Vergangene Woche fühlte ich zum ersten Mal etwas gänzlich Neues gegenüber Donald Trump. Beim Lesen seiner Ausführungen über den amerikanischen Bürgerkrieg und Andrew Jackson stellte sich bei mir – neben Schadenfreude und Fremdscham – Mitleid ein. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie der Präsident sich bei diesem Interview gefühlt haben muss: Völlig unvorbereitet und in typischer Unkenntnis der Geschichte seines Landes musste er halt irgendwas sagen und verrannte sich zusehends in seinem kruden Spontanmonolog aus Allgemeinplätzen, irren Behauptungen und zusammenhanglosem Gewäsch. Ganz tief in ihm drin muss ihn das aufgewühlt haben.
Wir haben es doch alle schon erlebt: in der Schule, als wir unvermittelt aufgerufen wurden und, von der Frage völlig überrumpelt, erfolglos einen Schmarrn improvisierten, bis unsere Lehrerin kopfschüttelnd abwinkte. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Englischunterricht der 12. Klasse an die Tafel zitiert wurde und eine Kurzgeschichte von Rudyard Kipling zusammenfassen sollte, die ich nicht gelesen hatte. Ich stammelte mich zum Amüsement der gesamten Klasse um Kopf und Kragen – ein Trauma, das wenige Jahre später von einem anderen Trauma abgelöst wurde, als ich nämlich, um mir erste journalistische Sporen zu verdienen, den Regisseur Gregor Schnitzler interviewen sollte und mir vorher keine einzige Frage überlegt hatte. Ich habe inzwischen verdrängt, was ich am Ende tatsächlich gefragt habe ("Äh, äh, hmmm ..."), und das Gespräch wurde nie veröffentlicht; ich hätte meine mit schweißnassen Griffeln pseudo-investigativ hingeschmierten "Notizen" ohnehin nicht verwerten können. Gelernt habe ich daraus jedenfalls, dass Interviews sowohl für die befragte als auch die fragende Person schnell stressig und peinlich werden können.
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