Samstag, 31. Dezember 2016

Just another Jahresausblick

Ich so vor einem Jahr:
Was wird uns sonst noch so erwarten? Sicherlich das Ableben einiger liebgewonnener Prominenter und abertausender weniger bekannter Menschen. Zudem: Terroranschläge, Naturkatastrophen, Flugzeugabstürze, diverse "Gates", Wetterkapriolen, beschissene Kinofilme, fruchtlose Debatten und schreckliche Dinge, die wir uns heute noch gar auszumalen wagen. Überhaupt wird bestimmt alles immer schlimmer und schlimmer.
Jetzt wird vermutlich von mir erwartet, dass ich bei dem ubiquitären Rumgehacke auf 2016 mitmache, aber no way, José! Ich fand dieses Jahr nämlich – abgesehen von den weltpolitischen Entwicklungen, dem Populismus, dem Postfaktizismus, den wahnsinnigen Verschwörungstheorien, den glaubwürdigen Verschwörungstheorien, geschredderten Küken, Terroranschlägen, Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen, diversen "Gates", Wetterkapriolen, beschissenen Kinofilmen, fruchtlosen Debatten, persönlichen Rückschlägen und seelischem Leid ungekannten Ausmaßes – gar nicht so übel. Ja, an einige Dinge werde ich mich noch mein ganzes Leben lang mit Freude erinnern!

Auch 2017 hält das ein oder andere freudige Ereignis für uns bereit, etwa am 21.8. eine totale Sonnenfinsternis (die leider nur in Teilen der USA zu sehen sein wird)! Eine partielle Mondfinsternis ist für den 7. August geplant. 100 Jahre alt werden geworden wären sein (hä?): Arthur C. Clarke, Heinrich Böll, Indira Gandhi, JFK und Zsa Zsa Gabor. Zum Lutherjahr muss und möchte ich mich nicht äußern. 

Bei der Natur des Jahres setzt man einerseits unverfänglich auf Mainstream-Spezies: Waldkauz (Vogel des Jahres), Flunder (Fisch), Haselmaus (Wildtier), Blindschleiche (Kriechtier), Gottesanbeterin (Insekt), Fichte (Baum), Gänseblümchen (Heilpflanze). Andererseits überrascht uns die NABU-Liste auch mit einigen ausgefalleneren Titelträgern. Die Gemeine Keiljungfer ist Libelle des Jahres, die Knautien-Sandbiene ist die Wildbiene des Jahres, die Vierfleck-Höhlenschlupfwespe ist das Höhlentier des Jahres, Hepps Schönfleck ist Flechte des Jahres, die Bergenie die Staude des Jahres und das Weiße Waldvögelein das Waldvögelein -- Quatsch: die Orchidee des Jahres. Wie ich schon 2015 an dieser Stelle monierte, hängen der Verband Deutscher Sporttaucher, die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft sowie die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie stets mit ihren jeweiligen Benennungen hinterher. Wenigstens die 2016er Gewinner der Auszeichnungen "Wasserpflanze des Jahres", "Alge des Jahres" und "Mikrobe des Jahres" möchte ich noch nachträglich verkünden: der Flutende Wasserhahnenfuß, die Eisalge Melosira arctica und Streptomyces.

Für mein zwölftes Blogjahr habe ich mir etliche einige wenige neue Rubriken ausgedacht; man darf gespannt sein. Allen, die bis hierher gelesen haben, wünsche ich bestmögliche Bilanzen und ein beträchtliches Quantum Glückseligkeit!

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Drei Zeitreiseshows

Wer mich gut kennt, weiß: Das Wandeln durch die vierte Dimension gehört zu meinen Lieblings-Sujets der Fiktion. Dieses Jahr wurden mir gleich drei Serien vorgesetzt, die sich mehr oder weniger mit diesem Thema befassen.

1.) Timeless (NBC)
... ist leider der mieseste Vertreter der drei. Mit Müh' und Not habe ich die Pilotfolge überstanden. Die drei Zeitreisenden, um die es geht (eine Historikerin, ein Techniker und ein Soldat), müssen einem Ganoven hinterherjagen, der dem CIA eine Zeitmaschine gestohlen hat. Dazu benutzen sie eine frühere Version dieses an "Stargate" erinnernden Geräts und landen als erstes in der Woche des Hindenburg-Absturzes 1937. Die Prämisse ist nach zehn Minuten etabliert, die ersten fünf Stationen der Heldenreise (nach Christopher Vogler) werden hurtig und lieblos abgespult, auf technisches Mumbo-Jumbo wird verzichtet. Und diese Dialoge!
- "Ever heard of a closed timelike curve?"
- "Excuse me, a closed timelike what?"
Sowas muss man sich als Serienfan im Jahr 2016 nicht bieten lassen!

