Donnerstag, 31. Oktober 2013

Herbstgedicht

Papa holt den Schlitten raus
Oma strickt 'ne Mütze
Opa spielt den Nikolaus
Kind fällt in die Pfütze.

Onkel baut das Bierzelt auf
Tante steht im Sandsturm
Vetter klimmt den Maibaum rauf
Nichte hat nen Bandwurm.

Oheim putzt den Spargel blank
Mama bäckt ne Brezel 
Ich versteck ein Ei im Schrank
Herbst, du bist ein Rätsel.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

The P Word

Spaßige Idee: in die USA fahren, sich als Einwohner/-in eines abgelegenen englischsprachigen Landstrichs ausgeben und dann das Wort "pedo" als angebliche umgangssprachliche Abkürzung von pedestrian etablieren. "Yes, in South-East Newfoundland everyone calls pedestrians 'pedos'!" Die Amerikaner, stets offen für knackige Slang-Ausdrücke, werden das neue Wort allmählich in ihre Alltagssprache integrieren. Nach einer Weile wird man überall Sätze hören wie: "My car is in the garage. I guess this week I'm a pedo."; "Damn cyclists, got no respect for us pedos!"; "I almost hit a pedo today." Hihi.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Skurrile Sammlungen: Chick-Comics

In den Untiefen meines Schranks stieß ich einst auf einen Haufen seltsamer kleiner Comichefte:


Keine Ahnung, wie die in meinen Besitz gekommen waren, aber ich bewahrte sie wohlweislich auf – vielleicht könnte man daraus irgendwann einen Blogbeitrag machen! Es handelt sich jedenfalls um fundamental-christliche Propaganda-Geschichten aus Amerika. In einem Heft geht es zum Beispiel um das angebliche brutal-dogmatische Aufzwängen der Evolutionslehre im Schulunterricht – in Deutschland eigentlich überhaupt kein Thema.


Wie es der Zufall so will, postete irgendwann 2011, kurz nachdem ich die Heftchen wiederentdeckt hatte, jemand im "Funny Pictures"-Thread auf Something Awful Ausschnitte aus den Originalcomics! Unter anderem diese aus ebenjener Kreationismus-Story:


Ein besonders unterhaltsames Exemplar (das sich leider nicht in meiner Sammlung befindet) befasst sich mit Homosexuellen, die für ihre Sünde mit AIDS gestraft werden. Auszug (besagtem Thread entnommen):


Gott sei Dank (!) können die Betroffenen in dieser Geschichte gerettet werden, zumindest einige von ihnen:


Ja, gegenüber "Andersartigen" sind die Erzeugnisse der Chick Publications – so heißt der Vertreiber dieser auch im Internet präsenten "cartoon gospel tracts" – stets sensibel:


Ich besitze zwölf Comics, insgesamt gibt es über 100 in mehr als 100 Sprachen, wobei auch jeweils kulturelle Unterschiede berücksichtig werden! Vgl.:

(Waray-Waray, Indonesien)

(Xhosa, Südafrika)

Das ist alles wahnsinnig herrlich und herrlich wahnsinnig. Wer hat auch solche Hefte? Wollen wir tauschen und anschließend diskutieren? Helft alle mit, die Gehirne unserer Kinder zu waschen!

Samstag, 26. Oktober 2013

4x Fotografiertes (Resterampe)

Schöner Seitenaufbau neulich bei bild.de!

Ein Volontariat im Emsland Moormuseum, das wär' schon was! Nur müssen es gleich drei Jahre sein? Ich hätte die Sorge, dort zu versumpfen.

Man sollte immer ein paar frische Snacks für eventuelle Gäste bereithalten.

