Gestern war der Tag des Tagebuchs. Zu diesem Anlass habe ich meinen ältesten erhaltenen, seinerzeit nur für ein paar Freunde zum Lesen bestimmten Tagebucheintrag aus der digitalen Tiefsee gezogen.
23. Juli 2003
hochsommer: ich wache schweißgebadet auf, liege in einer art anorganischer plazenta, die mit gänsefedern gefüllt ist. ihr materier nennt das wohl bett!? ich schäle mich aus der ummantelung und wanke in die küche, wo ich ein glas milch trinke und einen bis zwei schokoladen-cookies esse. man darf das nicht verwechseln, sonst verschluckt man sich an den trockenen krümeln und beschmutzt sich den oberkörper mit muh-saft. da kommt mir jemand entgegengewankt. er will auch in die küche? guten morgen! das bin ja: ich! es ist schon nach sonnenaufgang - das kann ich nach einem kurzen blick aus dem fenster sagen. ich überlege, ob ich jetzt eiskalt oder kochendheiß duschen soll. ich entscheide mich für erstere variante. unter der dusche seife ich mich mit duschgel ein und taste meine hoden nach verknotungen ab. später trockne ich mich noch trocken und streife ziellos durch meine kemenate. warum grüßen mich die vögel nicht? verschwörung? es ist so still. der mann im radio sagt mir, dass die hussein-söhne tot seien. ich kannte die überhaupt nicht. aber irgendwie bin ich über die botschaft sehr erschüttert. vielleicht koche ich mir einen tee. der tag ist noch jung; seit meinem aufstehen sind gerade mal 60 sekunden vergangen. da könnte ich mich doch eigentlich erneut ins bett le-- aber was ist das??? wo bin ich???
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