Liebe Leserin, lieber Leser,
ich möchte mich hiermit dafür bedanken, dass du diesem Blog ein weiteres Jahr die Treue gehalten hast. Das Jahr, von dem die Rede ist, heißt 2018 und war in der Gesamtbilanz für mich ein gutes.
Nun aber stracks ins Jahr des HErrn Zwanzigneunzehn! Meilensteine stehen uns ins Haus. Das Vereinigte Königreich tritt aus der EU aus. Kaiser Akihito dankt ab. Die indische Mondfahrzeugmission startet.
In drei ostdeutschen Bundesländern finden Landtagswahlen statt, was mir sehr, sehr große Sorgen bereitet. Die Europawahl steht auch schon wieder an! Die Schwimmweltmeisterschaft wird im südkoreanischen Gwangju ausgerichtet, was ich nur erwähne, weil ich erst vorletztes Jahr dort war. Wir feiern die 200. Geburtstage von Jacques Offenbach ("Catch me if you can-can"), von Herman Melville, von Clara Schumann (RIP D-Mark!), von Queen Victoria und von Theodor Fontane (Gähn!). Außerdem den 500. Todestag von Leonardo da Vinci. Die weiteren Jubiläen entnehmt ihr der Presse.
Bereits im Jänner gibt's eine totale Mondfinsternis und am 2. Juli eine totale Sofi (hierzulande nicht sichtbar), und am 11.11. einen Merkurtransit. Das Gemüse des Jahres 2019 (und 20) ist ... die Gurke! Die gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2019 ist (oder sind?) das Rote, das Blonde und das Schwalbenbäuchige Wollschwein. Das Höhlentier des Jahres ist die Gemeine Höhlenstelzmücke, die Wildbiene des Jahres die Senf-Blauschillersandbiene, das Insekt des Jahres die Rostrote Mauerbiene, der Lurch des Jahres ist der Bergmolch, der Baum des Jahres die Flatter-Ulme, die Heilpflanze des Jahres das Echte Johanniskraut (big fan!) und der Schmetterling des Jahres das Schachbrett.
Gute Reise und viel Glück!
▼
Montag, 31. Dezember 2018
Freitag, 28. Dezember 2018
Was muss, das Hummus
Eine weitere Knabberspezialität auf Nicht-Kartoffelbasis hat es in meine Snack-Testküche geschafft. Die Hummus Chips des britischen Herstellers Eat Real erinnern von der Form her an Muschelnudeln (Conchiglioni), in Dicke und Festigkeit an Pom-Bären und vom Geschmack her überhaupt nicht an Hummus. Und doch sind wie bei jenem Kichererbsen die Basis; um genau zu sein, bestehen die Chips zu 45% aus Kichererbsenmehl. Reis, Rapsöl, Kartoffelstärke, Maismehl und Zwiebelpulver ergänzen die Mischung. Die mir vorliegende Geschmacksrichtung heißt "Creamy Dill" und wird allein durch natürliche Aromen erzeugt, faszinierenderweise kriegen sie sogar die versprochene "creaminess" ohne jegliche Sahne o.ä. hin (das Produkt ist 100% vegan). Dill ist ohnehin ein viel zu selten verwendetes Kraut! Die Chips hinterlassen keinerlei schrillen Nachgeschmack und sind stark fettreduziert. Ich bewerte sie mit 8,5 von 10 Punkten.
Dienstag, 25. Dezember 2018
Wo ein Wille ist
Die unverschämteste Möglichkeit der deutschen Sprache, Modalität auszudrücken, ist die folgende:
Beispiel: Sie will einen Schuss gehört haben.
Diese Konstruktion bringt einen stärkeren Zweifel zum Ausdruck als die Variante mit soll. Wenn etwas geschehen sein soll, basiert das Gesagte auf der Aussage einer Person, die bekannt oder unbekannt, beteiligt oder unbeteiligt ist, womöglich auch gar keiner Person; es ist ein zu einem Satz geronnenes Ondit, dessen Wahrheitsgehalt man für nicht oder nur schwer zu ermitteln hält. "Sie soll einen Schuss gehört haben", munkelt man und ist aber geneigt, die Behauptung nicht sofort als Schmarrn abzutun. Sagt oder schreibt man dagegen "Sie will einen Schuss gehört haben", bedeutet das in der objektivsten Lesart: "Sie behauptet, einen Schuss gehört zu haben." Mehr noch: Sie behauptet das nicht nur, sie ist auch nicht nur überzeugt davon, sie wünscht sich, dass es wahr sei. Man kann sich richtig vorstellen, wie jemand, der einen Satz wie "Sie will einen Schuss gehört haben" in die Tasten haut, dabei mit den Augen rollt.
Für mich sind solche Formulierungen ein Indikator für schlechten und tendenziösen Journalismus. Gerade im Zusammenhang mit Zeugenaussagen muten will-Sätze geradezu höhnisch an: Der Subtext eines Satzes wie "Er will von einer Straßenbande überfallen worden sein" lautet "Ja ja, das hätte er wohl gerne!", indes man annehmen darf, dass derlei garantiert keiner will.
Das waren ein paar ungeordnete und gewiss unpräzise Überlegungen von mir zu einem spannenden Thema, über das ich leider keine Aufsätze und sonstigen Texte bei Google Books finden konnte, da ich nicht einmal weiß, ob es einen Namen für das gibt, wonach ich suche. Falls jemand entsprechende Literatur kennt (gerne auch nicht-digital), bin ich dankbar für Tipps.
wollen in der 3. Person (Singular oder Plural) Indikativ Präsens + Infinitiv Perfekt
Beispiel: Sie will einen Schuss gehört haben.
Diese Konstruktion bringt einen stärkeren Zweifel zum Ausdruck als die Variante mit soll. Wenn etwas geschehen sein soll, basiert das Gesagte auf der Aussage einer Person, die bekannt oder unbekannt, beteiligt oder unbeteiligt ist, womöglich auch gar keiner Person; es ist ein zu einem Satz geronnenes Ondit, dessen Wahrheitsgehalt man für nicht oder nur schwer zu ermitteln hält. "Sie soll einen Schuss gehört haben", munkelt man und ist aber geneigt, die Behauptung nicht sofort als Schmarrn abzutun. Sagt oder schreibt man dagegen "Sie will einen Schuss gehört haben", bedeutet das in der objektivsten Lesart: "Sie behauptet, einen Schuss gehört zu haben." Mehr noch: Sie behauptet das nicht nur, sie ist auch nicht nur überzeugt davon, sie wünscht sich, dass es wahr sei. Man kann sich richtig vorstellen, wie jemand, der einen Satz wie "Sie will einen Schuss gehört haben" in die Tasten haut, dabei mit den Augen rollt.
Für mich sind solche Formulierungen ein Indikator für schlechten und tendenziösen Journalismus. Gerade im Zusammenhang mit Zeugenaussagen muten will-Sätze geradezu höhnisch an: Der Subtext eines Satzes wie "Er will von einer Straßenbande überfallen worden sein" lautet "Ja ja, das hätte er wohl gerne!", indes man annehmen darf, dass derlei garantiert keiner will.
Das waren ein paar ungeordnete und gewiss unpräzise Überlegungen von mir zu einem spannenden Thema, über das ich leider keine Aufsätze und sonstigen Texte bei Google Books finden konnte, da ich nicht einmal weiß, ob es einen Namen für das gibt, wonach ich suche. Falls jemand entsprechende Literatur kennt (gerne auch nicht-digital), bin ich dankbar für Tipps.
Samstag, 22. Dezember 2018
Kurz getestet: IZC
Endlich habe ich ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat umgesetzt und mir einen Becher Invertzuckercreme gekauft. Dieser früher "Kunsthonig" genannte Brotaufstrich besteht aus Invertzuckersirup, Glukose und Honig, ähnelt in Konsistenz und Farbe an Honig der festeren Sorte (etwa aus Raps) und zeichnet sich durch eine mildere Süße als Zuckerrübensirup aus. Der Aufstrich trägt den Markennamen "Wibine" ("wie Biene"?) und "eignet sich auch hervorragend als Backzutat für Muffins, Gebäck und Lebkuchen" (Verpackungsaufdruck). Hergestellt wird er in der Hanseatischen Zuckerraffinerie zu Hamburg. Die 250 Gramm kosten 99 Cent. Wikipedia hat einen langen, aufschlussreichen Artikel zu Kunsthonig; darin wird auch auf Lyle's Golden Syrup verwiesen. Hinter jenem bleibt IZC jedoch deutlich zurück, ich bewerte sie mit 6,5/10 Punkten.
