheitswahrnehmer verabredet und suchte diesen. Ich hätte "Voigt mit i oder Vogt ohne i?" fragen und je nach Antwort erklären sollen, dass ich den jeweils anderen Namen trüge.  

Wow, das sind wirklich zwei ausnehmend fade Anekdoten. Ich hoffe, niemand hat sie gelesen. Sorry!!!

Sonntag, 25. August 2013

Das gute Zitat

"Wenn ein Mensch vor einem Spiegel steht und in diesem seine Reflexion betrachtet, dann sieht er nicht sein wahres Abbild, sondern er sieht ein Bild, das ihn als jüngeren Menschen darstellt. Die Erklärung, die de Selby für dieses Phänomen liefert, ist denkbar einfach. Es gibt eine nachgewiesene und definierte Zeit, die das Licht braucht, um einen Weg zurückzulegen, die Lichtgeschwindigkeit. Daher ist es nötig, dass, bevor man von einem Objekt sagen kann, dass seine Reflexion in einem Spiegel stattgefunden hat, die Lichtstrahlen zuerst das Objekt treffen und erst dann auf das Glas des Spiegels stoßen, um auf das Objekt zurückgeworfen zu werden – die Augen eines Menschen zum Beispiel. Daraus folgt die Existenz eines abschätz- und messbaren Zeitintervalls zwischen dem Blick, den ein Mensch auf sein Gesicht in einem Spiegel wirft, und der Registrierung des reflektierten Bildes in seinem Auge. [...]
Mag diese Idee nun stimmig sein oder nicht, so ist doch die damit verbundene Zeitspanne so unbedeutend, dass sich nur wenige Menschen von Verstand ernsthaft mit diesem Punkt auseinandersetzen werden. De Selby jedoch, nie ein Freund von Halbheiten, besteht darauf, die erste Reflexion in einem weiteren Spiegel zu reflektieren und die winzigen Unterschiede in diesem zweiten Abbild ausfindig zu machen. Schließlich konstruierte er die bekannte Versuchsanordnung paralleler Spiegel, deren jeder die schwächer werdenden Abbilder eines zwischengeschalteten Objekts unendlich reflektiert. Bei dem zwischengeschalteten Objekt handelte es sich in diesem Fall um de Selbys eigenes Gesicht, und dieses habe er, gibt er an, durch eine Unendlichkeit von Reflexionen 'mit Hilfe eines starken Glases' rückwärts studiert. Was er durch dieses Glas gesehen zu haben behauptet, ist erstaunlich. Er berichtet, er habe in den Reflexionen seines Gesichts eine zunehmende Jugendlichkeit bemerkt, und zwar der zunehmenden Entfernung der Spiegel entsprechend, wobei die entfernteste – zu winzig, um unbewaffneten Auges wahrgenommen zu werden – das Gesicht eines bartlosen Knaben von zwölf Jahren war [...]. Es gelang ihm allerdings nicht, den Gegenstand bis zur Wiege zurückzuverfolgen, wofür er 'die Erdkrümmung und die Grenzen des Teleskops' verantwortlich machte."

--- Flann O'Brien: Der dritte Polizist (dt. v. Harry Rowohlt). Frankfurt a.M. 1975: Suhrkamp. S. 84f.

Samstag, 24. August 2013

Der gute Samstagslink

Heute: Life Hackable (Tumblr). "Solutions to life's smallest problems all in one place." Inspirationen à la:





Freitag, 23. August 2013

Neues Material zur Kapitalismuskritik

Wer abends an einem gewissen Abschnitt der Dresdner Elbwiesen sitzt, etwa bei den Filmnächten oder im angrenzenden Biergarten, kann bzw. muss folgendes Schauspiel beobachten: Mehrere mittelgroße Lastkraftwagen fahren auf der gegenüberliegenden Flussseite entlang, biegen dann auf die Marienbrücke und werden nach einer Weile wieder auf der anderen Elbseite sichtbar. Der einzige Zweck der Transporter ist es dabei, leuchtende Werbeflächen spazieren zu fahren. Runde um Runde drehen die Dinger und belästigen die am Ufer Chillenden mit ihrer grellen Reklame. Wofür im Einzelnen geworben wird, vergisst man zum Glück recht schnell.

