(Ungekürzte Fassung eines Textes, der am 31.10.2014 auf der "Wahrheit"-Seite der Taz erschienen ist)
Es tot sich was. Die Niederlande und Flandern diskutieren gerade über die Zulassung einer in Teilen Amerikas bereits praktizierten chemischen Bestattungsform namens Resomation. Wie in Deutschland sind in Holland und Belgien bisher ausschließlich Erd-, Feuer- und Musealbestattung (Lex Hagens) erlaubt. Die Resomation gilt bei ihren Befürwortern als "schnelle, günstige und umweltfreundliche" Alternative, wie diese Woche in der Welt zu lesen war. Dabei wird der tote Körper in einen dampfgarerartigen Hochdruck-Apparat gelegt und mit Kaliumhydroxid und Heißwasser besprüht. "Am Ende bleibt ein weißes Pulver übrig, das die Angehörigen in einer Urne aufbewahren oder als wirksamen Pflanzendünger einsetzen können", erklärt Resomator-Designer John Heskes.
Die Alkalische Hydrolyse, wie das nicht unumstrittene Verfahren auch heißt, ist nicht der letzte Trend in der Leichenbeseitigungsszene. Dass Tote zu Diamanten gepresst oder gefriergetrocknet werden, entwickelt sich in Kanada allmählich zum Standard. Wem das zu unspektakulär ist, der lässt sich in Karbonit einfrieren und lebt als Wandschmuck im Hause seiner Sippe fort. Noch kaum bekannt ist eine weitere, extravagante Konkurrenz zum Begraben oder Einäschern: Die Sprengbestattung soll vor allem zu früh aus dem Leben geschiedene Extremsportler, Moderne Performer oder auch religiöse Fundamentalisten ansprechen. "Viele Menschen haben für ihren letzten Gang nur einen bescheidenen Wunsch: mit einem lauten Knall ins Jenseits gleiten und dabei so viele Unschuldige wie möglich mitnehmen", weiß Kim Kevorkian-Kusch, Inhaberin des Instituts "TNT/RIP" in Montreal. Das explosive Verfahren ist nicht ganz billig. Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen können die Zeremonien nur auf abgelegenen, eigens angemieteten Freiflächen durchgeführt werden; zudem sind für die Teilnehmenden Schutzbrillen, Ohropax und Regencapes bereitzustellen. Auch der Sprengstoff will bezahlt werden - logisch, dass Hinterbliebene von fülligeren Personen entsprechend tiefer in die Tasche greifen müssen.
Auch in anderen Teilen der Welt gibt es morbide Innovationen. Das "Newspaper funeral" des britischen Nicht-nur-Kochs Jamie Oliver ist auf der Insel regelrecht Kult! Der Leichnam wird mit Knoblauch und Olivenöl eingerieben, mit Koriander, Zitronengras und rotem Chili bestreut und in Zeitungspapier eingewickelt. Dreißig Minuten auf leicht glimmender Holzkohle liegen lassen, auswickeln, mit Kaffernlimette beträufeln - lecker! (Serves four mourners.) Aus Südostasien wird eine Bestattungsart für besonders Gutbetuchte vermeldet. In Anlehnung an die Riten der Parsen, die ihre Toten auf den Türmen des Schweigens ablegen, um sie von Geiern vertilgen zu lassen, spielen auch hier Tiere eine Rolle. Die sterblichen Überreste werden durch einen handelsüblichen Gartenhäcksler gejagt, sodann von Exemplaren einer seltenen Schleichkatzenspezies gefressen und schließlich ausgeschieden. Die auf diese Weise veredelten Leichenteile kosten bis zu 1.200 US-$ pro Kilogramm und werden fürderhin an einem speziellen Ort im Haus der zahlungswilligen Familie gelagert (Tupperdose).
Die deutsche Bestattungszunft steht bei diesen Entwicklungen nicht hintan, wartet bloß noch auf Gesetzesanpassungen durch das Verfassungsgericht. "Ich habe ein Patent eingereicht, das gleichzeitig Pietät und Nachhaltigkeit verspricht", verspricht Unternehmer Dr. Leopold Fink. "Diese ganzen alten Wäschemangeln, die noch überall im Land rumstehen und verstauben, will ich nachnutzen, um die sogenannte Plättungsbestattung zu etablieren. Die Idee dafür hatte ich beim Gucken eines Tom-und-Jerry-Cartoons." Und das ist nicht Finks einzige Idee. "Für die lieben Kleinen, die ja leider auch manchmal abnippeln, möchte ich ausrangierte Schrotmühlen verwenden", lacht das Schwein. "Aus den Körnern lassen sich dann die Konturen der Racker nachbilden."
Tod, wo ist dein Stachel?
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