Punching Henry
Man hat offenbar erkannt, dass die Formel "US-Komiker/-in + semibiographische Erlebnisse + Tragik", mit welcher in letzter Zeit eine Serie nach der anderen ausgebrütet wird ("Louie", "One Mississippi", "Master of None"), auch in der Langstrecke erfolgreich aufgehen kann. Wenn der Trend anhält, dürften wir in ein paar Jahren in Film und Fernsehen nur noch traurige Clowns sehen, die ihr Kerngeschäft aus den Augen verloren haben. Naja, im Moment finde ich das noch ganz erfrischend. In "Punching Henry" geht es um den mir vorher unbekannten Liedermacher Henry Phillips, der in Rückblenden vom ermüdenden Ringen um Auftritte, Verträge und Freigetränke erzählt, wobei man einen glaubhaften, wenn auch freilich hie und da überspitzten, Einblick in diesen harten Kosmos erhält. Mit Sarah Silverman, Tig Notaro und J.K. Simmons.
Other People
In eine ähnliche Kerbe schlägt dieses Familiendrama, auch wenn die Figuren darin sämtlich fikitiv sind. Jesse Plemons, der Matt-Damon-Lookalike aus "Breaking Bad" und "Fargo", spielt just another struggling comedy writer, der neben den Fährnissen seines Berufes auch noch mit Beziehungsstress und dem Dahinsiechen seiner Mutter (Molly Shannon, vormals SNL) klarkommen muss. Das ist zum Teil schwer erträglich, aber nicht komplett pessimistisch.
The Autopsy of Jane Doe
Ein aus Vater und Sohn bestehendes Gerichtsmedizinerduo bekommt eine abendliche "Lieferung" in Gestalt einer unidentifizierten jungen Frau. Die bedrückende Sterilität des Hauptschauplatzes Sektionssaal vermittelt sich nahezu perfekt (das kann ich gut beurteilen, denn auch mich führte es bereits mehr als einmal in einen Obduktionsraum), und die erste Hälfte ist denn auch weitaus fesselnder als alles, was nach dem Punkt kommt, an dem sich herausstellt, ob hinter den Ungereimtheiten, welche die Leiche aufwirft, etwas Übernatürliches steckt (ob ja oder nein, sei hier nicht verraten).
Repeaters - Tödliche Zeitschleife
Ich hatte mich auf dieses als Düstervariante von "Und täglich grüßt das Murmeltier" angekündigte Junkie-SciFi-Abenteuer immens gefreut, wurde aber zwiefach erbost. Erstens wird das Trope der "20 minutes with jerks" hier auf anderthalb Stunden gestreckt, denn die drei jungen Charaktere verhalten sich trotz bzw. wegen des außergewöhnlichen Phänomens, das ihnen widerfährt, wie die letzten Arschlöcher – und das in einer Produktion aus Kanada! Zweitens habe ich den Fehler gemacht, das zunächst nett klingende "Spiegel online"-Angebot "Der Film zum Wochenende" zu nutzen. Nie wieder!!! Dass der Stream kostenlos war, wurde damit erkauft, dass er alle fünf bis zehn Minuten von einem Werbevideo unterbrochen wurde. Von immer wieder demselben Spot (irgendein Finanzmist)! Etwas Nervigeres habe ich selten erlebt. Aber was sollte ich machen? Amazon Prime hatte "Repeaters" aus dem Programm genommen, bevor ich ihn von meiner Watchlist streichen konnte. Auf imdb hat er eine Wertung von 5,8 – viel zu hoch! Dann lieber noch einmal "Triangle" gucken. Oder "Source Code". Oder "Edge of Tomorrow". Oder diese eine "Akte X"-Folge.
Forsaken
Western können richtig gut sein. Eine Binsenweisheit, an die ich mich öfter erinnern sollte. Hier treffen (ich glaube zum ersten Mal) Donald und Kiefer Sutherland zusammen und verkörpern dabei sinnvollerweise Vater und Sohn (Kiefer spielt den Vater [kleiner Scherz]). Brian Cox, der wiederum in "The Autopsy of Jane Doe" den Senior-Leichenbeschauer spielt, tritt hier als einer von etlichen hündischen Wildwest-Fieslingen auf. Es geht um Landwegnahme, Schatten des Bürgerkriegs und Glaubensverlust. Regie führte "24"-Produzent Jon Cassar, doch statt Jack-Bauer-Haudrauf-Sequenzen bestimmen Melancholie und Bedrohlichkeit die Handlung.
Stephen Kings Stark (OT: The Dark Half)
Irre, sowohl der Roman (1989) als auch die filmische Umsetzung (1990) ist mir bisher durch die Lappen gegangen. Wie in vielen anderen Werken Kings ist der Protagonist ein Schriftsteller, hier: ein Bestsellerautor, der unter dem Pseudonym George Stark Schundromane verfasst. Dieser Stark erwacht irgendwann buchstäblich zum Leben und begeht grausame Morde, die recht explizit dargestellt werden. Ja, die Handschrift von Regisseur George A. Romero ist sowohl hinsichtlich der Tricktechnik als auch des Gorefaktors unverkennbar. FSK: ab 18.
Alien: Covenant
Die Handschrift von Ridley Scott hingegen erkenne ich in der "Prometheus"-Fortsetzung nicht. Wäre ich ein Hardcore-"Alien"-Fan, der "Covenant" jahrelang entgegengefiebert hat, wäre ich womöglich enttäuscht gewesen. Die Exposition ist viel zu lang, die Klaustrophobie der Original-Quadrologie fehlt, das Schauspielensemble bleibt eindimensional, selbst Michael Fassbender als Android fand ich nicht sooo toll; und in mindestens einer Szene hätte ich mir (wie Dietmar Dath in der FAZ) 3D-Aufnahmen gewünscht. Man missverstehe mich nicht: Etliche Bilder sind grandios, die Mythologie gefällt mir, die Musikuntermalung stimmt – schlecht ist was anderes!
Felon
Testosteronreicher Gefängnisstreifen mit einem mürrischen Val Kilmer. Es gibt nachhaltiger in Erinnerung bleibende Genrevertreter.
King Arthur: Legend of the Sword
Guy Ritchies punkige Neuinterpretation der Artussage in geschmeidigem 3D. Mit höherem Fantasy-Faktor, als ich erwartet hatte, dafür weniger blutig, als ich erwartet hatte. Meine Blockbusterempfehlung in dieser Liste.
