Langen, Symbolbild
Pflichtbewusst hat man zwar wie in jeder deutschen Mittelstadt ein Dutzend Fachwerkhäuser aufgestellt, und auch ein heute als Museum genutztes altes Rathaus soll es geben (was ich nicht gefunden habe), aber dazwischen: 60er-Jahre-Klötze, hässliche Klerikalbauten und Sektentempel in rätselhaft hoher Zahl sowie etliche dichtgemachte Restaurants. Irgendwo sah ich einen Hundesalon und daneben ein Geschäft, über dessen Eingang die zusammengewürfelten Schlagworte "Kids Perücken Girls Boys Beratung" prangten. Ein Laden hieß sage und schreibe "Feines für Mensch und Hund". Was soll das alles?
Eine Art Wahrzeichen scheint diese Kirche zu sein, die gegenüber einem süßen Filmtheater steht. Davor wiederum rottet eine "Brunnenanlage" vor sich hin, die man erst anhand eines Schildes als solche identifizieren muss – in Auftrag gegeben von einem offenkundig nicht sehr aktiven "Verkehrs- und Verschönerungs Verein Langen":
Langen unterhält, wie man einer Tafel auf dem wahnsinnigerweise "Europaplatz" geheißenen Bahnhofsvorplatz entnehmen kann, Städtepartnerschaften mit Romorantin-Lanthenay (Frankreich), Long Eaton (UK), Tarsus (Türkei) und Aranda de Duero (Spanien).
Humor haben sie
Ansonsten zieren das Stadtbild gelegentliche Versuche von Graffiti, meistens aber Bekundungen, welche/r Problemjugendliche eine "geile Nutte" bzw. ein "Hurensohn" ist. Offenbach scheint entweder wohl gelitten oder total verhasst zu sein, das konnte ich nicht genau feststellen. Eine Fußballfangruppierung namens "Langen Hools" gibt es jedenfalls. In Gleisnähe verspricht eine Döner- und Pizzabaracke vollmundig "eine Genussreise für die Sinne". Diverse karnevalistische Events werden via flächendeckender Plakatierung angedroht.
In der Ferne lockte der Wald, doch auf halbem Weg dahin an deprimierenden Gewerbebuden vorbei verlor ich die Lust. Nicht einmal "Ingress" zu spielen lohnte sich, waren doch die (überraschend zahlreichen) Portale allesamt bereits von meiner Fraktion eingenommen und mit höchstmöglichen Resonatoren ausgestattet. Irgendwann wurde es mir zu kalt.
Als Bewohner Langens muss ich mich hier mal zu Wort melden :-)
AntwortenLöschenEs ist zwar jetzt schon lange her, aber die Jahreszeit ist ja praktisch die selbe wie bei deinem Besuch damals. Leider hast Du dir damals genau die falsche Zeit, sowie auch die falsche Seite von Langen ausgesucht. Die westlich vom Bahnhof gelegene ist in den 1950ern als fast reines Wohngebiet entstanden und hat daher auch heute noch einen sehr langweiligen Charme. Die Langener Springbrunnen sind im Winter natürlich immer geleert, damit eventuelle Minustemperaturen dem Material nicht schaden. Aber ja, die Stadt hat so seine Eigenarten, unter anderem dieser Laden, "Feines für Mensch und Hund", ... Der regt mich jeden Tag aufs neue auf. Schon allein die lustlose Gestaltung des Schaufensters!!! ... :-)
Falls du irgendwann wieder mal nach Langen kommst (mittlerweise gibt es hier Leihfahrräder von Byke, sehr praktisch, und auch am Bahnhofsplatz gibt es diverse neue Resaurants), dann fahr etwa 1,5km östlich die Bahnstraße entlang, überquerst geradeaus den Lutherplatz. Dann erst kommst du direkt in den Bereich der langener Altstadt, die sich architektonisch durchaus lohnt, und wo einige ausgezeichnete Restaurants liegen (der Besuch des "Zum Treppchen" ist sehr zu empfehlen, sehr, sehr urig, beste Bratkartoffeln ever!). Dort findest du ganz in der Nähe auch den stumpfen und den spitzen Turm. Ein "Muss" ist auch ein Abstecher in die Wassergasse, die im Frühsommer sogar ihr eigenes Fest hat. Hier gibt es auch den weit und breit besten Fischladen oder die alte Öhlmühle in der Nähe, wo regelmäßig tolle Jazzabende veranstaltet werden. Natürlich findest du hier auch Fachwerkhäuser in Hülle und Fülle.
Vielleicht besuchst du Langen ja nochmal, irgendwann... :-D
Gruß
Uwe