Präambel. Es folgt ein leicht avantgardistisches Textchen, das, wie Teil I dieser allzu kurzen Reihe, im April 2010 verfasst wurde und dementsprechend ein wenig Patina angesetzt hat: Sich über bei Starbucks rumgammelnde Freelancer zu mokieren ist wirklich sooo Anfang des Jahrzehnts! Die ein oder andere überraschende Stelle rechtfertigt aber meiner Meinung nach doch eine (verspätete) Veröffentlichung.
Da sitzen sie wieder, gebeugten Kopfes;
Drahtloses lokales areales Netzwerk;
Digitale Bohème, 'wir nennen es Arbeit';
Epiphanien im Koffeinrausch, wertlos;
Hocker bespannt mit irgendwas, noch was Süßes!
(Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Muffins und Cupcakes?)
Zwei lernen sich kennen – ist es Liebe?
Ihr Laptopstecker ist zu dick, ob er seinen
rausziehen und entweder ganz links oder ganz rechts
in die Verteilerdose stecken könne, damit ihrer reinpasst?
Klar, kein Problem, in fact brauche er gar keinen
Strom, weil sein Akku einigermaßen voll ist.
Cool, bist du öfter hier?
Nein, normalerweise in dem 'bucks gegenüber, aber die ham heute zu,
Seuchenkontrolle oder Amnesty oder so was.
Ach so. Ich bin immer hier.
Du, ich frag einfach mal frei raus:
Wollen wir nach der 'Arbeit' noch einen Kaffee trinken gehen?
Wie, hier drin?
Naja. Ja. Nee. Woanders. (?)
Mh. Aber wir trinken doch schon Kaffee! Den ganzen Tag.
Stimmt. Vergiss es einfach. Willste mich bei Facebook adden?
Ja, gerne. Wie heißt'n?
Max Yaqquiqqaluk. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name,
der lautet Franz Yaqquiqqaluk. Meine Eltern sind Eskimos.
Ach so, krass. Ich dachte, Eskimos darf man nicht mehr sagen.
Darf man auch nicht. Aber ich provoziere gern mal so'n bisschen ;)
Okay, ich hab dich gefunden. Ey geil, wir ham ja 30 gemeinsame Freunde!
Ich bin auch bei Xing, ich suche einen Verleger.
Was willst'n verlegen lassen?
Ui, das macht mich jetzt selbst ein wenig verlegen ... ich
mach so Lyrik-Zeugs, Gedichte.
Aha. Kann man da mal was von lesen?
Ja, schon, aber das ist sehr speziell am Anfang ...
Wie jetzt? Komm schon, zeig mal was!
Das ist halt Lyrik ohne Reime und Metrum ...
Ist doch normal!
Ja, aber es kommt noch schlimmer: Bei mir
geht die Lyrik dann in Dramatik über!
Wie jetzt, so wie'n Theaterstück?
Ja, fast, aber nur ohne Regieanweisungen. Themenwechsel: Ich
finde den Namen Max gut. Vor allem bei Frauen!
jetzt sind die muffins/cupcakes verdrueckt, der naechste
pott mit lattuccino kommt
(das hab ich mir ausgedacht: latte + cappuccino. eigentlich quatsch, denn cappu
ist ja immer mit latte, also milch, aber die namen
sind im grunde alle quatsch, so isses eben heute)
Wir fassen zusammen
Ausgaben: 12 Euro, Einnahmen: nichts.
Der Abend naht, die Luft wird frisch, Sonne
geht unter, bald ist Geschäftsschluss, oder?
Good-bye, Kaffeehaus, willkommen, Wohnhaus,
Shangri-La unserer geplatzten Träume.
Zum Schluss ein Zwitschern (twittern)
▼
Montag, 31. Juli 2017
Freitag, 28. Juli 2017
Leer"gut"
Man mag es kaum glauben, aber: Ich bin nicht 24 Stunden am Tag online!
1.) Wenn ich zu Bett gehe, nehme ich Modem und Router vom Stromnetz, weil ich a) im Schlaf eh keine WhatsApp-Nachrichten lesen oder Emails beantworten kann und weil b) die genannten Geräte, die obendrein kaum hörbare, aber eben doch hörbare Geräusche absondern, sich auch gelegentliche Ruhepausen verdient haben.
2.) Wenn ich unterwegs bin, habe ich bei meinem Sony Xperia das mobile Netz öfter deaktiviert als aktiviert. Ein Kollege, dem ich dies offenbarte, konnte es kaum fassen und fragte nach dem Warum. "Weil ich so den Akku schone", erwiderte ich. Dass das doch nur verschwindend geringe Auswirkungen auf den Akkuverbrauch habe, wurde mir entgegnet.
Von wegen!, kann ich jetzt wiederum entgegnen.
Als ich neulich mein Smartphone über Nacht auflud, hatte ich versehentlich das mobile Netz an; das Wlan war – siehe 1) – aus. Gegen 7 Uhr erwachte ich, griff nach dem Handy, sah, dass es vollständig geladen war, zog das Ladekabel aus der Buchse und schlief wieder ein. Als ich gegen 10 Uhr erneut aufwachte, befand sich der Akkustand nicht etwa bei 97 oder 98 Prozent, wie es bei Nichtnutzung zu erwarten gewesen wäre, sondern bei 84! Allein weil die Option "Mobilfunkdaten" eingeschaltet war, wurde die Batterie um ein Vielfaches mehr strapaziert als im Wlan- oder Offlinemodus. Welches Datenvolumen während dieser ganz und gar nicht passiven drei Stunden angefallen ist, konnte ich leider nicht ermitteln.
1.) Wenn ich zu Bett gehe, nehme ich Modem und Router vom Stromnetz, weil ich a) im Schlaf eh keine WhatsApp-Nachrichten lesen oder Emails beantworten kann und weil b) die genannten Geräte, die obendrein kaum hörbare, aber eben doch hörbare Geräusche absondern, sich auch gelegentliche Ruhepausen verdient haben.
