(Spiegel online, 12.11.2013)
Gast: Guten Tag, einen Tisch für zwei Personen, bitte.
G: Was? Aber die Hälfte der Plätze hier draußen ist doch noch unbesetzt.
O: Non, non! Die sind alle reservés! Tut mir leid. Wieso eigentlisch deux Plätze? Sie sind doch allein.
G: Meine Frau ist noch in der Zoohandlung. Ich sehe übrigens keine "Reserviert"-Schilder!
O: Die sind alle weggefloge' von die Winde! Aber isch 'abe gemerkt, welsche reserviert: nämlisch alle!
G: Tja, da kann man wohl nichts machen. Ich gehe dann mal zu meiner Frau. Ach, sie verlässt gerade die Zoohandlung!
O: Un moment, Monsieur! Möglischerweise isch 'abe doch noch eine Tisch frei. Rufen Sie Ihr' Frau, s'il-vous-plaît!
G: Fabelhaft! Na schön, ich hole sie. [winkt] Binchen, komm! ... Ähm, was machen Sie denn da mit dem Opernglas?
O: Ehhh, isch gucke nach ... die Taube. Tauben. Sie wissen, die Vögel?
Frau [erscheint]: Guten Tag.
O: Mais oui, es ist mir etwas peinlisch, aber mir fällt gerade ein, unser Restaurant ist leider doch voll. Komplett ausgebucht.
G: Wie bitte? Gerade sagten Sie noch ...
O: Isch bin untröstlich, aber alle Tische belegt. Außerdem wir schließen gleisch.
G: Um 14 Uhr?
F: Das ist ja eine Unverschämtheit! Ich verlange sofort einen Tisch für zwei Personen.
O: Bitte nicht schreien, Mademoiselle! Die andere Gäst' gucken schon. Achtung, da kommt eine Sandsturm! Bitte 'alten diese Servietten vor die Gesischt!
F, G [entgeistert]: Wie? Was?
O: Maintenant, kommen Sie mit 'inter diese Säule.
G [unwirsch]: Was ist denn nun los, Mann? Haben Sie einen Tisch für zwei Personen oder nicht?
O [hadernd]: Also gut. Folgen Sie mir bitte unauffällig nach unten; in die 'eizungskeller sind noch zwei Stühle ...
Beobachter 1: Ja ja, Faschismus hat viele Gesichter ...
Beobachter 2: Aber wenigstens kein hässliches!
Beobachter 3: Total unrealistische Szene! Kein Franzose im Dienstleistungssektor würde so gut deutsch sprechen.
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