Aus der Reihe "Kühlschränke, deren Inhalt man nicht kennen will"


Donnerstag, 24. Oktober 2013

Spritziger Spam

Einen Blogbeitrag vom August dieses Jahres kommentierte ein Spambot wie folgt:

Diese können doch nicht sehr bestreiten, daß jeder angesichts der zahlreich aufgetretenen Grippefälle in Deutschland die Sch - Hugo Sekt grippe nicht sehr mitsamt die „leichte Schulter" nehmen soll stellen jedoch nicht alles bloß Panikmache ist. An dieser stelle finden sich eine Fülle prickelnder Hugo Sekt -Rezepte für jenes unvergessliches Menü zu dem Rendezvous - ob als aromatische Saucen-Zutat zu Fisch oder Fleisch oder als schäumender Hugo Cocktail Schuss auch in raffinierte Süppchen und Süßspeisen, Hugo Sekt verleiht fast allen fantasievollen Küchen-Kreationen das gewisse Etwas. Bei ganz besonderen Anlässen geht es einfach nicht ohne Hugo Sekt.

Es folgte ein Verweis auf eine angebliche "Sekt mit Erdbeeren"-Seite. Beinahe hätte ich den Kommentar veröffentlicht. Ist immerhin was anderes als der ewige Sex-Drogen-Glücksspiel-Quatsch.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Das gute Zitat

"Philarète Charles ordnet als Literaturhistoriker die Schriftsteller nicht nach Äußerlichkeiten (Nationalitäten), Zeitalter, Gattung der Werke (Epos, Drama, Lyrik), sondern nach dem inneren geistigen Prinzip, nach Wahlverwandtschaft. So will Paracelsus die Blumen nach dem Geruch klassifizieren – wie viel sinnreicher, als Linné nach Staubfäden! Wäre es gar so sonderbar, wenn man auch die Literaten nach ihrem Geruch klassifizierte? Die, welche nach Tabak, die, welche nach Zwiebeln riechen usw."

--- Heinrich Heine: Gedanken und Einfälle, Kapitel III

Freitag, 18. Oktober 2013

Eine Tür, drei Geschichten


(1) Am Ende war es doch später geworden als geplant. Ja, man hatte ursprünglich um Mitternacht aufhören wollen mit der Abschiedsfeierei, schließlich musste Sören am nächsten Morgen um spätestens 11 Uhr im Flieger sitzen, der 11 Uhr 30 Richtung Barcelona aufbrechen sollte. Wie es halt immer so ist, setzte kurz nach Mitternacht die berüchtigte Vier-Bier-Logik ein, die gemeine Partyverlängerungs-Ratio: Du hast doch schon gepackt, außerdem reicht es bei dieser Kurzstrecke, halb elf am Flughafen zu sein, d.h. du fährst kurz vor zehn los, d.h. du stehst kurz nach neun auf, d.h. du kannst satte sieben Stunden schlafen, wenn wir noch bis zwei Uhr feiern, das ist doch völlig ausreichend, außerdem werden deine Mitbewohner ja jetzt auch nicht still und leise in ihren Zimmern verschwinden, und wer weiß, wann wir das nächste Mal alle so gesellig beieinandersitzen. Und so hatten sie ihn überzeugt, diese Schweine, die er so liebte, und aus zwei Uhr wurde drei Uhr und vier Uhr. "Wann wird es eigentlich hell?", fragte Sören in die Runde. Adam und Sophia, die letzten, die noch geblieben waren, zuckten mit den Schultern. Warten wir's einfach ab, beschloss man. "Lass uns doch noch mal was richtig Episches machen, bevor du zwölf Monate unter der spanischen Sonne schuftest", schlug Adam aus heiterem Himmel vor, indem er sich den dritten Wodka Red Bull mixte. Fünf Stunden später – Sören bat die Stewardess um noch ein Wasser – versuchte er zu rekapitulieren, was beim Sonnenaufgang geschehen war. Sein Brummschädel war zu keinerlei Erinnerungsleistungen mehr zu gebrauchen. Fest stand nur, dass die drei Freunde es irgendwie geschafft hatten, die Wohnzimmertür der WG aus den Angeln zu heben und unter schmerzhaften Lachanfällen ("Das ist sooo geil!") in den nahegelegenen Park zu transportieren. Ja, von der "Tür-Aktion" würden sie noch Jahre später erzählen.  