Dienstag, 20. August 2013

Wenn Kinder zeichnen

Eltern dokumentieren und archivieren heutzutage jeden einzelnen Schritt ihres Nachwuchses – ganz besonders den ersten. Und nicht nur das: Das erste Wort wird mit dem Smartphone aufgezeichnet, das erste selbstständige Trinken wird mit dem Smartphone gefilmt, und der erste Smartphonegebrauch wird mit dem Zweitsmartphone festgehalten. Ist ja auch alles legitim. In einem Punkt übertreibt man es aber: Man misst Kinderzeichnungen einen viel zu hohen Wert bei. Nüchtern betrachtet sind 90% aller kindlichen Kritzeleien gar nicht mal so gut, trotzdem hebt man ALLE auf und hängt sie an Kühlschranktüren und Pinnwände.

In einer strengeren Welt wären Dialoge wie der folgende gang und gäbe. "Kuck mal, Mama, ich habe ein Bild gemalt!" – "Es freut mich, dass du dich für bildende Kunst interessierst, Leandro, aber das Bild gefällt mir überhaupt nicht. Zum Beispiel die Sonne hier: die ist ja gar nicht rund, sondern total ausgefranst." – "Das sind Protuberanzen!" – "Pack du mal lieber deinen Ranzen, du hast morgen Hochbegabten-Vorschule! Und noch etwas: Dieser schwarze Mann mit dem Messer, den du da in die Ecke gemalt hast ... Also bitte, das ist ja wohl sooo ein Fernsehkrimi-Klischee." – "Aber den gibt es wirklich! Er kommt dich holen ..." – "Leandro! Was habe ich dir über die Grenzen der Fantasie gesagt?" – "Aber Mama, er steht direkt hinter dir!!!" – "Lean- was ..?"

Sonntag, 18. August 2013

Einfach so: 25 Anagramme von "Radost Bokel"

  • Doktor Salbe
  • Doktor Blase
  • Roste bald, o.k.?
  • Dora klebt so!
  • Ladekorb Ost
  • Kobold Aster
  • Stab oder Klo?
  • Alb oder Kost?
  • Oskar, leb'! Tod?
  • Brokat Solde
  • Soldat Borke
  • Erst bad look
  • Doable stork
  • Dort so Kabel
  • ARD blökt: "So."
  • Blood Skater
  • Lob' Ast-Dekor 
  • Laos / Kot / derb
  • Akt bös', Lord
  • Dark obsolet
  • Obst-Deo klar
  • Das Boot, Kerl!
  • Da kerbt Oslo
  • Da lebt Korso
  • Badeort Loks

Freitag, 16. August 2013

Kunstidee

In zwei möglichst weit voneinander entfernten Kunstausstellungen wird je ein Computer mit laufender Videotelefoniesoftware aufgebaut. Die Besucher der einen Ausstellung können darüber permanent mit denen der anderen Ausstellung kommunizieren und werden zugleich selbst zu Ausstellungsobjekten!

Denkanstoß: Werden die Computer nur dann zu Kunstwerken, wenn tatsächlich jemand mit ihnen interagiert? Angenommen, die Kunstausstellungen liegen in unterschiedlichen Zeitzonen: Wenn in der einen Ausstellung bereits Feierabend ist, ist der Computer in der anderen dann immer noch ein Kunstobjekt? Oder anders: Endet die Kunst mit den Besuchszeiten? Wie verändert sich das Werk, wenn man eine künstliche Zeitverzögerung zwischen den beiden Rechnern herstellt?

Aber wahrscheinlich gab es so etwas in der Vergangenheit schon (wobei ich nichts Entsprechendes ergoogeln konnte).

Donnerstag, 15. August 2013

Humorperlen aus dem Abreißkalender (5)


Schauen Sie bitte genau hin, meine Damen und Herren. Hierbei handelt es sich um den außergewöhnlichsten Abreißkalenderwitz, der mir je untergekommen ist: eine Kreuzung aus Bild- UND Textwitz! Das Bildelement kommt nicht ohne das Textelement aus und umgekehrt. Wie krass ist das bitte?! Ich denke darüber nach, dieses Kalenderblatt ans Literaturarchiv Marbach zu schicken, denn DAS muss für die Nachwelt (die nicht mein Blog lesende Nachwelt) erhalten werden. Ganz große Witzkunst.

