Ich war in Helsinki und musste einen Zug erwischen, der mich bis 18 Uhr nach Deutschland bringen sollte, wo ich mit meiner Mutter zu einem um 20 Uhr beginnenden Auftritt eines "Psycho-Kabarettisten" oder auch "Entertainment-Psychiaters" verabredet war (offenbar so was wie Vince Ebert, nur eben mit Schwerpunkt Psychologie statt Physik; warum gibt es das eigentlich noch nicht?). Die Straßenbahn zum Hauptbahnhof hatte allerdings Verspätung, obendrein wurde ich im Bahnhof selbst auch noch aufgehalten, weil ich in einem Laden einen finnischen Brotaufstrich namens "Zuckerhonig" entdeckte (ein Gemisch aus Honig und Zuckerrübensirup?), der mich so lange in seinen Bann zog, bis der Zug abgefahren war. Der nächste würde erst in zwei Stunden kommen, den Showbeginn würden wir also definitiv verpassen. Das verärgerte mich derart, dass ich versuchte, kraft meiner Gedanken dieser Realität zu entkommen – was mir auch gelang.
Nun befand ich mich in der Gesellschaft zweier superekliger Erfolgs-Douchebags (Jungmanager oder Werbeschnösel wahrscheinlich) nebst deren nicht minder unsympathischen weiblichen Anhangs. Diese Leute boten mir an, mit ihnen auf einen Törn in ihrem Privat-U-Boot zu kommen. Ich willigte ein, aber schon vor dem Untertauchen wurde mir leicht mulmig, als ich sah, dass die vier Scheiben des Gefährts sich nicht vollständig hochkurbeln ließen. "Dringt da nicht Wasser ein?", fragte ich besorgt, doch es wurde allseits abgewinkt. Unmittelbar nach dem Absinken floss tatsächlich Wasser ins Innere. Eine Insassin kannte einen Trick: Sie drehte alle Fensterscheiben komplett runter, woraufhin das Wasser wie durch eine unsichtbare Barriere zurückgehalten wurde; das hatte wohl irgendwas mit Oberflächenspannung zu tun.
Alsbald ereilte mich die nächste Panik: Was wäre, wenn mich diese komischen Menschen nach meinem Beruf fragen würden? 'Bitte stellt keine Fragen nach meinem Beruf!', flehte ich innerlich und betete für eine Ablenkung. Diese kam sogleich in Gestalt eines riesigen Ozeandampfers, der unser U-Boot mit einem Schiffskran krallte und an Bord hievte. Dort traf ich ausgerechnet auf meine Kollegen, und wir hielten eine sog. Titelkonferenz ab. Währenddessen wurde das Meer zusehends unruhig. Als ich die Anwesenden auf eine nahende Monsterwelle aufmerksam machte, brummte der wie immer tiefenentspannte Bernd Eilert seelenruhig: "Och, die geht doch direkt an uns vorbei." Ich wachte trotzdem sicherheitshalber auf.
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