2.) Travelers (Netflix/Showcase)
... behandelt eine recht unkonventionelle Art des Zeitreisens. Die "Travelers" sind ein Spezialteam aus der fernen Zukunft, deren Geist/Bewusstsein in die Körper frisch verstorbener Menschen geschickt wird. In unserer Gegenwart angekommen, sollen die fünf eine Katastrophe verhindern. Das innovative Konzept wirft allerlei ethische Fragen auf: Es wird zum Beispiel darüber diskutiert, ob man andere Todgeweihte (Sterbedaten und -umstände potenzieller "menschlicher Hüllen" sind den Zeitreisenden bekannt) nicht retten solle, auch wenn dies kein Primärziel ist. Auch die Tatsache, dass die Agentinnen und Agenten das normale Leben ihrer übernommenen Personen weiterführen, sorgt für spannende und zum Teil kuriose Nebenhandlungen: Eine der "Hüllen" etwa ist bzw. war eine geistig leicht behinderte junge Frau, die nun ihrem Sozialarbeiter erklären muss, woher ihre veränderten mentalen Fähigkeiten kommen; bei einem anderen handelt es sich um einen Heroinjunkie, dessen Körper zunächst einen nicht ganz einfachen Entzug zu bewältigen hat. Fazit: kurzweilige Story mit sympathischen Hauptfiguren.

3.) 11.22.63 (Hulu)
... ist die achtteilige Verfilmung von Stephen Kings Roman "Der Anschlag". Ein Highschool-Lehrer (James Franco) reist durch ein Wurmloch in der Abstellkammer eines Diners ins Jahr 1960 zurück, um das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Irgendwie versucht die Vergangenheit dabei – und dies ist die esoterische Komponente, die Zeitreise-Philosophie-Freunde wie mich ein wenig vergrätzen könnte –, sich selbst zu korrigieren und dem Zeitreisenden Steine in den Weg zu legen, was zum Teil auf dramatische Weise geschieht. Es geht weniger um Schmetterlingseffekt-Probleme und Paradoxa, auch wird nicht versucht, die JFK-"Verschwörung" (neu) aufzudecken, dafür bekommt man einen geradlinigen Thriller vor stimmungsvoller Sixties-Kulisse geboten. Produziert von J.J. Abrams und King selbst.

Montag, 26. Dezember 2016

Betr.: RegSprecher, Pla Raa, Erdbeermütze, Angriffsschaum


Ob Steffen Seibert (Alumnus der London School of Economics, ehemaliger Washington-Korrespondent, Heute-Redakteur, Träger der Goldenen Kamera) manchmal in sein Kissen weint, nachdem er wieder einmal in gestrenger Ausübung seiner regierungssprecherlichen Pflichten einem Twitteruser namens "Kotzfrosch" geantwortet hat?

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Zu schreibende Liste: "Gerichte, die zu bestellen sich bei einem ersten Date verbietet"


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Neulich an einer Ampel. Eine Oma mit einer Wintermütze in Erdbeeroptik wird von einer anderen Oma wie folgt angesprochen: "Das ist eine supertolle Mütze, die Sie da haben, wirklich ganz, ganz toll!" 

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Ja ja, man ist als "Marktführer im Hygiene-Segment" mit "29 Service-Niederlassungen in Europa und 40.000 Kunden" (Eigenbeschreibung auf der Unternehmenshomepage) um Internationalität bemüht, schon klar. Als Teil von Internationalität wird heutzutage nun mal die englische Sprache angesehen. Aber "Clean Attack Foam", das ist schon reichlich dämlich.

Samstag, 24. Dezember 2016

Bes(p)innliches zum Heiligabend (Nightmare fuel inside!)

Ich war letzte Woche im Frankfurter Senckenberg-Museum, wo noch bis zum 8. Januar die Sonderausstellung "Spinnen" läuft.










