In der Ausgabe 15/2017 des Spiegel weckte ein Artikel mit dem Titel "Das Geheimnis der Schneefee" meine Leselust. Es ging darin um die durch jüngere archäologische und heimatkundliche Befunde gestützte Theorie, dass die Märchenfigur Frau Holle auf die Gemahlin Odins zurückgeht. Der Zweiseiter begeisterte mich bis kurz vorm Ende: Dann meinte der Autor, sich zu der Mutmaßung hinreißen zu lassen, solche Erkenntnisse dienten allenfalls dazu, dem strukturschwachen Nordhessen einen Touristikboom zu bescheren, er sah in all dem "Verdrehungen" und ein "Gespinst aus Märchenmurks, Götterdämmerung und Spuk". Diese unangebrachte Häme veranlasste mich dazu, den ersten Leserbrief meines Lebens zu schreiben. Und was macht die Spiegel-Redaktion damit? Druckt den Scheiß auch noch ab:
Ich hoffe, es glaubt jetzt niemand, dass ich lediglich diese zwei Sätze eingeschickt hätte! Mein ursprungliches Gemecker war deutlich umfangreicher und enthielt die geistreiche Bemerkung, die Märchenforschung werde von den Nachbardisziplinen stiefmütterlich behandelt. So, wie er da steht, kommt mein Leserbrief nur pampig und unelaboriert rüber – also genau so, wie es dieser Textsorte wesenseigen ist, waaah! Ich bin jetzt einer von denen. Bloß gut, dass ich nicht auch noch, wie es bei denen üblich ist, bei der Grußformel meinen Doktorgrad vor meinen Namen gesetzt habe ...
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