Sonntag, 18. Dezember 2016

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme (Okt.-Dez.)

Ist es schon wieder so weit? Das ging schnell!

Lights Out
Ein Horrorfilm mit einer simplen, aber bestechend wirkmächtigen Grundidee: Ein Geistermädchen, das sich nur in der Dunkelheit fortbewegen und angreifen kann, terrorisiert eine (mit psychischen Instabilitäten vorbelastete) Familie. Das Konzept erschöpft sich beizeiten, aber die erste Viertelstunde gehört mit zu den besten Schreckenssequenzen, die ich seit langem gesehen habe. Produziert von James Wan ("Saw").

The Equalizer
Als Mischung aus "Transporter" und "MacGyver" hat mein Bruder diesen etwas zu lang geratenen Actioner beschrieben. Recht unterhaltsam; Denzel Washington "geht immer".

Where to Invade Next
Michael Moores Dokumentation von 2015 macht da weiter, wo "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" (der mir etwas besser gefallen hat), aufhörte. Moore besucht verschiedene Länder der Erde und sucht sich jeweils eine wirtschaftliche/gesellschaftliche/soziale Idee aus, um diese für sein Heimatland zu kapern. Seine Begeisterung wirkt fast schon kindlich-naiv, und gerade Europa wird zu sehr durch die rosarote Brille betrachtet; etwaige Probleme – die sich fraglos in jedem europäischen Land finden ließen – werden ausgeblendet. Trotzdem muss man den dicken Michigander einfach mögen.

Freaks
Auf diesen wahrhaft berüchtigten Horrorfilm aus dem Jahr 1932 bin ich durch die 4. Staffel von "American Horror Story" gestoßen, wo dessen Handlung sowie komplette Figuren einfach dreist übernommen wurden (Hommage, Schmommage ...). "Freaks" galt nach seinem Erscheinen als das verstörendste Werk seiner Zeit, hat Regisseur Tod Browning praktisch die Karriere gekostet und auch MGM in einige Schwulitäten gebracht. Nicht nur der ziemlich kranke Plot sorgte damals für Empörung, sondern auch die Tatsache, dass die Hauptfiguren echte "Zirkusfreaks" waren. Aus dem Original-Release wurden 26 Minuten entfernt, die als unwiederbringlich verloren gelten; die heute verfügbare, restaurierte Fassung enthält ein vom Studio nachträglich eingefügtes Pro-forma-Happy-End; im Vereinigten Königreich war der Streifen 30 Jahre lang verboten. Es lohnt sich unbedingt, die ganzen Hintergründe von "Freaks" zu lesen, und wenn man schon dabei ist, sollte man sich auch gleich mit der faszinierenden Ära das "pre-Code Hollywood" befassen. 

The Martian
Was für ein makelloses Blockbuster-Vergnügen! Im Kern geht es natürlich um Menschlichkeit, um Durchhaltevermögen, um Enthusiasmus, Erfindergeist, den Sinn des Lebens; handwerklich ist das alles superb umgesetzt, die Rettungsaktion für den auf dem Mars zurückgelassenen Astronauten Mark Watney ist wirklich spannend, und das wissenschaftliche Fundament soll ja nach Einschätzung profilierter Experten einigermaßen solide sein. Ja, Ridley Scott ist hier in seinem Element (Weltraum). Ganz dickes Lob auch an die Besetzung der Nebenrollen: Kristen Wiig! Sean Bean! Donald Glover! Und das Buch soll sogar noch besser sein?

Die Poesie des Unendlichen (OT: The Man Who Knew Infinity)
Ein nettes Biopic über das indische Zahlengenie S. Ramanujan. Auszusetzen habe ich nur Folgendes: 1. Warum wird in den Szenen, die in Ramanujans tamilischer Heimat spielen, fast ausschließlich Englisch gesprochen? Da geht einiges an Flair und Authentizität verloren. 2. Ein bisschen mehr Theorie hätte der Film vertragen können. Nicht, dass ich die Theoreme und Beweise verstanden hätte, aber immerhin stehen hier Mathematiker im Zentrum der Handlung! Naja, wenigstens die berühmte Taxi-Anekdote kommt vor.