Donnerstag, 22. Dezember 2016

Der Alterscode

Neulich im ICE, Fahrkartenkontrolle. Der Schaffner sieht sich mein Ticket an, sieht sich meine Bahncard an, sieht mich an und verlangt sodann meinen Personalausweis zu sehen. Ich gebe ihn ihm bzw. ihm ihn. "Kommen Sie mal bitte mit", flüstert der Zugbegleiter. Den anderen Fahrgästen einen Gesichtsausdruck zuwerfend, der sagt "Pff, was hat der denn für'n Problem?", folge ich dem Schaffner ins passagierlose Wagenende. Dort führt er dies aus: "Ich habe Sie jetzt mal weggeholt, denn das brauchen die anderen nicht zu hören. Sehen Sie die dreistellige Zahl rechts unten auf Ihrer Bahncard? Die letzten zwei Ziffern sind Ihr Alter. Da steht, dass Sie 58 Jahre alt sind. Laut Personalausweis sind Sie aber 35. Klären Sie das unbedingt mit dem Bahncard-Service!" Ich erkläre, dass ich in all meinen Jahren als Bahnkunde noch nie darauf angesprochen worden bin. Darauf er: "Es schauen halt nicht alle Kollegen so genau hin. Streng genommen könnte man ja auf den Verdacht des Betrugsversuchs kommen. Klären Sie das." Ich kehre in den Großraum zurück, den anderen Fahrgästen einen Gesichtsausdruck zuwerfend, der sagt "Haha, alles nur ein Missverständnis!"

Nachgedanke #1: Uff, wie lange ich das jetzt wohl vor mir herschieben werde ...
Nachgedanke #2: Hurra, ich sehe jünger aus als ein Achtundfünfzigjähriger!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Forever Aloe

Aloe vera: ein Dauerbrenner. Vor zehn, fünfzehn Jahren dachte man noch, joah, das ist so'n fad, der in Bälde wieder vom Markt verschwunden sein wird, wie Bärlauch oder Chiasamen, wobei Chiasamen vor fünfzehn Jahren ausschließlich Supertopcheckern bekannt gewesen sein dürften. Heute weiß man: Vor allem die Kosmetikbranche wird Aloe vera wohl in absehbarer Zeit nicht mehr los. "Vor allem" schreibe ich, weil es auch in der Lebensmittelabteilung zu finden ist. Im Osteuropa-Regal meines Stamm-Rewes wartete dieses Getränk darauf, von mir gekauft zu werden:


"Fresh Drink Aloe Vera with Aloe Vera Pieces" steht auf der Rückseite des Tetrapaks, ich habe aber der Exotik wegen den litauischen Aufdruck fotografiert (Russisch gibt's auch noch). Für 1,99 € erhält man einen Erfrischungsdrink, der hauptsächlich aus Wasser besteht, 5% Aloe-Stückchen enthält und mit Stevia gesüßt ist. 

Ich will's kurz machen: Es schmeckt nicht. Und leider eignet es sich nicht mal als Cocktailzutat. Meh.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme (Okt.-Dez.)

Ist es schon wieder so weit? Das ging schnell!

Lights Out
Ein Horrorfilm mit einer simplen, aber bestechend wirkmächtigen Grundidee: Ein Geistermädchen, das sich nur in der Dunkelheit fortbewegen und angreifen kann, terrorisiert eine (mit psychischen Instabilitäten vorbelastete) Familie. Das Konzept erschöpft sich beizeiten, aber die erste Viertelstunde gehört mit zu den besten Schreckenssequenzen, die ich seit langem gesehen habe. Produziert von James Wan ("Saw").

The Equalizer
Als Mischung aus "Transporter" und "MacGyver" hat mein Bruder diesen etwas zu lang geratenen Actioner beschrieben. Recht unterhaltsam; Denzel Washington "geht immer".

Where to Invade Next
Michael Moores Dokumentation von 2015 macht da weiter, wo "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" (der mir etwas besser gefallen hat), aufhörte. Moore besucht verschiedene Länder der Erde und sucht sich jeweils eine wirtschaftliche/gesellschaftliche/soziale Idee aus, um diese für sein Heimatland zu kapern. Seine Begeisterung wirkt fast schon kindlich-naiv, und gerade Europa wird zu sehr durch die rosarote Brille betrachtet; etwaige Probleme – die sich fraglos in jedem europäischen Land finden ließen – werden ausgeblendet. Trotzdem muss man den dicken Michigander einfach mögen.

Freaks
Auf diesen wahrhaft berüchtigten Horrorfilm aus dem Jahr 1932 bin ich durch die 4. Staffel von "American Horror Story" gestoßen, wo dessen Handlung sowie komplette Figuren einfach dreist übernommen wurden (Hommage, Schmommage ...). "Freaks" galt nach seinem Erscheinen als das verstörendste Werk seiner Zeit, hat Regisseur Tod Browning praktisch die Karriere gekostet und auch MGM in einige Schwulitäten gebracht. Nicht nur der ziemlich kranke Plot sorgte damals für Empörung, sondern auch die Tatsache, dass die Hauptfiguren echte "Zirkusfreaks" waren. Aus dem Original-Release wurden 26 Minuten entfernt, die als unwiederbringlich verloren gelten; die heute verfügbare, restaurierte Fassung enthält ein vom Studio nachträglich eingefügtes Pro-forma-Happy-End; im Vereinigten Königreich war der Streifen 30 Jahre lang verboten. Es lohnt sich unbedingt, die ganzen Hintergründe von "Freaks" zu lesen, und wenn man schon dabei ist, sollte man sich auch gleich mit der faszinierenden Ära das "pre-Code Hollywood" befassen. 