Mittwoch, 14. August 2013

Das unschöne Zitat

"Das thür. Substantiv Flomen bedeutet 'Schmer, Schmerstollen'. Der Schmerstollen ist ein aus der Bauchwand des Schweines gelöster, enthäuteter und in länglicher Form zusammengerollter Schmerklumpen (andere Synonyme im Thüringischen: (Fett-)Blume, (Schmer-)Brot, Fettpflaume, Fettwecke, (Schmer-)Laib, Niere(nschmer), Schmerklumpen, Schmerlappen, Schmerlasche, Schmerrolle, (Schmer-)Wecken, Schmerwurst, Stollen ...)".

--- Sergio Neri, Sabine Ziegler (2012): »Horde Nöss«. Etymologische Studien zu den Thüringer Dialekten. Bremen: Hempen.

Dienstag, 13. August 2013

Traumprotokoll: Wasserbomben

Heute träumte ich von einem perfiden Fall staatlichen Eingreifens bzw., deutlich ausgedrückt: von Polizeigewalt! 

Ich fuhr mit dem Fahrrad durch eine Einkaufsstraße, als ich buchstäblich aus heiterem Himmel schwer getroffen wurde – von einer riesigen Wasserbombe! Ich stieg ab, sah mich um und erkannte den Verursacher des Angriffs: Die Stadt hatte mitten auf der Shoppingmeile einen turmhohen Aussichtsmast errichtet, dessen Spitze wie ein Krähennest auf Schiffen einen Aufseher beherbergte. Dieser Wachposten hatte offenbar die Aufgabe, Fahrradfahrer mit Wasserbomben zu beschmeißen. Selbst während ich nach oben schaute und den scharfäugigen Büttel beschimpfte ("Ob du behindert bist, hab ich gefragt‽"), nahm der Beschuss kein Ende. Ich verbündete mich dann mit einem gleichermaßen bombardierten BMX-Fahrer, und zusammen versuchten wir, den Mast durch heftiges Geruckel umzustürzen. Dann wachte ich auf.

Apropos "beschmeißen": Neulich beschwerte sich jemand bei der Süddeutschen Zeitung darüber, dass dort das Wort "schmeißen" zu oft verwendet würde. Man solle lieber "werfen" schreiben. Der Fall Mollath wird umso empörender, je mehr man sich vergegenwärtigt, wie viele Leserbriefschreiber da draußen frei rumlaufen.

Sonntag, 11. August 2013

The Science of Sleep

Laut Spiegel haut sich der Durchschnittsdeutsche um 22 Uhr 47 in die Falle. Das stimmte lange mit meinen Gewohnheiten überein, heute heißt es für mich üblicherweise kurz nach Mitternacht (wenn Deutschlandradio Kultur die Instrumentalversion vom Lied der Deutschen spielt) "Gute Nacht", wobei ich zum Einschlafen so gut wie nie Radio höre, sondern MP3s. Acht bis neun Stunden später bin ich wach. Siebeneinhalb Stunden Schlaf sollen ja am gesündesten sein, angeblich reichen auch weniger aus. Leonardo da Vinci soll nur zwo Stunden pro Tag geruht haben. Manche Leute können sogar pennen, wenn im Hintergrund Musik gespielt wird. Noch nie bin ich vor laufendem Fernseher eingeschlafen. Lediglich einmal im Kino ("Final Fantasy") und einmal während einer Vorlesung ("Contemporary North-American Literature" oder was) hat mich ein Sekundenschlaf dahingerafft.

Nachdem nun geklärt ist, wann man schlafen soll bzw. kann, stellt sich die Frage nach dem Wie. 69% der Deutschen bevorzugen wie ich die Seitenlage (Spiegel), nur 13% liegen auf dem Bauch. Wichtig ist, das Fenster nachts angekippt zu lassen, wegen Frischluft. Zwei typisch deutsche Sachen, die man nirgendwo auf der Welt findet, sind gut: das Brot und die Bettdecken. Die ekelhaften, sich selbst zerknitternden, kratzigen, in hauchdünnen Laken eingewickelten Steppdecken, die es in den meisten Hotels gibt, sind eine Unsitte, die von der UNO geächtet werden sollte! Über die Zudecke kann man selbstverständlich noch eine Wolldecke legen. Man sollte auf einer Ebene liegen, d.h. das Kopfende nicht erhöhen. Wer Angst vor Butzemännern, Succubi oder Ratten hat, kann das Licht brennen lassen. Weiters wird ein Kuschelkissen empfohlen, an das man sich bei Albträumen klammern kann.

