In der Redaktion, in der ich arbeite, fand sich eine Schulklasse ein. Es kommt tatsächlich manchmal vor, dass sich junge Leute ihre Vorstellungen von der schillernden Welt der Medien mit einem Besuch bei uns zertrümmern lassen, diese Gruppe war jedoch unangemeldet und außerdem beängstigend teilnehmerstark. Da ich seltsamerweise der einzige war, der an jenem Tag Dienst schob, konnte ich niemanden fragen, was es mit dieser jugendlichen Abordnung auf sich hatte. Jedenfalls ließen sich die Schülerinnen und Schüler schweigend und emotionslos an unseren Schreibtischen sowie am Konferenztisch nieder und begannen zu schreiben, teils an selbst mitgebrachten, teils an den büroeigenen Rechnern. Der Lehrer/Betreuer schritt zufrieden lächelnd durch die Räume, ohne auf meine Nachfragen, die ich mit wachsendem Unmut vortrug, zu reagieren. Ich wollte Chefredakteur Tim Wolff telefonisch um Rat fragen, doch seine Nummer war aus meiner Kontaktliste verschwunden und sein Name fehlte in sämtlichen Messengerdiensten – als hätte es ihn nie gegeben! Schließlich riss mir der Geduldsfaden: Ich schrie den Erwachsenen an, er solle sich entweder augenblicklich erklären oder mich mit seinem Vorgesetzten verbinden. Überraschend bereitwillig gab er mir sein Handy, wo sich am anderen Ende eine Art Oberschulrat oder Schulinspektor meldete. Diesem schilderte ich die Situation. "Und was wollen Sie jetzt von mir?", fragte er. Darauf ich, erstaunlich schlagfertig: "Dass Sie sofort Ihre Truppen abziehen! Was anderes als Militärsprache verstehen Sie ja nicht." Ohne Worte verschwand der lästige Trupp wenig später.
Festhaltenswert ist noch zweierlei: 1. dass ich mein Smartphone sehr realitätsnah bediente, inkl. erschwertem Scrollen wegen schwitziger Finger, 2. dass ich einmal mehr im Stande war, Buchstaben zu erkennen und Wörter zu erfassen.
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