2.) Wenn ich unterwegs bin, habe ich bei meinem Sony Xperia das mobile Netz öfter deaktiviert als aktiviert. Ein Kollege, dem ich dies offenbarte, konnte es kaum fassen und fragte nach dem Warum. "Weil ich so den Akku schone", erwiderte ich. Dass das doch nur verschwindend geringe Auswirkungen auf den Akkuverbrauch habe, wurde mir entgegnet.
Von wegen!, kann ich jetzt wiederum entgegnen.
Als ich neulich mein Smartphone über Nacht auflud, hatte ich versehentlich das mobile Netz an; das Wlan war – siehe 1) – aus. Gegen 7 Uhr erwachte ich, griff nach dem Handy, sah, dass es vollständig geladen war, zog das Ladekabel aus der Buchse und schlief wieder ein. Als ich gegen 10 Uhr erneut aufwachte, befand sich der Akkustand nicht etwa bei 97 oder 98 Prozent, wie es bei Nichtnutzung zu erwarten gewesen wäre, sondern bei 84! Allein weil die Option "Mobilfunkdaten" eingeschaltet war, wurde die Batterie um ein Vielfaches mehr strapaziert als im Wlan- oder Offlinemodus. Welches Datenvolumen während dieser ganz und gar nicht passiven drei Stunden angefallen ist, konnte ich leider nicht ermitteln.
Mittwoch, 26. Juli 2017
Lesesommer 2017 (III)
Heute: Arbeiterroman von Gerhard Henschel
Habe nun, ach, fast 4000 Seiten über das Leben des Martin Schlosser gelesen, und von mir aus können ruhig noch mal sieben Bände über das (zefix, ich muss es schon wieder schreiben!) alter ego von Gerhard Henschel erscheinen. Mich – und nicht nur mich – machen diese Romane seit dem Auftakt ("Kindheitsroman", 2004) süchtig. Sie lesen sich so wunderbar flott weg, auch wenn nichts und nichts geschieht außer dass gegessen, ferngesehen, gefeiert, gelesen, konversiert und verreist wird. Im "Arbeiterroman" allerdings erlebt der inzwischen 25jährige Martin so einiges, muss gleich drei ziemlich heftige Schicksalsschläge verarbeiten, und das alles vor dem aufregenden Hintergrund des Mauerfalls. Ja, es gibt wieder unzählige unnötige Zitate (v.a. von Bob Dylan und Arno Schmidt, doppelgähn), die historischen Notizen finde ich hingegen äußerst interessant. Überhaupt ist die Akribie des Autors und seine Liebe zur Authentizität nicht weniger als anbetungswürdig. Man kann sich kaum eine glaubwürdigere, deteilgetreuere, ehrlichere, in summa "echtere" Autobiographie vorstellen – vom Umfang zu schweigen! (Einen staunen machenden Einblick in Henschels Arbeitsweise und -ort gibt dieser Artikel aus der Welt.) Persönliche Anmerkung: Besonders erhellend und erheiternd sind für mich, dessen Lebensweg ja gewisse Parallelen zu dem von Henschel aufweist, die Stellen, in denen der ambitionierte Jungschriftsteller sich in die Welt der Printsatire vortastet. Ich traf auf Personal, mit dem ich heute berufsmäßig zu tun habe! Wer weiß, vielleicht werde auch ich irgendwann einen Gastauftritt in Band Nummer 10 oder 15 oder 18 haben, immerhin habe ich bereits mehr als einmal mit Herrn Henschel hin- und hergemailt, und der pflegt jedes Schnipselchen Korrespondenz aufzubewahren, um es später literarisch zu verwerten. Ich sehe es schon vor mir: "In der Titanic-Rubrik 'Briefe an die Leser' wollte ich mal wieder einen Beitrag unterbringen. Ich schickte einen kurzen Text an die Redaktion. Wenig später meldete sich ein gewisser Torsten Gaitzsch. Was waren das für Leute, die dort mittlerweile arbeiteten?" Am lautesten musste ich übrigens lachen, als "Martin Schlosser" zum ersten Mal ein Antwortschreiben des Frankfurter Satiremagazins erhält: "Vielen Dank für Ihren Text. Wir möchten ihn nicht drucken." The struggle is real.
Habe nun, ach, fast 4000 Seiten über das Leben des Martin Schlosser gelesen, und von mir aus können ruhig noch mal sieben Bände über das (zefix, ich muss es schon wieder schreiben!) alter ego von Gerhard Henschel erscheinen. Mich – und nicht nur mich – machen diese Romane seit dem Auftakt ("Kindheitsroman", 2004) süchtig. Sie lesen sich so wunderbar flott weg, auch wenn nichts und nichts geschieht außer dass gegessen, ferngesehen, gefeiert, gelesen, konversiert und verreist wird. Im "Arbeiterroman" allerdings erlebt der inzwischen 25jährige Martin so einiges, muss gleich drei ziemlich heftige Schicksalsschläge verarbeiten, und das alles vor dem aufregenden Hintergrund des Mauerfalls. Ja, es gibt wieder unzählige unnötige Zitate (v.a. von Bob Dylan und Arno Schmidt, doppelgähn), die historischen Notizen finde ich hingegen äußerst interessant. Überhaupt ist die Akribie des Autors und seine Liebe zur Authentizität nicht weniger als anbetungswürdig. Man kann sich kaum eine glaubwürdigere, deteilgetreuere, ehrlichere, in summa "echtere" Autobiographie vorstellen – vom Umfang zu schweigen! (Einen staunen machenden Einblick in Henschels Arbeitsweise und -ort gibt dieser Artikel aus der Welt.) Persönliche Anmerkung: Besonders erhellend und erheiternd sind für mich, dessen Lebensweg ja gewisse Parallelen zu dem von Henschel aufweist, die Stellen, in denen der ambitionierte Jungschriftsteller sich in die Welt der Printsatire vortastet. Ich traf auf Personal, mit dem ich heute berufsmäßig zu tun habe! Wer weiß, vielleicht werde auch ich irgendwann einen Gastauftritt in Band Nummer 10 oder 15 oder 18 haben, immerhin habe ich bereits mehr als einmal mit Herrn Henschel hin- und hergemailt, und der pflegt jedes Schnipselchen Korrespondenz aufzubewahren, um es später literarisch zu verwerten. Ich sehe es schon vor mir: "In der Titanic-Rubrik 'Briefe an die Leser' wollte ich mal wieder einen Beitrag unterbringen. Ich schickte einen kurzen Text an die Redaktion. Wenig später meldete sich ein gewisser Torsten Gaitzsch. Was waren das für Leute, die dort mittlerweile arbeiteten?" Am lautesten musste ich übrigens lachen, als "Martin Schlosser" zum ersten Mal ein Antwortschreiben des Frankfurter Satiremagazins erhält: "Vielen Dank für Ihren Text. Wir möchten ihn nicht drucken." The struggle is real.
