Es muss irgendwann zwischen 2011 und 2013 gewesen sein, als das Magazin ZEIT Wissen behauptete, der Durchschnittseuropäer kaufe jedes Jahr 500 Plastiktüten. Diese Zahl hielt ich für viel zu hoch angesetzt.
Gestern war in einem Artikel auf Welt online eine neue, weitaus realistischere Angabe zu erfahren:
198 Tüten also. Immer noch viel, aber glaubwürdig. Woher kam dann die Zahl 500?
Okay, die Portugiesen sind es angeblich, die "mehr als 500 Tüten" verbrauchen. Allerdings ist die Rede von "Tüten insgesamt". Wie viele davon sind Einwegtüten? Denn nur auf diese Zahl kommt es ja an, denn sie beeinflusst letztlich die mit 198 angegebene Durchschnittszahl für Europa. Möglicherweise bezieht sich diese Zahl aber gar nicht auf die Einwegtüten. Auf tagesschau.de heißt es nämlich: "198 Plastiktüten verbrauchte jeder Europäer 2010 nach Angaben der EU pro Jahr im Durchschnitt." (Fettung von mir) Das würde heißen, die Welt irrt. Oder spielt der Unterschied zwischen Plastik- und Einwegtüten keine Rolle? Warum wird dann im Beispiel Irland darauf hingewiesen?
Das Bundesumweltamt schreibt in einer Broschüre von 2013 zu diesem Komplex: "Mit dem Begriff „Plastiktüten“ sind hier alle Einwegkunststofftüten gemeint, die im Einzelhandel als Serviceverpackungen abgegeben werden, unabhängig davon, ob die Abgabe kostenpflichtig (z.B. an der Kasse im Lebensmitteleinzelhandel) oder kostenlos (z.B. für Bekleidung, Elektronik, Obst und Gemüse) erfolgt. Nicht gemeint sind Tüten oder Taschen, die, wie beispielsweise Müllbeutel, als Produkte verkauft werden oder aufgrund Ihrer Machart für den mehrfachen Gebrauch bestimmt sind." Diese Broschüre gibt für Irland übrigens den Wert 18 an; was es mit den mysteriösen zwei Nicht-Einwegtüten auf sich hat, die bei welt.de erwähnt werden, bleibt also ungeklärt. Noch rätselhafter: Den europäischen Höchstverbrauch schreibt das Umweltamt Bulgarien mit 421 Tüten pro Kopf und Jahr zu. Von Portugal und der Zahl 500 ist gar keine Rede! Ich werde die Sache weiter verfolgen müssen ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen