"... und da verließen sie ihn." Diesen Satz habe ich mehr als einmal aus dem Munde von Hochschullehrern vernommen, wenn ein befragter Student mit seinem Latein am Ende war. Irgendwann forschte ich dann nach und erfuhr, dass diese Wendung wie so viele in der Bibel vorkommt. Man findet solche (oder zumindest ähnliche) Formulierungen z.B. bei Mt 26,56b und Mk 14,50.
Auch den Ausruf "Ja, wo laufen sie denn?" hörte ich immer wieder mit Ratlosigkeit. Er entstammt einem anscheinend kultigen Loriot-Sketch. Danke, Google!
Eine hübsch bescheuert und künstlich veraltend klingende Verbalphrase, die ich heute selbst gern verwende, ist "fröhliche Urständ feiern". Sie bedeutet, dass etwas wieder auflebt, das man eigentlich schon für tot gehalten hat. Der Duden-Band 11, "Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten", schreibt dazu: "'Urständ' ist ein heute nicht mehr gebräuchlicher Ausdruck für 'Auferstehung'." Und Wikipedia ergänzt: "Das Wort [...] ist im 17. Jh. noch lebendig, etwa in Friedrich Spees Die ganze Welt, Herr Jesu Christ (1623): 'Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja.' Bereits in diesem Lied ist das Wort mit 'fröhlich' verbunden (hier allerdings prädikativ zu 'Welt'), weshalb es als Ursprung der modernen Redensart in Frage kommt. Das isolierte 'fröhliche Urständ' wird von heutigen Sprechern oft als Plural empfunden, ist aber ein femininer Singular. Es findet sich zumeist in journalistischen Texten. Nach Ansicht von Wolf Schneider und Paul-Josef Raue (Handbuch des Journalismus) ist es eine 'Floskel, die die meisten Leser noch nie verstanden haben'." Naja, sage ich da, "Sprachpapst" Schneider hat allmählich auch seine Schuldigkeit getan. Den Sinn konnte ja sogar ich mir aus dem Kontext erschließen, und wer will, kann sich in Nullkommanix Hintergrundsinfos besorgen.
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