The Martian
Was für ein makelloses Blockbuster-Vergnügen! Im Kern geht es natürlich um Menschlichkeit, um Durchhaltevermögen, um Enthusiasmus, Erfindergeist, den Sinn des Lebens; handwerklich ist das alles superb umgesetzt, die Rettungsaktion für den auf dem Mars zurückgelassenen Astronauten Mark Watney ist wirklich spannend, und das wissenschaftliche Fundament soll ja nach Einschätzung profilierter Experten einigermaßen solide sein. Ja, Ridley Scott ist hier in seinem Element (Weltraum). Ganz dickes Lob auch an die Besetzung der Nebenrollen: Kristen Wiig! Sean Bean! Donald Glover! Und das Buch soll sogar noch besser sein?

Die Poesie des Unendlichen (OT: The Man Who Knew Infinity)
Ein nettes Biopic über das indische Zahlengenie S. Ramanujan. Auszusetzen habe ich nur Folgendes: 1. Warum wird in den Szenen, die in Ramanujans tamilischer Heimat spielen, fast ausschließlich Englisch gesprochen? Da geht einiges an Flair und Authentizität verloren. 2. Ein bisschen mehr Theorie hätte der Film vertragen können. Nicht, dass ich die Theoreme und Beweise verstanden hätte, aber immerhin stehen hier Mathematiker im Zentrum der Handlung! Naja, wenigstens die berühmte Taxi-Anekdote kommt vor.

Don't Think Twice
Ein großer Traum von mir ist es, irgendwann mal eine der berühmten amerikanischen Improv-Gruppen live zu sehen, Second City zum Beispiel, oder The Groundlings oder die Upright Citizen Brigade. In Deutschland fristet das Improvisationstheater schändlicherweise ein Schattendasein, und viele wissen gar nicht, dass sich etliche international erfolgreiche Comedystars auf den Bühnen Chicagos, New Yorks oder L.A.s mit dieser unterschätzten Kunstform ihre ersten Sporen verdient haben. "Don't Think Twice" verfolgt das Schicksal der fiktiven New Yorker Improv-Troupe "The Commune". Jedes Mitglied hat eigene Zweifel und Sorgen, die Spielstätte steht kurz vor der Schließung, und der (für dieses Genre essenzielle!) Zusammenhalt der Sechs wird auf eine harte Probe gestellt, als einer von ihnen für eine "Saturday Night Live"-artige Fernsehshow gecastet wird. Das scheint mir alles sehr realistisch zu sein, wird mit feinem Humor und leiser Bedrücktheit erzählt, und das Ensemble harmoniert hervorragend: Es spielen u.a. Kate Micucci (vom Musik-Duo Garfunkel & Oats), Keegan-Michael Key (vom Sketch-Duo Key & Peele) und der Stand-up-Comedian Mike Birbiglia (auch Buch und Regie).

Freeheld
Nachdem ich letztes Mal je einen Film mit Ellen Page und mit Julianne Moore in der Liste hatte, habe ich diesmal einen in der Liste, in dem diese zwei (Achtung, Klischeewort!) Ausnahme-Aktricen gemeinsam spielen, und zwar ein lesbisches Paar (und NEIN, ich habe mir den Film nicht in Erwartung irgendwelcher "Szenen" angesehen – die es im Übrigen gar nicht gibt!). Zu Grunde liegt die wahre Geschichte einer tödlich erkrankten Polizistin, die ihre Pensionsansprüche auf ihre Lebensgefährtin übertragen möchte, was im Jahr 2005 nur verheirateten Mann-Frau-Paaren vorbehalten ist. Eine Gesetzesänderung ist nur durch ein einstimmiges Votum der sog. Freeholder (einer administrativen Kommunalinstanz in New Jersey; daher der Titel) möglich. Krebs und Homosexualität, das klingt erst mal nach Tränendrüsenreizung galore, und der Tenor der Kritik scheint sich tatsächlich auf die angebliche Holzschnittartigkeit der Charaktere und die berechnende Dramatik zu beziehen; ich jedoch finde den Film gar nicht sooo rührselig, ja geradezu (Achtung, Klischeewort) unaufgeregt. Außerdem: Steve Carell!