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Fragen, die ich mir selbst stelle
Warum tragen Buchhalter in (meist amerikanischen) Filmen oft diese grünen, halbtransparenten Schirmmützen bzw. Sonnenschilde? Mit diesem Kopfutensil erscheint mir diese auch noch in modernen Produktionen auftauchende Figur ein ähnliches Klischee zu sein wie der rasende Reporter, in dessen Hutkrempe ein Zettel mit der Aufschrift "Press" steht. Bemüht man eine Suchmaschine, findet man rasch heraus, dass die green eyeshades heute zwar als Rudiment gelten, jedoch im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ihren Zweck hatten. In jenen Zeiten verströmten Glühbirnen ein sehr grelles, hartes, auf Dauer unangenehmes Licht. Um ihre Augen einigermaßen zu schonen, banden sich Personen in schreib- und lese-, sprich: lichtbedarfsintensiven Branchen wie dem Rechnungswesen und dem Journalismus jene "Visiere" über die Stirn. Weil so ein Grünstich unnatürliches Licht gut dämpft und abmildert, sind übrigens auch die Schirme der berühmten Banker's lamp seit jeher grün.
Montag, 17. Dezember 2018
Humorperlen aus dem Abreißkalender (56)
Zugegeben: Uns ist in dieser Rubrik schon weitaus Schlimmeres begegnet. Nur: Um was für eine "Sprechstund" handelt es sich? Wo geht frau zwecks vorehelicher Untersuchung – was immer das sein soll – hin? Und dann kommt auf einmal heraus, dass die Exgatten gestorben sind? Kurzum: Kein schlechter Witz, aber schlecht erzählt.
Samstag, 15. Dezember 2018
Lins und Linseslins
Gar nicht mal übel schmecken die neuen Linsenchips von Funny-frisch, zumindest kann ich das für die Sorte Oriental behaupten (Paprika und Sour Cream habe ich noch nicht getestet).
Mit 1,79 € für 90 Gramm ist dieses Knabbergebäck zwar ähnlich teuer wie andere Chips auf Nicht-Kartoffelbasis, dafür sind sie von echten Kartoffelchips kaum zu unterscheiden. Wer darauf, sowie auf den Fettgehalt, Wert legt, kommt hier also auf seine Kosten. Wie setzen sich die Teilchen nun zusammen? Auf der Packung steht's: zu 40% aus Linsenmehl, ein wenig Mais-, Reis- und Weizenmehl, diversen Pulvern und Gewürzextrakten; nichts Abschreckendem. Der Claim "Das Beste, was einer Linse passieren kann" mag zwar gar zu selbstbewusst klingen, trotzdem vergebe ich 8 von 10 Punkten.
Mit 1,79 € für 90 Gramm ist dieses Knabbergebäck zwar ähnlich teuer wie andere Chips auf Nicht-Kartoffelbasis, dafür sind sie von echten Kartoffelchips kaum zu unterscheiden. Wer darauf, sowie auf den Fettgehalt, Wert legt, kommt hier also auf seine Kosten. Wie setzen sich die Teilchen nun zusammen? Auf der Packung steht's: zu 40% aus Linsenmehl, ein wenig Mais-, Reis- und Weizenmehl, diversen Pulvern und Gewürzextrakten; nichts Abschreckendem. Der Claim "Das Beste, was einer Linse passieren kann" mag zwar gar zu selbstbewusst klingen, trotzdem vergebe ich 8 von 10 Punkten.
Donnerstag, 13. Dezember 2018
Throwback Thursday: Ckaj wonk t'nod uoy
Zwischen 1998 und 2003 erschien in Deutschland das Quiz-Computerspiel "You don't know Jack" in vier Teilen. Diese Games, die man sowohl hervorragend allein als auch zu mehrt spielen konnte, basierten auf einer Reihe aus Amerika, wo sie unzählige Versionen umfasste. Irgendwann ergatterte ich auf eBay zum Schnäppchenpreis ein Bundle der ersten vier US-Folgen. Diese haben mich nicht nur humortechnisch beeinflusst, sondern mir tatsächlich einiges beigebracht, vor allem unnützes Wissen und Englisch (anfangs verstand ich geschätzt nur jede dritte Frage und wusste z.B. gar nicht, dass der Titel eine Verkürzung der Phrase "You don't know jack shit" ist).
In diesem Zusammenhang ein Beweis dafür, dass ich nicht ganz dicht bin. In einer der deutschsprachigen Spiele ging es bei einer Frage um Spiegelungen oder so was. Nach der Enthüllung der Antwort sagte der Moderator irgendetwas rückwärts bzw. etwas von ihm Eingesprochenes wurde rückwärts abgespielt. Ich wollte nun unbedingt wissen, was da gesagt worden war. Also nahm ich mir vor, das gesamte Spiel so lange zu spielen, bis diese Frage erneut auftauchen würde. Dabei hatte ich einen Kassettenrecorder an den Lautsprecherausgang meines PCs angeschlossen und war gewappnet, die ominöse Botschaft aufzunehmen. Genau das tat ich auch, als sich die Frage endlich, endlich, nach Hunderten anderer, wiederholte. Ich digitalisierte die Kassettenaufnahme, spielte sie in einem Audioprogramm rückwärts ab und hörte so etwas wie: "Und wenn Sie das hier verstehen können, haben Sie eindeutig zu viel Zeit."
Der englischsprachigen Wikipedia kann man entnehmen, dass es von YDKJ nicht nur zwei Buchumsetzungen und ein Brettspiel, sondern auch eine TV-Sendung gab: "An actual television show version of You Don't Know Jack had a brief run on ABC in prime time during the summer of 2001. It starred Paul Reubens (the actor and comedian best known for his character Pee-wee Herman) as over-the-top game show host Troy Stevens, with Tom Gottlieb's 'Cookie' as the announcer. The show lasted only six episodes, as it received very little buzz and most You Don't Know Jack fans weren't even aware of its existence until long after its cancellation." Ich erinnere mich zusätzlich einer kostenlosen, online spielbaren Browser-Variante, die es in der zweiten Hälfte der Nullerjahre gab. Jetzt gelüstet es mich, eine der noch immer in meinem Besitz befindlichen Scheiben einzuwerfen ...
In diesem Zusammenhang ein Beweis dafür, dass ich nicht ganz dicht bin. In einer der deutschsprachigen Spiele ging es bei einer Frage um Spiegelungen oder so was. Nach der Enthüllung der Antwort sagte der Moderator irgendetwas rückwärts bzw. etwas von ihm Eingesprochenes wurde rückwärts abgespielt. Ich wollte nun unbedingt wissen, was da gesagt worden war. Also nahm ich mir vor, das gesamte Spiel so lange zu spielen, bis diese Frage erneut auftauchen würde. Dabei hatte ich einen Kassettenrecorder an den Lautsprecherausgang meines PCs angeschlossen und war gewappnet, die ominöse Botschaft aufzunehmen. Genau das tat ich auch, als sich die Frage endlich, endlich, nach Hunderten anderer, wiederholte. Ich digitalisierte die Kassettenaufnahme, spielte sie in einem Audioprogramm rückwärts ab und hörte so etwas wie: "Und wenn Sie das hier verstehen können, haben Sie eindeutig zu viel Zeit."
Der englischsprachigen Wikipedia kann man entnehmen, dass es von YDKJ nicht nur zwei Buchumsetzungen und ein Brettspiel, sondern auch eine TV-Sendung gab: "An actual television show version of You Don't Know Jack had a brief run on ABC in prime time during the summer of 2001. It starred Paul Reubens (the actor and comedian best known for his character Pee-wee Herman) as over-the-top game show host Troy Stevens, with Tom Gottlieb's 'Cookie' as the announcer. The show lasted only six episodes, as it received very little buzz and most You Don't Know Jack fans weren't even aware of its existence until long after its cancellation." Ich erinnere mich zusätzlich einer kostenlosen, online spielbaren Browser-Variante, die es in der zweiten Hälfte der Nullerjahre gab. Jetzt gelüstet es mich, eine der noch immer in meinem Besitz befindlichen Scheiben einzuwerfen ...