Don't Think Twice
Ein großer Traum von mir ist es, irgendwann mal eine der berühmten amerikanischen Improv-Gruppen live zu sehen, Second City zum Beispiel, oder The Groundlings oder die Upright Citizen Brigade. In Deutschland fristet das Improvisationstheater schändlicherweise ein Schattendasein, und viele wissen gar nicht, dass sich etliche international erfolgreiche Comedystars auf den Bühnen Chicagos, New Yorks oder L.A.s mit dieser unterschätzten Kunstform ihre ersten Sporen verdient haben. "Don't Think Twice" verfolgt das Schicksal der fiktiven New Yorker Improv-Troupe "The Commune". Jedes Mitglied hat eigene Zweifel und Sorgen, die Spielstätte steht kurz vor der Schließung, und der (für dieses Genre essenzielle!) Zusammenhalt der Sechs wird auf eine harte Probe gestellt, als einer von ihnen für eine "Saturday Night Live"-artige Fernsehshow gecastet wird. Das scheint mir alles sehr realistisch zu sein, wird mit feinem Humor und leiser Bedrücktheit erzählt, und das Ensemble harmoniert hervorragend: Es spielen u.a. Kate Micucci (vom Musik-Duo Garfunkel & Oats), Keegan-Michael Key (vom Sketch-Duo Key & Peele) und der Stand-up-Comedian Mike Birbiglia (auch Buch und Regie).

Freeheld
Nachdem ich letztes Mal je einen Film mit Ellen Page und mit Julianne Moore in der Liste hatte, habe ich diesmal einen in der Liste, in dem diese zwei (Achtung, Klischeewort!) Ausnahme-Aktricen gemeinsam spielen, und zwar ein lesbisches Paar (und NEIN, ich habe mir den Film nicht in Erwartung irgendwelcher "Szenen" angesehen – die es im Übrigen gar nicht gibt!). Zu Grunde liegt die wahre Geschichte einer tödlich erkrankten Polizistin, die ihre Pensionsansprüche auf ihre Lebensgefährtin übertragen möchte, was im Jahr 2005 nur verheirateten Mann-Frau-Paaren vorbehalten ist. Eine Gesetzesänderung ist nur durch ein einstimmiges Votum der sog. Freeholder (einer administrativen Kommunalinstanz in New Jersey; daher der Titel) möglich. Krebs und Homosexualität, das klingt erst mal nach Tränendrüsenreizung galore, und der Tenor der Kritik scheint sich tatsächlich auf die angebliche Holzschnittartigkeit der Charaktere und die berechnende Dramatik zu beziehen; ich jedoch finde den Film gar nicht sooo rührselig, ja geradezu (Achtung, Klischeewort) unaufgeregt. Außerdem: Steve Carell!

Rats
Neues Wort: "Horrormentory". Als solche wird diese etwas ziellos episodisch aufgebaute Doku von Morgan Spurlock ("Super Size Me") beworben. Es geht um Ratten, und nach den knapp anderthalb Stunden war mir einfach nur speiübel. Angucken auf eigene Gefahr. 

Whiplash
Hier wird viel Musik gemacht. Nicht nur getrommelt. Zwischenzeitlich hatte ich Angst, dass ich mich am Ende auch für Jazz begeistern könnte. J.K. Simmons hat freilich nicht zu Unrecht den Oscar für seine Darstellung des sadistischen Bandleaders bekommen. Man fragt sich nur, warum sich der unter ihm leidende Schüler das alles antut. Kann man sich über solches Personal nicht irgendwo beschweren? Oder vielleicht doch in ein anderes Konservatorium mit weniger Ansehen wechseln? Und der Schluss war einfach nur dämlich.

2 Kommentare:

  1. Ich habe "Freaks" nicht gesehen, möchte aber auf einen offenbar ähnlichen, vielleicht auch bereits bekannten Film verweisen, der vor Jahren einigen Eindruck auf mich gemacht hat (ich würde freilich öffentlich nie so weit gehen und behaupten, dass ich ihn durchaus unterhaltsam fand...): "The Terror of Tiny Town" ist ein, wie Wikipedia schreibt, 1938 gedrehter Film und "the world's only musical Western with an all-dwarf cast." Auf Wikipedia gibt es den ganzen Film praktischerweise auch gleich zum Anschauen, und ich möchte doch wenigstens zum Durchhalten bis zu jener Stelle anregen, da unverhofft ein Pinguin im Saloon auftaucht (Minute 18).

    AntwortenLöschen
  2. Danke für den Tipp! Den Titel kenne ich zumindest - von einer Simpsons-Parodie (Treehouse of Horror-Segment "Terror of Tiny Toon").

    AntwortenLöschen