Donnerstag, 29. September 2016

Das gute Zitat

"Music Theatre, the genre which gave us Andrew Lloyd Webber and the tribute show, combines the worst aspects of music with the worst aspects of theatre to create a mutant hybrid that is the worst form of live art that exists. There are few aspects of human artistic endeavour that are of less moral and aesthetic worth than Music Theatre."

--- Stewart Lee 

(Offenlegung: Das deckt sich nicht unbedingt mit meiner Meinung.)

Dienstag, 27. September 2016

Beitrag 985

Im Zusammenhang mit Stuttgart 21 las ich einmal einen Witz, der irgendwas mit der Sonnencrememarke Creme 21 zu tun hatte. Da erinnerte ich mich an die Zigarettenmarke Ernte 23 und sodann an andere Dinge mit der Namensstruktur Wort + Zahl, vor allem an Bands: Matchbox 20, Sum 41, The B-52s, Linea 77, Blink-182, Apollo 440, Deströyer 666, Bran Van 3000Von all diesen Bands, deren Aufzählung als meine Eigenleistung gefälligst zu bewundern ist, hat man ewig nichts mehr gehört. Auch Science-Fiction-Serien dieses Schemas gab es etliche: Earth 2, Deep Space 9, Babylon 5, Space 2063. In anderen Bereichen: Tele 5, Kabel 1, Hartz IV, GSG 9. Naja.

PS: Hat der ehemalige TV-Sender 9live sich ernsthaft so genannt, weil die wollten, dass man ihn auf Programmplatz Nummer 9 legt? LOL!

Dienstag, 20. September 2016

Der große Pfirsichschwindel

Gestern stolperte ich im örtlichen Tegut-Markt über ein verlockendes Angebot: "Tellerpfirsiche 2x 500g für 1,- €". 'Unschlagbar', pfiff ich innerlich, 'doch ein ganzes Kilogramm Plattpfirsiche ist zu viel für eine Person. Ehe ich mich versehe, ist ein Drittel davon vergammelt!' Aber selbst ein einzelner 500g-Pack für weniger als einen Euro ist mitnehmenswert, so meine weitere Denke. Ich brachte also eine Halbkilopackung des sommerlichen Obstes zur Kasse und war sehr gespannt, wie viel ich wohl gespart hätte, wenn ich auf das Nimm-zwei-Angebot eingegangen wäre. Ich schätzte, für die einzelnen 500 Gramm würde ich 60 Cent zahlen. Als die Kassiererin jedoch den Einzelpreis eintippte, kam der absolute Oberschock: 49 Cent!!! MAN HÄTTE MIT DEM DOPPELDEAL SOGAR ZWEI CENT MINUS GEMACHT! Umso froher war ich über meine Entscheidung. Wieder einmal hatte ich mich nicht von Schnäppchengeilheit, sondern von reiner Vernunft leiten lassen. :)

Montag, 19. September 2016

Angezapft ist!

Am Wochenende wurde in München das jährliche Oktoberfest eröffnet (dabei ist doch noch September, hahahahaha!), und obwohl mich rein gar nichts daran reizen dürfte und sollte und auch nicht tut, werde ich dieses Jahr wieder einen Tag dort verbringen. "Wieder" schreibe ich, weil es mich 2014 schon einmal dahin verschlagen hatte. Mit vier leicht einzuhaltenden Regeln lassen sich ein paar Stunden auf diesem Volksfest ganz gut überstehen. 
1. Man umgebe sich mit Menschen, die einem irgendwie ans Herz gewachsen sind.
2. Man mache von den z.T. spektakulären Fahrgeschäften Gebrauch.
3. Man trinke – bei einem vorausgesetzten Aufenthalt vom frühen Abend bis zum Zeltschluss – exakt zwei (2) Mass Bier; nicht weniger (langweilig!), aber auch nicht mehr (gefährlich!).
4. Man versuche, die Verbreitung dieses schönen Liedgutes voranzutreiben:

(zuerst veröffentlicht in TITANIC 10/2015)