Dienstag, 11. Dezember 2018
Schöne Stellen aus deutschen Gerichtsentscheidungen
"Die Klägerin führte u.a. sog. Kratzbäume für Katzen aus Asien ein und ließ sie in ihrem Namen in den zollrechtlich freien Verkehr überführen. [...]
Sie bestanden aus einem Gestell mit verschiedenen Ebenen in Form von Brettern, Schalen, kastenförmigen Höhlen und Röhren, in die eine Katze hineinkriechen konnte. Gelegentlich wiesen die Kratzbäume auch kleine Spielelemente auf. Ihre Ebenen waren oft ausgehend von einer Grundplatte mit Säulen verbunden. Die kastenförmigen Höhlen, die Grundplatte und die Ebenen waren aus Holzspanplatten gefertigt, das von außen und an der Oberseite mit Plüschgewirken überzogen war. Die Säulen bestanden aus Rohren aus dicker, fester Pappe, deren Enden Kappen aus Hartkunststoff mit mittig eingebauten Muttern verschlossen waren. Die Säulen waren meist ganz oder zu einem großen Teil mit Sisalschnüren (Titer über 20.000 dtex) umwickelt. Die Kratzbäume sollten den Hauskatzen als Ruheplatz, Schlafplatz, Beobachtungsposition und Spielgerät dienen, wobei sie die mit Sisal umwickelten Säulen und manchmal auch andere Elemente dazu veranlassen sollten, dort und nicht sonst in der Wohnung durch Kratzen ihre Krallen zu schärfen. [...]
Vor allem auf Grund ihrer Oberflächenbeschaffenheit finden die Katzen die Kratzbäume attraktiv und nutzen sie, denn die Kratzbäume sprechen Bedürfnisse der Hauskatzen wie Beschäftigung, Pflege, Markieren und Ruhe an und sollen auch Wohnungskatzen ermöglichen, sich arttypisch zu verhalten. Die Kratzbäume sollen die Katzen nicht nur zum Kratzen, sondern auch zum Klettern, Anspringen und Spielen anregen. Ihre horizontalen Flächen sowie die 'Höhlen' in Form von Kästen oder Röhren dienen als Sitz-, Liege- oder Schlafplätze und als Rückzugsort. Sind die Liegeplätze erhöht, können sie von den Katzen als Beobachtungsposten genutzt werden. Zudem bietet ein Kratzbaum einer Katze auch die Möglichkeit, ihren eigenen Geruch auszusenden, indem sie beispielsweise die Duftdrüsen an Kopf, Rücken, Schwanz und Fußballen daran reibt. [...]
Soweit Kratzbäume in die Position 6307 einzureihen sind, gehören sie als andere Waren als Scheuertücher, Wischtücher, Spültücher und ähnliche Reinigungstücher und Schwimmwesten und Rettungstücher in die Unterposition 6307 90. Innerhalb dieser Unterposition sind die Kratzbäume der Unterposition 6307 90 10 KN zuzuweisen"
Finanzgericht Düsseldorf, Az. 4 K 2698/16 Z,EU
Sie bestanden aus einem Gestell mit verschiedenen Ebenen in Form von Brettern, Schalen, kastenförmigen Höhlen und Röhren, in die eine Katze hineinkriechen konnte. Gelegentlich wiesen die Kratzbäume auch kleine Spielelemente auf. Ihre Ebenen waren oft ausgehend von einer Grundplatte mit Säulen verbunden. Die kastenförmigen Höhlen, die Grundplatte und die Ebenen waren aus Holzspanplatten gefertigt, das von außen und an der Oberseite mit Plüschgewirken überzogen war. Die Säulen bestanden aus Rohren aus dicker, fester Pappe, deren Enden Kappen aus Hartkunststoff mit mittig eingebauten Muttern verschlossen waren. Die Säulen waren meist ganz oder zu einem großen Teil mit Sisalschnüren (Titer über 20.000 dtex) umwickelt. Die Kratzbäume sollten den Hauskatzen als Ruheplatz, Schlafplatz, Beobachtungsposition und Spielgerät dienen, wobei sie die mit Sisal umwickelten Säulen und manchmal auch andere Elemente dazu veranlassen sollten, dort und nicht sonst in der Wohnung durch Kratzen ihre Krallen zu schärfen. [...]
Vor allem auf Grund ihrer Oberflächenbeschaffenheit finden die Katzen die Kratzbäume attraktiv und nutzen sie, denn die Kratzbäume sprechen Bedürfnisse der Hauskatzen wie Beschäftigung, Pflege, Markieren und Ruhe an und sollen auch Wohnungskatzen ermöglichen, sich arttypisch zu verhalten. Die Kratzbäume sollen die Katzen nicht nur zum Kratzen, sondern auch zum Klettern, Anspringen und Spielen anregen. Ihre horizontalen Flächen sowie die 'Höhlen' in Form von Kästen oder Röhren dienen als Sitz-, Liege- oder Schlafplätze und als Rückzugsort. Sind die Liegeplätze erhöht, können sie von den Katzen als Beobachtungsposten genutzt werden. Zudem bietet ein Kratzbaum einer Katze auch die Möglichkeit, ihren eigenen Geruch auszusenden, indem sie beispielsweise die Duftdrüsen an Kopf, Rücken, Schwanz und Fußballen daran reibt. [...]
Soweit Kratzbäume in die Position 6307 einzureihen sind, gehören sie als andere Waren als Scheuertücher, Wischtücher, Spültücher und ähnliche Reinigungstücher und Schwimmwesten und Rettungstücher in die Unterposition 6307 90. Innerhalb dieser Unterposition sind die Kratzbäume der Unterposition 6307 90 10 KN zuzuweisen"
Finanzgericht Düsseldorf, Az. 4 K 2698/16 Z,EU
Sonntag, 9. Dezember 2018
Freitag, 7. Dezember 2018
Albernes zum Wochenschluss
Die 10 besten Filme für die Weihnachtszeit
- Der kleine Lord
- Kevin allein zu Hause
- Der kleine Grinch
- Drei Hasennüsse für Aschenputtel
- Stirb langsam
- Kleiner Lord, was nun
- Stirb langsam - Jetzt reicht's!
- Der kleine Prinz von Zamunda
- Der Herr der Haselnüsse
- Prinzessin Jarimoquai
- Titanicfilm
- Loriot
- Russenmärchen
- Der kleine Lord stirbt langsam
Mittwoch, 5. Dezember 2018
Was du nicht sagst
Ein Beruf, den ich gerne und zufriedenstellend ausüben würde, ist der des Dialog-Script-Doktors. Ob es diesen Beruf gibt, weiß ich gar nicht. In den zahlreichen Produktionsstätten des "Tatort" scheint es ihn jedenfalls nicht zu geben. Allzu oft schon habe ich eine gar nicht mal üble Folge dieses Krimiklassikers gesehen, die mir von miesen Dialogen vergällt wurde. 'Kein Mensch würde so etwas sagen!', dachte ich wiederholt. Was dort stattfindet, ist ganz oft schlechte Imitation schlechter Übersetzungen schlechter Dialoge in amerikanischen Serien. Womit gleich klargestellt wäre, dass realitätsfernes Sprechen im Fernsehen kein rein deutsches Phänomen ist. Selbst in ansonsten konstant hochqualitativen US-Shows schleicht sich (nach meiner Beobachtung: mit steigender Staffelzahl) zunehmend sloppy writing ein.
Ein Beispiel aus dem von mir genussvoll verfolgten Tearjerker "This is us", bei dem es allerdings nicht darum geht, wie jemand redet, sondern worüber geredet wird: Einer der Protagonisten verbringt mit seiner neuen Freundin einen mehrtägigen Aufenthalt in einer anderen Stadt. Auf der langen Autofahrt dorthin offenbart sie ihm, dass sie 1. eine Unterkunft bei einer alten Bekannten organisiert hat, 2. Sandwiches als Reiseproviant eingepackt hat. Das sind doch essenzielle Dinge, die man vor dem Beginn einer Reise bespricht! Das Problem der Autor(inn)en ist klar: Die Figuren in der Serie haben gegenüber dem Zuschauer einen Wissensvorsprung, und das Wissen kann nur verbal vermittelt werden, weil man halt nicht jede Banalistät zeigen kann. Aber lässt sich die fehlende Information nicht eleganter rüberbringen?
