Eine meiner aktuellen Kindle-Lektüren ist "Super Mario Bros. 2" von Jon Irwin. Zwar habe ich die sagenhafte Entstehungsgeschichte des zweiten Mario-Spiels für das Nintendo Entertainment System schon mehrfach gehört und gelesen, aber mit der Begeisterung eines Gleichgesinnten und Gleichaltrigen aufbereitet macht das Ganze ungleich mehr Freude. Zudem erfuhr ich in einer kleinen Randbemerkung etwas schier Unglaubliches: Das Arcadespiel "Donkey Kong", in welchem Super Mario – hier noch "Jumpman" geheißen – seinen ersten Auftritt hat, sollte ursprünglich ein Spiel um den Comichelden Popeye werden! Nachdem Robert Altmans 1980er Realverfilmung der Seemannsabenteuer ein ordentlicher Erfolg geworden war, machte sich Nintendo an eine Game-Umsetzung. Das Spiel war schon so gut wie fertig (Prinzip: Popeye muss Olive Oyl aus den Fängen Blutos retten), doch aus irgendwelchen Gründen konnte man sich mit King Features Syndicate, die damals die Print- und TV-Rechte an Popeye hielten, nicht einigen, und so ersetzte Game-Designer Shigeru Miyamoto kurzerhand die Figuren: Aus Olive Oyl wurde Pauline, aus Bluto wurde der Riesenaffe und aus Popeye der später weltberühmte Klempner. (Ein Donkey Kong nicht unähnliches Popeye-Spiel wurde 1982 dann doch noch realisiert.)
Nun stelle man sich mal vor, Miyamoto hätte tatsächlich "Popeye" statt "Donkey Kong" auf den Markt gebracht – mit derselben Mechanik und demselben Leveldesign, nur eben mit anderen, bereits etablierten Figuren. Wäre "Popeye" genauso populär geworden wie das Affenspiel? Hätte es ebenso viele ebenso erfolgreiche weitere Spiele nach sich gezogen? Wäre Popeye heute das Aushängeschild von Nintendo und die bekannteste Videospielfigur des Planeten? Wohl kaum. Es existiert jedenfalls irgendwo im Multiversum eine Parallelwelt, in der es Super Mario nie gegeben hat. Da läuft's mir eiskalt den Rücken herunter ...
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