Hätte man mich noch vor vier Jahren gefragt, über welchen Journalisten bzw. Kolumnisten ich mich am meisten aufrege, hätte ich wahrscheinlich Alan Posener und Dirk Kurbjuweit genannt. Heute stören mich diese schrulligen Herren nicht weiter; der Springer-Verlag hält sich Posener nur noch als Witzfigur, und Kurbjuweits Merkelanalysen im Spiegel hinterlassen, so ich sie denn mal lese, ein unentschiedenes Schulterzucken bei mir. Das Erregungspotential hat abgenommen. Dafür verachte ich Don Alphonso und Moritz von Uslar mit gleißender Inbrunst, aber wer weiß, möglicherweise bin ich auch den beiden gegenüber in ein paar Jahren milde gestimmt.
Ich merke soeben, dass der einleitende Absatz vollkommen unnötig ist. Hauptsächlich möchte ich nämlich festhalten, dass es eine Schreiberin gibt, die ich entgegen der allgemeinen Haltung in "meinen Kreisen" total sympathisch finde. An ihren Texten vermag ich das zwar nicht festzumachen (ich kenne so gut wie nix von ihr), aber als Medienerscheinung ist sie mir, ich kann es nicht anders sagen: ans Herz gewachsen. Die Rede ist von Juli Zeh, über die vor nun auch schon wieder zehn Jahren Stefan Gärtner eine zugegebenermaßen köstliche Polemik verfasst hat und die inzwischen vor allem dafür bekannt ist, auf dem Land zu leben und der erste Gast bei der Neuauflage des "Literarischen Quartetts" gewesen zu sein.
Was aber finde ich nun an der Zeh so gut? Die Antwort darauf ist mir letzte Woche wie ein Kugelblitz ins Hirn gerollt: Die Frau erinnert mich an eine Hautärztin, bei der ich mal in Behandlung war. Nicht nur sah diese der berühmten Autorin irgendwie ähnlich (bzw. sieht, denn ebenso wie Frau Zeh wird sich die Doktorin nicht großartig äußerlich verändert haben), auch eignete ihr ein so einnehmendes wie verständiges Wesen an. Einmal eröffnete sie mir: "Wissen Sie, in meinem Beruf sehe ich das gesamte Spektrum an Aknepatienten, und Sie können wirklich mehr als zufrieden sein." Das war das Netteste, was bis dahin eine Frau zu mir gesagt hatte! Wie Juli Zeh sich wohl als Medizinerin gemacht hätte? Na, wahrscheinlich hätte sie den Beruf ebenfalls zugunsten einer Buchkarriere aufgegeben. Und das wäre ihr gutes Recht.
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