Ganz arg wird's meist, wenn eine Figur eine andere, noch nicht eingeführte Figur wiedersieht, mit der sie eine gemeinsame schicksalhafte Vergangenheit hat. "Nice to see you again ... brother" oder ähnliches hört man sodann aus der Glotze und verdreht die Augen. Die automatische Literaturkritik der Riesenmaschine sieht Minuspunkte vor, wenn Phrasen à la "Auch dein Vater, der wohlhabende Kommerzienrat, dessen – wie du weißt – einzige Tochter du bist,..." fallen. Filmische Werke sollten ebenso streng bewertet werden.
Ein Beispiel aus dem von mir genussvoll verfolgten Tearjerker "This is us", bei dem es allerdings nicht darum geht, wie jemand redet, sondern worüber geredet wird: Einer der Protagonisten verbringt mit seiner neuen Freundin einen mehrtägigen Aufenthalt in einer anderen Stadt. Auf der langen Autofahrt dorthin offenbart sie ihm, dass sie 1. eine Unterkunft bei einer alten Bekannten organisiert hat, 2. Sandwiches als Reiseproviant eingepackt hat. Das sind doch essenzielle Dinge, die man vor dem Beginn einer Reise bespricht! Das Problem der Autor(inn)en ist klar: Die Figuren in der Serie haben gegenüber dem Zuschauer einen Wissensvorsprung, und das Wissen kann nur verbal vermittelt werden, weil man halt nicht jede Banalistät zeigen kann. Aber lässt sich die fehlende Information nicht eleganter rüberbringen?
Ganz arg wird's meist, wenn eine Figur eine andere, noch nicht eingeführte Figur wiedersieht, mit der sie eine gemeinsame schicksalhafte Vergangenheit hat. "Nice to see you again ... brother" oder ähnliches hört man sodann aus der Glotze und verdreht die Augen. Die automatische Literaturkritik der Riesenmaschine sieht Minuspunkte vor, wenn Phrasen à la "Auch dein Vater, der wohlhabende Kommerzienrat, dessen – wie du weißt – einzige Tochter du bist,..." fallen. Filmische Werke sollten ebenso streng bewertet werden.
Montag, 3. Dezember 2018
Samstag, 1. Dezember 2018
Knapp vorbei
Eines meiner Life goals, wie die Kids von heute sagen, ist es, nur ein einziges Mal das Kreuzworträtsel in der TV-Beilage des Stern vollständig auszufüllen. Diese Woche wäre es mir um ein Haar bzw. um einen Buchstaben gelungen. Seht selbst:
Mir ist klar, dass dieses Foto kein Beweis für mein Können ist, aber ich schwör's: Alles habe ich gewusst, nur das französische Kartenspiel mit sechs Buchstaben kannte ich nicht. Ich war mir zwar zu 90% sicher, dass EKA_TE "Ekarte" heißen muss, doch ich bin fair genug, um das Handtuch zu werfen, wenn Zweifel bestehen. Also auf die nächsten (gefühlt) 500 Versuche!
Mir ist klar, dass dieses Foto kein Beweis für mein Können ist, aber ich schwör's: Alles habe ich gewusst, nur das französische Kartenspiel mit sechs Buchstaben kannte ich nicht. Ich war mir zwar zu 90% sicher, dass EKA_TE "Ekarte" heißen muss, doch ich bin fair genug, um das Handtuch zu werfen, wenn Zweifel bestehen. Also auf die nächsten (gefühlt) 500 Versuche!
Donnerstag, 29. November 2018
Die Horde
Heute Mittag wurde ich Zeuge von etwas sehr Befremdlichem. Ich war auf dem Weg zum Wochenmarkt und sah schon von weitem, dass sich an dessen Rand eine Gruppe Männer scharte. Zu einem anfänglichen halben Dutzend stießen immer mehr hinzu, bis es etwa 15 waren. Ich hörte, wie eine Passantin auf die Ansammlung deutete und zu ihrer Begleiterin sagte: "Sind das Polizisten?" Als ich mit meinen Marktbesorgungen fertig war und zurück ins Büro ging, war die Rotte auf mindestens 20 angewachsen und setzte sich just in diesem Moment in Bewegung, und zwar genau in dieselbe Richtung wie ich. Sie alle waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, von "mitteleuropäischem Erscheinungsbild", trugen schwarze Jacken, aber keine sichtbaren politischen oder Fußballfantum-Bekenntnisse. An einem Platz nahe meiner Arbeitsstelle wurde der Tross von weiteren Exemplaren gleichen Phänotyps erwartet. Zweimal wurde wildgepinkelt.
Später suchte ich im Internet nach Aufklärung, konnte jedoch nur die Info finden, dass im Frankfurter Waldstadion die Begegnung Eintracht-Marseille ansteht und in diesem Zusammenhang bei einigen Anhängern der Gastmannschaft Schlagstöcke und Pyrotechnik sichergestellt worden seien. Um französische Fans konnte es sich bei den von mir Beobachteten jedoch nicht handeln, da ich hören konnte, dass sie sich auf Hochdeutsch unterhielten.
Wer weiß mehr???
Dienstag, 27. November 2018
Traumprotokoll: Brettspiele
Ich war auf einer WG-Party, und weil ich mich nicht am Partygeschehen beteiligen mochte, öffnete ich ein Fenster und guckte raus. Unten im Hof sah ich: Oliver Kalkofe neben einem riesigen Haufen Brettspiele, aus dem er eins nach dem anderen herausfischte, um es in einer neben ihm stehenden, geöffneten Mülltonne zu entsorgen. "Halt!", rief ich dem Fernsehmann zu. "Werfen Sie die nicht weg! Die kann man doch noch gebrauchen!" Darauf wurde Kalkofe so wütend, wie man ihn noch nie erlebt hat. "Ja ja", tobte er, "jahrelang wollte niemand damit spielen, aber wenn sie dann jemand aussortiert, regen sich alle auf. Es reicht!" Da machte ich das Fenster lieber wieder zu.
Sonntag, 25. November 2018
Meine zehn zuletzt gesehenen Filme
Da wird ja der MGM-Löwe in der Pfanne verrückt: Mehrere Filme in dieser Aufzählung waren gar nicht mal so übel!
Mission: Impossible - Fallout
Die für meinen Geschmack circa 15 Minuten zu lange Dauer und das Fehlen einer serientypischen Heist-Sequenz (Man denke an die großartige Unterwasserszene im Vorgänger!) führen dazu, dass M:I 6 nicht mein Favorit der Reihe wird, aber die Zutaten stimmen wie immer: Bombast-Action in neuen Maßstäben an pittoresken Schauplätzen, dazu ein scheinbar gar nicht mehr alternder Tom Cruise, eine Prise Humor, das passt. Gerne darf Christopher McQuarrie auch die nächste Fortsetzung inszenieren!
Hereditary
Ich habe es, glaube ich, bereits geschrieben: Mit grandiosen Horrorfilmen werden wir seit etwa fünf Jahren geradezu verwöhnt!* Immer öfter und überraschender erfindet sich das Genre neu, und "Hereditary" hat das Zeug, ein neuer "Exorzist" zu werden. Ein kompromisslos pessimistisches, nicht zu verkopftes, toll besetztes, leider (wie so oft) etwas zu lang geratenes Spukdrama für eine neue Generation.
* Aber, auch hier wiederhole ich mich womöglich: Genug Schrott wird in diesem Bereich gleichfalls produziert, s. weiter unten.
Mississippi Burning
Ein Südstaaten-Historiendrama von 1988, das in den 1960er-Jahren spielt und teils hochaktuell, teils schlecht gealtert wirkt. Ich habe in einigen Rezensionen dazu erstmals den Begriff "white saviour narrative" gelesen, und das trifft das Grundproblem recht gut. Auch die Legitimation von Gewalt als einziges Mittel der Unrechtsbekämpfung hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Trotzdem eine wichtige Studie über "die Wurzel des Hasses" (so der deutsche Untertitel) mit Hackman/Dafoe als leads, denen man gerne zusieht.