Rats
Neues Wort: "Horrormentory". Als solche wird diese etwas ziellos episodisch aufgebaute Doku von Morgan Spurlock ("Super Size Me") beworben. Es geht um Ratten, und nach den knapp anderthalb Stunden war mir einfach nur speiübel. Angucken auf eigene Gefahr. 

Whiplash
Hier wird viel Musik gemacht. Nicht nur getrommelt. Zwischenzeitlich hatte ich Angst, dass ich mich am Ende auch für Jazz begeistern könnte. J.K. Simmons hat freilich nicht zu Unrecht den Oscar für seine Darstellung des sadistischen Bandleaders bekommen. Man fragt sich nur, warum sich der unter ihm leidende Schüler das alles antut. Kann man sich über solches Personal nicht irgendwo beschweren? Oder vielleicht doch in ein anderes Konservatorium mit weniger Ansehen wechseln? Und der Schluss war einfach nur dämlich.

Samstag, 17. Dezember 2016

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Lasst uns froh und Vermonter sein

In Michael Moores prophetischem Viraltext über den Wahlgewinn Donald Trumps habe ich zum ersten Mal das Wort Michigander gelesen. Dies ist (neben Michiganite) eine inoffizielle Bezeichnung der Einwohner des Staates Michigan. Das vom United States Government Publishing Office empfohlene Demonym ist Michiganian. Die Endung -ian ist tatsächlich die geläufigste bei Ableitungen von US-Bundesstaaten, wie ein Blick auf diese Wikipedia-Liste zeigt; sie kommt nicht nur bei Ortsnamen vor, die auf -n enden (Michigan > Michiganian, Oregon > Oregonian), sondern auch bei solchen auf -a (Alabama > Alabamian; inoffiziell aber auch Alabaman) und -y (Kentucky > Kentuckian). Staaten mit -i am Ende ergeben i.d.R. ebenfalls die Demonym-Endung -ian: Missouri > Missourian. Überraschend rar ist die Endung -er: Maine > Mainer, Maryland > Marylander, Connecticut > Connecticuter (aber inoffiziell Connecticotian und Connecticutensian), Vermont > Vermonter, New York > New Yorker, Rhode Island > Rhode Islander. Noch seltener ist die Endung -ite: New Hampshire > New Hampshirite, Wisconsin > Wisconsinite, Wyoming > Wyomingite, Massachusetts > Massachusite (inoff.), Michigan > Michiganite (inoff.; in diesem Staat geht's wahrlich drunter und drüber!), New Jersey > New Jerseyite. Dann gibt es noch Ableitungen auf -(a)n: Nebraska > Nebraskan, Colorado > Coloradan (aber: Idaho > Idahoan), Delaware > Delawarean, Tennessee > Tennessean, Utah > Utahn. The more you know...

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Lasst uns froh und munter sein

Das deutsche Wort "Weltschmerz" ist ein gutes Wort und mit Fug und Recht von zahlreichen Sprachen als Germanismus übernommen worden. Für das Leiden in und an der Welt gibt es verschiedene Copingstrategien. Mir als Teil der witzverarbeitenden Industrie scheinen Galgenhumor und Satire probate Mittel zu sein. Leider wird einem das manchmal als Zynismus und Menschenverachtung ausgelegt. In Wahrheit sind Satiriker nicht weniger empathisch als andere Zeitgenossen. 

Es sind oft gar nicht mal Nachrichtenmeldungen, die mir besonders nahegehen, sondern damit zusammenhängende Beobachtungen und Entdeckungen. Neulich blätterte ich ziellos in dem Taschenbuchbestseller "1000 Places to see before you die" herum, den mir Freunde einst zum Geburtstag geschenkt hatten. Einer dieser Orte ist: Aleppo. Konkret wird dort, auf Seite 468, der gedeckte Basar (the covered Souks) empfohlen, ein Platz aus 1001 Nacht mit Händlern aller Couleur, duftenden Gewürzen, köstlichen Speisen, abenteuerlichen Geschichten und bewegender Geschichte sowie dem Christenviertel, "where Aleppo's most interesting eateries and architectually rich boutique hotels are concentrated." Das zu lesen traf mich wie ein Huftritt in die Weichteile.


Die mir vorliegende Auflage ist von 2011. Fünf Jahre später wirkt der Text wie blanker Hohn. Ein Artikel auf Merkur.de zählt inzwischen auf, "was die Deutschen an Weihnachten am meisten nervt": doofe Verwandte, aufgewärmte Kitschfilme, "Last Christmas" im Radio, peinliche Betriebsfeiern und natürlich der schlümme "Konsumterror". Der Punkt "Wenn einem das Haus mitsamt der halben Familie weggebombt wird" fehlt. Und trotzdem stellen sich in diesem Land irgendwelche Arschlöcher hin und fordern für aus Syrien flüchtende Männer und Frauen das Prinzip "Die Schlechten ins Kröpfchen, die Guten (vorübergehend) ins Töpfchen". Das ist für mich Zynismus und Menschenverachtung.

Montag, 12. Dezember 2016

Neue Wege in der Personenbeförderung

Ich hatte gestern die beste Idee aller Zeiten, meine größte Vision ever: eine Achterbahn als öffentliches Verkehrsmittel.
Man stelle sich eine gewöhnliche Rummel-Achterbahn vor, lediglich ohne Loopings und mit reduzierter Geschwindigkeit, damit auch Hunde, Babys und Taschen mitgeführt werden können ohne Gefahr zu laufen, herausgeschleudert zu werden. Zusätzlich müsste die Bahn überdacht sein, sodass sie auch bei Niederschlag genutzt werden kann. Die Bahn schlängelt sich durch Häuserschluchten hindurch und über Straßen hinweg, um den Bodenverkehr nicht zu behindern. An strategischen Punkten gibt es Aufhängungen (man nutze dafür bereits vorhandene Stadtgestaltungselemente, stabile Gebäude etc.), zwischen zwei solchen Punkten sind die Gleise freischwebend. Eine räumliche Beanspruchung stellen freilich die Haltestellen dar; es bietet sich an, in anderweitig ÖPNV-mäßig schlecht erschlossenen Arealen dafür Platz zu schaffen: Ich denke da an ein Krankenhausgelände, einen Unicampus, den Mittelpunkt einer Parkanlage / eines Zoos, die Behindertentribüne in einem Stadion. Auch als Shuttlewagen im Flughafen kann ich mir den "Urban Coaster" (Namensvorschlag) vorstellen. An jeder Station steht eine Technik- und Sicherheitsperson, welche auch die Tickets entwertet. Neben der Effizienz und der Umweltfreundlichkeit ist natürlich der Spaß das bestechendste Argument für meinen Urban Coaster. Wenn man schon mal in die Notaufnahme muss, soll wenigstens die Anfahrt Freude bereiten.
Welche Stadt macht's als erste?

Sonntag, 11. Dezember 2016

Das gute Zitat

"I know I’m not the perfect guy. I actually kind of… hate myself, a lot of the time. But when I’m with you, I… don’t hate myself. I like being around you, and I don’t know if I ever told you that in so many words, so I’m telling you."

----- BoJack zu Diane in BoJack Horseman

Samstag, 10. Dezember 2016

Howdy, Mandel!

(Dieser Beitrag kann Spuren von Brotaufstrichen enthalten.)

In einem aufwendigen Testverfahren habe ich herausgefunden, dass Mandelcreme deutlich leckerer ist als Erdmandelcreme. Der Unterschied zwischen Mandeln und Erdmandeln ist so gewaltig wie der zwischen Kümmel und Kreuzkümmel. Ich musste mich dahingehend auch erst mal informieren, aber es fängt schon bei der Taxonomie an: Der Mandelbaum der Gattung Prunus (an welchem die Mandel wächst) gehört zur Familie der Rosengewächse, während die Erdmandel (auch: Tigernuss) ein Kraut aus der Familie der Sauergrasgewächse ist; bei den essbaren Teilen der Pflanze handelt es sich um die Knollen ihrer unterirdischen Ausläufer. Ein Grund dafür, warum mir Erdmandelcreme/-mus weniger zusagt, mag sein, dass die geläufigen Sorten natursüß daherkommen, während Mandelcreme in nicht geringen Mengen ((Voll-)Rohr-)Zucker enthält − zumindest die mir vorliegende; es gibt auch Varianten mit 100% Mandelanteil, wobei dann ausgesucht süße Mandeln verwendet werden. Letzterer wie auch der Erdmandelcreme eignet an, dass sich nach einer Weile eine Ölschicht an der Oberfläche absetzt, was man aber durch kurzes Umrühren beheben kann. Mandelcreme ist circa doppelt so teuer wie Erdmandelcreme.


Mir persönlich schmeckt Mandelcreme auch besser als Erdnussbutter. Sie ist nicht so aufgeblasen nussig, hat aber immer noch eine perfekte Kontrastwürze, um unter eine schöne Schicht Erdbeerkonfitüre oder einen anderen süßen Aufstrich geschmiert zu werden.

