Dienstag, 17. April 2018

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme (I/2018)

Get Out
Okay, auf seinen Schock- und Suspensefaktor reduziert ist "Get Out" formelhafter Durchschnitt. Großes Aber. Hoch- bzw. daueraktuelle Sozialkritik findet man in diesem Genre üblicherweise so selten wie schwarze Protagonisten (so sie nicht als rasch gemeuchelte Buffos herhalten müssen), und dass Jordan Peele den Oscar für das beste Drehbuch gewonnen hat, erfreut gleich doppelt. Man merkt freilich, dass der Autor seine künstlerischen Wurzeln in der Comedy hat: Neben dem subtil satirischen Überbau finden sich auch genuin schreiend komische Dialoge. Zudem bleiben einem Gruseltropenspielereien im Gedächtnis wie etwa der als comic relief eingeführte beste Freund des Helden, der sich am Ende zum kühlköpfigen Retter in der Not mausert. Sehr erfrischend.

Eine nutzlose und dumme Geste (OT: A Futile and Stupid Gesture)
... habe ich in der vergangenen Humorkritik besprochen.

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Ein weiterer Academy-Awards-Liebling, zu dem ich nur sagen kann: The hype is real. Fantastisches Schauspiel, Tragikomik im bewundernswertesten Sinne, tolle Musik.

Geostorm
Ich hatte Bock auf eine stumpfe, aber unterhaltsame Over-the-top-Zerstörungsorgie im Stile des Geheimtipps "The Core" von 2003, aber nix war's. Die wenigen spektakulären Katastrophenszenen waren bereits im Trailer verheizt worden, und zwischen jenen entspann sich ein mäßig packender Weltraumkrimi mit vorhersehbarer Verschwörungs-Wendung und ohne jeglichen Witz. Die Pseudowissenschaft war dumm, aber eben nicht übertrieben lustig-dumm. Das einzige, worüber man staunen konnte, war die Tatsache, dass es Namen wie Gerard Butler, Ed Harris, Andy García und Alexandra Maria Lara in die Besetzungsliste geschafft haben.

The Ritual
Ein Netflix-exklusiver Horrorfilm, den man am besten völlig unvoreingenommen und -bereitet genießen sollte. Ich war durchweg begeistert (von den letzten ≈20 Minuten nicht ganz so sehr, aber das trübte den Gesamteindruck nicht) und möchte mir beizeiten die Bibliographie von Adam Nevill, dem Schöpfer der Buchvorlage, vornehmen.

Thirteen Days
Endlich den Klassiker über das mir kaum bekannte Kapitel Kubakrise nachgeholt! Sehr lehrreich und spannend, sofern man die amerikanische Perspektive, aus welcher der kurzweilige Politthriller erzählt wird, im Hinterkopf behält.

Betting on Zero
Eine Dokumentation über den höchst fragwürdigen Konzern Herbalife, den milliardenschweren – nicht lachen! – "investor, hedge fund manager, and philanthropist" (Wikipedia) Bill Ackman und seinen nicht ganz uneigennützigen Feldzug gegen ein mutmaßliches Pyramidensystem. Zufälligerweise vermeldete die Presse wenige Tage, nachdem ich den 2016er Film gesehen habe, wie dieser gleichermaßen auf dem Börsenparkett wie im Amerika der Abgehängten ausgetragene Krieg ausgegangen ist. Wer davon überhaupt nichts mitbekommen hat, sollte mal reinschauen.

Die Teuflischen (OT: Les diaboliques)
Französischer Klassiker von 1955. Wie schon bei "Zeugin der Anklage" wird man am Ende gebeten, anderen nichts über die Handlung zu verraten, einer Bitte, der ich gerne nachkomme. Ich kannte sie allerdings eh schon, da ich vor langer Zeit das US-Remake ("Diabolisch") gesehen habe. Plottwist-geschulte Millennials sehen die Auflösung eh aus weiter Ferne herangaloppieren. Als störender empfand ich die etwas lang geratene Dauer sowie die Darstellung des Antagonisten / alsbaldigen Mordopfers, ein Bösewicht, der mir als zu wenig hassenswert geschrieben und verkörpert erschien.

Der Butler
Stargespicktes, halbfiktionales Historienepos über einen langjährigen Butler im Weißen Haus mit einem Ende, das bedauerlicherweise zu schön ist, um wahr zu sein, aber wie man's halt gerne sieht.

Permanent
Schräge Frisuren sind natürlich eine allzu einfache Humorgrundlage, aber hier sind sie zugleich Grundlage für moderate Familientragik: Der Vater (wie immer grandios: Rainn Wilson) trägt ein albernes Toupet, dessentwegen er sich kaum traut, den für sein Aufbaustudium obligatorischen Schwimmkurs zu absolvieren; die Tochter trägt nach einer von Anfang an verdächtig kostengünstigen Prozedur eine alberne Dauerwelle (Südstaatenterm: permanent = perm), für die sie highschool-typisch gemobbt wird; die Mutter (jenseits der Schamgrenze: Patricia Arquette) trägt etwas albernes Undefinierbares und hätte gern ein My mehr Aufregung in ihrem Leben. Überhaupt fühlt sich die erst vor kurzem umgesiedelte Kleinfamilie irgendwie steckengeblieben und eingeengt. Beim Streben nach Veränderung sieht man den dreien gerne zu. Es herrscht eine positive Grundstimmung, allein der ein oder andere richtige Gag wäre nett gewesen. Und warum die Achtzigerjahre als Kulisse herhalten mussten, erschließt sich mir nicht.

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