Rendezvous mit einer Leiche
Der obligatorische Agatha-Christie-Krimi, wieder mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Dass dieser mit 96 Minuten nicht übermäßig die Geduld strapazierende Whodunit aus demselben Jahr stammt wie "Mississippi Burning", glaubt man kaum, so altbacken und betulich wirkt das alles. Mir gefällt's, auch wenn das Rätsel und die Auflösung diesmal nur Hausmannskost sind. Dafür ist der Ort der Handlung (Qumran) wieder hübsch anzuschauen, und an einer Stelle äußert sich die belgische Spürnase eindeutig pro-israelitisch.
Daddy's Home 2
Hierauf hatte ich mich natürlich gefreut wie Bolle, wurde dann aber ein klein wenig enttäuscht. Der Witz sprüht nicht ganz so wild und willferrellsch wie noch im ersten Teil, was vielleicht am Harmonie erzwingenden Weihnachtsthema liegt. Dieses Mal werden, ein ähnlicher Kniff wie bei den "Fockers"-Komödien, zwei weitere Familienmitglieder eingeführt, nämlich die Väter der konkurrierenden Väter, prima verkörpert von John Lithgow und Mel Gibson, mit dem sich Hollywood offenbar ausgesöhnt hat.
Split
Endlich ein Shyamalan-Streifen, bei dem ich mich nicht in der Pflicht sehe, ihn zu verteidigen, denn die einschlägige Kritik spricht für sich: 76 % approval rating auf Rotten Tomatoes. Äußerst berechtigt! Ursprünglich war für die Hauptrolle Joaquin Phoenix vorgesehen, doch James McAvoy als Ersatz entpuppt sich als Glücksgriff. Ein unglaublich packender Thriller ohne übernatürliches Brimborium.
The Commuter
Ein Vertreter des Genres "Liam Neeson Movie", starring: Liam Neeson. Man fragt sich, an wie vielen Umsetzungen von Drehbüchern dieser Machart der inzwischen auch schon 66-Jährige noch mitwirken will. Zugegeben, langweilen tut man sich nie so richtig, aber unvoreingenommen betrachtet ist "The Commuter" nix anderes als "Non-Stop" in einem Zug statt in einem Flugzeug.
Der Elefantenmensch
Tja, muss man wohl mal gesehen haben. Ich mochte Lynchs Surrealismus noch nie, aber so wohl dosiert wie hier sagt er mir durchaus zu. Mir war übrigens, muss ich gestehen, bis dato nicht bekannt, dass John Hurt den Elephant Man und Anthony Hopkins den behandelnden Arzt spielt. Sie beide machen das fein.
Across the River
Und hier das Lowlight dieser Liste. Zitat eines imdb-Reviewers: "If 'that's 90 minutes of my life I'll never get back' was in the dictionary, this movie would be pictured." Als gestandener Medienkonsument habe ich ja mittlerweile die Traute, einen Film abzubrechen, wenn ich merke, dass er mir so überhaupt nicht zusagt. Leider hatte ich nach den ersten 40 Minuten von "Across the River" einen Pakt mit mir selbst geschlossen, der da lautete: Wenn innerhalb der nächsten fünf Minuten etwas Gruseliges passiert, schaue ich bis zum Ende weiter. Und dann passierte tatsächlich etwas Gruseliges. Das und eine weitere Szene waren in der Tat ganz wirkungsvoll, doch der Rest bestand nur aus den stinklangweiligen Bemühungen eines Tierfilmers/Wissenschaftlers, sich vor Dauerregen in Sicherheit zu bringen und mithilfe von Nachtsichtkameras seltsame Vorkommnisse im Wald aufzuklären. Die italienische Billo-Produktion spielt in Friaul-Julisch Venetien an der slowenischen Grenze, es regnet wie gesagt in einer Tour, und alles sieht, in einem Wort: beschissen aus. Kamera, Ausstattung und Szenenbild wirken derart amateurhaft, dass man es bisweilen für einen schlechten Scherz halten könnte; besonders die Innenaufnahmen sind so hässlich, chaotisch und irgendwie überladen, dass ich es oft meinen Augen kaum zumuten mochte. Die Ohren werden gleichermaßen beleidigt: ein unerträgliches Musikbett, weltfremde Dialoge, misslungene Synchro. (Gottlob wird insgesamt angenehm wenig gesprochen.) Dazu gibt es Logikaussetzer wie z.B. eine Radiodurchsage à la "Wir unterbrechen unser laufendes Programm für eine Sondermeldung", an deren Ende es heißt "Und nun zum Wetter". – Seit wann sind normale Nachrichtenblöcke Bestandteil von Eilmeldungen, die das Programm unterbrechen? Nein, nein, dreimal nein: Niemand sollte mit diesem Machwerk konfrontiert werden.
Die Vorsehung (OT: Solace)
Anthony Hopkins berät das F.B.I., aber nicht als kannibalistischer Psychologe, sondern als Hellseher. Der englische Titel "Trost" passt aus Gründen, die ich nicht verraten möchte, etwas besser als der deutsche. Trostlos sind viele Aspekte dieses Serienmörder-Mysterys allemal; gute Laune macht er nicht unbedingt.
Mission: Impossible - Fallout
Die für meinen Geschmack circa 15 Minuten zu lange Dauer und das Fehlen einer serientypischen Heist-Sequenz (Man denke an die großartige Unterwasserszene im Vorgänger!) führen dazu, dass M:I 6 nicht mein Favorit der Reihe wird, aber die Zutaten stimmen wie immer: Bombast-Action in neuen Maßstäben an pittoresken Schauplätzen, dazu ein scheinbar gar nicht mehr alternder Tom Cruise, eine Prise Humor, das passt. Gerne darf Christopher McQuarrie auch die nächste Fortsetzung inszenieren!
Hereditary
Ich habe es, glaube ich, bereits geschrieben: Mit grandiosen Horrorfilmen werden wir seit etwa fünf Jahren geradezu verwöhnt!* Immer öfter und überraschender erfindet sich das Genre neu, und "Hereditary" hat das Zeug, ein neuer "Exorzist" zu werden. Ein kompromisslos pessimistisches, nicht zu verkopftes, toll besetztes, leider (wie so oft) etwas zu lang geratenes Spukdrama für eine neue Generation.
* Aber, auch hier wiederhole ich mich womöglich: Genug Schrott wird in diesem Bereich gleichfalls produziert, s. weiter unten.
Mississippi Burning
Ein Südstaaten-Historiendrama von 1988, das in den 1960er-Jahren spielt und teils hochaktuell, teils schlecht gealtert wirkt. Ich habe in einigen Rezensionen dazu erstmals den Begriff "white saviour narrative" gelesen, und das trifft das Grundproblem recht gut. Auch die Legitimation von Gewalt als einziges Mittel der Unrechtsbekämpfung hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Trotzdem eine wichtige Studie über "die Wurzel des Hasses" (so der deutsche Untertitel) mit Hackman/Dafoe als leads, denen man gerne zusieht.
Rendezvous mit einer Leiche
Der obligatorische Agatha-Christie-Krimi, wieder mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Dass dieser mit 96 Minuten nicht übermäßig die Geduld strapazierende Whodunit aus demselben Jahr stammt wie "Mississippi Burning", glaubt man kaum, so altbacken und betulich wirkt das alles. Mir gefällt's, auch wenn das Rätsel und die Auflösung diesmal nur Hausmannskost sind. Dafür ist der Ort der Handlung (Qumran) wieder hübsch anzuschauen, und an einer Stelle äußert sich die belgische Spürnase eindeutig pro-israelitisch.
Daddy's Home 2
Hierauf hatte ich mich natürlich gefreut wie Bolle, wurde dann aber ein klein wenig enttäuscht. Der Witz sprüht nicht ganz so wild und willferrellsch wie noch im ersten Teil, was vielleicht am Harmonie erzwingenden Weihnachtsthema liegt. Dieses Mal werden, ein ähnlicher Kniff wie bei den "Fockers"-Komödien, zwei weitere Familienmitglieder eingeführt, nämlich die Väter der konkurrierenden Väter, prima verkörpert von John Lithgow und Mel Gibson, mit dem sich Hollywood offenbar ausgesöhnt hat.