Montag, 24. Juli 2017
Sage und schreibe 26 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen
- Einheit der Leuchtdichte: Stilb
- Sandwüste in Arabien: Nefud
- Schlitten der Lappen: Pulka
- Garnspule: Babine
- Federschmuck: Aigrette
- Halsfalte des Rindes: Wamme
- Fechtbahn: Planche
- Messstabzusatz: Nonius
- räuberisches Tier: Episit
- männl. Falke: Terzel
- Wein aus Trestern: Lauer
- Rückwechsel: Ritratte
- Baumstachler: Urson
- Diabetrachter: Gucki
- Ankerwinde: Spill
- Heilfpflanze: Ziest
- eingelegter Fisch: Sild
- Holzbalken: seitlich mit Rinde: baumkantig
- Kielraum im Schiff: Bilge
- Referenzzinssatz: Euribor
- junge Birke: Maie
- Fischart, Silberkarausche: Giebel
- Speckscheibe aus gebratenem Fleisch: Barde
- Blatthalter für Setzer: Tenakel
- Fell auf neuem Geweih: Bast
- Zollpapier für Kfz: Carnet
Samstag, 22. Juli 2017
Konsens des Dissens
Das Runterputzen und Beleidigen von Konkurrenten ist ein Standardelement des Hip-Hop. Darüber herrscht Einigkeit bei Fans wie Künstlern. Doch wie ergeht es jemandem, der zum allerersten Mal ein Lied dieses Genres hört und das ist gleich ein solcher in der 2. Person verfasster Diss-Track? "Waaaaas, meint der mich?! Was hab ich dem denn getan?", könnte sich der Hörer irritiert denken. "Wie redet der denn mit mir? Und wieso ist mein Album scheiße? Ich habe doch gar kein Album rausgebracht!"
Eine zugegebenermaßen recht alberne Fantasie. Eher vorstellbar ist, dass das Interesse der Konsumenten an derartigen Inhalten irgendwann zurückgeht. Ein Kreis von Rappern, die immerfort verbal über einander herfallen, das ist doch total exkludierend. Warum werde nicht mal ich, der einfache Durchschnittsdeutsche, adressiert?
Anderer Vorschlag: Warum nicht zur Abwechslung mit dem Dissen generell einen Gang runterschalten und so was hier texten?
"Dein Album ist draußen, doch jetzt kommt kein burn /
Ich hatt' noch keine Zeit, es anzuhörn /
Wie du weißt, war ich gerade auf 'nem Segeltörn /
Ich rezensier' es später, das tu ich schwörn!"
Naja.
Eine zugegebenermaßen recht alberne Fantasie. Eher vorstellbar ist, dass das Interesse der Konsumenten an derartigen Inhalten irgendwann zurückgeht. Ein Kreis von Rappern, die immerfort verbal über einander herfallen, das ist doch total exkludierend. Warum werde nicht mal ich, der einfache Durchschnittsdeutsche, adressiert?
Anderer Vorschlag: Warum nicht zur Abwechslung mit dem Dissen generell einen Gang runterschalten und so was hier texten?
"Dein Album ist draußen, doch jetzt kommt kein burn /
Ich hatt' noch keine Zeit, es anzuhörn /
Wie du weißt, war ich gerade auf 'nem Segeltörn /
Ich rezensier' es später, das tu ich schwörn!"
Naja.
Donnerstag, 20. Juli 2017
Lesesommer 2017 (II)
Heute: Jürgen von Heinz Strunk
Ich muss leider schon wieder das geflügelte Wort des "alter egos" bemühen, denn ohne dies kommt nicht aus, wer den Ich-Erzähler des jüngsten Strunk-Romans "Jürgen" erklären möchte. Jürgen Dose ist nämlich sowohl Strunks bekanntestes als auch ältestes alter ego. Bereits um die Jahrtausendwende herum – die Älteren unter euch waren vielleicht dabei – tauchte ein seltsamer Mann im Sonntagmittagsprogramm von Radio Fritz auf: der Moderator der "Jürgen Dose Show", Jürgen Dose, von welchem ich damals noch gar nicht wusste, dass es sich um Heinz Strunk alias Mathias Halfpape handelte; den ich ja zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht kannte. Stotternd und lispelnd, der deutschen Grammatik nicht 100%ig mächtig, schwadronierte sich diese Kunstfigur mit banal-genialen gesellschaftlichen Einlassungen durch die ansonsten konzeptlose Sendung, die, falls ich es korrekt rekonstruiere, auch Telefonstreiche des Trios Strunk/Schamoni/Palminger alias Studio Braun featurte. So gebannt ich das Treiben dieses mir schon damals alles andere als massenkompatibel erscheinenden Herrn Dose allwöchentlich verfolgte, so rapid verflüchtigte sich meine Erinnerung an ihn, nachdem die Fritz-Show abgesetzt worden war ... bis 2005 das Album "Trittschall im Kriechkeller" erschien, enthaltend Hörspiele und Lieder von und mit ebenjenem Jürgen Dose, den ich nun endlich als ein Alias von Heinz Strunk wahrnahm, der gerade einen Achtungserfolg mit seinem Romanerstling "Fleisch ist mein Gemüse" feierte.