Was tut man unmittelbar vor und nach dem Schlafen? Streit scheint darüber zu bestehen, ob man vor oder nach der Nachtruhe duschen soll. Ich sag mal so: Es ist doch unangenehm, sich dreckig ins Bett zu legen – außerdem verschmutzt man im Bett weitaus weniger als außerhalb davon. Mit der Duschfrage geht die Frage einher, ob man vor oder nach dem Frühstück die Zähne putzen soll. Auch dieser Fall ist klar: danach! Wer möchte schon stundenlang einen unguten Kaffeegeschmack im Munde haben? Abgesehen vom Kaffeekonsum habe ich übrigens jahrelang gänzlich auf das Frühstück verzichtet. Jetzt mag ich es. (Letztes Jahr bin ich by the way von Kaffeemaschine auf French press umgestiegen, das ist voll bohème.) Wenn ich mal aushäusig die Wahl habe zwischen continental und warm breakfast, nehme ich immer das warme, mit Speck und Eiern und so. Man selber hat ja am Morgen nie den Elan, irgendwas zu braten oder gar zu kochen. Toaster oder Backofen zu bedienen ist schon das höchste der Gefühle. Hut ab vor all den Asiaten, die bereits um 6 Uhr früh komplette Fischgerichte zubereiten! 

Ein letzter Punkt: Bettenmachen. Dass es sinnlos, ja geradezu unhygienisch ist, das Bett zu machen, gilt inzwischen als herrschende Lehre. Allerdings sieht ein gemachtes Bett besser aus, und der Aufwand ist gering. Betten beziehen hingegen ist nach Kartoffelschälen die abscheulichste Tätigkeit von allen. Werden diese Wörter eigentlich zusammen oder getrennt geschrieben? Mal so, mal so, würde ich sagen. Wie man gerade Lust hat. Damit ist das komplexe Sujet Schlafen abgehakt.

Samstag, 10. August 2013

Torsten testet Me-too-Produkte: Teviana Mandeltorte

Die Almondy Tårta, die es in immer neuen Variationen gibt (Toblerone! Daim!), dürfte mit das Beste sein, was die Menschheit je hervorgebracht hat. Ein Nachahmerprodukt ist von vornherein zum Scheitern verdammt. Oder?


Die Schwedische Mandeltorte von Teviana ist ein mysteriöses Teil. Weder Teviana selbst noch die Vondora GmbH, die als Hersteller auf der Packung genannt wird, haben einen Internetauftritt. Ausführlicheres fand ich nur in einem Zöliakie-Forum (Zöliakie = Glutenunverträglichkeit, eine Krankheit, unter der, wie kürzlich zu erfahren war, u.a. Hannelore Kraft leidet). Die Teviana-Torte ist nämlich tatsächlich glutenfrei, enthält allerdings Spuren von Erd- und "Hasselnüssen" [sic!]. Auf jeden Fall scheint dieses Tiefkühlgebäck ausschließlich von Aldi-Süd vertrieben zu werden, und auch nicht von jeder Filiale. Es wurden Meldungen aus Leverkusen, München und Weiterstadt gemacht; in den Aldis von Frankfurt (wo ich sie erstanden habe) ist sie offenbar nicht durchgängig vorrätig. In besagtem Forum wurde behauptet, dass der Inhaber von Vondora die Almondy Vertriebsgesellschaft sei, wofür ich aber keine Belege finden konnte.

Jedenfalls würde dies erklären, warum die Teviana-Torte dem Almondy-Vorbild mit Leichtigkeit die Schokolade reichen kann! Ich für meinen Teil konnte keine geschmacklichen Unterschiede feststellen (nun gut, es ist auch eine Weile her, dass ich eine echte Tårta hatte). Ich würde sogar sagen, dass die getestete Torte weniger süß ist, als die von Almondy es sind. Verzehren tut man sie kalt. Hat man ein Viertel verspeist, ist man erst mal für ein paar Stunden pappsatt. Herrlich! Es soll übrigens neben der hier besprochenen Sorte "Krokant" auch eine Klassik-Version geben. Vielleicht kommt mir die auch noch irgendwann unter. Wertung: 9/10

Freitag, 9. August 2013

Betr.: TMI, McDonald's, Relikte, Kalauer

In der S-Bahn mitgehört. Eine junge Frau telefoniert sehr laut mit ihrem "Schatzi". Irgendwann entfährt ihr der Satz: "Der Knubbel an meinem Finger ist wieder schlimmer geworden."