(2) Frankfurt/M. (dpa) Die am Dienstagabend als vermisst gemeldete Speisekammertür einer Frankfurter Bankiersfamilie ist wohlbehalten in einer städtischen Parkanlage aufgefunden worden. Es gehe ihr den Umständen entsprechend gut, erklärte der Hauseigentümer in einer ersten Stellungnahme. "Natürlich stehen noch ein paar Routineuntersuchungen aus, aber äußerlich scheint die Tür unversehrt zu sein." Die Polizei war zunächst von einer Ent-Türung ausgegangen, eine Lösegeldforderung blieb jedoch aus. "Das waren die schmerzhaftesten Stunden unseres Lebens", gab die aufgewühlte und sichtlich gelöste Ehefrau zu Protokoll, "diese Ungewissheit, was wollen die Kerle, warum ausgerechnet unsere Tür? Wir sind jedenfalls froh, dass die Täter es sich anders überlegt haben." Zeugenaussagen von Nachbarn zufolge hatten sich am Vorabend der Entführung zwei verdächtig aussehende Männer vor dem Anwesen der Familie aufgehalten. Ob ein Zusammenhang mit einem früheren Fall von Türnapping in Hessen besteht, ist im Moment noch unklar. Im März des Jahres waren aus einem Kronberger Einfamilienhaus die Keller- und die Badezimmertür entwendet worden; von ihnen fehlt bis heute jede Spur.

(3) "Kunst im öffentlichen Raum hat mich schon immer fasziniert", sagt Zuzanne Mäckle heute. "Die unbedingte Loslösung vom Ausstellungszusammenhang ist von daher eine Grundvoraussetzung für meine Arbeiten!" So steht denn auch der aktuelle Werkzyklus, >>draußen. nicht wohnen.<<, ganz im Zeichen der unmittelbaren Erfahrbarkeit. "Wenn ein gewöhnlicher Passant plötzlich zum Museumsbesucher wird, ohne es zu wissen, ist das für mich spannender als jede Vernissage und erfüllender als Preise oder Geld", gesteht die 39jährige Detmolderin, die 2005 an der Hochschule für Bildende Künste Bratislava ihre Abschlussarbeit "IKEA, c'est les autres" einreichte. Dafür hatte sie auf einhundert Privatgrundstücken in der slovakischen Hauptstadt Birkeland-Kleiderschränke und Billy-Regale installiert. Seit 2011 tobt sich Mäckle hauptsächlich in deutschen Großstädten aus – und hat ihre Objektpalette um Waschbecken, Fenster, Heizkörper, Esstische und eben Türen erweitert. "Wo hört das Private auf, wo ist Öffentlichkeit wohn-bar?" sind zwei zentrale Fragen der Kunstschaffenden. Nachteile ihres unkonventionellen Vorgehens? "Letzte Woche zum Beispiel", erinnert sich Mäckle, "da wurde eine Kleidertruhe, die ich auf einem Supermarkthinterhof abgestellt hatte, aufs Übelste besudelt, ob von einem Menschen oder einem Hund, kann ich nicht sagen. Und auf die Tür im Park hat gestern Nacht jemand 'Pimmel' geschrieben. Aber gerade das ist für mich Teil des Reizes, diese Interaktion!" Dass sich darüber hinaus Bußgeldbescheide über tausende Euro wegen "Belästigung der Allgemeinheit" in ihrem Büro stapeln, nimmt die Künstlerin in Kauf.
Zuzanne Mäckle: "Abandon All Hope", 2011, Vollspan-Innentür, Stadtpark. Frankfurt am Main.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Irrwege der Verpackungsindustrie


Ausnahmsweise stelle ich das Bild, um das es erst später gehen soll, an den Anfang dieses Blogeintrags. Denn wenn ich es an das Ende hänge, werden die Lesenden immer wieder ebendort hinschielen und sich nicht mehr auf den Text konzentrieren. Also: Gleich erkläre ich, was es damit auf sich hat, aber zuerst muss ich ausholen.

