Einmal, als ich ein Knabe im späten Grundschulalter war, sah ich in einer Buchhandlung ein Fantasybuch, das nach einem ganz und gar ungewöhnlichen System aufgebaut war: Anstatt man eine lineare Geschichte las, wählte man nach jedem Kapitel selbst, wie es weitergehen sollte. Zum Beispiel: "Du läufst durch einen Wald und erreichst eine Weggabelung. Wo gehst du lang? -- nach rechts: Seite 14; nach links: Seite 50." Das faszinierte mich in hohem Maße; ich bereute später, dieses Buch nicht gekauft zu haben, vergaß es dann ... bis ich nach Jahren zufällig herausfand, dass das Konzept des "Spielbuches" nicht unbekannt ist. Die beliebteste Variante dürfte die amerikanische Reihe "Choose Your Own Adventure" gewesen sein, die von 1979 bis 1998 in 184 Bänden erschienen ist (Einige haben es unter dem Titel "Entscheide Du Selbst!" auf den deutschsprachigen Markt geschafft.).
An dieser Stelle muss der legendäre Something-Awful-Beitrag "Choose Your Own Adventure Books That Never Quite Made It" verlinkt werden, außerdem dieser Post aus dem sehr schönen Kraut-und-Rüben-Blog "The Garbage Dump", das leider 2008 stillgelegt wurde. Darin gibt der Autor, der sich an die interaktiven Bücher seiner Kindheit erinnert, zu, regelmäßig "betrogen" zu haben, und zwar so: den Finger auf der Seite mit der Auswahlfrage lassen, sodann einen Blick auf die Konsequenzen werfen und sich für die "richtige" Entscheidung zu, ääh, entscheiden. So wie Peter Griffin in der einen Szene bei "Family Guy"! Und: wie ich. Jawohl, nachdem ich nämlich von der Existenz der "Gamebooks" erfahren hatte, wollte ich sofort ein solches haben und bestellte mir ein Buch aus der Serie "Einsamer Wolf". "Einsamer Wolf ist eine 20-teilige (im englischen Original 28-teilige) Spielbuch-Reihe [... Sie] wurde ab 1984 zuerst in England und noch im selben Jahr in Deutschland veröffentlicht. Sie ist eine der erfolgreichsten Spielbuch-Serien, und bis heute wurden weltweit über 10 Millionen Exemplare verkauft." (Wikipedia) Der von mir erkorene Band 2, "Feuer über den Wassern" (gebraucht sehr günstig bei Amazon & Co. zu haben) hat mich blendend unterhalten, auch wenn ich wegen mehrmaligen Scheiterns wie gesagt zum Cheaten gezwungen wurde.
Warum ich das alles schreibe? Weil ich heute gelesen habe, dass der Erfinder des Einsamen Wolfs, Joe Dever, im Alter von nur 60 Jahren gestorben ist.
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