Ich verzweifle regelmäßig an der Frage, wie es sich mit der Groß- und Kleinschreibung bei Adjektiv-Verb- bzw. Adverb-Verb-Verbindungen und vor allem bei deren Substantivierung verhält. Beispielsatz: "Das Hobby hungrig Einkaufen ist sehr beliebt." Sieht komisch aus, scheint mir aber die einzige sinnvolle Schreibweise zu sein. Denn ließe man das Adjektiv weg, würde man den substantivierten Infinitiv auf jeden Fall groß schreiben: "Das Hobby Einkaufen ist sehr beliebt."
Ähnlich vertrackt: Wie verhält es sich bei Verbindungen von Substantiv und Verb? "Beim Essen wird geschmatzt." Klarer Fall. Aber: "Beim Sauerkraut essen wird geschmatzt." Hier fühlt sich die Kleinschreibung korrekter an. Man könnte sich natürlich mit Zusammenschreibung aus der Bredouille helfen ("Beim Sauerkrautessen"), aber ist das als Ad-hoc-Bildung zulässig? "Beim Kartoffelsalatessen / Fantatrinken / Dingeeinkaufen" liest sich schon arg absonderlich. Die Begründung für die Kleinschreibung von "essen" ist vermutlich, dass "Sauerkraut essen" wie eine Wortgruppe behandelt wird, innerhalb der es keine weiteren substantivierungsbedingten Anfangsbuchstabenveränderungen geben muss/darf. Eindeutig ist das jedoch keineswegs, immerhin existiert eine Studienarbeit mit dem Titel "Erstglieder von Substantiv-Verb-Verbindungen: Sind sie Objekte oder Kompositionsglieder?" Doch ach, ach, ach: Das Werk ist bei Google Books nicht einsehbar. Dafür aber ein anderes, welches sich der Frage noch ausführlicher nähert und sie etwas anders stellt: "Sind Substantiv-Verb-Verbindungen wie radfahren und bergsteigen Wörter oder Syntagmen?" (Nanna Fuhrhop: Zwischen Wort und Syntagma. Zur grammatischen Fundierung der Getrennt- und Zusammenschreibung. De Gruyter 2007) Sind die nominalen Einheiten "selbstständige Substantive, substantivische Erstglieder, Verbpartikeln oder noch etwas anderes?" (S. 31), und können/müssen sie je nach Antwort klein geschrieben werden ("Peter fährt rad")? Megaspannend! Das werde ich jetzt alles lesen! Am Ende werde ich womöglich zu dem Schluss kommen, dass "hungrig einkaufen" ein Syntagma ist, in dem "einkaufen" nie groß geschrieben wird und der Satz vom Anfang so auszusehen hat: "Das Hobby hungrig einkaufen ist sehr beliebt."
(Dieser Post war ein weiteres Beispiel für das Phänomen "Ich-habe-nur-eine-kurze-Frage-zur-deutschen-Sprache-und-verliere-mich-dabei-in-einem-linguistischen-Recherchestrudel".)
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