In der DDR war die Standardverpackung für Milch eine wabbelige Plastiktüte. Davon schnitt man eine Ecke ab, worauf sich die Milch aus dem schlauchartigen Teil ungestüm ergoss; das spielt übrigens eine Rolle in der ersten Story der Kurzgeschichtensammlung Lexikon der Angst von Annette Pehnt (Lesetipp!). Wie sollte man nun so eine "angeschnittene" Milchtüte aufbewahren? Ganz einfach, dafür gab es oben abgeschrägte und offene, zylinderförmige Spezialbehältnisse! (Man hätte die Milch natürlich auch in eine Flasche umschütten können.) Irgendwann wurde es den Menschen zu bunt, sie gingen auf die Straße und riefen: "Wir wollen Tetrapaks!" Der Rest ist Geschichte – teilweise! Denn Tütenmilch wurde auch noch nach dem Ende der DDR jahrelang weiterverkauft, zumindest in ausgewählten Märkten. Ein Klassenkamerad von mir transportierte bis zur 10. Klasse sein Pausenbrot in (immer wieder neuen) leeren Milchtüten, wofür er entsprechend gehänselt – heute würde man "gemobbt" sagen – wurde.

Jedenfalls der reine Wahnsinn, Milch in Tüten. Dass man Fleur de Sel oder andere (scheinbar!) "bessere" Salze im Glas ausliefert: geschenkt. Dass man aber das, was man naheliegenderweise in Gläser tut, gelegentlich eben nicht in Gläser tut, ist ein Unding. Und damit komme ich zu obigem Bild. Die "Bittere Orangen Marmelade" von Schwartau kommt nämlich nicht im Glas daher, sondern in der Dose! Einer Blechdose, die nicht von einem Deckel verschlossen wird, sondern von – ha! – "leicht abziehbarer Folie". Eine Hygienekatastrophe hoch 10. Was kommt als nächstes? Marmelade im Schuh? Aprikosen in den Hosen? Senf in Flaschen? Zahnpasta in Büchsen? Warum nicht, immerhin gibt es bereits "Rügenwalder Mühlen Frikadellen" im Becher. 

PS: Wenn man sich umhört, wird man nur sehr wenige Menschen finden, die bitterer Orangenmarmelade mit Stückchen drin etwas abgewinnen können. Ich mag das Zeug, sue me!

Sonntag, 13. Oktober 2013

"Sollen sie doch am Kuchen ersticken!" – Eine Hetzschrift wider das vermaledeite Adelspack