Freitag, 16. September 2016

Albernes zum Wochenschluss

Das ABC der Teilchen

Anionen: die schlechtgelauntesten aller Teilchen. Sind ständig negativ geladen und machen andere Ionen dumm an, daher der Name
Baryonen: besonders schwere Teilchen. Um abzunehmen, gehen sie zum Spinning und trainieren auf Indoor-Bikes (siehe auch: Spinräume)
Charginos: italienische Antimaterie (Antipasti), vergleichbar mit Kapern
Dämonen: bilden die dunkle Energie im Erdkern
Elektränen: lügen nicht
Fermionen: werden in der Molekularküche eingesetzt. Rezepttipp: ein gutes Dutzend Bärlauch-Atome spalten, Majoran-Fermionen darüber streuen, mit einer Prise Parmeson abschmecken und auf dreifache Lichtgeschwindigkeit beschleunigen
Gravitonen: fallen immer mit der marmeladenbeschmierten Seite auf den Boden
Higgs-Bison: das neue Nationaltier der USA (Atommacht!)
Isotonen: mit ihnen werden hochgradig ekelhafte Flüssigkeiten angereichert
Jesus-Körnchen: so nennen Kreationisten alle Teilchen, die man nicht mit bloßem Auge sehen kann
Kaonen: besonders kaotische Teilchen. Wo sie auftauchen, geht's drunter und drüber, vgl. den Film "Die nackte Kaone"
Lego-Teilchen: die am schwersten zu findenden Teilchen (mal unter der Couch nachsehen!)
Makronen: besonders große Teilchen, der Wortstamm makro- bedeutet "mit Kokosraspeln"
Neutrinos: lustige Kleinstteilchen für Kinder. Pädagogisch wertvoll, da sie sich wegen ihrer Neutralität nicht dem klassischen Gut-Böse-Schema zuordnen lassen
Omega-minus-Hyperonen: sind nur in ihrer ungesättigten Ausführung gesund
Photonen: Falschschreibung für "Protonen"
Quanten: (bitte eigenen Schuh-Scherz machen)
Ramonen: nicht durchgesetzte Eindeutschung des Bandnamens Ramones 
Strange-Quarks: schmecken komisch und können in sich weitere Teilchen enthalten, z. B. Kirschkerne
Tachyonen: Zeitteilchen. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage zunehmend von "Teilzeitteilchen" verdrängt
Unheimlich: es gibt keine Teilchen, die mit "U" anfangen!
Verdächtig: auch keine mit "V"!
Wallonen: kommen nur in Belgien vor. Das Brüsseler Atomium ist zum Beispiel daraus gebaut worden
Xenophonen: auch bekannt als "Die Xenophons", griechische Geschichtsschreiberfamilie   
Ypsilonen: siehe auch: Buchstabensuppe, Ytong
Zitronen: saure, gelbe Teilchen. Achtung, dürfen nicht ins menschliche Auge geraten!

Mittwoch, 14. September 2016

Die Ausstehliche

Hätte man mich noch vor vier Jahren gefragt, über welchen Journalisten bzw. Kolumnisten ich mich am meisten aufrege, hätte ich wahrscheinlich Alan Posener und Dirk Kurbjuweit genannt. Heute stören mich diese schrulligen Herren nicht weiter; der Springer-Verlag hält sich Posener nur noch als Witzfigur, und Kurbjuweits Merkelanalysen im Spiegel hinterlassen, so ich sie denn mal lese, ein unentschiedenes Schulterzucken bei mir. Das Erregungspotential hat abgenommen. Dafür verachte ich Don Alphonso und Moritz von Uslar mit gleißender Inbrunst, aber wer weiß, möglicherweise bin ich auch den beiden gegenüber in ein paar Jahren milde gestimmt.

Ich merke soeben, dass der einleitende Absatz vollkommen unnötig ist. Hauptsächlich möchte ich nämlich festhalten, dass es eine Schreiberin gibt, die ich entgegen der allgemeinen Haltung in "meinen Kreisen" total sympathisch finde. An ihren Texten vermag ich das zwar nicht festzumachen (ich kenne so gut wie nix von ihr), aber als Medienerscheinung ist sie mir, ich kann es nicht anders sagen: ans Herz gewachsen. Die Rede ist von Juli Zeh, über die vor nun auch schon wieder zehn Jahren Stefan Gärtner eine zugegebenermaßen köstliche Polemik verfasst hat und die inzwischen vor allem dafür bekannt ist, auf dem Land zu leben und der erste Gast bei der Neuauflage des "Literarischen Quartetts" gewesen zu sein.

Was aber finde ich nun an der Zeh so gut? Die Antwort darauf ist mir letzte Woche wie ein Kugelblitz ins Hirn gerollt: Die Frau erinnert mich an eine Hautärztin, bei der ich mal in Behandlung war. Nicht nur sah diese der berühmten Autorin irgendwie ähnlich (bzw. sieht, denn ebenso wie Frau Zeh wird sich die Doktorin nicht großartig äußerlich verändert haben), auch eignete ihr ein so einnehmendes wie verständiges Wesen an. Einmal eröffnete sie mir: "Wissen Sie, in meinem Beruf sehe ich das gesamte Spektrum an Aknepatienten, und Sie können wirklich mehr als zufrieden sein." Das war das Netteste, was bis dahin eine Frau zu mir gesagt hatte! Wie Juli Zeh sich wohl als Medizinerin gemacht hätte? Na, wahrscheinlich hätte sie den Beruf ebenfalls zugunsten einer Buchkarriere aufgegeben. Und das wäre ihr gutes Recht.