Nun also ein ganzer Dose-Roman nebst Hörbuch! Ich bevorzuge i.d.R. die Hörbuchfassungen von Heinz Strunks Büchern, werden diese doch genussmehrend vom Autor selbst eingesprochen. Vorab fragte ich mich: Würde der eigenwillige Duktus des Jürgen Dose über 250 Seiten resp. 4 CDs tragen, würde er überhaupt durchgezogen werden? Die Antwort: nein. Es wird wenig gelispelt und gehaspelt, es werden korrekte Plurale verwendet, und alles in allem ist das Buch ein einziges Zugeständnis, wohl vor allem an jene Leser, die erst mit dem Bestseller "Der Goldene Handschuh" auf Strunk aufmerksam geworden sind und alsbald Jieper nach vergleichbar Geartetem bekamen. Nun könnte ich mit so einem Mainstream-Jürgen durchaus leben, wenn die Handlung in unerforschte Gefilde führen würde. Leider begegnen dem langjährigen Strunk-Fan durchweg allzu bekannte Sujets. Der mit einer elendiglichen Krankengeschichte gestrafte und noch bei seiner (bettlägerigen) Mutter lebende Junggeselle, der einem einfachen Beruf nachgeht, sich mit einigen wenigen Loser-Freunden umgibt und dabei die Hoffnung auf eine Prise Glück nicht aufgegeben hat: Das kennt man sowohl aus den früheren, (teil)autobiographischen Erzählungen als auch aus dem "Handschuh" (denn klar: Auch der im Großen und Ganzen realistisch gezeichnete Fritz Honka trägt darin deutliche strunksche Züge). Ganze Passagen, etwa über Streitereien der Mutter mit ihrer Pflegekraft, wirken regelrecht recycelt. Das heißt nicht, dass auch dieser "Strunk light" nicht mit Überraschungen aufwartet. Und es passiert ja auch allerhand, als Höhepunkt natürlich die teils sehr komisch beschriebene Single-Busreise nach Polen inklusive Notfallbesuch des Protagonisten bei einem groben, fatalistischen Arzt (dies wiederum ist die Zweitverwertung eines alten Hörsketches). Gespickt sind die Kapitel mit – echten! – Zitaten aus Selbsthilfeliteratur und Flirtratgebern. Diese amüsieren am Anfang noch, ermüden aber auf Dauer.
Unterm Strich würde ich "Jürgen" bestenfalls als Einstieg für jemanden empfehlen, der sich noch nie an einen Strunk rangetraut hat. Wenn er/sie Gefallen daran finden konnte, möge er/sie sich das "härtere", einfühlsam-intimere, dabei nicht weniger komische "Junge rettet Freund aus Teich" vornehmen. Unterm Unterstrich möchte ich festhalten, dass ich als Komplettist die Lektüre keineswegs bereue!
Ich muss leider schon wieder das geflügelte Wort des "alter egos" bemühen, denn ohne dies kommt nicht aus, wer den Ich-Erzähler des jüngsten Strunk-Romans "Jürgen" erklären möchte. Jürgen Dose ist nämlich sowohl Strunks bekanntestes als auch ältestes alter ego. Bereits um die Jahrtausendwende herum – die Älteren unter euch waren vielleicht dabei – tauchte ein seltsamer Mann im Sonntagmittagsprogramm von Radio Fritz auf: der Moderator der "Jürgen Dose Show", Jürgen Dose, von welchem ich damals noch gar nicht wusste, dass es sich um Heinz Strunk alias Mathias Halfpape handelte; den ich ja zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht kannte. Stotternd und lispelnd, der deutschen Grammatik nicht 100%ig mächtig, schwadronierte sich diese Kunstfigur mit banal-genialen gesellschaftlichen Einlassungen durch die ansonsten konzeptlose Sendung, die, falls ich es korrekt rekonstruiere, auch Telefonstreiche des Trios Strunk/Schamoni/Palminger alias Studio Braun featurte. So gebannt ich das Treiben dieses mir schon damals alles andere als massenkompatibel erscheinenden Herrn Dose allwöchentlich verfolgte, so rapid verflüchtigte sich meine Erinnerung an ihn, nachdem die Fritz-Show abgesetzt worden war ... bis 2005 das Album "Trittschall im Kriechkeller" erschien, enthaltend Hörspiele und Lieder von und mit ebenjenem Jürgen Dose, den ich nun endlich als ein Alias von Heinz Strunk wahrnahm, der gerade einen Achtungserfolg mit seinem Romanerstling "Fleisch ist mein Gemüse" feierte.
Nun also ein ganzer Dose-Roman nebst Hörbuch! Ich bevorzuge i.d.R. die Hörbuchfassungen von Heinz Strunks Büchern, werden diese doch genussmehrend vom Autor selbst eingesprochen. Vorab fragte ich mich: Würde der eigenwillige Duktus des Jürgen Dose über 250 Seiten resp. 4 CDs tragen, würde er überhaupt durchgezogen werden? Die Antwort: nein. Es wird wenig gelispelt und gehaspelt, es werden korrekte Plurale verwendet, und alles in allem ist das Buch ein einziges Zugeständnis, wohl vor allem an jene Leser, die erst mit dem Bestseller "Der Goldene Handschuh" auf Strunk aufmerksam geworden sind und alsbald Jieper nach vergleichbar Geartetem bekamen. Nun könnte ich mit so einem Mainstream-Jürgen durchaus leben, wenn die Handlung in unerforschte Gefilde führen würde. Leider begegnen dem langjährigen Strunk-Fan durchweg allzu bekannte Sujets. Der mit einer elendiglichen Krankengeschichte gestrafte und noch bei seiner (bettlägerigen) Mutter lebende Junggeselle, der einem einfachen Beruf nachgeht, sich mit einigen wenigen Loser-Freunden umgibt und dabei die Hoffnung auf eine Prise Glück nicht aufgegeben hat: Das kennt man sowohl aus den früheren, (teil)autobiographischen Erzählungen als auch aus dem "Handschuh" (denn klar: Auch der im Großen und Ganzen realistisch gezeichnete Fritz Honka trägt darin deutliche strunksche Züge). Ganze Passagen, etwa über Streitereien der Mutter mit ihrer Pflegekraft, wirken regelrecht recycelt. Das heißt nicht, dass auch dieser "Strunk light" nicht mit Überraschungen aufwartet. Und es passiert ja auch allerhand, als Höhepunkt natürlich die teils sehr komisch beschriebene Single-Busreise nach Polen inklusive Notfallbesuch des Protagonisten bei einem groben, fatalistischen Arzt (dies wiederum ist die Zweitverwertung eines alten Hörsketches). Gespickt sind die Kapitel mit – echten! – Zitaten aus Selbsthilfeliteratur und Flirtratgebern. Diese amüsieren am Anfang noch, ermüden aber auf Dauer.