Ashby
Nach Plakat und Synopsis hatte ich mich auf Mumblecore galore eingestellt, aber dann war Ashby doch ganz anders, nämlich leider eine lauwarme Nicht-Fleisch-nicht-Fisch-Pfanne, in der es auch nur sekundär um den blass bleibenden Teenagerhelden geht, sondern primär um dessen titelgebenden Nachbarn Ashby, einen todgeweihten Ex-CIA-Killer (Mickey Rourke). Und nebenbei um Football, Highschoolprobleme, alleinerziehende Mütter, Rache und Freundschaft. Wenigstens begegnet man einmal mehr Sarah Silverman.
Mittwoch, 31. Mai 2017
Montag, 29. Mai 2017
Sonntag, 28. Mai 2017
Ein magischer Moment
Vorhin trottete ich einen Fußweg entlang, stakste dabei über die Reste einer Fidget-Spinner-Verpackung, als mich auf der Straße zu meiner Linken ein Deliveroo-Fahrer überholte. So weit, so gewöhnlich. Im selben Moment aber kam auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Foodora-Fahrer angerauscht! Ich spekulierte, was nun passieren würde. Würden sich die verfeindeten Essenslieferanten Unflätigkeiten zurufen? Würden sie einander mit Pizzabrötchen und Seetang bewerfen (sog. Drive-by-fooding)? Würden sie sich gar, nachdem sie ohne zu bremsen von ihren Fahrrädern gehechtet sind, ineinander verbeißen wie zwei konkurriende Kampfhunde, einer pink, einer türkis?
Nichts dergleichen geschah. Der eine würdigte den anderen nicht mal eines Blickes.
Nichts dergleichen geschah. Der eine würdigte den anderen nicht mal eines Blickes.
Samstag, 27. Mai 2017
Meine 20 zuletzt gesehenen Filme (1/2)
Beware the Slenderman
Von allen Creepypastas hatte und habe ich für den Slender Man am meisten übrig, was daran liegen mag, dass ich im Jahre 2009 live dabei war, als dieses Wesen im Something-Awful-Thread "Create Paranormal Images" erschaffen wurde. Nach einer Reihe von YouTube-Serien um den gruseligen Anzugtypen ("Marble Hornets", "Everyman Hybrid" und "Tribe Twelve" habe ich fast komplett geschaut) und mindestens doppelt so vielen grottenschlechten Computerspielen kam letztes Jahr schließlich eine von HBO produzierte Dokumentation über den Slender Man raus. Der Fokus liegt dabei, man muss sagen: leider, auf dem "Slender Man stabbing"-Vorfall in Wisconsin 2014; im Gedächtnis bleibt denn auch eher das (für mich) schwer nachvollziehbare Urteil in diesem Fall als die (pop)kulturellen Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der pseudomythologischen Figur. Trotzdem: 114 Minuten wohliger Schauer ergeben 114 von 200 Tentakeln.
50/50
Den Balanceakt zwischen sentimentalem Sterbedrama und Seth-Rogen-Rumgeprolle bewerkstelligt Regisseur Jonathan Levine recht zufriedenstellend; bei Tragikomödien (oder besser: Dramedys) besteht ja immer die Gefahr, dass eine Waagschale die Oberhand gewinnt und am Ende sind alle enttäuscht. Das "50/50" bzw. 50:50 – es bezieht sich auf die Überlebenswahrscheinlichkeit des an Krebs erkrankten Protagonisten (Joseph Gordon-Levitt) – lässt sich mithin auch als Verhältnis von Lach- und Weinanlässen im Verlauf dieses Films lesen. Für mich persönlich hätte er ruhig noch trauriger sein können; ein Urteil übrigens, das ich immer öfter in Bezug auf Filme und Serien (zuletzt "The Leftovers") äußere.
The Call
Halle Berry als schuldbehaftete Telefonpolizistin in der Notrufzentrale, die ein gekindnapptes Mädchen (Abigail Breslin) fernmündlich retten muss. Das kommt einem irgendwie bekannt vor ("Final Call" und "Nicht auflegen" fallen einem ein), ist aber nicht unspannend.
Scouts vs. Zombies
Eine weitere Zombiekomödie, die kein Mensch braucht und die dem Genre nichts hinzufügt. Das einzig Positive, woran ich mich erinnere, ist David Koechner, dessen komisches Talent bedauerlicherweise seit Jahren in zahnloser Comedy-Meterware verschwendet wird.
Wer früher stirbt, ist länger tot
Dieses bezaubernde Kleinod mit einem der genialsten Titel der deutschen Kinogeschichte entführte mich in eine fremde, obschon nicht durchweg heile Welt, in der die Zeit stehen geblieben scheint, wo man sein schlauchendes Tagwerk am Stammtisch bei drei-vier-fünf Mass vergisst und in welcher Vertreter aller Generationen noch Dialekt sprechen: die oberbayrische Provinz. Oder vielmehr: ein in der oberbayrischen Provinz angesiedeltes idealisiertes 1950er-Jahre-Soziotop, das man so in einer Produktion von 2006 nicht erwartet. Das mir fast komplett unbekannte Ensemble, insbesondere die Kinderdarsteller, spielt toll auf. Es geht schwarzhumorig bis derb zu, ein paar ernste Töne werden angeschlagen, allein der Mundart-Overkill strengt auf Dauer a weng oa.
The Nice Guys
Dass Russell Crowe auch lustig kann, war ja in jeder Kritik zu lesen, und ich möchte es auch gar nicht abstreiten. "The Nice Guys" ist allerdings symptomatisch für das Actionkomödienhandwerk des laufenden Jahrzehnts: Zugunsten einer irgendwie substanziellen Handlung mit auf "packend" getrimmten Höhepunkten und Volten wie in einem hard-boiled Thriller wird der Komödienaspekt schändlich vernachlässigt. Dass man auch mit hoher Pointendichte einigermaßen stringente und mitreißende Kriminalgeschichten erzählen kann, ohne dass das Publikum sich dabei geistig allzu sehr anstrengen muss, wurde in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Ich will nicht mosern: Eine Handvoll guter Witze, eine flotte Inszenierung und ein (wenn auch irgendwie willkürlich erscheinendes) Seventies-Feeling ergeben mehr als soliden 7-von-10-Punkten-Standard für einen kurzweiligen Bier-&-Chips-Abend.