Sonntag, 11. September 2016

Vor fünfzehn Jahren

Ich gehöre, glaubt man den Schwatz- und Quatschmedien, der "Generation Terror" an. Deren singulärer, verbindender, zusammenschweißender Punkt ist dann wohl 9/11. Es stimmt ja auch: Selbst nach all den (welches Adjektiv soll ich hier benutzen? "krassen"? "schlümmen"?) Anschlägen der vergangenen Jahre bleiben die vom 11. September 2001 doch unerreicht. So sehr aus den Fugen geraten schien die Welt danach nicht mehr. Jeder, der damals alt genug war, um "es" mitzukriegen, wird noch heute erzählen können (und tut es auch), wo er währenddessen war und was er gemacht hat.

Was ich damals gemacht habe, war unspektakulär: Ich habe gearbeitet. Dass ich deshalb von den Ereignissen erst mit einiger Verzögerung erfahren habe, habe ich bereits im Techniktagebuch notiert. Ansonsten habe ich in dieser wilden Zeit etliche Aufzeichnungen angefertigt, worüber ich froh bin, denn manches würde ich inzwischen selbst kaum glauben, etwa dass die allerersten Bekenner (am Mittwochabend) japanische Terroristen waren: "Wir waren es. Es war eine Vergeltung für Hiroshima und Nagasaki." Ab dem 12.9. war praktisch kein Entkommen mehr. Sondersendungen auf allen Kanälen. Die Bild schrie: "Großer Gott, steh uns bei!" Die Titelseite habe ich sogar abgezeichnet; das Logo war mit Trauerflor versehen. Die In-&-Out-Liste fehlte, auch auf Klatsch und "Liebe ist ..." verzichtete man. Die FAZ druckte zum ersten Mal in ihrer Geschichte zwei Farbfotos auf Seite 1. CNN und n-tv erreichten Rekordquoten. Die ganze Woche lang wurde keine Comedy, keine Action, kein Fußballspiel im Fernsehen gezeigt. Musikkanäle setzten ihre Shows aus. MTV blendete in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund ein: "Wir gedenken der Opfer der Terroranschläge in den USA. Fuck Terrorism!" Während der fünf Schweigeminuten am 13.9. um 10 Uhr blieben die meisten TV-Sender ganz schwarz. Polizeiwagen fuhren mit schwarzen Bändern herum. Die Eröffnung der IAA in Frankfurt wurde verlegt. Am 14.9. gab es um 12 Uhr drei weitere Gedenkminuten. Kabinetts-Sondersitzungen. Die Bundeswehr war in erhöhter Bereitschaft. Die BamS fragte "Gibt es diese Woche Krieg", die Bild am Montag: "Ist der Krieg noch zu verhindern?" Am 20.9. wurden zwei sächsische Lehrerinnen suspendiert, weil sie die Anschläge verharmlost hätten. Naja, irgendwann ging man dann doch wieder in den Alltag über.

Samstag, 10. September 2016

Wie wir heißen

Wissenswert: Es gibt viel mehr Menschen, die Jürg heißen als Menschen, die Jörgen heißen. Ich wusste bis vor ein paar Jahren gar nicht, dass es die Form Jürg überhaupt gibt! Auch Jörgen sah ich erstmals irgendwo im Norden auf einem Schild. Ich dachte 'Haha, was hat denn der für doofe Eltern?', dabei ist Jörgen einfach nur die friesische Form von Jürgen. Laut diverser Webseiten, die sich mit den Assoziationen von Rufnamen befassen, stellen sich die meisten Leute unter Jörgen jemanden vor, der sehr unattraktiv ist. Auch um Torstens ist es, möchte man meinen, nicht gut bestellt, doch kommt er bei den User/-innen auf babyclub.de ganz passabel weg.