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Auf dem Weg zur Arbeit halten mich zwei Touristinnen an. Aufgeregt deuten sie auf ein McDonald's-Werbeplakat. Sie wollen offenbar wissen, wie man zur nächsten Filiale kommt. Ich erkläre, dass der nächste "Mäcces" ein ganzes Stück entfernt liege und man drei U-Bahnhaltestellen oder 30 Fußminuten zurücklegen müsse. Das ist ihnen anscheinend egal, und frohgemut machen sie sich auf den Weg.
Da versuchen die deutschen Kommunen seit Jahren mit Kulturfestivals, Wellnesstempeln und Historienschnickschnack den Fremdenverkehr zu fördern, dabei liegt die einfachste Lösung wieder einmal in der fucking Globalisierung!

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Man kann festhalten, dass die Kulturtechnik des Einweckens endgültig ausgestorben ist. Früher haben die Leute ja ständig eingewocken eingeweckt: Birnen, Äpfel, Kürbisstücke – Hunderte Gläser lagerten in jedem deutschen Keller. Aber das war in einer Zeit, in der Atomkrieg und Lebensmittelknappheit permanent in der Luft lagen. Heute ist es nicht mehr notwendig, dieses ziemlich komplizierte Verfahren zu erlernen. Auch die Ära der Pralinen neigt sich allmählich dem Ende zu. Pralinen verschenken nur noch ältere Semester. "Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen: begrenzt haltbar, unerwünscht und nur durch Alkohol interessant." (F. Gump) Drittens: Stofftaschentücher! Hier allerdings ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass sie wiederkommen. Es braucht sich nur einmal Justin Bieber (oder wer immer gerade angesagt ist) dabei filmen zu lassen, wie er in ein Stofftaschentuch schnaubt, was er – von einem Reporter auf den obsoleten Hygieneartikel angesprochen – damit begründet, dass man der Umwelt zuliebe auf nicht-auswaschbare Schnäuztücher verzichten solle. Und just würden Kinder, Teens und Tweens nur noch mit solchen Stoffteilen (vielleicht designmäßig aufgepeppt) rumlaufen.

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Der nordpolare Kalauer: "Ich habe mir jetzt einen Elch gekauft. Mein altes Nutztier hat sich einfach nicht rentiert."

Donnerstag, 8. August 2013

Klassiker des Humors

Mein Hobby: ernstgemeinte Aussagen so klingen lassen, als seien sie ironisch oder sarkastisch gemeint. Ein Beispiel:  
- "Fährst du mit dem Zug nach Hamburg?"
- "Nee, ich nehme das Flugzeug!" 
Der Satz muss sich so anhören, als würde man sagen: "Nee, ich reite auf meinem Pony, weeeeßte?!" Der Gesprächspartner wird nun ziemlich verwirrt sein. 'Hmmm, ist das so abwegig, mit dem Flugzeug zu fliegen?', wird er denken.
Okay, ich gebe zu, ich habe noch nie in dieser Form geantwortet. Jemand, der so etwas macht, hat bald keine Freunde mehr. Wohl aber ist es lustig, eine ironisch gemeinte Aussage ernst zu nehmen: 
- "Haben Sie das ganzen Klopapier gekauft?" 
- "Nee, das hab' ich gerade aus der Reinigung geholt!" 
- "Echt, das geht? Ich hätte gedacht, das löst sich auf, wenn man es in eine Waschmaschine tut. Oder sind das so Spezialwaschmaschinen? Und wo kommt die nagelneue Plastikverpackung her? Halt, warten Sie doch ..."