Kong: Skull Island
Das hingegen ist ein Blockbuster, wie er sein muss! Ich bin froh, ihn im Kino gesehen zu haben. Gerade wenn man nichts Großartiges erwartet, weil man den King-Kong-Drops für gelutscht hält, wird man für sein Misstrauen belohnt: mit State-of-the-art-Schauwerten, überraschenden Monstern, einer Prise Humor (John C. Reilly!) und sogar einer mehr oder weniger subtilen politischen Botschaft. Empfehlung: die Credits am Ende abwarten.
Die Jones: Spione von nebenan (OT: Keeping Up with the Joneses)
Hier gilt das, was ich oben über "The Nice Guys" geschrieben habe, und doch haben die Joneses mich deutlich besser unterhalten. Vielleicht liegt es an Zach Galifianakis, dem ich sowieso alles abkaufen würde (die "Hangover"-Trilogie ist rückblickend betrachtet der schwächste Part seines Œuvres); vielleicht haben Nachbarn mit Doppelleben per se mehr ulkiges Potenzial in sich. Alles in allem ein Beispiel für eine überzeugende moderne Crime-Comedy. Fun fact: Isla Fisher wurde in Muscat im Oman geboren.
Gone Girl
Ich möchte mal wissen, ob die Auflösung am Schluss dieser Adaptation des Bestsellers von Gillian Flynn (Drehbuch: ebenfalls Gillian Flynn) feministisch oder antifeministisch ist. Abgesehen von dieser Frage sieht man dem mit kleinen, aber feinen Mindfucks gespickten Entführungsplot gerne beim Sichentspinnen zu. David Fincher kann es halt noch!
Nightcrawler
Jake Gyllenhaal: genau wie seine Schwester auch so jemand, dem man nie wirklich in schlechten Filmen begegnet. Hier gibt er einen ambitionierten und nur mäßig sympathischen Sensationsfotografen. Angemessen zynisches Portrait eines zynischen Kosmos'.
Von allen Creepypastas hatte und habe ich für den Slender Man am meisten übrig, was daran liegen mag, dass ich im Jahre 2009 live dabei war, als dieses Wesen im Something-Awful-Thread "Create Paranormal Images" erschaffen wurde. Nach einer Reihe von YouTube-Serien um den gruseligen Anzugtypen ("Marble Hornets", "Everyman Hybrid" und "Tribe Twelve" habe ich fast komplett geschaut) und mindestens doppelt so vielen grottenschlechten Computerspielen kam letztes Jahr schließlich eine von HBO produzierte Dokumentation über den Slender Man raus. Der Fokus liegt dabei, man muss sagen: leider, auf dem "Slender Man stabbing"-Vorfall in Wisconsin 2014; im Gedächtnis bleibt denn auch eher das (für mich) schwer nachvollziehbare Urteil in diesem Fall als die (pop)kulturellen Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der pseudomythologischen Figur. Trotzdem: 114 Minuten wohliger Schauer ergeben 114 von 200 Tentakeln.
50/50
Den Balanceakt zwischen sentimentalem Sterbedrama und Seth-Rogen-Rumgeprolle bewerkstelligt Regisseur Jonathan Levine recht zufriedenstellend; bei Tragikomödien (oder besser: Dramedys) besteht ja immer die Gefahr, dass eine Waagschale die Oberhand gewinnt und am Ende sind alle enttäuscht. Das "50/50" bzw. 50:50 – es bezieht sich auf die Überlebenswahrscheinlichkeit des an Krebs erkrankten Protagonisten (Joseph Gordon-Levitt) – lässt sich mithin auch als Verhältnis von Lach- und Weinanlässen im Verlauf dieses Films lesen. Für mich persönlich hätte er ruhig noch trauriger sein können; ein Urteil übrigens, das ich immer öfter in Bezug auf Filme und Serien (zuletzt "The Leftovers") äußere.
The Call
Halle Berry als schuldbehaftete Telefonpolizistin in der Notrufzentrale, die ein gekindnapptes Mädchen (Abigail Breslin) fernmündlich retten muss. Das kommt einem irgendwie bekannt vor ("Final Call" und "Nicht auflegen" fallen einem ein), ist aber nicht unspannend.
Scouts vs. Zombies
Eine weitere Zombiekomödie, die kein Mensch braucht und die dem Genre nichts hinzufügt. Das einzig Positive, woran ich mich erinnere, ist David Koechner, dessen komisches Talent bedauerlicherweise seit Jahren in zahnloser Comedy-Meterware verschwendet wird.
Wer früher stirbt, ist länger tot
Dieses bezaubernde Kleinod mit einem der genialsten Titel der deutschen Kinogeschichte entführte mich in eine fremde, obschon nicht durchweg heile Welt, in der die Zeit stehen geblieben scheint, wo man sein schlauchendes Tagwerk am Stammtisch bei drei-vier-fünf Mass vergisst und in welcher Vertreter aller Generationen noch Dialekt sprechen: die oberbayrische Provinz. Oder vielmehr: ein in der oberbayrischen Provinz angesiedeltes idealisiertes 1950er-Jahre-Soziotop, das man so in einer Produktion von 2006 nicht erwartet. Das mir fast komplett unbekannte Ensemble, insbesondere die Kinderdarsteller, spielt toll auf. Es geht schwarzhumorig bis derb zu, ein paar ernste Töne werden angeschlagen, allein der Mundart-Overkill strengt auf Dauer a weng oa.
The Nice Guys
Dass Russell Crowe auch lustig kann, war ja in jeder Kritik zu lesen, und ich möchte es auch gar nicht abstreiten. "The Nice Guys" ist allerdings symptomatisch für das Actionkomödienhandwerk des laufenden Jahrzehnts: Zugunsten einer irgendwie substanziellen Handlung mit auf "packend" getrimmten Höhepunkten und Volten wie in einem hard-boiled Thriller wird der Komödienaspekt schändlich vernachlässigt. Dass man auch mit hoher Pointendichte einigermaßen stringente und mitreißende Kriminalgeschichten erzählen kann, ohne dass das Publikum sich dabei geistig allzu sehr anstrengen muss, wurde in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen. Ich will nicht mosern: Eine Handvoll guter Witze, eine flotte Inszenierung und ein (wenn auch irgendwie willkürlich erscheinendes) Seventies-Feeling ergeben mehr als soliden 7-von-10-Punkten-Standard für einen kurzweiligen Bier-&-Chips-Abend.
