Montag, 23. September 2013

Worst Movie Ever ... vor sieben Jahren

Wann ist ein Film schlecht? Darüber kann man ausgiebig diskutieren. Aber nicht hier und jetzt. Ich möchte nur kurz einen der miesesten Filme vorstellen, die ich je sah – einen deutschen Film, den zu Recht keiner kennt und über den ich später las, dass er in seinem Erscheinungsjahr gerade einmal 2.535,50 Euro eingespielt hat (bei 323.911 € Filmförderung). Ein verdienter Flop also.

Was kaum jemand weiß: Im Jahr 2006 war ich freier Redakteur für eine Kinosendung bei Dresden Fernsehen.* Das wöchentliche TV-Magazin wurde von dem idiotischen Regionalsender nach kaum einem Jahr aus dem Programm genommen, aber ich war von Anfang bis Ende dabei und kenne daher fast jeden Film, der 2006 in die deutschen Kinos kam. Der misslungenste hieß Hitlerkantate.

Der Film spielt in der NS-Zeit. Ein zurückgezogener und systemkritischer Musikprofessor namens Broch soll eine "Hitlerkantate" komponieren. Unter der Bedingung, in seinem finnischen Ferienhaus arbeiten zu dürfen, nimmt er das Angebot an, kriegt allerdings eine verblendete Nazi-Göre namens Ursula als Assistentin zugeteilt. Es kommt zu allerhand Zwischenmenscheleien. "Weltfremde Konversationen" und "verhaltensgestörte Charaktere", die den Zuschauer "nur noch ungläubig den Kopf schütteln lassen", beherrschen laut meiner Kritik das Machwerk. Und im CINEMA-Archiv heißt es "Seltsam gestelzte Dialoge durchziehen die Zusammenarbeit des heimlichen Regimegegners und seiner dümmlichen Assistentin, der pathetische Soundtrack ist schwer erträglich und der Schnitt, nun ja, eigenwillig." Dennoch gab es dafür den Querdaumen.

Zwei Szenen haben sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt: 1.) Die zwei Prota- oder vielmehr Antagonisten sitzen am Frühstückstisch und labern. Nach einer peinlichen Gesprächspause glotzt der Komponist (gespielt von Hilmar Thate; u.a. Grimmepreis, Bayerischer Filmpreis) ins Leere und sagt unvermittelt: "Ich muss mich rasieren!" 2.) Natürlich haben die beiden irgendwann Sex. Dabei ruft Broch: "Soll ich dir den Hitler aus dem Leib vögeln?", und Ursula antwortet: "Das kannst du gar nicht mehr. Der ist ganz tief in mir drin!" Das ist so doof, dass man fast schon lachen muss. Zum richtigen Kult-Trash fehlt es dem Streifen aber trotzdem.

Hitlerkantate war dann auch für mindestens drei beteiligte Personen ein Career killer. Das tut einem fast schon wieder leid. Ich jedenfalls verbinde seitdem mit dem Namen Hitler nur Negatives.

* Wer mein Alter nicht kennt, hält mich jetzt vermutlich für ziemlich alt, dabei war ich damals einfach nur ziemlich jung; ich war hauptberuflich Student.


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