Mittwoch, 7. August 2013

Schöne Stellen aus deutschen Gerichtsentscheidungen

"Das Wortzeichen 30 2010 034 341.9 Sex Republik ist am 8. Juni 2010 zur Eintragung als Marke in das beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) geführte Register [...] angemeldet worden [...]. Die Markenstelle für Klasse 14 hat die Anmeldung mit Beschlüssen vom 10. November 2010 und 28. Februar 2012, von denen letzterer im Erinnerungsverfahren ergangen ist, wegen fehlender Unterscheidungskraft zurückgewiesen.
Die zulässige Beschwerde hat in der Sache keinen Erfolg.[...] Das Anmeldezeichen „Sex Republik“ setzt sich aus den allgemein geläufigen Begriffen „Sex“ und „Republik“ zusammen. „Sex“ ist von dem lateinischen Wort „sexus“ (= Geschlecht) abgeleitet und als solcher der umgangssprachliche Ausdruck für die (dargestellte) Sexualität (in ihrer durch die Unterhaltungsindustrie verbreiteten Erscheinungsform), für Geschlechtsverkehr oder sexuelle Betätigung, für Sexappeal sowie für das Geschlecht (Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Auflage 2006 [CD-ROM]; Duden – Das Fremdwörterbuch, 9. Auflage 2007 [CD-ROM]). „Republik“ bezeichnet lexikalisch eine Staatsform, bei der die Regierenden für eine bestimmte Zeit vom Volk oder von Repräsentanten des Volkes gewählt werden (Duden – Deutsches Universalwörterbuch a. a. O.).
Das DPMA hat zutreffend ausgeführt, dass die Wortfolge „Sex Republik“ in ihrer Gesamtbedeutung von den angesprochenen breiten inländischen Verkehrskreisen ohne weiteres und ohne Unklarheiten als eine (staatliche) Gemeinschaft, in der Sexualität im weitesten Sinne eine besondere Bedeutung zukommt bzw. die ihr besonderes Interesse an Sexualität zum Ausdruck bringt, verstanden wird. Hierzu bedarf es entgegen der Ansicht der Beschwerdeführerin keiner zergliedernden, analysierenden Betrachtungsweise. Das angesprochene inländische Publikum ist aus den Medien an gleichartig gebildete Begriffe mit dem Bestandteil „Republik“ gewöhnt, wie beispielsweise „Autorepublik“, „Urlaubsrepublik“, „Altenrepublik“, „Fußball-Republik“, „Partyrepublik“, „Ökorepublik“, „Bildungsrepublik“, „Reichenrepublik“ [...], und wird diese Begriffe nicht im eigentlichen Sinne, sondern stets im übertragenen Sinne verstehen, nämlich, dass es sich um eine gesellschaftliche Gruppierung handelt, in der diese Themen (Autos, Urlaub, immer älter werdende Menschen, Fußball, Partys, Ökologie, Bildung, Reichtum, Export von Bananen) eine besondere Bedeutung haben und deren Anhänger sich über das jeweilige Thema miteinander verbunden fühlen. Nichts anderes kann für die Bezeichnung „Sex Republik“ gelten.
Vor diesem Hintergrund weist die gegenständliche Wortfolge das angesprochene Publikum schlagwortartig darauf hin, dass die damit gekennzeichneten Waren für eine – im übertragenen Sinn – als Republik bezeichnete Gemeinschaft, in der die Sexualität eine große Rolle spielt, gedacht und geeignet sein und von dieser entsprechend verwendet werden können.
Da schon das Schutzhindernis nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG vorliegt, kann aus Sicht des Senats dahinstehen, ob das angemeldete Zeichen darüber hinaus gegen die guten Sitten i. S. v. § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG verstößt. Insoweit ist der Beschwerdeführerin, die sich auf die von einem anderen Senat für nicht anstößig gehaltene Wortmarke „FICKEN“ berufen hat, allerdings entgegenzuhalten, dass der BGH erst kürzlich die Wortfolge „READY TO FUCK“ als ohne weiteres sittenwidrig eingestuft hat (BGH MarkenR 2013, 614)."

Bundespatentgericht, Az. 28 W (pat) 40/12


Montag, 5. August 2013

Sonntag, 4. August 2013

Wochenend-Quiz: Auflösung

[Triumphant music] -- Parks & Recreation
[Exciting jazz music] -- 30 Rock
[Cheerful music] -- The Office
[Upbeat pop] -- How I Met Your Mother
[Quirky music] -- Dexter
[Funky mystery music] -- Law & Order: SVU  
[♪ Hey, hey ♪ Hey, hey Hey, hey ♪ Hey, hey Hey ♪♪] -- Modern Family 
[Doctor Who Theme] -- Doctor Who 

Samstag, 3. August 2013

Wochenend-Quiz

Welche Umschreibungen aus Untertiteln gehören zu welchen Serien-Titelmelodien?

