Wer mich gut kennt, weiß: Das Wandeln durch die vierte Dimension gehört zu meinen Lieblings-Sujets der Fiktion. Dieses Jahr wurden mir gleich drei Serien vorgesetzt, die sich mehr oder weniger mit diesem Thema befassen.
1.) Timeless (NBC)
... ist leider der mieseste Vertreter der drei. Mit Müh' und Not habe ich die Pilotfolge überstanden. Die drei Zeitreisenden, um die es geht (eine Historikerin, ein Techniker und ein Soldat), müssen einem Ganoven hinterherjagen, der dem CIA eine Zeitmaschine gestohlen hat. Dazu benutzen sie eine frühere Version dieses an "Stargate" erinnernden Geräts und landen als erstes in der Woche des Hindenburg-Absturzes 1937. Die Prämisse ist nach zehn Minuten etabliert, die ersten fünf Stationen der Heldenreise (nach Christopher Vogler) werden hurtig und lieblos abgespult, auf technisches Mumbo-Jumbo wird verzichtet. Und diese Dialoge!
- "Ever heard of a closed timelike curve?"
- "Excuse me, a closed timelike what?"
Sowas muss man sich als Serienfan im Jahr 2016 nicht bieten lassen!
2.) Travelers (Netflix/Showcase)
... behandelt eine recht unkonventionelle Art des Zeitreisens. Die "Travelers" sind ein Spezialteam aus der fernen Zukunft, deren Geist/Bewusstsein in die Körper frisch verstorbener Menschen geschickt wird. In unserer Gegenwart angekommen, sollen die fünf eine Katastrophe verhindern. Das innovative Konzept wirft allerlei ethische Fragen auf: Es wird zum Beispiel darüber diskutiert, ob man andere Todgeweihte (Sterbedaten und -umstände potenzieller "menschlicher Hüllen" sind den Zeitreisenden bekannt) nicht retten solle, auch wenn dies kein Primärziel ist. Auch die Tatsache, dass die Agentinnen und Agenten das normale Leben ihrer übernommenen Personen weiterführen, sorgt für spannende und zum Teil kuriose Nebenhandlungen: Eine der "Hüllen" etwa ist bzw. war eine geistig leicht behinderte junge Frau, die nun ihrem Sozialarbeiter erklären muss, woher ihre veränderten mentalen Fähigkeiten kommen; bei einem anderen handelt es sich um einen Heroinjunkie, dessen Körper zunächst einen nicht ganz einfachen Entzug zu bewältigen hat. Fazit: kurzweilige Story mit sympathischen Hauptfiguren.
3.) 11.22.63 (Hulu)
... ist die achtteilige Verfilmung von Stephen Kings Roman "Der Anschlag". Ein Highschool-Lehrer (James Franco) reist durch ein Wurmloch in der Abstellkammer eines Diners ins Jahr 1960 zurück, um das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Irgendwie versucht die Vergangenheit dabei – und dies ist die esoterische Komponente, die Zeitreise-Philosophie-Freunde wie mich ein wenig vergrätzen könnte –, sich selbst zu korrigieren und dem Zeitreisenden Steine in den Weg zu legen, was zum Teil auf dramatische Weise geschieht. Es geht weniger um Schmetterlingseffekt-Probleme und Paradoxa, auch wird nicht versucht, die JFK-"Verschwörung" (neu) aufzudecken, dafür bekommt man einen geradlinigen Thriller vor stimmungsvoller Sixties-Kulisse geboten. Produziert von J.J. Abrams und King selbst.
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