Präambel. Es folgt ein leicht avantgardistisches Textchen, das, wie Teil I dieser allzu kurzen Reihe, im April 2010 verfasst wurde und dementsprechend ein wenig Patina angesetzt hat: Sich über bei Starbucks rumgammelnde Freelancer zu mokieren ist wirklich sooo Anfang des Jahrzehnts! Die ein oder andere überraschende Stelle rechtfertigt aber meiner Meinung nach doch eine (verspätete) Veröffentlichung.
Da sitzen sie wieder, gebeugten Kopfes;
Drahtloses lokales areales Netzwerk;
Digitale Bohème, 'wir nennen es Arbeit';
Epiphanien im Koffeinrausch, wertlos;
Hocker bespannt mit irgendwas, noch was Süßes!
(Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Muffins und Cupcakes?)
Zwei lernen sich kennen – ist es Liebe?
Ihr Laptopstecker ist zu dick, ob er seinen
rausziehen und entweder ganz links oder ganz rechts
in die Verteilerdose stecken könne, damit ihrer reinpasst?
Klar, kein Problem, in fact brauche er gar keinen
Strom, weil sein Akku einigermaßen voll ist.
Cool, bist du öfter hier?
Nein, normalerweise in dem 'bucks gegenüber, aber die ham heute zu,
Seuchenkontrolle oder Amnesty oder so was.
Ach so. Ich bin immer hier.
Du, ich frag einfach mal frei raus:
Wollen wir nach der 'Arbeit' noch einen Kaffee trinken gehen?
Wie, hier drin?
Naja. Ja. Nee. Woanders. (?)
Mh. Aber wir trinken doch schon Kaffee! Den ganzen Tag.
Stimmt. Vergiss es einfach. Willste mich bei Facebook adden?
Ja, gerne. Wie heißt'n?
Max Yaqquiqqaluk. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name,
der lautet Franz Yaqquiqqaluk. Meine Eltern sind Eskimos.
Ach so, krass. Ich dachte, Eskimos darf man nicht mehr sagen.
Darf man auch nicht. Aber ich provoziere gern mal so'n bisschen ;)
Okay, ich hab dich gefunden. Ey geil, wir ham ja 30 gemeinsame Freunde!
Ich bin auch bei Xing, ich suche einen Verleger.
Was willst'n verlegen lassen?
Ui, das macht mich jetzt selbst ein wenig verlegen ... ich
mach so Lyrik-Zeugs, Gedichte.
Aha. Kann man da mal was von lesen?
Ja, schon, aber das ist sehr speziell am Anfang ...
Wie jetzt? Komm schon, zeig mal was!
Das ist halt Lyrik ohne Reime und Metrum ...
Ist doch normal!
Ja, aber es kommt noch schlimmer: Bei mir
geht die Lyrik dann in Dramatik über!
Wie jetzt, so wie'n Theaterstück?
Ja, fast, aber nur ohne Regieanweisungen. Themenwechsel: Ich
finde den Namen Max gut. Vor allem bei Frauen!
jetzt sind die muffins/cupcakes verdrueckt, der naechste
pott mit lattuccino kommt
(das hab ich mir ausgedacht: latte + cappuccino. eigentlich quatsch, denn cappu
ist ja immer mit latte, also milch, aber die namen
sind im grunde alle quatsch, so isses eben heute)
Wir fassen zusammen
Ausgaben: 12 Euro, Einnahmen: nichts.
Der Abend naht, die Luft wird frisch, Sonne
geht unter, bald ist Geschäftsschluss, oder?
Good-bye, Kaffeehaus, willkommen, Wohnhaus,
Shangri-La unserer geplatzten Träume.
Zum Schluss ein Zwitschern (twittern)
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