Mittwoch, 11. November 2015

Die Reise nach Afrika (3)

Wir stürzten über einer Lichtung ab, gruben uns aus den Trümmern des Kleinflugzeuges frei und durchforsteten die Umgebung. Nicht weit mussten wir laufen, da wurden wir einer Siedlung ansichtig. Die Siedlungsbewohner krochen nach und nach aus ihren Rundhütten, die aus Waldfruchtmarmelade modelliert waren. Wir verhielten uns ruhig, denn wir wussten nicht, ob sie uns für Wilde hielten. Doch man hieß uns freundlich willkommen. Der Häuptling war von stämmiger Statur und mit Preziosen behangen.

Bemerkenswert war das Verständigungssystem dieses Völkchens. Zum Kommunizieren benutzte man Geschirr! Wollte beispielsweise jemand "Guten Tag" sagen, zerbrach er einen Teller. Wenn eine Versammlung der Ältesten anzukündigen war, wurden drei Tassen und zehn Untertassen auf den Boden geworfen. Und Suppenschüsseln zu demolieren bedeutete: "Wir brauchen neue Suppenschüsseln!" Somit waren die Leute den lieben langen Tag mit dem Anfertigen von Töpferware beschäftigt. Die Männer trugen dabei lediglich Intimtextilien, die Damen waren mit einfacher, aber geschmackvoller Reizwäsche ausgestattet. Nach dem üblichen Geplänkel über Wetter, Befindlichkeit und Benzinpreise taten wir unseren Hunger kund. Laut Wörterbuch mussten wir dazu zwei große Bierkrüge aneinander schlagen. Die Köche servierten uns eine Hausmacherplatte, bestehend aus Palmenblättern, auf Asche erhitztem Bananenmus, Borkenkäfer-Saft, Pinienkernen und einem Soufflé aus Eulenfleisch. Es schmeckte nicht schlecht. Nach dem Essen brauchte nicht abgewaschen zu werden; das angefallene Geschirr nutzte man gleich für beschwingte Konversation. Wir hielten uns 15 Jahre in dem Dorf auf, dessen Name hier leider geheim bleiben muss. Dann reisten wir ab. Vorher zeigten wir dem Häuptling noch den Fadentrickfilm.

In Teil eins dieser Geschichte habe ich von "Scherereien" gesprochen. Ich muss revidieren: Meine Zeit im afrikanischen Busch war gewiss die feinste in meinem Leben. 

ENDE

(Geschrieben im März 2005)

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