Split
Endlich ein Shyamalan-Streifen, bei dem ich mich nicht in der Pflicht sehe, ihn zu verteidigen, denn die einschlägige Kritik spricht für sich: 76 % approval rating auf Rotten Tomatoes. Äußerst berechtigt! Ursprünglich war für die Hauptrolle Joaquin Phoenix vorgesehen, doch James McAvoy als Ersatz entpuppt sich als Glücksgriff. Ein unglaublich packender Thriller ohne übernatürliches Brimborium.
The Commuter
Ein Vertreter des Genres "Liam Neeson Movie", starring: Liam Neeson. Man fragt sich, an wie vielen Umsetzungen von Drehbüchern dieser Machart der inzwischen auch schon 66-Jährige noch mitwirken will. Zugegeben, langweilen tut man sich nie so richtig, aber unvoreingenommen betrachtet ist "The Commuter" nix anderes als "Non-Stop" in einem Zug statt in einem Flugzeug.
Der Elefantenmensch
Tja, muss man wohl mal gesehen haben. Ich mochte Lynchs Surrealismus noch nie, aber so wohl dosiert wie hier sagt er mir durchaus zu. Mir war übrigens, muss ich gestehen, bis dato nicht bekannt, dass John Hurt den Elephant Man und Anthony Hopkins den behandelnden Arzt spielt. Sie beide machen das fein.
Across the River
Und hier das Lowlight dieser Liste. Zitat eines imdb-Reviewers: "If 'that's 90 minutes of my life I'll never get back' was in the dictionary, this movie would be pictured." Als gestandener Medienkonsument habe ich ja mittlerweile die Traute, einen Film abzubrechen, wenn ich merke, dass er mir so überhaupt nicht zusagt. Leider hatte ich nach den ersten 40 Minuten von "Across the River" einen Pakt mit mir selbst geschlossen, der da lautete: Wenn innerhalb der nächsten fünf Minuten etwas Gruseliges passiert, schaue ich bis zum Ende weiter. Und dann passierte tatsächlich etwas Gruseliges. Das und eine weitere Szene waren in der Tat ganz wirkungsvoll, doch der Rest bestand nur aus den stinklangweiligen Bemühungen eines Tierfilmers/Wissenschaftlers, sich vor Dauerregen in Sicherheit zu bringen und mithilfe von Nachtsichtkameras seltsame Vorkommnisse im Wald aufzuklären. Die italienische Billo-Produktion spielt in Friaul-Julisch Venetien an der slowenischen Grenze, es regnet wie gesagt in einer Tour, und alles sieht, in einem Wort: beschissen aus. Kamera, Ausstattung und Szenenbild wirken derart amateurhaft, dass man es bisweilen für einen schlechten Scherz halten könnte; besonders die Innenaufnahmen sind so hässlich, chaotisch und irgendwie überladen, dass ich es oft meinen Augen kaum zumuten mochte. Die Ohren werden gleichermaßen beleidigt: ein unerträgliches Musikbett, weltfremde Dialoge, misslungene Synchro. (Gottlob wird insgesamt angenehm wenig gesprochen.) Dazu gibt es Logikaussetzer wie z.B. eine Radiodurchsage à la "Wir unterbrechen unser laufendes Programm für eine Sondermeldung", an deren Ende es heißt "Und nun zum Wetter". – Seit wann sind normale Nachrichtenblöcke Bestandteil von Eilmeldungen, die das Programm unterbrechen? Nein, nein, dreimal nein: Niemand sollte mit diesem Machwerk konfrontiert werden.
Die Vorsehung (OT: Solace)
Anthony Hopkins berät das F.B.I., aber nicht als kannibalistischer Psychologe, sondern als Hellseher. Der englische Titel "Trost" passt aus Gründen, die ich nicht verraten möchte, etwas besser als der deutsche. Trostlos sind viele Aspekte dieses Serienmörder-Mysterys allemal; gute Laune macht er nicht unbedingt.
Freitag, 23. November 2018
Da muss ich mich jetzt durchbeißen ...
Bei meiner letzten Mymuesli-Bestellung habe ich daneben gegriffen. Die Kombination Dinkel-Quinoa-Crunch, Aprikosen, gehobelte Tigernüsse und gepufftes Amaranth fällt leider allzu flockig-trocken-kleiig aus. Allenfalls eine zusätzliche Frucht- oder Schoko-Komponente hätte es retten können. Dies sei allen ins Stammbuch geschrieben, die beim nächsten Online-Müsli-Mixen auf denselben Gedanken kommen, was nicht abwegig ist, denn ich habe diesmal keine Einzigartigkeits-Benachrichtigung erhalten, was bedeutet, dass mindestens eine Person vor mir exakt diese Kombo ausgewählt hat.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Ich habe neben erwähntem Produkt obendrein und gratis acht Portionsdosen mit unterschiedlichen Sorten erhalten; das war ein Bonusangebot für Bestellungen von über 20 Euro (die ich erreicht habe, indem ich noch zwei weihnachtliche Porridges geordert habe)!
Nicht nur die Misch-Ideen, auch die "lustigen" Namen gehen mir allmählich aus.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Ich habe neben erwähntem Produkt obendrein und gratis acht Portionsdosen mit unterschiedlichen Sorten erhalten; das war ein Bonusangebot für Bestellungen von über 20 Euro (die ich erreicht habe, indem ich noch zwei weihnachtliche Porridges geordert habe)!
Mittwoch, 21. November 2018
Aus der Mitte entspringt ein Land
Nachdem ich bereits vor einer Weile im Rahmen der Ausführungen zu dem kuriosen Streit um die Insel Hans den Begriff des Kondominiums eingeführt habe, möchte ich heute ein solches vorstellen, und zwar eines, das sich mitten in Europa befindet. Es handelt sich nicht um Andorra; das Kofürstentum Andorra war zwar nach allgemeiner Auffassung bis 1993 ein solches, seit der Verfassungsänderung gilt es aber lediglich als souveräner Staat mit zwei (fremdländischen!) Staatsoberhäuptern, nämlich dem Bischoff von Urgell (Spanien) und dem Präsidenten Frankreichs (in Nachfolge des Grafen von Foix).
Die Rede ist vom gemeinschaftlichen deutsch-luxemburgischen Hoheitsgebiet. Dieses umfasst im Wesentlichen die ca. 128 km lange Gewässergrenze zwischen Deutschland und Luxemburg, welche aus der Our, der Sauer und der Mosel besteht, wobei erstere in zweitere und zweitere in drittere mündet. Das heißt in der Theorie: Fahre ich beispielsweise auf der Höhe Perl (Saarland) mit einem Floß über die (bis zu >100 Meter breite) Mosel, befinde ich mich, wenn ich vom deutschen Ufer losgefahren bin, solange in Deutschland, bis ich das luxemburgische Ufer erreicht habe, und umgekehrt. Die Grenze dieses Gebiets ist dabei nicht einfach "das Ufer", sondern streng definiert als "Schnittlinie der Wasseroberfläche mit der Landoberfläche, die sich bei Mittelwasserstand frei fließend, in Staubereichen durch den hydrodynamischen Stauspiegel bildet".
Die Zone, über welche die beiden Nachbarländer gemeinsam herrschen, beinhaltet auch explizit den Luftraum oberhalb des Flusssystems sowie den Untergrund (Wortlaut im Vertrag von 1984: "die Luftsäule oberhalb sowie den Erdsockel unterhalb der Wasserfläche innerhalb seiner seitlichen Begrenzung"). Sie besteht übrigens – und jetzt wird's spannend – nicht nur aus den Grenzflüssen selbst: Von den 700,92 Hektar fallen 2,58 auf zwei kleine namenlose Inseln in der Sauer und in der Mosel; auf der Nordhälfte der Moselinsel liegt sogar ein halber Hektar Wald. Und dann gibt es natürlich noch Brücken, nicht weniger als 29, davon eine Eisenbahnbrücke und 21 für Kraftfahrzeuge. Die letzte, für Fußgänger und Radfahrer, wurde erst kürzlich bei Ralingen-Wintersdorf errichtet. Bau-, Sanierungs- und Unterhaltskosten für alle Brückenabschnitte, die im Kondominium liegen, stemmen die Bundesrepublik und das Großherzogtum zu je 50 Prozent. "Die Moselschleusen Grevenmacher und Stadtbredimus sind explizit vom Kondominium ausgenommen." (Wikipedia)
Eine weitere Besonderheit ist, dass das gesamte deutsch-luxemburgische Territorium ein gemeindefreies Gebiet darstellt. Was es mit dieser verwaltungsrechtlichen Sonderform auf sich hat, erkläre ich in einem separaten Beitrag.