Kong: Skull Island
Das hingegen ist ein Blockbuster, wie er sein muss! Ich bin froh, ihn im Kino gesehen zu haben. Gerade wenn man nichts Großartiges erwartet, weil man den King-Kong-Drops für gelutscht hält, wird man für sein Misstrauen belohnt: mit State-of-the-art-Schauwerten, überraschenden Monstern, einer Prise Humor (John C. Reilly!) und sogar einer mehr oder weniger subtilen politischen Botschaft. Empfehlung: die Credits am Ende abwarten.
Die Jones: Spione von nebenan (OT: Keeping Up with the Joneses)
Hier gilt das, was ich oben über "The Nice Guys" geschrieben habe, und doch haben die Joneses mich deutlich besser unterhalten. Vielleicht liegt es an Zach Galifianakis, dem ich sowieso alles abkaufen würde (die "Hangover"-Trilogie ist rückblickend betrachtet der schwächste Part seines Œuvres); vielleicht haben Nachbarn mit Doppelleben per se mehr ulkiges Potenzial in sich. Alles in allem ein Beispiel für eine überzeugende moderne Crime-Comedy. Fun fact: Isla Fisher wurde in Muscat im Oman geboren.
Gone Girl
Ich möchte mal wissen, ob die Auflösung am Schluss dieser Adaptation des Bestsellers von Gillian Flynn (Drehbuch: ebenfalls Gillian Flynn) feministisch oder antifeministisch ist. Abgesehen von dieser Frage sieht man dem mit kleinen, aber feinen Mindfucks gespickten Entführungsplot gerne beim Sichentspinnen zu. David Fincher kann es halt noch!
Nightcrawler
Jake Gyllenhaal: genau wie seine Schwester auch so jemand, dem man nie wirklich in schlechten Filmen begegnet. Hier gibt er einen ambitionierten und nur mäßig sympathischen Sensationsfotografen. Angemessen zynisches Portrait eines zynischen Kosmos'.
Montag, 22. Mai 2017
Zum Start von "Twin Peaks"
Theorie
David Lynch ist schon vor fünf Jahren gestorben, aber das hat wie immer kein Mensch verstanden.
(erstveröffentlicht in TITANIC 10/2012)
David Lynch ist schon vor fünf Jahren gestorben, aber das hat wie immer kein Mensch verstanden.
(erstveröffentlicht in TITANIC 10/2012)
Samstag, 20. Mai 2017
Hübsche Flaggen untergegangener Staaten: Republik Venedig
Der ehrwürdige und 1100 Jahre lang stabile Stadtstaat der Dogen und des Rates der Zehn, die Lagunen- und Kanalmetropole, die Serenissima genannte See- und Kolonialmacht, in welcher der venezische Dialekt (den man nicht mit der venetischen Sprache verwechseln darf) Amtssprache war, gebot über eine angemessen stilvolle und mittelalterliche Schwere ausstrahlende Flagge.
Links sehen wir den durch einen Filmpreis und aus vielen Darstellungen bekannten geflügelten Markuslöwen mit einem aufgeschlagenen Buch, in dem zu lesen ist: Pax tibi, Marce, evangelista mens ("Friede [sei mit] dir, Markus, mein Evangelist"). (Der Markuslöwe ist nicht nur auf dem heutigen Wappen der Stadt Venedig zu sehen, sondern u.a. auch auf dem der baden-württembergischen Gemeinde Marxzell.) "Die Bedeutung bzw. Definition der anderen Elemente auf der Fahne sind noch weitgehend unbekannt", sagt Wikipedia, und auch die bei Google Books dazu verfügbaren Bücher schweigen sich aus. Naheliegend ist, dass die sechs Streifen zur Rechten die sechs historischen Stadtteile Venedigs, die sestieri, deren Vertreter in der Anfangszeit den Kleinen Rat bildeten, symbolisieren. Aber wofür stehen die Kugeln?
Im Jahr 2014 gab es eine inoffizielle und daher nicht bindende Onlinepetition über die Unabhängigkeit Venedigs. Sagenhafte 89,1% stimmten für einen souveränen Staat Veneto. (Das war nicht das erste Aufbäumen venetischer Nationalisten in der jüngeren Vergangenheit.) Wenig überraschend ist, dass bei diesem "Plebiscito.eu" auch die traditionelle Flagge der Republik Venedig in leicht aktualisierter Form (ohne Kugeln!) zu sehen war. Sollte sich diese Region wirklich einmal abspalten, stehen die Chancen gut, dass der Markuslöwe in der Alten und der Neuen Welt den Bekanntheitsgrad von anno dazumal wiedererlangt.
Donnerstag, 18. Mai 2017
Filmtitel XV
Quo vado? → Der Vollposten
Sorgenfri → What We Become
Slow Learners → How to be Sexy
Le Grand Partage → Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste
War on Everyone → Dirty Cops
Authors Anonymous → Book of Love – Ein Bestseller zum Verlieben
Tenemos la carne → We are the Flesh
Don't Grow Up → Alone
Débarquement immédiat! → Alles unter Kontrolle!
Bienvenue à Marly-Gomont → Ein Dorf sieht schwarz
Richard the Stork → Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper
Eloise → The Eloise Asylum
Don't Kill It → The Demon Hunter
All Nighter → The Runaround
Nine Lives → Voll verkatert
The Outcasts → Cool Girls
Baby, Baby, Baby → Liebe hat keine Deadline
Operazione paura → Die toten Augen des Dr. Dracula
Baby Driver → Drive Baby Drive
Si j'étais un homme → Mein neues bestes Stück
Sorgenfri → What We Become
Slow Learners → How to be Sexy
Le Grand Partage → Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste
War on Everyone → Dirty Cops
Authors Anonymous → Book of Love – Ein Bestseller zum Verlieben
Tenemos la carne → We are the Flesh
Don't Grow Up → Alone
Débarquement immédiat! → Alles unter Kontrolle!