Adel, wie, was? Das gibt's doch bei uns gar nicht mehr! werden manche jetzt denken. Eben! Und doch wird immer noch so getan, als wäre der Adelsstand nie abgeschafft worden, als hätten hochtrabende "Titel" eine über den Namensbestandteil hinausgehende Bedeutung. Zwar durften Herrschaftstitel, die vor dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung 1919 erworben wurden, behalten werden; Personen, die diese Regelung betrifft, dürfte es heute nur noch in verschwindend geringer Zahl geben. Doch selbst Nachgeborene schmücken und schmückten sich – siehe meine FAZ-Todesanzeigensammlung – mit den schiIlerndsten Titeln und Prädikaten. In Österreich war man in dieser Beziehung strenger, da wurden selbst die "von"s getilgt; der 2011 gestorbene Kaisersohn hieß dort ganz bescheiden Otto Habsburg. (Dafür hat sich in Österreich quasi als Ersatz eine akademische Titelgeilheit breitgemacht. Sich den "Mag." in den Ausweis eintragen zu lassen ist dort etwas Selbstverständliches.) 
Freilich ist es möglich, auch hierzulande seine standesgemäßen Namensteile einfach unter den Tisch fallen zu lassen (vgl. z.B. die auch sonst sehr okaye Jutta Ditfurth, geb. von Dithfurth). Die Namen sind ja auch gar nicht das Beanstandenswerte. Das Schlimme ist, dass sich "Adelige" nach wie vor privilegiert vorkommen. Sie meinen, weil sie qua Geburt über gewisse Geldmengen und Liegenschaften verfügen und über zehn Ecken mit europäischen Monarchen verwandt sind, hätten sie irgendwelche Sonderrechte oder gar -pflichten, wie etwa das Veranstalten von "Charity-Events", i.e. pompöse Fressgelage, wo veruntreubare "Spenden" gesammelt und Glamour simulierende Partyfotos für die Gala geschossen werden. Die tatsächlich existierende "Vereinigung der Deutschen Adelsverbände" hat übrigens nicht weniger als 25.000 Mitglieder. 
Blaublütler mit allzu viel Tagesfreizeit sehen sich sogar dazu berufen, höhere Aufgaben zu übernehmen, und dann wird's richtig widerlich. FDP-Urgestein Otto Graf Lambsdorff: wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Der einstige Hoffnungsträger der Union Karl-Theodor zu Guttenberg: ein ausgemachter Schmierlappen, Kriegstreiber und Betrüger. In Regensburg, erfuhr ich aus erster Hand, läuft praktisch gar nix ohne die irre Gloria von Thurn und Taxis; sogar ein "fürstliches Forstamt" regelt dort völlig unabhängig vom deutschen Amtsapparat sämtliche Wild- und Wald-Angelegenheiten. Im Freistaat Sachsen hat die anämische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer gerade das Okay für die Streichung von 57 Studiengängen gegeben.
Es lassen sich nicht einmal nennenswerte historische Verdienste des deutschen Adels verzeichnen. Die eigentlichen Regiertätigkeiten haben stets Berater, Minister und Sekretäre übernommen. Zeitgenössische Dramen und Operetten geben einen guten Einblick ins höfische Leben: Den ganzen Tag waren die royalen Nichtsnutze damit beschäftigt, in zentnerschweren Kitschklamotten wie blödsinnig herumzutänzeln, Bändchen zu schwingen und "Hoppsasa!" zu jauchzen. Dazwischen wurde geschmaust, gesoffen, geblutschändet und auf den Fußboden geschissen.
Deutscher Plebs, ich ruf dir zu: Lasst uns endlich "unser" 1789 nachholen, diesmal richtig! Und wenn der letzte Regenbogenpressen-Star enteignet, geteert und gefedert ist, sind jene dran, die noch verkommener und würdeloser sind als die Adeligen selbst: die Adelsexperten.