Die Rede ist vom gemeinschaftlichen deutsch-luxemburgischen Hoheitsgebiet. Dieses umfasst im Wesentlichen die ca. 128 km lange Gewässergrenze zwischen Deutschland und Luxemburg, welche aus der Our, der Sauer und der Mosel besteht, wobei erstere in zweitere und zweitere in drittere mündet. Das heißt in der Theorie: Fahre ich beispielsweise auf der Höhe Perl (Saarland) mit einem Floß über die (bis zu >100 Meter breite) Mosel, befinde ich mich, wenn ich vom deutschen Ufer losgefahren bin, solange in Deutschland, bis ich das luxemburgische Ufer erreicht habe, und umgekehrt. Die Grenze dieses Gebiets ist dabei nicht einfach "das Ufer", sondern streng definiert als "Schnittlinie der Wasseroberfläche mit der Landoberfläche, die sich bei Mittelwasserstand frei fließend, in Staubereichen durch den hydrodynamischen Stauspiegel bildet".
Die Zone, über welche die beiden Nachbarländer gemeinsam herrschen, beinhaltet auch explizit den Luftraum oberhalb des Flusssystems sowie den Untergrund (Wortlaut im Vertrag von 1984: "die Luftsäule oberhalb sowie den Erdsockel unterhalb der Wasserfläche innerhalb seiner seitlichen Begrenzung"). Sie besteht übrigens – und jetzt wird's spannend – nicht nur aus den Grenzflüssen selbst: Von den 700,92 Hektar fallen 2,58 auf zwei kleine namenlose Inseln in der Sauer und in der Mosel; auf der Nordhälfte der Moselinsel liegt sogar ein halber Hektar Wald. Und dann gibt es natürlich noch Brücken, nicht weniger als 29, davon eine Eisenbahnbrücke und 21 für Kraftfahrzeuge. Die letzte, für Fußgänger und Radfahrer, wurde erst kürzlich bei Ralingen-Wintersdorf errichtet. Bau-, Sanierungs- und Unterhaltskosten für alle Brückenabschnitte, die im Kondominium liegen, stemmen die Bundesrepublik und das Großherzogtum zu je 50 Prozent. "Die Moselschleusen Grevenmacher und Stadtbredimus sind explizit vom Kondominium ausgenommen." (Wikipedia)
Eine weitere Besonderheit ist, dass das gesamte deutsch-luxemburgische Territorium ein gemeindefreies Gebiet darstellt. Was es mit dieser verwaltungsrechtlichen Sonderform auf sich hat, erkläre ich in einem separaten Beitrag.
Montag, 19. November 2018
Just dough it
Über die Berliner Bar, die rohen Keksteig (minus die Eier) als quasi Speiseeis-Alternative feilbietet, wurde bereits genug geschrieben, weswegen ich mich im Folgenden einigermaßen kurz fasse. Keksteig naschen ohne das lästige Backprozedere davor, das klingt erst mal nach dem ultimativen Kindheitstraum. Und natürlich wollte ich mir diesen Traum erfüllen, seit ich zum ersten Mal von jenem "Café" (es ist ein wirklich sehr kleines Geschäft mit gerade mal vier Sitzplätzen am Rand) las. Letztes Wochenende habe ich ihn mir nun erfüllt.
Aus den acht verschienden Sorten wählte ich "Caramel Overload" und "Brownie Peanut Crunch". Letztere war sogar vegan, was man an der fehlenden Butterigkeit durchaus schmeckte. Auf Toppings verzichtete ich, obwohl diese zum Teil auch sehr verlockend klangen (Streuselteigstückchen, Butterscotch-Soße). Das war weise. Noch weiser wäre es gewesen, sich auf eine einzige "Kugel" zu beschränken. Denn my-oh-my, hat man das Zeug schnell über! Nach dem Leeren meines Becherchens war ich jedenfalls nicht nur pappsatt, ich fühlte mich regelrecht mies und einfach nur voll. Unlecker sind die gut löffelbaren Massen keineswegs, aber das Gesamterlebnis tritt weit hinter der liebgewonnenen Erfahrung des Schüsselauskratzens zurück. "Das ist halt so eine Idee, die man spontan für genial hält, und dann setzt man es einfach um und es stellt sich heraus, dass es gar nicht sooo geil ist", fasste einer meiner Begleiter diese vermeintlich revolutionäre Süßspeisen-Innovation zusammen. Der Besucherflow scheint trotzdem konstant hoch zu bleiben. Man muss es eben einmal erlebt haben, werden sich die meisten sagen; dass sie wegen der Ernüchterung bzw. der sich einstellenden Selbsthassanfälle kein zweites Mal kommen, tut dem Erfolg keinen Abbruch. In einer Stadt wie Berlin hält genug auswärtige Laufkundschaft den Laden am Brummen. Zumal es zusätzlich eine Filiale in Stuttgart gibt und der Keksteig neuerdings auch für Zuhause erworben werden kann, sogar in ausgewählten Supermarktketten – wohlgemerkt nicht fertig, sondern als Mischung zum Selberanrühren ("Margarine oder Butter mit etwas Wasser oder Milch zur Cookie-Mischung geben und im Handumdrehen ist das cremig-köstliche Teigvergnügen fertig!"). Das werde ich aber nicht auch noch testen. Da kann man doch gleich richtig backen!
Aus den acht verschienden Sorten wählte ich "Caramel Overload" und "Brownie Peanut Crunch". Letztere war sogar vegan, was man an der fehlenden Butterigkeit durchaus schmeckte. Auf Toppings verzichtete ich, obwohl diese zum Teil auch sehr verlockend klangen (Streuselteigstückchen, Butterscotch-Soße). Das war weise. Noch weiser wäre es gewesen, sich auf eine einzige "Kugel" zu beschränken. Denn my-oh-my, hat man das Zeug schnell über! Nach dem Leeren meines Becherchens war ich jedenfalls nicht nur pappsatt, ich fühlte mich regelrecht mies und einfach nur voll. Unlecker sind die gut löffelbaren Massen keineswegs, aber das Gesamterlebnis tritt weit hinter der liebgewonnenen Erfahrung des Schüsselauskratzens zurück. "Das ist halt so eine Idee, die man spontan für genial hält, und dann setzt man es einfach um und es stellt sich heraus, dass es gar nicht sooo geil ist", fasste einer meiner Begleiter diese vermeintlich revolutionäre Süßspeisen-Innovation zusammen. Der Besucherflow scheint trotzdem konstant hoch zu bleiben. Man muss es eben einmal erlebt haben, werden sich die meisten sagen; dass sie wegen der Ernüchterung bzw. der sich einstellenden Selbsthassanfälle kein zweites Mal kommen, tut dem Erfolg keinen Abbruch. In einer Stadt wie Berlin hält genug auswärtige Laufkundschaft den Laden am Brummen. Zumal es zusätzlich eine Filiale in Stuttgart gibt und der Keksteig neuerdings auch für Zuhause erworben werden kann, sogar in ausgewählten Supermarktketten – wohlgemerkt nicht fertig, sondern als Mischung zum Selberanrühren ("Margarine oder Butter mit etwas Wasser oder Milch zur Cookie-Mischung geben und im Handumdrehen ist das cremig-köstliche Teigvergnügen fertig!"). Das werde ich aber nicht auch noch testen. Da kann man doch gleich richtig backen!
