Ich träumte, ich hätte eine neue Wohnung bezogen. Sie verfügte über einen Balkon, war aber vom Schnitt her gewöhnungsbedürftig: Es gab neben einem großen Schlafzimmer samt großem Bett eine etwa gleich große Kombination aus Gemeinschaftsraum, Küche und Bad, in welcher sich ein weiteres geräumiges Bett befand. Ich hatte circa vier Leute zu einer kleinen Housewarming-Party eingeladen, die bereits am späten Nachmittag zu Ende war. Ein Sechserträger mit alkoholischen Getränken (3x Bier, 3x Apfelwein – praktisch und neckisch, warum gibt es das nicht in echt?) war unangetastet geblieben. Meine Gäste waren dabei, sich zu verabschieden, ich aß gerade einen Storck-Schokoladenriesen (das habe ich seit mindestens zehn Jahren nicht getan, könnte traumdeuterisch bedeutsam sein), als es klingelte und mein Nachbar vorstellig wurde. Der ältere, sehr dicke Schnauzbarttäger hielt mir als erstes einen Schlüssel entgegen: "Hier, mein Wohnungsschlüssel. Falls ich mal im Urlaub bin." Für diesen Vertrauensvorschuss meinte er offenbar unverzüglich eine Gegenleistung einfordern zu können: Er pflanzte sich an den Esstisch und beäugte die dort stehende Auflaufform, in der sich noch zwei gefüllte Wirsingröllchen befanden, die ich zur Vesper serviert hatte. "Ich würde Ihnen ja gerne eine anbieten, aber ich fürchte, die sind inzwischen kalt", sagte ich. "Dann ess' ich eben das", erwiderte der Mann und zog eine Schale eingelegter Oliven zu sich heran, wobei sich Öl über den Tisch und auf den Fußboden ergoss. Wie er eine Olive nach der anderen aus dem Schälchen gabelte, lief weiteres Öl aufs Laminat und sogar auf seine Oberbekleidung. Ich versuchte, die Flüssigkeit so gut es ging mit Küchentüchern aufzuwischen; dass ich dem ungebetenen Gast dabei zwischen den Haxen herumkroch, schien ihm nichts auszumachen. Meine scheidenden Besucher standen derweil ungläubig kopfschüttelnd zwischen Tür und Angel.
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