Unterm Strich würde ich "Jürgen" bestenfalls als Einstieg für jemanden empfehlen, der sich noch nie an einen Strunk rangetraut hat. Wenn er/sie Gefallen daran finden konnte, möge er/sie sich das "härtere", einfühlsam-intimere, dabei nicht weniger komische "Junge rettet Freund aus Teich" vornehmen. Unterm Unterstrich möchte ich festhalten, dass ich als Komplettist die Lektüre keineswegs bereue!
Dienstag, 18. Juli 2017
Zwei mittelmäßige Lebensmittel
1. "Tomate Basilikum in der Tube" von Deli. Ich bin bekanntermaßen ein Margarine-Verfechter und Butter-Verschmäher (diesbezüglich hatte ich schon mehrfach hitzigste Streitgespräche), und die Erzeugnisse der Firma Deli landen regelmäßig auf meinem Frühstückstisch. Nun gibt es von denen eine "pflanzliche Alternative zu Kräuterbutter", doch diese kann ich leider nur eingeschränkt empfehlen. Dicker als hauchdünn sollte man sie sich nicht unbedingt aufs Brot schmieren. Sie ist deutlich fettiger als jede Kräuterbutter, die mir bislang untergekommen ist. Zu 38 % besteht die Creme aus Rapsöl, zudem aus einer unbestimmten Menge Palmöl (immerhin "zertifiziertes nachhaltiges") sowie aus Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren. Wenn man das, so wie ich, mit Käse kombiniert, ruft der Mundraum alsbald "Uff, lass mal!" Bestenfalls könnte ich mir dieses Gestreich in Spurenelementen auf Grillgemüse oder einem heißen Maiskolben vorstellen.
2. Nachdem die Honig-und-Senf-"Kruspers" ganz passabel bei mir weggekommen sind, dachte ich, bei der neuen Sorte "Sweet Chili" könne man nicht viel falsch machen. Ich irrte. Der Geschmack ist alles andere als subtil, und Chili schmeckt man am allerwenigsten aus dieser Aromenexplosion, die in den schlechtesten Kau-Momenten an Currywurst-Chips oder vergleichbare Abominationen gemahnt. Paprika-, Zwiebel-, Knoblauch- und Chilipulver ist da drinne, außerdem "Gewürze". Uff, lass mal! (Ich hab mir freilich trotzdem die gesamte Packung auf einmal hintergeschlagen.)
Montag, 17. Juli 2017
Lesesommer 2017 (I)
Ich habe eine ordentliche Menge Buchrezensionen abzuarbeiten, also werde ich das über die kommenden Tage hinweg tun!
Heute: Everyone's a aliebn when ur a aliebn too von Jomny Sun
Jonathan Sun ist ein Phänomen. Mit seinen melancholisch-nachdenklich-grotesken Aphorismen und Dialogschnipseln hat er sich als "jomny sun" zu einem der bekanntesten Pointenschmiede und aber auch Trostspender im englischsprachigen Twitterraum emporgeschrieben.
Die leicht kaputte Sprache, das Quentchen Traurigkeit und die Bereitschaft des warmherzigen Autors, mit seinen Followern zu interagieren (jedes Mention wird gefavt und/oder retweetet [ein Satz, den man vor 15 Jahren noch nicht verstanden hätte]), scheint einen Nerv getroffen zu haben. Dass Sun mittlerweile Promis wie Lin-Manuel Miranda zu seinen Fans rechnen darf, hilft seiner Popularität natürlich. Der Mann – eine jener unheimlichen Mehrfachbegabungen – hat daher seit einiger Zeit das Glück, sich vielfältig selbst verwirklichen zu können, er schreibt Theaterstücke, veröffentlicht in namhaften Magazinen und hat dieses Jahr sein erstes Buch herausgebracht. "Everyone's a aliebn" ist ein Comic (zeichnen kann Jonny Sun ebenfalls sehr fein) und erzählt von der Erderkundung des außerirdischen alter egos "Jomny". Dass es diese oberflächlich niedlich-kindliche Graphic novel schafft, erwachsene Leserinnen und Leser tatsächlich nachhaltig zu bewegen, ja zu rühren, davon geben die zahlreichen 140-Zeichen-Testimonials der vergangenen Wochen Kunde ("it filled a little void that i didn't even know existed in me"; @martagadek, 14.7.2017). Fast jede Zeile ist zitierfähig, jeden Spruch möchte man sich minutenlang auf den Synapsen zergehen lassen. Dass etliche Sätze Sun'sche Originaltweets sind: geschenkt; bzw. naheliegend! Zugleich ist das 300-seitige Werk (Harper Perennial, Hardcover, ca. 14,- €) ein Ausmalbuch. So schön!
Heute: Everyone's a aliebn when ur a aliebn too von Jomny Sun
Jonathan Sun ist ein Phänomen. Mit seinen melancholisch-nachdenklich-grotesken Aphorismen und Dialogschnipseln hat er sich als "jomny sun" zu einem der bekanntesten Pointenschmiede und aber auch Trostspender im englischsprachigen Twitterraum emporgeschrieben.