Freitag, 9. Dezember 2016

Wenn Kinder rot sehen

Gestern wurde ich Zeuge eines empörenden Vorgangs, nämlich eines Übergangs, eines Gangs über eine rote Ampel durch eine Kindergartengruppe vor den Augen ihrer Betreuungspersonen, ja auf ausdrücklichen Befehl ebenjener! "Wir sind sowieso schon viel zu knapp dran mit der Zeit", rief die Obererzieherin, "deshalb gehen wir jetzt AUSNAHMSWEISE bei Rot über die Straße!" Dazu positionierte sie sich nach Art eines Verkehrspolizisten quer zu der aufgeregt eine Ordnungswidrigkeit begehenden Kinderschar. Ich, der ich den Kleinen zufällig entgegenspaziert war und vorbildlich das Lichtsignal beachtete, riss demonstrativ die Augen auf, schlug mir die Hand vor den Mund und atmete gut hörbar tief ein. "Sie haben nichts gesehen!", sagte die Kindergärtnerin lachend zu mir. Zum Glück schaltete die Ampel noch während des riskanten Manövers auf Grün um. Trotzdem wäre ich nicht erstaunt, wenn ich erführe, dass die begleitenden Erwachsenen ihre Jobs losgeworden sind, nachdem entsetzte Helikoptereltern, deren Sprösslinge die Aktion gepetzt haben, Druck auf die Kindergartenleitung ausübten.

(Man vergleiche hiermit Tagebucheintrag Nr. 2 aus diesem Blogpost vom Juni 2013.)

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Betr.: Worte, Portraits, Linguistenhumor


"Fragen?" Allerdings! Was bedeutet der Spruch "Ein Anruf sagt mehr als 100 Worte"? Sagt ein Anruf (bis zu) 900 Worte weniger als ein Bild? Und sagt ein Bild mehr als 100 Pinselstriche?

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Es ist wieder Verlagskatalogsaison, und beim Durchblättern all der Neuerscheinungspamphlete überkommt mich mal wieder ein für mich typischer Gedanke:


Der Literaturgott möge verhüten, dass ich jemals bei einem Haus unter Vertrag komme, das die Portraitfotos seiner Autoren und Autorinnen so riesig wie z.B. Knaus (s.o.) da rein druckt! Frau Sichelschmidt (s.o.) kann sich ja wie die meisten anderen Menschen durchaus sehen lassen und dürfte kein Problem mit der Abbildung ihres Konterfeis haben, allein ich würde den KLAGEWEG bestreiten, würde ein Verlag versuchen, mein Buch mit meiner lebensgroßen FRESSE zu bewerben!

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Worüber ich lachen kann, Folge 1.095:


Wortspiele gehen immer, und dass die Vergleichende Sprachwissenschaft sich nicht vor ihrem Gebrauch scheut, ist schweinesympathisch. Was aber hat es nun mit Caland auf sich? Nun, das ist seit ein paar Jahren der heißeste Scheiß und – ach, ich lasse lieber den Ankündigungstext des (bereits vergangenen) Workshops sprechen:


Sonntag, 4. Dezember 2016

Torsten testet Me-too-Produkte: Croustipâte Sonntagsbrötchen

Knack & Back Sonntags-Brötchen gehören zu den grandiosesten Erfindungen der Menschheitsgeschichte und sind das Edelste, was auf einem Frühstückstisch landen kann. Kein Wunder, dass sich diverse Me-too-Produkte ein Rennen darum liefern, ihnen das Wasser zu reichen: Es gibt welche von Belbake (Lidl), von TIP (Real) und von Croustipâte (Tegut). Letztere habe ich vor kurzem getestet.


Eine Dose kostet nur 99 Cent. Die Zubereitung erfolgt so, wie man es von Knack & Back kennt: Teig entnehmen, in Stücke reißen oder schneiden, auf Backpapier überm Ofenrost legen und fertig backen. Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen.


Ich bin von Croustipâte absolut begeistert und kann kaum einen Unterschied zum Vorbild ausmachen. 

Im Jahr 2011 hat sich Stiftung Warentest zwei Dosenteigschlangenbrötchen vorgenommen, nämlich Knack & Back und Croustipâte, und kam – ebenfalls ohne einen Unterschied zwischen beiden Sorten festzustellen – zu dem Fazit: "Aber diese „Sonntagsbrötchen“ haben mit klassischen Brötchen wenig gemeinsam. Aufgebacken ist ihre Kruste kaum knusprig, sondern mürbe. Die Krume ballt im Mund zusammen, schmeckt eher süßlich. Alles erinnert an Kuchen." Pffft, mache ich da! Wer die Kuchenhaftigkeit eines Lebensmittels als Negativpunkt anführt, kann von mir nicht ernstgenommen werden, sorry. (Vgl. das Zitat "Kuchen. Wer ihn tadelt, liegt falsch" von Knack+Goldt, Quatsch: Katz+Goldt; wobei Max Goldt sich einmal abschätzig zu K&B-Brötchen geäußert hat, aber das sei ihm vergeben.)

