Vor viereinhalb Jahren las ich zum ersten Mal vom Paretoprinzip. Dieses Prinzip, benannt nach dem italienischen Ökonom Vilfredo Pareto, besagt stark vereinfacht, dass bei vielen Ereignissen oder Zuständen 80% der Auswirkungen von nur 20% der Ursachen ausgelöst werden. Berühmte Beispiele sind: "80% aller Supportanfragen im Internet beziehen sich immer wieder auf die gleichen 20% (oder weniger) der Problemstellungen" (Wikipedia); 80% der Arbeit wird in 20% der Arbeitszeit erledigt (das kann jeder bestätigen, der schon einmal eine Hausarbeit für die Uni schreiben musste).
Auch die Tatsache, dass der größte Teil eines Vermögens (in einem Staat etwa) nur einer kleinen Gruppe von Menschen gehört, ist ein Fall von Pareto-Effekt. Die jüngsten OECD-Zahlen für die deutschen Verhältnisse passen nun allerdings nicht in das 80/20-Schema: "Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen demnach 60 Prozent der Nettohaushaltsvermögen." (Rheinische Post, 21.5.2015) Hmmm ... Ist die Verteilung damit ein wenig gerechter geworden oder klafft die Schere noch ärger als in den Vorjahren? Ich versuche es auszurechnen. Gehen wir von 100 Personen und einem Gesamtvermögen von 100 Geldeinheiten (GE) aus. Nach der klassischen Pareto-Verteilung verfügt jedes Mitglied der oberen 20% über 4 GE; jedes Mitglied der restlichen 80% hat lediglich 0,25 GE. Nach den neuesten Zahlen hat jedes Mitglied der oberen 10% ganze 6 GE, während die übrigen 90% nun 0,44 GE p.P. besitzen. Das heißt, die Reichen sind in der Tat noch reicher geworden – die Armen aber auch. Häh? Habe ich richtig gerechnet? Au, mein Gehirn!
(Die zweite Formulierung von Sturgeon's Law kann ebenfalls als Beispiel für das Paretoprinzip betrachtet werden. Sie lautet in etwa: 90% von allem sind Mist. Zunächst nur auf Science Fiction bezogen, sagt Sturgeons Gesetz, dass nur 10% der Kunst, Literatur, Konsumgüter usw. etwas taugen, den Rest könne man vergessen. Mag sein. Was das Sturgeon'sche Gesetz in bezug auf dieses Blog bedeutet, kann ich nur erahnen.)
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