Die leicht kaputte Sprache, das Quentchen Traurigkeit und die Bereitschaft des warmherzigen Autors, mit seinen Followern zu interagieren (jedes Mention wird gefavt und/oder retweetet [ein Satz, den man vor 15 Jahren noch nicht verstanden hätte]), scheint einen Nerv getroffen zu haben. Dass Sun mittlerweile Promis wie Lin-Manuel Miranda zu seinen Fans rechnen darf, hilft seiner Popularität natürlich. Der Mann – eine jener unheimlichen Mehrfachbegabungen – hat daher seit einiger Zeit das Glück, sich vielfältig selbst verwirklichen zu können, er schreibt Theaterstücke, veröffentlicht in namhaften Magazinen und hat dieses Jahr sein erstes Buch herausgebracht. "Everyone's a aliebn" ist ein Comic (zeichnen kann Jonny Sun ebenfalls sehr fein) und erzählt von der Erderkundung des außerirdischen alter egos "Jomny". Dass es diese oberflächlich niedlich-kindliche Graphic novel schafft, erwachsene Leserinnen und Leser tatsächlich nachhaltig zu bewegen, ja zu rühren, davon geben die zahlreichen 140-Zeichen-Testimonials der vergangenen Wochen Kunde ("it filled a little void that i didn't even know existed in me"; @martagadek, 14.7.2017). Fast jede Zeile ist zitierfähig, jeden Spruch möchte man sich minutenlang auf den Synapsen zergehen lassen. Dass etliche Sätze Sun'sche Originaltweets sind: geschenkt; bzw. naheliegend! Zugleich ist das 300-seitige Werk (Harper Perennial, Hardcover, ca. 14,- €) ein Ausmalbuch. So schön!
Freitag, 14. Juli 2017
Albernes zum Wochenschluss
"DER SAT.1 FILMFILM MACHT AB 11. JULI SOMMERPAUSE" informiert uns die Sat.1-Homepage.
Freuen wir uns daher schon jetzt auf die neuen Film-Filme im Herbst-Herbst:
Freuen wir uns daher schon jetzt auf die neuen Film-Filme im Herbst-Herbst:
- Liebe ist kein Umspannwerk
- Sommerrodelbahn ins Glück
- Plötzlich Klinikclown
- Montageanleitung für die Ehe
- Dreieinhalb Portionen Dusel
- Die Ehe braucht keine Montageanleitung
- Personenschaden: Herzensbruch
- Valentina: Tesafilm und saure Gurken
- Allahu-akbar, Frau Protokollführerin!
- Ich weiß etwas, was du nicht weißt (und das ist sexy)
- Ungeklickt. Der Tod kommt analog
- Geklumptes und mehr
- Ich glaub, ich hab die Masern!
- Gabke der sprechende Storch
- Hallo! Hilfe?
- Jetzt wird's albern
- Ein Gavial zum Knuddeln
- Naja
- Hehe
Donnerstag, 13. Juli 2017
Mittwoch, 12. Juli 2017
Kurz notiert: Wahre Worte über Will
Dieser Ausschnitt aus der Süddeutschen Zeitung entstammt einer Rezension von "The House" (auf deutsch, gerade noch akzeptabel: "Casino Undercover"), der neuen Komödie mit Will Ferrell und Amy Poehler. "Ob", so der Kritiker Philipp Stadelmaier zuvor, "als Fernsehmoderator Ron Burgundy in den 'Anchorman'-Filmen, als 'Ricky Bobby - König der Rennfahrer' oder als George W. Bush, den der texanische Schauspieler so genial imitiert: Ferrells große Qualität lag schon immer darin, seine Figuren so zu spielen, als würde eine fremde Macht von ihnen Besitz ergreifen und ihnen fremde Worte in den Mund legen. Was die Figuren dann selbst irgendwann am meisten erstaunt." Kann man so stehen lassen.
Dienstag, 11. Juli 2017
Videospieltipp: Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald
Dieser sehr lange Titel ist in Wahrheit noch länger, vollständig lautet er "Dr. Langeskov, The Tiger, and The Terribly Cursed Emerald: A Whirlwind Heist". Ein ulkiger Kontrast zur Länge des Spiels, denn dieses dauert, selbst wenn man jeden Winkel genauestens untersucht (was wegen der Achievements zu empfehlen ist), keine halbe Stunde. In dieser jedoch steckt jede Menge Charme und Kurzweil. Ihr ahnt es schon: Um ein echtes heist game handelt es sich mitnichten. Auch ein Smaragd kommt darin genau so wenig vor wie ein Doktor Langeskov – wohl aber ein Tiger.
Worum aber geht es denn nun? Um nichts. "Dr. Langeskov" ist mit gutem Willen als "exploration game" zu bezeichnen, man könnte aber auch von einem Nicht-Spiel sprechen, von einem Antispiel gewissermaßen, vergleichbar mit "The Beginner's Guide" oder "The Stanley Parable" (dessen Co-Designer William Pugh das Entwicklerstudio, Crows Crows Crows, gegründet hat). Mit WASD und linker Maustaste steuert man den Protagonisten in der Egoperspektive, wobei der Protagonist nicht der Protagonist des Spiels ist, sondern ... Jedes weitere Wort würde den Spaß dämpfen. Die Wiedergabesprache ist (reizendes britisches) Englisch, deutsche Untertitel sind verfügbar. Das Beste: "Dr. Langeskov" ist kostenlos, zu beziehen bei Steam oder als Download direkt auf der Crows-Crows-Crows-Seite!
Worum aber geht es denn nun? Um nichts. "Dr. Langeskov" ist mit gutem Willen als "exploration game" zu bezeichnen, man könnte aber auch von einem Nicht-Spiel sprechen, von einem Antispiel gewissermaßen, vergleichbar mit "The Beginner's Guide" oder "The Stanley Parable" (dessen Co-Designer William Pugh das Entwicklerstudio, Crows Crows Crows, gegründet hat). Mit WASD und linker Maustaste steuert man den Protagonisten in der Egoperspektive, wobei der Protagonist nicht der Protagonist des Spiels ist, sondern ... Jedes weitere Wort würde den Spaß dämpfen. Die Wiedergabesprache ist (reizendes britisches) Englisch, deutsche Untertitel sind verfügbar. Das Beste: "Dr. Langeskov" ist kostenlos, zu beziehen bei Steam oder als Download direkt auf der Crows-Crows-Crows-Seite!