Freitag, 11. Oktober 2013

Albernes zum Wochenschluss

Kleine Kulturgeschichte des Brummkreisels

Der Brummkreisel ist überraschenderweise eine zentraleuropäische Schöpfung und findet erstmals im Hildebrandslied, einem deutschen Heldenepos aus dem 9. Jahrhundert, als brumon-krîzel Erwähnung. Über die Jahre hinweg entwickelte sich dieses reizende Kinderspielzeug zu einer Wertanlage, die in keinem besseren Haushalt fehlen durfte. Im späten Mittelalter trat der Brummkreisel seinen Siegeszug in Kaukasien, der südlichen Ägäis und dem Hochland von Tibet an. Nicht nur die Kleinsten mochten inzwischen damit spielen, nein, sogar gepuderte Hofdamen ließen die handbemalten Blechteile um die plissierten Röcke kreiseln. Und es durfte sich nicht Ritter nennen, wer nicht mindestens einen Brummkreisel bei einer Schlacht mit sich führte. Auch in vielen Herrscherdynastien der Alten Welt gehört ein Brummkreisel seit jeher neben Zepter und Reichsapfel zum symbolischen Zubehör des Oberhauptes. Otto der IV. von Braunschweig, heißt es, besaß eine Sammlung von immerhin 400 Exemplaren. Die im Jahre 1198 verfassten "Brummkreisel-Statuten" ermächtigten die Hälfte davon zu offiziellen Beratern des mittlerweile vor Demenz und Syphilis siechenden Kaisers. Auch die Französin Katharina von Medici war vernarrt in die drehenden Geräte, wenngleich ihre Passion vornehmlich in der durch eine delikate Zweckentfremdung gewonnenen Lustverschaffung begründet lag. 
Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: dem Aufbau des Brummkreisels. Oben beginnend, besteht er aus einem Knöffel und der Latze. Ganz unten, also das, worauf der Kreisel steht, das ist die Zeixel oder auch der Flimmfuß. Durch das gleichmäßige und schnelle Pumpen des Knöffels lädt sich der Hohlkörper mit Druckluft auf. Wir nennen diesen Vorgang Walken, einige Vertreter der alten Mannheimer Kreiselschule sagen noch Druggen dazu. Den so entstandenen Pumpdruck bezeichnet man als Trempelscherfe. Diese wird mit dem Loslassen des Knöffels durch einen winzigen Kanal im Innern, der Wuhse, eingesaugt und in Kreiselkraft, in Quätsche, umgewandelt. Und voilà!, der Brummkreisel dreht sich, er rotiert, er kreiselt. Seit Anbruch des High-Tech-Zeitalters gibt es Versuche, den Brummkreisel mittels Fiberglas-Technologie zu einem Kommunikationsgerät zu entwickeln. Auch im militärischen Bereich wurde er – leider – zum Objekt der Wissenschaft. Im Vietnamkrieg beispielsweise fand er als Boobie Trap Verwendung.

(geschrieben 2003)

Dienstag, 8. Oktober 2013

Empfehl, empfehl!

Entzückt stelle ich fest, dass neben den auf Webseiten mit Social-Media-Teilfunktion eingebetteten Facebook-Buttons nicht mehr "Empfehle dies deinen Freunden" steht, sondern – mit korrektem Imperativ – "Empfiehl dies deinen Freunden"! Schon in der Schule hat es mich (und diverse Klassenkameraden) fuchsig gemacht, wenn unsere Biologielehrerin Sätze wie "Gebe drei Beispiele an!" schrieb.

Interessant ist, dass der Online-DUDEN über den deutschen Imperativ der 2. Person Singular schreibt, dieser sei mit der 1. Person Singular Präsens identisch (+/- e). Bei Wikipedia hingegen heißt es korrekt: "Im Singular wird der Imperativ im Deutschen gebildet, indem man die Verbform der 2. Person Singular benutzt, aber neben dem Personalpronomen auch die Endung -st weglässt." 

Mit der ersten Person Singular des Präsens bildet man einen ganz anderen Modus: den sog. Inflektiv, der seine Ursprünge in der Comicsprache hat. Stöhn!, staun!, sterb! usw. sind Inflektive. Nun kommt eine geniale Frage: Wie lautet der Inflektiv von Verben, deren Stamm auf Konsonant + -m/n endet? Beim Imperativ bekommen diese Verben, so schreibt es der DUDEN vor, das -e obligatorisch angehängt (Atme!). Aber was sagt Donald Duck, wenn er atmet oder rechnet? *Atm!, *Rechn! ??? Erika Fuchs können wir leider nicht mehr dazu befragen.

Zuvor in diesem Blog: Grammatische Fehlgriffe auf Facebook?

Sonntag, 6. Oktober 2013

Humorperlen aus dem Abreißkalender (7)


"So, so, schmeckt nicht gibt's also nicht!"
Der Arm! Der Koch!

Samstag, 5. Oktober 2013

Abwechslung im Badezimmer!

Als Angehöriger von Deutschland oder einer ähnlichen von freier Marktwirtschaft geprägten Nation kann man sein gesamtes Leben durchschreiten, ohne jemals zwei unterschiedliche Shampoo- oder Duschgelsorten benutzen zu müssen. Es gibt so viel Bewegung in der Kosmetikbranche, dass man bei jedem Drogeriebesuch mindestens eine Flasche mit dem Label "NEU" entdeckt.