Das Schlimmste, was ich in puncto Fremdwahrnehmung bis jetzt gefunden habe, ist Ronny. Es fällt leicht, die Nase über Eltern zu rümpfen, die den Namen ihres Nachwuchses nur anhand des "Images", das dieser im Volke hat, auswählen. Andererseits ist nicht gänzlich zu bestreiten, dass ein exotischer Name einen exquisiten Lebenslauf zu begünstigen in der Lage sein kann. Auf der Liste der beliebtesten Jungennamen Deutschlands stehen seit Jahren immer dieselben: Leon, Lucas, Maximilian etc. Spitzenreiter 2016 ist allerdings: Liam. Da wäre ich auch nicht drauf gekommen. Platz 2: Milan. Ein Greifvogel, why not? Finn, der mir wegen FinnCrisp schon immer sympathisch war und 2007 noch auf Platz 4 rangierte, ist hingegen auf Platz 37 abgerutscht! Dabei ist Finn in der Wahrnehmung der Menschen extrem jung und lustig. Mädchen heißen heuer Anna – was ja auch wirklich zeitlos schön ist – sowie Lina, Laura, Emilia und was man sonst noch aus Permutationen und Kombinationen mit a, i, und/oder l basteln kann. Es gibt auch regelrechte "DDR-Namen", die stets für die billigen Scherze viertklassiger Privatfernseh-Gagschreiber herhalten müssen. Der schon genannte Ronny gehört dazu, ferner Marcel, Mike, Mirko, Heiko, Jens, Doreen, Schacklin, Schanett, Cindy, Sandy und Mandy. Klar, die Eltern haben es auch nur gut gemeint, denn zugegeben: Exotisch für DDR-Verhältnisse waren einige der Beispiele durchaus. Aber wer konnte wissen, dass zufällig sehr viele Bürger damals so gedacht haben?
(Thema wird möglicherweise in zukünftigen Beiträgen wiederaufgenommen)

Was war denn da los?

Donnerstag, 8. September 2016

Essens-Newsticker

+++ Ich habe eine neue Abneigung, und zwar gegen Pinienkerne. Schon länger hatte ich den Verdacht, sie würden bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack verursachen, was ich erst kürzlich verifiziert hatte, was mich aber nicht davon abhielt, erst am Montag in einem italienischen Restaurant ein Gericht mit ebenjenen Samen als Drein- bzw. Draufgabe zu bestellen, welche vermutlich für 20% des nicht niedrigen Preises verantwortlich waren. +++ Zum ersten Mal habe ich (bei eben erwähntem Italiener) Zabaione bestellt. Ich kannte dieses Dessert bis dahin nur als Joghurt- und Speiseeis-Geschmacksrichtung. "Pur" ist das Zeug im Wesentlichen warmer Eierlikör. Muss nicht sein. +++ Einen Narren gefressen habe ich an Leinsamen, welche ich zwar nicht wie ein Narr fresse, mir aber jedes Mal wohldosiert über das Frühstücksmüsli streue. +++ Oliven sind im Grunde das Beste, was der Herrgott in Mediterranien wachsen ließ! Zwar mag ich nicht einzuschätzen, welche der im örtlichen Rewe erhältlichen 1000 Ausführungen die beste ist (schwarz/grün, mit/ohne Stein, trocken / im Ölbade?), aber ich entdeckte jüngst die schlechteste Verarbeitungsform der leckeren Baumfrucht: Olivenblättertee schmeckt fad bis lame, wenngleich er sehr gesund sein soll. +++ Als im (mitessenden) Auge behaltenswert erscheint mir die koreanische Küche. +++ Seit mindestens drei Jahren, wahrscheinlich sogar eher fünf, habe ich keine Pop-Tarts gegessen. Früher habe ich mir die amerikanischen Toastsnacks regelmäßig (über eBay oder in der Karstadt-Feinkostabteilung) besorgt, empfand es als unglaublich abenteuerlich, alle Sorten auszuprobieren, bis mir der Süßkram irgendwann zum Hals raushing. Nun browse ich durch die Pop-Tarts-Webseite, stoße auf mir unbekannte Sorten wie "Root Beer", "Peanut Butter", "Frosted Confetti Cupcake" oder "Whole Grain Brown Sugar Cinnamon" und kriege gerade einen unglaublichen Jieper. +++

Freitag, 2. September 2016

Kleines Update zur modernen Nachfragetechnik

Kürzlich habe ich mich über "die Unsitte[,] in Interviews immer auf die dümmstmögliche Art nach[zu]fragen", ausgelassen. Gerade lese ich im aktuellen SZ-Magazin ein ganz nettes Interview mit Jürgen Dollase, und darin ist der Fragensteller schon eine Stufe weiter, nämlich sich des Trends, bei Unverständnis so selbsterniedrigend und infantil wie möglich nachzuhaken, durchaus bewusst!


Stark! Lernt man solche progressiven Metatechniken inzwischen auf der Journalistenakademie?