Montag, 10. Juli 2017
Schlagzeilen, die sprachlos machen
Es war ein Wochenende des Zorns! Ja, diese Meldung habe ich bereits am Freitag abfotografiert; ich musste erst mal drei Nächte darüber schlafen. Allmählich ist meine Wut verraucht, aber ich bin immer noch fassungslos angesichts dieses Verbrechens! So eine Schweinerei darf nicht ungesühnt bleiben!
Es heißt "das Nutella" und nicht "die Nutella", verdammt!
Es heißt "das Nutella" und nicht "die Nutella", verdammt!
Donnerstag, 6. Juli 2017
Dienstag, 4. Juli 2017
Zwei Leckereien, kurz rezensiert
1. Die gefüllten Eistee-, Verzeihung, iceTea-Bonbons von Pfanner in der Geschmacksrichtung Lemon-Lime sind ein nicht wirklich erfrischender, aber erquicklicher Sommersnack, nicht zu süß, nicht zu saftig (man darf sich die Füllung nicht als echtes Getränk vorstellen, sie ist aber durchaus dünnflüssiger als der "Sirup" in Nimm 2). Ich hatte als älteres Kind und junger Pubertant eine längere Phase, in der Pfanner-Eistee zu meinen Grundnahrungsmitteln gehörte, wobei ich Zitrone der Sorte Pfirsich vorzog; auch Spezial-flavors wie Waldfrüchte und Erdbeer war ich nicht abgeneigt. Seit Jahren habe ich den zuckrigen Tetrapak-Trunk nicht mehr konsumiert, in Bonbonform erlebt er nun ein krachendes Comeback in meinem Munde.
2. Die vegane "Joghurtalternative auf Kokosnussbasis" von The Coconut Collaborative besteht zu 85% aus einer Kokosnusszubereitung, die mit dreierlei Bakterienkulturen versetzt ist. Die weiße Masse ist so cremig, dass man kaum glauben mag, dass sich keine Milch darin befindet. Die Kokosnote ist überraschend zurückhaltend. Darunter liegt eine Schicht aus Erdbeer- oder Heidelbeermus, auch pur ist dieses leider recht teure Dessert im 120-g-Becher erhältlich.
Sonntag, 2. Juli 2017
Tageblogblog KW 24-26
Das verachtenswerte Angestelltenrennen namens "J.P. Morgan Corporate Challenge" hat auch heuer wieder Frankfurt heimgesucht. Als Fahrradfahrer in der Zeit des Citylaufs zu bestimmten Punkten der Stadt zu gelangen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich möchte Ortsunkundige nicht mit Details langweilen ... Kurzgefasst: Die großräumigen Straßensperrungen machten es erforderlich, dass ich und ein paar Mitstreiter, die sich am frühen Abend zu einer Veranstaltung in der Innenstadt einfinden wollten, uns dem Ziel unterirdisch nähern mussten, sprich unsere Fahrräder mehrere (Roll-)Treppen runter- und wieder raufschleppen mussten, eine Station mit der U-Bahn fahren mussten (selbstverständlich schwarz) und am Ende wahrscheinlich kaum weniger ausgelaugt waren als die Laufenden. Leicht grotesker Anblick am Rande: Auf der Bockenheimer Landstraße hatten sie gut hundert Meter lang Tapeziertische aneinandergereiht, die über und über mit Bananen bedeckt waren.
Der auch als Corpus Christi bekannte Feiertag wurde von einer örtlichen Fleischerei wie folgt angekündigt:
Aus irgendwelchen Gründen wurde mir nahegelegt, mich an einem Schreibwettbewerb zu beteiligen, den das hiesige Institut français im Rahmen der Städtepartnerschaft Frankfurt-Lyon ausgerufen hatte. In maximal 150 Wörtern sollte man per Email eine Liebeserklärung an Frankreich verfassen. Ich ließ mich nicht lumpen und tippte unter Aufbietung aller Reste meiner Schulfranzösischkenntnisse einen Text herunter, der mich gelinde gesagt un peu imbécile wirken ließ ("J'aime la France! [...] Je suis Charlie. J'ai visité notre pays voisin plusieurs fois. Les supermarchés sont excellents. La Lorraine et les Vosges m'impressionnent. [...] Je m'appelle Torsten. [...] Qu'est-ce qu'il y a dans le carton? Arthur est un perroquet. [...]"). Hätte ich damit gewonnen ("dank eines großzügigen Sponsors einen tollen 1. Preis"): Es wäre herrlich albern und würdelos gewesen. Habe ich aber nicht.
Nicht alle meine Erlebnisse der letzten drei Wochen hatten damit zu tun, dass ich interessante Einrichtungen in """"Mainhattan"""" betreten habe (ich war zwischendurch auch mal schwimmen!), wohl aber einige. Zum ersten Mal war ich 1.) im höchsten Gebäude Deutschlands (Kollege Mark-Stefan Tietze berichtete) sowie 2.) in einem Zalando-Outlet. Mein Eindruck nach nur zehn Minuten: Bei Zalando wird offenbar ausschließlich ehemaliges Gefängnispersonal beschäftigt! Als ich mit einem Hemd zur Anprobe gehen wollte, brüllten mich die zwei Bewacherinnen der Kabinenzone mit "Halt!" und "Stop!" nieder und bedeuteten mir zu warten, obwohl mehrere Umkleidekabinen gut erkennbar frei waren. Nach einer diktatorisch zufällig bemessenen Wartezeit bekam ich ein Schildchen mit einer Zahl in die Hand gedrückt und durfte mir eine Kabine aussuchen. Keine Ahnung, was es mit dem Schild auf sich hatte; als ich mit dem Anprobieren fertig war, ließ ich es in der Kabine hängen, was von den beiden Furien auch nicht beanstandet wurde. "Tut uns leid wegen vorhin", sagte eine von ihnen noch, als ich mit dem gut sitzenden Kleidungsstück abzog, "aber Regeln sind Regeln."