Was die Subtitles sagen:
[Triumphant music] 
[Exciting jazz music]
[Cheerful music]
[Upbeat pop]
[Quirky music]
[Funky mystery music]
[♪ Hey, hey ♪ Hey, hey Hey, hey ♪ Hey, hey Hey ♪♪]
[Doctor Who Theme] 

Und die dazugehörigen Serien:
30 Rock
How I Met Your Mother
The Office
Parks & Recreation
Law & Order: SVU
Modern Family
Dexter
Doctor Who

Na? (Quelle: Internet)

Freitag, 2. August 2013

Aus meinem Giftschrank (2)

Heute: unveröffentlichte Texte für TITANIC online. Da die Anlässe für die meisten Beiträge längst in Vergessenheit geraten sein dürften, habe ich hier und da hilfreiche Links eingefügt.

[25.6.2010] BP erklärt sich
Daß das Sommerfest des Bundespräsidenten am 2. Juli unter anderem von BP gesponsort wird, ist von vielen Seiten harsch kritisiert worden. In einer Pressemitteilung hat der Skandal-Konzern nun Stellung bezogen: "Sehr geehrte Damen und Herren! Das Unternehmen BP ist sich der unschönen Vorgänge im Golf von Mexiko durchaus bewußt. Nichtsdestotrotz werden wir an unserer Absicht, als einer von 19 Hauptsponsoren des präsidialen Sommerfestes zu agieren, festhalten – wir verstehen dies auch als Schritt zur Wiedergutmachung. BP wird am Tag des Festes in erster Linie für das Catering verantwortlich zeichnen. Unser einzigartiges BP-Buffet verwöhnt die Gäste u.a. mit exotischen Fischen, frittiertem Geflügel, eingelegten Krabben, Nudeln mit Ölpesto, Käse mit extra großen Löchern, Pumpsteaks, Sushi (schwarz) mit Klebe-Reis, einer Schokofontäne und anderen Leckereien. ;) Für den großen und kleinen Durst werden unsere Mitarbeiter extra eine Schwarzbier-Pipeline zum Schloß Bellevue verlegen. Wir freuen uns mit Ihnen auf den 2. Juli. Ihre BP."

[7.7.2008] Bundeswehr-TV: Das neue Programm
Der bundeswehreigene Fernsehkanal, den der aktuelle Stern als "Gähn-TV" bezeichnet, will sein Image verbessern. TITANIC zeigt die Programmvorschau für das nächste Wochenende: 
05.30 Mordenmagazin
10.00 Mord ist Ihr Hobby
11.00 Auto, Motor und Mord. Heute: Der Mord Mondeo IV  
13.00 Konzert: Mordern Talking live in Tötensen (Wdh.)
15.00 Der Mord zum Sonntag (Morderation: Anne Kill)
17.30 Ein Schloß am Mördersee
18.30 Law & Morder. Heute: "Dial Y for Murder"
19.30 Mordsee-Report
20.00 Spielfilm: Harold and Mord
22.15 Mord aber fair. Thema: Mörderschulen für Hochbegabte?
23.15 Sexy Mord Clips

[7.12.2009] Nachruf: Alfred Hrdlicka
Zeit seines Lebens verachtete Hrdlicka zwei Dinge: Ungerechtigkeit und Vokale. Gewalt, Körperlichkeit, Lust und Schnauzbärte waren stets zentrale Themen des "Amokmeißlers aus Wien", dessen Kunstwerke Jörg Haider sel. noch als "herrlich entartet" bezeichnete. Als Bub hängte Alfred Zinnsoldaten an den Weihnachtsbaum und schrie "Das san Deserteure, denkt's amal darüber nach!"; in der Jugend folgten ausdrucksstarke Werke wie "Saturn kotzt seinen Sohn wieder aus", "Roll over Mondrian (mit einer Dampfwalze)" und "Im Wutanfall zerdroschenes Ikea-Regal". Zu seinen seltsamsten Schöpfungen zählt jedoch die Zusammenführung von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine 2000 in Saarbrücken. Alfred Hrdlicka starb vergangenen Samstag an einem Schlagbohranfall.

[13.12.2009] Fünf unbequeme Fakten über Karl-Theodor zu Guttenberg
1. In seiner Zeit als Wirtschaftsminister hat er nie von einer "Wirtschaftskrise" gesprochen, sondern nur von "rezessionsähnlichen Zuständen".
2. Auf AC/DC-Konzerten erscheint er immer erst nach der Vorband.
3. Er liest vor dem Schlafen die Ilias gar nicht im Original, sondern in der (umstrittenen!) Neuübersetzung von Raoul Schrott.
4. Einer seiner Vornamen ist gekauft: Franz.
5. Auf genaues Nachfragen hin fand er seinen Grundwehrdienst gar nicht so toll, außer das Kekswichsen.

