Nach dem überwältigenden Erfolg des ersten Teils lag es nahe, dem hochgelobten "Life is Strange" eine Fortsetzung zu spendieren. Von mir aus hätte es das nicht gebraucht, denn ich finde, einen grandiosen Genremeilenstein kann man auch mal für sich stehen lassen, zumal der Sechsteiler um die jugendliche Zeitmanipulatorin Max Caulfield schön abgeschlossen worden und überhaupt eine runde Sache war. Ein Sequel ist es denn auch nicht geworden, sondern ein Prequel, in welchem wir auch nicht Max, sondern ihre uns bereits bekannte Freundin Chloe spielen. Auf übernatürliche Elemente verzichtet Deck Nine diesmal. Alternatives Vorgehen und der Schmetterlingseffekt spielen dennoch eine Rolle, viele unserer Handlungen haben mehr oder weniger starke Konsequenzen. Das fehlende Uhrenzurückdreh-Feature ersetzen demzufolge vor allem Dialoge, die an wichtigen Plotpoints um eine Art Minigame erweitert werden (wir nutzen vorher gewonnenes Wissen über Schwachstellen unserer Gesprächspartner/-innen, um diese zu unseren Gunsten zu beeinflussen, und müssen dazu rasch auf die passende Antwortoption klicken). Wie zu erwarten, wird unsere Heldin ganz am Ende von "Before the Storm" vor die ultimative Entscheidung gestellt – die mir sogar noch schwieriger erschien als die am Ende des Vorgängers, wo mir die Wahl relativ leicht gefallen war. (Dass nicht nur ich dieses finale Dilemma krass fand, zeigt die Statistik nach dem Abspann: Etwa genauso viele Spieler haben sich für das eine mögliche Ende entschieden wie für das andere.)
Hat sich das Entwicklerstudio mit der "Fortsetzung" einen Gefallen getan? Nun, ein Reinfall war das Abenteuerdrama auf keinen Fall. Die Charakterzeichnung ist abermals hervorragend, der Soundtrack mitreißend, die Achievements machen Spaß, und die Spielzeit geht in Ordnung (ich habe für die drei Episoden knapp zwölf Stunden gebraucht). Ein paar mehr Tearjerker-Momente sowie richtige Rätsel hätte ich mir trotzdem gewünscht, und generell fehlt einfach der "Zauber" von "Life is Strange 1".
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