Bienvenue à Marly-Gomont → Ein Dorf sieht schwarz
Richard the Stork → Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper
Eloise → The Eloise Asylum
Don't Kill It → The Demon Hunter
All Nighter → The Runaround
Nine Lives → Voll verkatert
The Outcasts → Cool Girls
Baby, Baby, Baby → Liebe hat keine Deadline
Operazione paura → Die toten Augen des Dr. Dracula
Baby Driver → Drive Baby Drive
Si j'étais un homme → Mein neues bestes Stück
Dienstag, 16. Mai 2017
Die Flips sind aus dem Sack
Es hätte mein Lebenswerk werden sollen: der ultimative Vergleichstest sämtlicher Erdnussflipssorten des Landes (oder gar der Welt?)! Letztes Jahr habe ich damit angefangen: Zu allen Proben machte ich mir Notizen, fertigte schöne Fotos an (Tüte + Flips auf Teller = das Knabbersnack-Äquivalent zum Steak-Anschnittfoto), ich schnabulierte mit der Inbrunst eines Weinkenners. Doch das Ergebnis kann höchstens als Zwischenergebnis bezeichnet werden. Am Ende verließ mich nämlich die Fähigkeit, irgendwelche Nuancen zwischen den ganzen Marken auszumachen und vor allem diese zu memorieren und zu verbalisieren. Hatte ich diese Fähigkeit je besessen? Ähneln sich Erdnussflips nicht zu stark, um ernsthaft unterschieden werden zu können, schon wegen der immergleichen Zutaten? Herrscht nicht eine Art Reinheitsgebot in der Flipsherstellung (Stichwort: 33%iger Erdnussanteil)? Es vermatschte alles zu einem (immerhin köstlichen) Matsch! Ja, doch, schon: Der ein oder andere Vertreter war/ist durchaus charakteristisch. Doch das jeweilige Charakteristikum in Worte zu fassen, ist eine Kunst, die mir abgeht. Seht selbst.
Der unangefochtene Spitzenreiter – Suchtfaktor: Crack!
Gibt's bei Lidl; sehr stabile Tüte; nur 32 % Erdnussanteil, dafür nur 59 Cent
Etwas pappig, muffig und überhaupt nicht "feuri[g/ch]"
Erst am zweiten Tag nach dem Öffnen lecker
Nicht schlecht, aber sehr schnell "schal"
Mit 1,95 € für nur 75 Gramm die teuersten; wirken aufgebläht; wenig knusprig, lasch
BIG heißt: doppelt so groß wie normale Flips. Muss man mögen; etwas salzig
Dorati: eine dieser mysteriösen "Supermarktmarken", bezüglich derer ich keinerlei Infos im Netz finden konnte, z.B. wo ich diese Tüte gekauft haben könnte. Ich weiß nur noch, dass sie extrem billig war
Bio und im Ofen gebacken! Kategorie "Die etwas besseren Flips"
Und hier enden meine Aufzeichnungen. Guten Appetit!
Sonntag, 14. Mai 2017
Blogtagebuch KW 19
Schon seit längerem hatte ich Appetit auf Mochi, diesen zu Silikonkissenkonsistenz gehämmerten Reiskuchen, den es in Geschmacksrichtungen wie Erdnuss, Grüntee, Taro oder Rote-Bohnen-Paste gibt. Das Schicksal führte mich dann tatsächlich an einem japanischen Spezialitätenladen vorbei, doch die Produkte darin waren mit Zeichen bedruckt, die ich nicht deuten konnte, und überhaupt war alles sehr verwirrend. Ich nahm dann mit meinem Lieblings-Asialaden im Bahnhofsviertel vorlieb und kaufte eine Packung der Sorte Durian (die berüchtigte südostasiatische "Stinkfrucht", die man u.a. nicht mit in Flugzeuge nehmen darf).
Und dann habe ich mir im Museum für Moderne Kunst die Videoschau von Ed Atkins angeschaut. Von dem werde ich in diesem Leben kein Fan mehr, berichtenswert ist aber, dass in der Presseliste, in die ich mich eintrug, über mir der Name eines berühmten in Frankfurt lebenden Schriftstellers stand. Es war nicht Martin Mosebach, und ich musste mir sein Aussehen erst mal ergoogeln für den Fall, dass er mir noch über den Weg gelaufen wäre, was aber nicht geschehen ist.
Das MMK ist übrigens nach architektonischen Gesichtspunkten mein Lieblingsmuseum in Frankfurt, weil es einfach großzügig angelegt ist. Es gibt den Kunstwerken den ihnen gebührenden Raum, die Lichtverhältnisse sind toll, es ist alles harmonisch, ohne Pathos, dennoch ehrwürdig. Vor allem: Es ist von innen größer, als es von außen aussieht!
Dinge, die man gerne und leider viel zu selten im Briefkasten findet: Gratisproben. Diese Woche wurde ich mit Lenor-Wäscheparfüm und 3-in-1-"Pods" von Ariel überrascht. (Einmal sah ich in einem Münchner Mehrfamilienhaus Ovomaltine-Aufstrich-Samples im Hausflur rumliegen. Tja, hätten sie die mal lieber in die Briefkästen geworfen, denn selbstverständlich wanderte eins der Päckchen direkt in meinen Rucksack, hähä!) (Ein Flüssigvollwaschmittel, von dem ich abraten möchte, ist "Spee Sensitive".)
Zum Thema Post ist noch zu sagen, dass es einerseits erfreulich ist, dass es in unseren unsozialen Zeiten noch Nachbarn gibt, die Pakete für einen entgegennehmen, wenn man nicht daheim ist. Andererseits muss man dann irgendwann bei seinem Nachbar oder seiner Nachbarin vorstellig werden. Soll man sich zu diesen Anlässen a) frisieren, b) eine Hose anziehen, c) den Schlaf aus den Augen reiben? Meine Antwort auf a), b) und c) lautet jeweils ja.
Fress-Highlight der Woche: Bei einem gemeinschaftlichen Draußen-sitz-Frühstück wollte ich es österreichisch haben und bestellte neben einem Zimtquarktopfen-Palatschinken mit Schlagsahneobers die Delikatesse "Eier im Glas". Bei "Eiern im Glas" handelt es sich um Eier im Glas, typischerweise zwei. Hier gab es aber drei, und das Glas war nicht hoch und zylindrisch, sondern eher eine Schüssel, zudem waren die Eier zum Teil hart und wachsweich statt wie üblich fast flüssig. Einfach mal zum Tagesbeginn drei gekochte Eier zu verschlingen fand ich dann aber doch ganz leiwand.