[1.1.2010] Wissenschaftsmeldung
Eine Studie an amerikanischen Jugendlichen hat ergeben, daß zeitiges Zubettgehen langfristig vor Depressionen schützt. Die untersuchenden Forscher lieferten auch gleich einen Grund, früher ins Bett zu gehen: Depression.

[17.12.2010] News zum Jaulen
Weil im US-Bundesstaat Oklahoma das Hinrichtungsgift für Menschen zur Neige geht (wohl wegen Weihnachten), ist gestern erstmals ein verurteilter Mörder mit dem Tier-Narkosemittel Pentobarbital exekutiert worden. Für die Angehörigen des Todeskandidaten gab es dann doch noch eine freudige Überraschung, als der ausführende Henker ihnen anbot: "Für nur 100 $ extra stopf' ich ihn aus und Sie können ihn mit nach Hause nehmen."

[1.3.2011] Trendbehinderung Stottern
Nach dem vierfachen Oscarerfolg des Historienfilms "The King's Speech" ist es buchstäblich in aller Munde: Stottern. Warum stottert man, wo kann ich Stottern lernen und wie stottere ich die Gebühren für den Logopäden ab? Dies sind die Fragen, die sich viele Menschen zur Zeit stellen. TITANIC hat exklusiv mit einem Betroffenen gesprochen. Das Interview lesen Sie hier in voraussichtlich zwei Wochen; derzeit warten wir noch auf das Ende der ersten Antwort.

Donnerstag, 1. August 2013

Sekt oder Selters (oder Tee)

Im strengen Lichte der Objektivität besehen, ist Sekt eine reichlich überflüssige Flüssigkeit. Niemand sagt "Ahhh, zu diesem Essen passt ein guter Sekt" oder "Sekt ist doch die beste Erfrischung bei dieser Hitze!"

Sekt trinkt man weder zum Durstlöschen noch aus Geschmacksgründen, sondern nur zu irgendwelchen "Anlässen". Eine gesellschaftliche Konvention, die schwer nachzuvollziehen ist. Kann man ein besonderes Ereignis nur würdigen, indem man mit hochpreisigen Getränken anstößt? Warum dann ausgerechnet mit Sekt? Man könnte ja zum Beispiel auch mit einem edlen Jahrgangswein das Glas erheben. Was macht Champagner überhaupt so teuer? Ich würde nicht mal einen Euro für den Dreck bezahlen. Macht seine Farbe den Sekt zu etwas Besonderem, oder ist es das Prickeln?

Das Gegenteil von Sekt ist Tee. Klassische Situation: Eine Frau sitzt mit angewinkelten Beinen und in einen Plaid gewickelt auf der Couch ihrer besten Freundin und trinkt einen dampfenden Pott Kamillentee. "Heute ist es passiert", schluchzt sie, "Karin hat mit mir Schluss gemacht." (Ja, die Frau in diesem Beispiel ist lesbisch – habt ihr ein Problem damit???) Oder: "Heute war der schlimmste Tag der Woche. Ich habe aus Versehen mein Frettchen Karl mit in den Wäschetrockner gesteckt. Er ist TOT!" – "Warte, ich brühe dir erstmal eine schöne Tasse Tee auf. Du armes Ding, erst die Sache mit Karin und jetzt Karl ..." (Ja, das ist dieselbe Frau wie im ersten Beispiel. Hat jemand ein Problem damit?)

In einem Paralleluniversum sind die sozialen Funktionen von Tee und Sekt umgekehrt. Sobald man Grund zum Feiern hat, köpft man nicht die Rotkäppchen-Flasche, sondern setzt eine Kanne Tee auf. "Schnüff, mein Vermieter will mich rausschmeißen, weil ich Frettchen in meiner Wohnung halte." – "Okay, ganz ruhig, Liebes! Darauf trinken wir gleich ein Gläschen Söhnlein Brillant." Auf Galas, Empfängen und Matinées hingegen baut man riesige Pyramiden aus Teetässchen auf, von denen sich die Gäste nach dem Erscheinen bedienen. Schön ist es auch anzusehen, wenn Formel-1-Gewinner von rotwangigen britischen Landladys mit Earl Grey beträufelt werden. Und neugebaute Schiffe lässt man erst vom Stapel laufen, nachdem man einen vollen Teekessel gegen den Rumpf geknallt hat.