Als Student nimmt man die verrücktesten Gelegenheiten wahr, um an Geld zu kommen. In den letzten Sommerferien zog ich mir regelmäßig ein Entenkostüm an und verteilte vor einem Schuhladen gratis Schnürsenkel. Ich schwitzte fürchterlich in der Aufmachung, außerdem bezahlte man mich mit Schnürsenkeln! Bald hatte ich die Schnauze voll davon.
Ein Freund besorgte mir dann einen Posten als Auftragskiller. Er selbst war schon lange dabei und mit den Bossen auf Du und Du. Kein Problem also für mich, die Stelle zu bekommen. Nicht mal eine Bewerbung musste ich schreiben. Anfangs war ich schon etwas aufgeregt; man hört ja viel Schlechtes über dieses ach so zwielichtige Geschäft. Von der herzlichen Atmosphäre unter den Kollegen war ich jedoch positiv überrascht.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten Auftrag. Gemeinsam mit meinem Kumpel sollte ich einen italienischen Eisdealer ausfindig machen, entführen und durch eine Häckselmaschine jagen. "Ein Routineauftrag", versicherte mir mein Kollege. Und tatsächlich, die ganze Aktion beanspruchte weniger als zwei Stunden. Klar, ich stellte mich zunächst etwas ungeschickt an ("Mit dem Kopf oder mit den Füßen zuerst?"), aber dank der Hilfe meiner Mitarbeiter und dem tollen Arbeitsklima hatte ich den Dreh nach ein paar Wochen raus. Irgendwann durfte ich dann allein arbeiten. Das war zwar anstrengend, aber auch fordernder, und abends, wenn ich mich in das weiche Bett eines schmierigen Motelzimmers fallen ließ, hatte ich das gute Gefühl, meine Sache zur Zufriedenheit aller erledigt zu haben.
Wenn ich nach einer lustigen Anekdote aus meinem Berufsleben gefragt werde, erzähle ich immer die Geschichte von dem Bordellbesitzer, den ich in seinem Badezimmer überraschen und mit einem simplen Kopfschuss niederstrecken sollte. Der Typ erwies sich als verdammt hartnäckig! Dauernd wich er mir aus – ich hatte ihn schon viermal getroffen, doch er starb nicht. Schließlich war das Magazin leer, und ich musste meinen Chef anrufen und fragen, was ich tun sollte. Er empfahl mir dann, mit einem Stuhl den Schädel zu zertrümmern. Mann, war das 'ne Sauerei! Wie Selbstmord sah das jedenfalls nicht aus ...
Als das Semester anfing, hatte ich leider keine Zeit mehr, dieser spannenden und abwechslungsreichen Betätigung nachzukommen. Jetzt verteile ich wieder Schnürsenkel.
(vor vielen Jahren für irgendeine Campuszeitung geschrieben)
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