Ich erfreue mich an diesem Mut zur Variation und kaufe jedes Mal ein Shampoo oder ein Duschgel, das ich noch nicht kenne. Neu in meinem Haushalt:


Frangipani! Das kannte ich noch gar nicht! "Frangipani [frandʒiˈpaːni] (Plumeria), auch Frangipandi, Wachsblume, Flor de Cebo oder Tempelbaum genannt, ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hundsgiftgewächse [...]. Die Westindische Frangipani ist die Nationalblume Nicaraguas" (Wikipedia). Öl hingegen ist längst Standard.


Dieses Fructis-Haarpflegemittel enthält nicht weniger als drei Ölarten, obendrein "schwerelose"! Auch hier habe ich wieder etwas dazugelernt: Shea-Öl ist das Öl vom Karitébaum a.k.a. Sheanussbaum a.k.a. Schibutterbaum a.k.a. Afrikanischer Butterbaum.


Hier wird's dann schon reichlich albern. Die Bierhefe soll vermutlich Männer ansprechen und einen Gegenpunkt zu den oft als weiblich vermarkteten und wahrgenommenen Rosétönen schaffen. Tja, bei mir hat's gewirkt, auch wenn ich vorher nicht unbedingt mit "Granatapfel" geantwortet hätte, wenn mich ein Marktforschungsinstitut gefragt hätte, wie ich wünschte, dass mein Haar rieche.

Man möchte die Vielfalt der Inhaltsstoffe gerne weiterspinnen (sog. "Verlängerungswitz"), allein: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Erhältlich sind u.a.: Kindershampoo mit Drachenfrucht und Zaubernuss; Hypoallergen-Shampoo mit reiner Baumwolle; Duschgel mit Himalaya-Salzen; "Pflegedusche mit dem Duft der Wasserlilie". Lediglich das Kultkraut Bärlauch scheint es noch nicht auf die Zutatenliste geschafft zu haben. Vor vielen Jahren brachten meine Eltern ein Teer-Shampoo nach Hause. Es roch unangenehm und verschwand nach einer kurzen Phase des Hypes landesweit aus den Regalen, als man hier und da Krebswarnungen vernahm. Apropos unangenehmer Geruch:


Abzuraten ist von Flaschen, auf denen gar keine "besonderen" Ingredienzen vermerkt sind. Das "men's care"-Zeug stank jedenfalls wie eine Mischung aus alter Tropfsteinhöhle und Kernseife, mit einer starken, eindeutigen Kurkuma-Note.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Dreimal mehr: First World Problems


Warum zweimal deutsch und einmal englisch? Darum!

Dienstag, 1. Oktober 2013

Betr.: Balken, grüner Daumen, S/M

Den Akku meines neuen Samsung Galaxy habe ich in dem einen Monat, in dem ich es besitze, bereits öfter komplett leerlaufen lassen als den meines letzten Telefons in zwoeinhalb Jahren. Der Grund dafür: Der Ladebalken des Samsung-Handys ist immer grün. Nicht einmal beim letzten Prozent denkt der Balken daran, wenigstens gelb zu werden – von rot ganz zu schweigen. Tut mir leid, das kann ich nicht ernst nehmen. Wenn du aufgeladen werden möchtest, signalisiere mir das bitte auf andere Weise als durch die international anerkannte Symbolfarbe für "alles i.O."!

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Speaking of grün: Ist hier noch irgendwas zu retten?


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Schade, dass sich der Marquis de Sade (1740-1814) und Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) nie begegnet sind. Was für eine schöne Begrüßung wäre da möglich gewesen!
- Sacher-Masoch: "Es ist mir sehr unangenehm, Sie zu kennenzulernen!" 
- de Sade: "Das freut mich!" 
- Sacher-Masoch: "Und mich erst!"