An der Kassenschlange wurde eine Kundin, die den Diskretionsabstand zum Vordermann nicht eingehalten hatte, von einem Security-Faschisten aufs barscheste zurechtgewiesen. Kurz darauf leitete der nämliche Bedienstete (Typ: No-nonsense-Türsteher) die gesamte Schlange im Befehlston um: "Der Gang hier ist zu eng, stellen Sie sich da drüben an!" Beim Warten aufs Bezahlen klopfte mir das Herz wie einem zur Schlachtbank geführten Lämmlein. Auf den erlösenden Ruf "Der Nächste!" reagierte ich zum Glück rasch genug, um mich nicht weiterem Tadel auszusetzen. Die Transaktion ging reibungslos über die Bühne. Ich dankte untertänigst, hätte beim Verabschieden beinahe salutiert und schwor mir, nie wieder freiwillig einen Fuß in diese Zweigstelle der Hölle zu setzen.
Mandelöl, Walnussöl und sogar Macadamiaöl sind leichter zu finden als Erdnussöl, welches ich für ein Rezept benötigte. Das nur nebenbei.
So sieht der neue Henninger-Turm vom Frankfurter Literaturhaus betrachtet aus. Wie ich aus gewissen Kreisen erfuhr, fanden die (Etagen-)Wohnungen im "Fass" binnen kurzem gut betuchte Käufer aus dem Ausland, die sich vermutlich, wenn überhaupt, nur wenige Wochen im Jahr dort aufhalten werden, weswegen prognostiziert wird, dass das Hochhaus die meiste Zeit gar nicht das Nachtbild jenseits des Mains illuminieren wird. :(
Aufstrich der Woche: "Schwartau Samt Flower-Power Kirsch-Lavendel". Der Clou: An jedem Glas hängt ein Tütchen mit einer "bienenfreundlichen" Blumensamenmischung. :)
Now playing: Oneohtrix Point Never feat. Iggy Pop - The Pure and the Damned
Der auch als Corpus Christi bekannte Feiertag wurde von einer örtlichen Fleischerei wie folgt angekündigt:
Aus irgendwelchen Gründen wurde mir nahegelegt, mich an einem Schreibwettbewerb zu beteiligen, den das hiesige Institut français im Rahmen der Städtepartnerschaft Frankfurt-Lyon ausgerufen hatte. In maximal 150 Wörtern sollte man per Email eine Liebeserklärung an Frankreich verfassen. Ich ließ mich nicht lumpen und tippte unter Aufbietung aller Reste meiner Schulfranzösischkenntnisse einen Text herunter, der mich gelinde gesagt un peu imbécile wirken ließ ("J'aime la France! [...] Je suis Charlie. J'ai visité notre pays voisin plusieurs fois. Les supermarchés sont excellents. La Lorraine et les Vosges m'impressionnent. [...] Je m'appelle Torsten. [...] Qu'est-ce qu'il y a dans le carton? Arthur est un perroquet. [...]"). Hätte ich damit gewonnen ("dank eines großzügigen Sponsors einen tollen 1. Preis"): Es wäre herrlich albern und würdelos gewesen. Habe ich aber nicht.
Nicht alle meine Erlebnisse der letzten drei Wochen hatten damit zu tun, dass ich interessante Einrichtungen in """"Mainhattan"""" betreten habe (ich war zwischendurch auch mal schwimmen!), wohl aber einige. Zum ersten Mal war ich 1.) im höchsten Gebäude Deutschlands (Kollege Mark-Stefan Tietze berichtete) sowie 2.) in einem Zalando-Outlet. Mein Eindruck nach nur zehn Minuten: Bei Zalando wird offenbar ausschließlich ehemaliges Gefängnispersonal beschäftigt! Als ich mit einem Hemd zur Anprobe gehen wollte, brüllten mich die zwei Bewacherinnen der Kabinenzone mit "Halt!" und "Stop!" nieder und bedeuteten mir zu warten, obwohl mehrere Umkleidekabinen gut erkennbar frei waren. Nach einer diktatorisch zufällig bemessenen Wartezeit bekam ich ein Schildchen mit einer Zahl in die Hand gedrückt und durfte mir eine Kabine aussuchen. Keine Ahnung, was es mit dem Schild auf sich hatte; als ich mit dem Anprobieren fertig war, ließ ich es in der Kabine hängen, was von den beiden Furien auch nicht beanstandet wurde. "Tut uns leid wegen vorhin", sagte eine von ihnen noch, als ich mit dem gut sitzenden Kleidungsstück abzog, "aber Regeln sind Regeln."
An der Kassenschlange wurde eine Kundin, die den Diskretionsabstand zum Vordermann nicht eingehalten hatte, von einem Security-Faschisten aufs barscheste zurechtgewiesen. Kurz darauf leitete der nämliche Bedienstete (Typ: No-nonsense-Türsteher) die gesamte Schlange im Befehlston um: "Der Gang hier ist zu eng, stellen Sie sich da drüben an!" Beim Warten aufs Bezahlen klopfte mir das Herz wie einem zur Schlachtbank geführten Lämmlein. Auf den erlösenden Ruf "Der Nächste!" reagierte ich zum Glück rasch genug, um mich nicht weiterem Tadel auszusetzen. Die Transaktion ging reibungslos über die Bühne. Ich dankte untertänigst, hätte beim Verabschieden beinahe salutiert und schwor mir, nie wieder freiwillig einen Fuß in diese Zweigstelle der Hölle zu setzen.
Mandelöl, Walnussöl und sogar Macadamiaöl sind leichter zu finden als Erdnussöl, welches ich für ein Rezept benötigte. Das nur nebenbei.
So sieht der neue Henninger-Turm vom Frankfurter Literaturhaus betrachtet aus. Wie ich aus gewissen Kreisen erfuhr, fanden die (Etagen-)Wohnungen im "Fass" binnen kurzem gut betuchte Käufer aus dem Ausland, die sich vermutlich, wenn überhaupt, nur wenige Wochen im Jahr dort aufhalten werden, weswegen prognostiziert wird, dass das Hochhaus die meiste Zeit gar nicht das Nachtbild jenseits des Mains illuminieren wird. :(
Aufstrich der Woche: "Schwartau Samt Flower-Power Kirsch-Lavendel". Der Clou: An jedem Glas hängt ein Tütchen mit einer "bienenfreundlichen" Blumensamenmischung. :)
Now playing: Oneohtrix Point Never feat. Iggy Pop - The Pure and the Damned