Now playing: Orchestral Manoeuvres in the Dark - Enola Gay
Im Frankfurter Goethehaus habe ich endlich die Sonderausstellung über Johann Heinrich Füsslis "Nachtmahr" besucht. Dieses Gemälde gehört zu meinen All-time favourites und hängt als Kunstdruck in meinem Wohnzimmer. (Als ich dies einmal einem Kollegen erzählte, fragte er mich, ob das nicht etwaigen Damenbesuch verstöre. Ich sagte, dass ich nicht allzu oft Damenbesuch hätte, aber: ja.) Jedenfalls habe ich dort gelernt, dass Hans Traxlers Helmut-Kohl-"Birne" in der Kunstgeschichte nicht ohne vorangegangenes Beispiel ist! Der französische Bürgerkönig Louis-Philippe wird in zahlreichen zeitgenössischen Karikaturen mit Birnenkopf dargestellt. Was das jetzt mit dem romantischen Albdruckmotiv zu tun hat, kann man noch bis zum 18. Juni a.a.O. erfahren.
Und dann habe ich mir im Museum für Moderne Kunst die Videoschau von Ed Atkins angeschaut. Von dem werde ich in diesem Leben kein Fan mehr, berichtenswert ist aber, dass in der Presseliste, in die ich mich eintrug, über mir der Name eines berühmten in Frankfurt lebenden Schriftstellers stand. Es war nicht Martin Mosebach, und ich musste mir sein Aussehen erst mal ergoogeln für den Fall, dass er mir noch über den Weg gelaufen wäre, was aber nicht geschehen ist.
Das MMK ist übrigens nach architektonischen Gesichtspunkten mein Lieblingsmuseum in Frankfurt, weil es einfach großzügig angelegt ist. Es gibt den Kunstwerken den ihnen gebührenden Raum, die Lichtverhältnisse sind toll, es ist alles harmonisch, ohne Pathos, dennoch ehrwürdig. Vor allem: Es ist von innen größer, als es von außen aussieht!
Dinge, die man gerne und leider viel zu selten im Briefkasten findet: Gratisproben. Diese Woche wurde ich mit Lenor-Wäscheparfüm und 3-in-1-"Pods" von Ariel überrascht. (Einmal sah ich in einem Münchner Mehrfamilienhaus Ovomaltine-Aufstrich-Samples im Hausflur rumliegen. Tja, hätten sie die mal lieber in die Briefkästen geworfen, denn selbstverständlich wanderte eins der Päckchen direkt in meinen Rucksack, hähä!) (Ein Flüssigvollwaschmittel, von dem ich abraten möchte, ist "Spee Sensitive".)
Zum Thema Post ist noch zu sagen, dass es einerseits erfreulich ist, dass es in unseren unsozialen Zeiten noch Nachbarn gibt, die Pakete für einen entgegennehmen, wenn man nicht daheim ist. Andererseits muss man dann irgendwann bei seinem Nachbar oder seiner Nachbarin vorstellig werden. Soll man sich zu diesen Anlässen a) frisieren, b) eine Hose anziehen, c) den Schlaf aus den Augen reiben? Meine Antwort auf a), b) und c) lautet jeweils ja.
Fress-Highlight der Woche: Bei einem gemeinschaftlichen Draußen-sitz-Frühstück wollte ich es österreichisch haben und bestellte neben einem Zimt
Now playing: Orchestral Manoeuvres in the Dark - Enola Gay
Donnerstag, 11. Mai 2017
Kurz notiert: Herr Kellner
Aha, dachte ich gerade, heutzutage kann es wirklich jeder mit seiner Meinung in die Nachrichten schaffen, zum Beispiel an die oberste Stelle auf tagesthemen.de (Screenshot). Was kommt als nächstes? "Eilmeldung: Gast fordert Mindestzapfhöhe für Hefeweizen!" Stellt sich raus: Mit "Kellner" ist Christian Kellner gemeint, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, der eine "Aktionswoche Alkohol" ausgerufen hat.
Dienstag, 9. Mai 2017
Cringe level 9000
Vergangene Woche fühlte ich zum ersten Mal etwas gänzlich Neues gegenüber Donald Trump. Beim Lesen seiner Ausführungen über den amerikanischen Bürgerkrieg und Andrew Jackson stellte sich bei mir – neben Schadenfreude und Fremdscham – Mitleid ein. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie der Präsident sich bei diesem Interview gefühlt haben muss: Völlig unvorbereitet und in typischer Unkenntnis der Geschichte seines Landes musste er halt irgendwas sagen und verrannte sich zusehends in seinem kruden Spontanmonolog aus Allgemeinplätzen, irren Behauptungen und zusammenhanglosem Gewäsch. Ganz tief in ihm drin muss ihn das aufgewühlt haben.
Wir haben es doch alle schon erlebt: in der Schule, als wir unvermittelt aufgerufen wurden und, von der Frage völlig überrumpelt, erfolglos einen Schmarrn improvisierten, bis unsere Lehrerin kopfschüttelnd abwinkte. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Englischunterricht der 12. Klasse an die Tafel zitiert wurde und eine Kurzgeschichte von Rudyard Kipling zusammenfassen sollte, die ich nicht gelesen hatte. Ich stammelte mich zum Amüsement der gesamten Klasse um Kopf und Kragen – ein Trauma, das wenige Jahre später von einem anderen Trauma abgelöst wurde, als ich nämlich, um mir erste journalistische Sporen zu verdienen, den Regisseur Gregor Schnitzler interviewen sollte und mir vorher keine einzige Frage überlegt hatte. Ich habe inzwischen verdrängt, was ich am Ende tatsächlich gefragt habe ("Äh, äh, hmmm ..."), und das Gespräch wurde nie veröffentlicht; ich hätte meine mit schweißnassen Griffeln pseudo-investigativ hingeschmierten "Notizen" ohnehin nicht verwerten können. Gelernt habe ich daraus jedenfalls, dass Interviews sowohl für die befragte als auch die fragende Person schnell stressig und peinlich werden können.
