Neue "porns" beziehen sich heute nicht ausschließlich auf Bewegtbilder. "Food porn", also hochauflösende, exzessiv-instagegrammte Close-up-Fotos, hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Das Umsichgreifen dieser neuen Pornographien liegt vermutlich begründet zum einen in der Verbreitung/Verfügbarkeit der technischen Mittel, zum anderen darin, dass heutzutage alles zum Fetisch erhoben werden kann. Kurzum: Dem Kapitalismus haben wir es zu verdanken, dass es wahrscheinlich bald bzw. bereits folgende Arten von "~ porn" gibt.
- Uhrenpornographie. Machen Wochenmagazine ja schon ewig! Diese quälend langen, kaum erkennbar als Werbung gekennzeichneten Uhrenstrecken im Zeit-Magazin zum Beispiel. Dahinter stecken kommerzielle Interessen; ich könnte mir aber vorstellen, dass ein Blog mit Fotos teurer Armbanduhren seine Fans finden würde.
- Architecture porn. Bauwerke, exploitativ in Szene gesetzt. Außenaufnahmen, Innenaufnahmen. Detailaufnahmen von Fensterrahmen, Schweißnähten, Ziegelsteinen. Geil!
- Font porn. Der Schönheit von Schriften kann auch ich etwas abgewinnen. Riesenhaft vergrößerte Darstellungen von Buchstaben? Ich säh's mir an! (Sidenote: Das Buch "Just my Type" von Simon Garfield sei hiermit empfohlen. Darin geht es u.a. um die Geschichte der Comic-Sans-Verachtung und die eigentlich harmlosen Hintergründe der Entstehung dieser Schriftart. Auch erfährt man, dass der berühmte Typograph Eric Gill praktizierender Advokat nicht gesellschaftsfähiger Paraphilien war; daran sollte man denken, wenn man das nächste Mal seiner Mutter einen Brief in Perpetua schreibt.)
- Tech porn. So möchte ich Dokumentationen über die Herstellung technischer Geräte bezeichnen. Nahaufnahmen von Platinen, filigranes Werkeln im Halbleiter-Labor (das alte Reinraum-Spiel), Fließbandarbeit im Akkord, das ganze angereichert mit Tabellen, Zahlen, Fakten, Daten.
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