Wertung: 9/10

Freitag, 2. Dezember 2016

Der ostasiatische Ausschlag

(Keine Angst wegen der Überschrift: Es geht jetzt nicht um im Urlaub eingefangene Hautkrankheiten.)

Nachdem im April 2015 ein mysteriöses erhöhtes Besucheraufkommen aus Israel zu registrieren war, kam es diese Woche zu einem regelrechten Ansturm aus Fernost auf mein Blog: 1311 Aufrufe aus Japan, 688 Aufrufe aus China. Weiß da jemand Genaueres?


PS: Den gestrigen Beitrag habe ich mit dem Label Literatur versehen, obwohl ich dabei im Geiste bereits Einwände dahingehend vernahm, dass Spielbücher ja wohl kaum der """"Literatuuuuur"""" per se zuzurechnen seien. Man lese "Literatur" daher stets als Tag "Bücher".

PPS: Auch der Ausdruck "Kraut-und-Rüben-Blog" könnte zu Verwunderung geführt haben. Nun, das erwähnte Tagebuch war m.M.n. so polythematisch, dass mir diese (gar nicht abwertend gemeinte) Beschreibung passend erschien. "Wald-und-Wiesen-Blog" ist ebenfalls ein schönes Wort, das sicher auch auf Kybersetzung bezogen werden kann; gelesen habe ich es erstmals im Abfallkalender des Twitterers Sebastian S. alias @Cuba_Libre_Jr.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Der mit dem Wolf spielt

Einmal, als ich ein Knabe im späten Grundschulalter war, sah ich in einer Buchhandlung ein Fantasybuch, das nach einem ganz und gar ungewöhnlichen System aufgebaut war: Anstatt man eine lineare Geschichte las, wählte man nach jedem Kapitel selbst, wie es weitergehen sollte. Zum Beispiel: "Du läufst durch einen Wald und erreichst eine Weggabelung. Wo gehst du lang? -- nach rechts: Seite 14; nach links: Seite 50." Das faszinierte mich in hohem Maße; ich bereute später, dieses Buch nicht gekauft zu haben, vergaß es dann ... bis ich nach Jahren zufällig herausfand, dass das Konzept des "Spielbuches" nicht unbekannt ist. Die beliebteste Variante dürfte die amerikanische Reihe "Choose Your Own Adventure" gewesen sein, die von 1979 bis 1998 in 184 Bänden erschienen ist (Einige haben es unter dem Titel "Entscheide Du Selbst!" auf den deutschsprachigen Markt geschafft.).
An dieser Stelle muss der legendäre Something-Awful-Beitrag "
Choose Your Own Adventure Books That Never Quite Made It" verlinkt werden, außerdem dieser Post aus dem sehr schönen Kraut-und-Rüben-Blog "The Garbage Dump", das leider 2008 stillgelegt wurde. Darin gibt der Autor, der sich an die interaktiven Bücher seiner Kindheit erinnert, zu, regelmäßig "betrogen" zu haben, und zwar so: den Finger auf der Seite mit der Auswahlfrage lassen, sodann einen Blick auf die Konsequenzen werfen und sich für die "richtige" Entscheidung zu, ääh, entscheiden. So wie Peter Griffin in der einen Szene bei "Family Guy"! Und: wie ich. Jawohl, nachdem ich nämlich von der Existenz der "Gamebooks" erfahren hatte, wollte ich sofort ein solches haben und bestellte mir ein Buch aus der Serie "Einsamer Wolf". "Einsamer Wolf ist eine 20-teilige (im englischen Original 28-teilige) Spielbuch-Reihe [... Sie] wurde ab 1984 zuerst in England und noch im selben Jahr in Deutschland veröffentlicht. Sie ist eine der erfolgreichsten Spielbuch-Serien, und bis heute wurden weltweit über 10 Millionen Exemplare verkauft." (Wikipedia) Der von mir erkorene Band 2, "Feuer über den Wassern" (gebraucht sehr günstig bei Amazon & Co. zu haben) hat mich blendend unterhalten, auch wenn ich wegen mehrmaligen Scheiterns wie gesagt zum Cheaten gezwungen wurde.
Warum ich das alles schreibe? Weil ich heute gelesen habe, dass der Erfinder des Einsamen Wolfs, Joe Dever, im Alter von nur 60 Jahren gestorben ist.