Wir haben es doch alle schon erlebt: in der Schule, als wir unvermittelt aufgerufen wurden und, von der Frage völlig überrumpelt, erfolglos einen Schmarrn improvisierten, bis unsere Lehrerin kopfschüttelnd abwinkte. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Englischunterricht der 12. Klasse an die Tafel zitiert wurde und eine Kurzgeschichte von Rudyard Kipling zusammenfassen sollte, die ich nicht gelesen hatte. Ich stammelte mich zum Amüsement der gesamten Klasse um Kopf und Kragen – ein Trauma, das wenige Jahre später von einem anderen Trauma abgelöst wurde, als ich nämlich, um mir erste journalistische Sporen zu verdienen, den Regisseur Gregor Schnitzler interviewen sollte und mir vorher keine einzige Frage überlegt hatte. Ich habe inzwischen verdrängt, was ich am Ende tatsächlich gefragt habe ("Äh, äh, hmmm ..."), und das Gespräch wurde nie veröffentlicht; ich hätte meine mit schweißnassen Griffeln pseudo-investigativ hingeschmierten "Notizen" ohnehin nicht verwerten können. Gelernt habe ich daraus jedenfalls, dass Interviews sowohl für die befragte als auch die fragende Person schnell stressig und peinlich werden können.
Sonntag, 7. Mai 2017
Wochentagebuch KW 18
Schon wieder ein neues Format! Unter dem Label #wochenbuch werde ich künftig alles in einer Woche Gedachte und Erlebte zusammenfassen, was keinen eigenen Blogpost rechtfertigt. Es handelt sich weniger um einen ungefilterten Stream of consciousness als um eine geistige Loseblattsammlung; einen Kängururitt durch das Spiegelkabinett, das wir Alltag nennen.
Meine dekorative Badezimmerkoralle weist dunkle Stellen auf. Ist sie krank? Ich habe sie zusammen mit einem Corega Tab in einen Blumentopf voll Wasser gelegt. Bei verfärbten Kaffeetassen und ähnlichem helfen die Tabs Wunder, doch die Koralle sieht immer noch komisch aus. Hätte ich Coral Intensiv nehmen sollen?
Auf der letzten Seite der Zeitschrift Bunte gibt es die "Frage der Woche" (prächtig parodiert von Valentin Witt in Titanic 4/2017). Dieses Mal lautete sie "Mit welchem Tier sind Sie seelenverwandt?" Die Antworten waren durchweg langweilig: Pferd, Wolf, Adler, Schimpanse, Löwe, Faultier, Hund ... Einmal mehr fühlte ich mich abgehängt, aber nicht wegen der genannten Tiere, sondern wegen der Antwortenden, von denen ich keine/n einzige/n kannte: Alexander "Honey" Keen, Marcel Remus, Simone Ballack, Emily Cox, Andrea L'Arronge, Ben Zucker, Nina Moghaddam und Jo Weil. Seit Patricia Riekels Rücktritt als Chefredakteurin scheint der Glamourfaktor dieses "Peoplemagazins" stark gesunken zu sein.
Bei eBay ersteigert: Super-Mario-Buttons
Fress-Highlight der Woche: Süßkartoffelgratin mit Tomaten und Ziegenkäse im "Metropol" am Frankfurter Dom (am einzigen Tag der Woche, an dem man draußen sitzen konnte). Auch gut: Udon-Nudeln mit Gemüse von einem neuen Asia-Bringdienst; ein seltener Fall von Lieferessen, dessen Verzehr sich regelrecht gesund angefühlt hat (Normalerweise sitzt man ja weinend über seiner fetttriefenden leeren Pizzaschachtel und denkt: 'Ich bin menschlicher Abfall.').
Enttäuschung der Woche: Ich hatte in einem thailändischen Restaurant ein Curry mit Kaffirblättern und Schärfegrad 2 geordert, erhielt aber ein fades Sprossengericht, weil sich die Kellnerin verhört hatte. Richtig schlecht ist Thaifood ja nie, trotzdem war ich bockig wie ein Kind und neidisch auf meine Kollegen mit ihren korrekt ausgeführten Bestellungen!
Thermomixrezept der Woche: Mandelmilchshake mit Bananen, Preiselbeeren, Chiasamen und Biscoff-Creme (selbst ausgedacht!). Brotaufstrich der Woche: "Veggie Street Senf-Agave".
Now playing: Deafheaven - Luna (neulich live gesehen!)
Meine dekorative Badezimmerkoralle weist dunkle Stellen auf. Ist sie krank? Ich habe sie zusammen mit einem Corega Tab in einen Blumentopf voll Wasser gelegt. Bei verfärbten Kaffeetassen und ähnlichem helfen die Tabs Wunder, doch die Koralle sieht immer noch komisch aus. Hätte ich Coral Intensiv nehmen sollen?
Annahme: Am allerbescheuertsten sehe ich aus, wenn ich beim Fahrradfahren meine Brille absetze, um ein Insekt vom Glas zu pusten.
Auf der letzten Seite der Zeitschrift Bunte gibt es die "Frage der Woche" (prächtig parodiert von Valentin Witt in Titanic 4/2017). Dieses Mal lautete sie "Mit welchem Tier sind Sie seelenverwandt?" Die Antworten waren durchweg langweilig: Pferd, Wolf, Adler, Schimpanse, Löwe, Faultier, Hund ... Einmal mehr fühlte ich mich abgehängt, aber nicht wegen der genannten Tiere, sondern wegen der Antwortenden, von denen ich keine/n einzige/n kannte: Alexander "Honey" Keen, Marcel Remus, Simone Ballack, Emily Cox, Andrea L'Arronge, Ben Zucker, Nina Moghaddam und Jo Weil. Seit Patricia Riekels Rücktritt als Chefredakteurin scheint der Glamourfaktor dieses "Peoplemagazins" stark gesunken zu sein.
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Fress-Highlight der Woche: Süßkartoffelgratin mit Tomaten und Ziegenkäse im "Metropol" am Frankfurter Dom (am einzigen Tag der Woche, an dem man draußen sitzen konnte). Auch gut: Udon-Nudeln mit Gemüse von einem neuen Asia-Bringdienst; ein seltener Fall von Lieferessen, dessen Verzehr sich regelrecht gesund angefühlt hat (Normalerweise sitzt man ja weinend über seiner fetttriefenden leeren Pizzaschachtel und denkt: 'Ich bin menschlicher Abfall.').
