Die angesagtesten Popsensationen, die hottesten Schauspieler und vor allem -innen, die kommenden Literatursternchen, die beliebtesten Moderatoren, Kolumnistinnen, Models, Start-up-Gründer, Comedians/Comediennes sowie der Löwenanteil der aktiven Fußballspieler: Sie alle sind jünger als ich. Das macht mich traurig.
Noch mit Ende 20 befand ich mich auf einem Höhenflug: Ich hatte mit Leichtigkeit und mit Auszeichnung ein Studium abgeschlossen und direkt danach meinen absoluten Traumjob ergattert. Doch heute? Bin ich in meinen Dreißigern und kann – nur als Beispiel – keine Wikipedia- oder imdb-Seite zu einer aktuellen Fernsehserie mehr lesen, ohne resigniert zu stöhnen angesichts der Tatsache, dass der halbe Cast aus Menschen besteht, die meine kleinen Geschwister sein könnten. Die sind in den Neunzigern geboren und haben schon alles erreicht!
Zugegeben, noch habe ich mich nicht komplett aufgegeben, denn mein Betätigungsfeld (Satire und Journalismus) ist von Haus aus eine Domäne der Reiferen. Überhaupt: Jammere ich hier nicht auf hohem Niveau? Bin ich nicht verblendet und arrogant, wenn ich mich an einer vermeintlichen Elite und irgendwelchen "Superstars" messe? Klar. Das da oben waren auch Extrembeispiele. Aber selbst bei "ganz normalen" Gleichaltrigen finde ich stets etwas, das mich melancholisch und neidisch werden lässt, und seien es profane Dinge wie eigene Kinder oder die Anzahl der Instagram-Follower. Ist dies Teil einer Persönlichkeitsstörung oder Resultat eines Lebens in einer verderbten, auf Oberflächlichkeiten fixierten Leistungsgesellschaft? Missgunst empfinde ich jedenfalls nie, das möchte ich festhalten. Ich gönne allen alles!
Worauf aber werde ich zurückschauen können, wenn ich die große Vier-null überschritten habe? Noch wichtiger: In welchem Bereich werde ich dann Fuß fassen können, ohne mich wie ein Methusalem zu fühlen? Auf diese Frage lieferte mir die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vor zwei Wochen eine Antwort. Einen Artikel über das Verlagswesen leitete sie mit dem Satz ein: "Sieben junge Lektoren berichten von ihrer Arbeit." - 'Aha, wie jung werden die wohl sein?', fragte ich mich ... und las unter den jeweiligen Portraits: 35, 33, 36, 36, 34, 29, 44. Das gab mir Aufwind! Eine Branche, in der man mit 44 als jung gilt, darf sich schon mal auf mein künftiges Mitwirken "freuen". Ich glaube, diese Arbeit würde mich sogar einigermaßen befriedigen. Und zur Not gehe ich in die Politik.
(Oh Gott, das war der wohl wehleidigste Beitrag aller Zeiten. Stay with me, morgen lachen wir wieder über die schwülstigen Namen richtig alter Säcke!)
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