Enttäuschung der Woche: Ich hatte in einem thailändischen Restaurant ein Curry mit Kaffirblättern und Schärfegrad 2 geordert, erhielt aber ein fades Sprossengericht, weil sich die Kellnerin verhört hatte. Richtig schlecht ist Thaifood ja nie, trotzdem war ich bockig wie ein Kind und neidisch auf meine Kollegen mit ihren korrekt ausgeführten Bestellungen!
Thermomixrezept der Woche: Mandelmilchshake mit Bananen, Preiselbeeren, Chiasamen und Biscoff-Creme (selbst ausgedacht!). Brotaufstrich der Woche: "Veggie Street Senf-Agave".
Now playing: Deafheaven - Luna (neulich live gesehen!)
Freitag, 5. Mai 2017
Mittwoch, 3. Mai 2017
Runter-Bewusstsein
In seinem Text "Ein alter Jugo-Drachen in der Wüste", später umbenannt in "Charleys Tante in der Wüste", berichtet Max Goldt von einem Zwangsausflug in eine katarische Falkenklinik, wo er aus nächster Nähe eine Operation beobachtet. Und wie er da ohne Mundschutz über den geöffneten Falkenkörper gebeugt ist, denkt Goldt das, was er schon einmal dachte, als ihm nämlich eine Original-Kafkahandschrift vorgelegt wurde: 'Ich könnte da jetzt reinspucken.'
Nachvollziehbar? Für mich schon. Vor etlichen Jahren brach sich in meinem verschrobenen Hirn ein ähnlicher Gedanke Bahn, als ich an der Karls-Universität zu Prag eine echte, makellos erhaltene hethitische Tontafel in die Hand nehmen durfte: 'Ich könnte die jetzt auf den Boden schmeißen.' Zu dem einigermaßen leicht zu unterdrückenden Zwang gesellte sich die Angst, dass ich das über Tausende von Jahren und Kilometern hinweg in meine temporäre Obhut gelangte Keilschriftdokument aus Versehen fallen lassen könnte. Solche Schusseligkeiten passieren mir nicht selten, weswegen ich mich auch standardmäßig weigere, Babys zu halten (vielleicht tu ich das aber auch aus Furcht vor Vatergefühlen/Milcheinschuss).
Der französische Ausdruck l'appel de vide bezeichnet das unheimliche Verlangen, sich in die Tiefe zu stürzen, wenn man vor einem Abgrund steht. Der abnorme Drang, vulnerable Objekte zu beschädigen, ist damit bestimmt verwandt, könnte ich mir vorstellen.
Nachvollziehbar? Für mich schon. Vor etlichen Jahren brach sich in meinem verschrobenen Hirn ein ähnlicher Gedanke Bahn, als ich an der Karls-Universität zu Prag eine echte, makellos erhaltene hethitische Tontafel in die Hand nehmen durfte: 'Ich könnte die jetzt auf den Boden schmeißen.' Zu dem einigermaßen leicht zu unterdrückenden Zwang gesellte sich die Angst, dass ich das über Tausende von Jahren und Kilometern hinweg in meine temporäre Obhut gelangte Keilschriftdokument aus Versehen fallen lassen könnte. Solche Schusseligkeiten passieren mir nicht selten, weswegen ich mich auch standardmäßig weigere, Babys zu halten (vielleicht tu ich das aber auch aus Furcht vor Vatergefühlen/Milcheinschuss).
Der französische Ausdruck l'appel de vide bezeichnet das unheimliche Verlangen, sich in die Tiefe zu stürzen, wenn man vor einem Abgrund steht. Der abnorme Drang, vulnerable Objekte zu beschädigen, ist damit bestimmt verwandt, könnte ich mir vorstellen.
Montag, 1. Mai 2017
Mein neuer Schatz
Wisst ihr, was das ist? Das ist eine sogenannte animation cel, eine Original-Animationsfolie, die bei der Produktion der kurzlebigen "Super Mario World"-Zeichentrickserie von 1991 verwendet wurde. Tatsächlich handelt es sich sogar um zwei Folien – eine mit Princess Peach und eine mit den Piranhapflanzen –, welche auf die Pappe mit dem Hintergrund (dieser ist natürlich eine Kopie) geklebt wurden; dieses Ensemble aus handgezeichneten Figuren und statischem Hintergrundbild wurde dann abfotografiert und ergab mit unzähligen anderen Frames eine komplette Episode.
Wikipedia weiß: "Cels erfordern einen sorgsamen Umgang. Sie sind empfindlich gegenüber Kratzern, Knicken und Fingerabdrücken. Selbst eine unversehrte Cel zieht aufgrund statischer Aufladung Staub an, den der Kameramann vor jeder Aufnahme entfernen muss." Ich konnte es mir leider nicht verkneifen, zu Überprüfungs- und Demonstrationszwecken die obere Folie sacht anzuheben. Es ist aber alles unversehrt und befindet sich nun wieder in dem mitgelieferten Kunststoffumschlag. Wikipedia weiß auch: "Der Sammlermarkt hat viel mit Fälschungen zu kämpfen, die aufgrund der Natur von Cels nur schwer zu enttarnen sind." Nun, mein Sammlerstück stammt von einem vertrauenswürdigen US-eBay-Händler (99,7% positive Bewertungen von 45814 seit 1998; Stand 26.4.17) und kam mitsamt einem Echtheitszertifikat:
"So eine Rarität kann man sich bestimmt nur als weltberühmter Blogger leisten!", werdet ihr jetzt maunzen. Mitnichten! Für mein Exemplar habe ich gerade mal 30,31 € inklusive Versand bezahlt. Cels aus bekannteren Filmen und Serien gehen freilich für deutlich mehr weg. Dass es für so etwas überhaupt einen Markt gibt, war mir bis vor kurzem gar nicht klar. In einem Geburtstagsgeschenke-haul-Video eines YouTubers erfuhr ich kürzlich erstmals davon und musste sofort auch so etwas haben. Ich stieß auf den besagten amerikanischen Onlineshop und "belohnte" mich sogleich selbst mit dem oben zu sehenden Kleinod. (Denn wer käme schon auf die Idee, mir so etwas zu schenken?) Ich hätte sogar eine Szene mit Mario und/oder Yoshi haben können, aber die Darstellung von beiden gefällt mir in dieser Show nicht besonders gut; der einzig wahre Cartoon-Mario ist der aus der "Super Mario Brothers Super Show", sorry, isso!
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