Donnerstag, 15. November 2018
Mittwoch, 14. November 2018
Kurz verlinkt: Schuss-Wortwahl
Das "BildBlog" nimmt sich des Themas "deutschsprachige Berichterstattung bei schusswaffenbasierten Verbrechen in Amerika" an und kritisiert dabei vor allem die Übersetzung von shooting mit "Schießerei", die fast immer ungenau und meistens voreilig ist. Anlass ist der Massenmord von Thousand Oaks. Solange die Situation unklar ist, mag es sich anbieten, lediglich von "Schüssen" zu sprechen, da hier sowohl offen ist, wie viele Menschen geschossen haben als auch, ob jemand getroffen worden ist.
Mein Fazit: Solange wir nicht das englische Wort shooting samt seinem Bedeutungsspektrum entlehnen, bleibt die Situation kompliziert.
(Dies ist ein Update zu "Den Schuss nicht gehört".)
Mein Fazit: Solange wir nicht das englische Wort shooting samt seinem Bedeutungsspektrum entlehnen, bleibt die Situation kompliziert.
(Dies ist ein Update zu "Den Schuss nicht gehört".)
Dienstag, 13. November 2018
Wie seed das denn aus?!
Wenn ich so etwas im Regal eines Supermarktes (in diesem Fall: Tegut) stehen sehe, kann ich einfach nicht vorbeilaufen, ohne es mitzunehmen! Und 1,95 € zahle ich natürlich gern für ein Getränk, in dem etwas schwimmt, das aussieht wie Chiasamen. Es handelt sich allerdings um Basilikumsamen, basil seeds, und die werden auf einschlägigen Blogs bereits als "die neuen Chiasamen" gehandelt. Supergesund sollen sie sein und ein ähnliches Quellvermögen wie jene aufweisen, weshalb sie nicht nur ähnlich ausschauen, sondern auch vom Mundgefühl her nicht von Chia zu unterscheiden sind.
Abgesehen von Basilikum, der in seiner Samenform übrigens nicht im Geringsten wie Basilikum schmeckt, steckt in dieser 290-ml-Flasche: Honig (steht ja auch drauf: "Honey Drink"), Zucker, Wasser, Gellangummi (E418; "gilt als völlig harmlos", lebensmittel-warenkunde.de), Zitronen- und Ascorbinsäure. Der unter der Marke "American Drinks" vertriebene Drink ist süß. Sehr süß. So honig-zuckrig, dass er frappant an ostasiatische Dosengetränke erinnert. So verwundert es denn auch kaum, dass dieser "Saft", den es übrigens noch in der Variante "Ananas" gab, in Vietnam hergestellt wird. Ordentlich gekühlt lässt er sich gut wegschlürfen. Leider kann ich unterm Strich nur 6/10 Punkten vergeben. Einen Punkt muss ich abziehen, weil die Flasche mit einem eigenartigen Kronkorkenmechanismus gesichert ist, von welchem mir beim Versuch, sie zu öffnen, die Lasche abriss und -- ach, es war eine Schinderei sondergleichen!
Montag, 12. November 2018
Donnerstag, 8. November 2018
Dienstag, 6. November 2018
YFood – Why?
Einmal mehr begab es sich, dass in einem Supermarkt etwas rumstand, das ich noch nicht kannte und das darum sofort von mir gekauft werden musste.
"This is Food" aus dem Hause YFood (München) behauptet von sich nicht nur, Nahrung (wörtlich: eine "ausgewogene Trinkmahlzeit") zu sein, sondern preist sich gar als "Ernährung der neuen Generation" an. Erhältlich war es bei Rewe in 500-ml-Flaschen zu je 2,69 € und in den Sorten "Alpine Chocolate", "Fresh Berry" und "Smooth Vanilla". Ich entschied mich für letztere. Der Geschmack ist tatsächlich vanillern, die Konsistenz liegt irgendwo zwischen Milch und Shake. Ein ganz leicht pulverig-sandiges Mundgefühl stellt sich ein, alles schreit geradezu "Vollwert-Fitness-Protein-Drink". Insgesamt aber durchaus genießbar.
Nun die entscheidende Frage: Ersetzt der Flüssigmisch tatsächlich ein vollwertiges Essen? Laut Verpackungsaufdruck deckt der Inhalt 25% des Tagesbedarfs an Energie, 31% an Fett, 67% an Eiweiß. In absoluter Zahl sind es exakt 500 Kilokalorien, die man sich in den Korpus schüttet. Man sollte mithin für ein paar Stunden gut gesättigt sein, right? Weit gefehlt! Offensichtlich sind 500 kCal für mich entschieden zu wenig, denn bereits um 15 Uhr – zwei Stunden nach Einnahme des Getränks – hatte ich schon wieder Hunger und musste mir im hervorragenden, nahe meinem Arbeitsplatz gelegenen Laden "Wurst - Backwaren - Milch" ("WuBaMi") ein Schälchen Nudelsalat holen.
Ungesund ist "This is Food" keineswegs. Neben allerlei Vitaminen enthält das (glutenfreie) Produkt eine ordentliche Schippe an Mineralien, darunter sogar Selen, Mangan und Molybdän! Die die Basis bildende Milch (Fettgehalt 1,5%) ist laktosefrei, zudem wird auf Zuckerzusatz verzichtet. Als Süßungsmittel kommen Acesulfam-K und Sucralose zum Einsatz, wobei die Mengenangaben fehlen – leider: Denn während Zweiteres einhellig als unbedenklich gilt, möchte ich von Ersterem ungern mehr als 15 mg konsumieren (Blogleser/innen wissen mehr).
Fazit: Als eine Art "mächtigeres" Dessert taugt dieser Trunk allemal. Eine der drei Hauptmahlzeiten des Tages damit zu ersetzen, kann ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Ich vergebe 5/10 Punkten.
Übrigens lädt das deutsche Start-up auf seiner Homepage "Influencer" dazu ein, es "zu unterstützen", also vermutlich, sich für ein paar Gratisflaschen YFood-verherrlichend auf Instagram zu inszenieren. Igitt.
Nun die entscheidende Frage: Ersetzt der Flüssigmisch tatsächlich ein vollwertiges Essen? Laut Verpackungsaufdruck deckt der Inhalt 25% des Tagesbedarfs an Energie, 31% an Fett, 67% an Eiweiß. In absoluter Zahl sind es exakt 500 Kilokalorien, die man sich in den Korpus schüttet. Man sollte mithin für ein paar Stunden gut gesättigt sein, right? Weit gefehlt! Offensichtlich sind 500 kCal für mich entschieden zu wenig, denn bereits um 15 Uhr – zwei Stunden nach Einnahme des Getränks – hatte ich schon wieder Hunger und musste mir im hervorragenden, nahe meinem Arbeitsplatz gelegenen Laden "Wurst - Backwaren - Milch" ("WuBaMi") ein Schälchen Nudelsalat holen.
Ungesund ist "This is Food" keineswegs. Neben allerlei Vitaminen enthält das (glutenfreie) Produkt eine ordentliche Schippe an Mineralien, darunter sogar Selen, Mangan und Molybdän! Die die Basis bildende Milch (Fettgehalt 1,5%) ist laktosefrei, zudem wird auf Zuckerzusatz verzichtet. Als Süßungsmittel kommen Acesulfam-K und Sucralose zum Einsatz, wobei die Mengenangaben fehlen – leider: Denn während Zweiteres einhellig als unbedenklich gilt, möchte ich von Ersterem ungern mehr als 15 mg konsumieren (Blogleser/innen wissen mehr).
Fazit: Als eine Art "mächtigeres" Dessert taugt dieser Trunk allemal. Eine der drei Hauptmahlzeiten des Tages damit zu ersetzen, kann ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Ich vergebe 5/10 Punkten.
Übrigens lädt das deutsche Start-up auf seiner Homepage "Influencer" dazu ein, es "zu unterstützen", also vermutlich, sich für ein paar Gratisflaschen YFood-verherrlichend auf Instagram zu inszenieren. Igitt.
Sonntag, 4. November 2018
2x13 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen
- Geburtsvorgang beim Schaf: Lammen
- Eckbronzen an alten Möbeln: Chute
- Orgelregister: Jeu
- gotisches Türmchen: Fiale
- warmer Saharawind: Leste
- Löcher in einer Eisdecke: Waken
- livländischer Kümmellikör: Allasch
- altes Rundholzmaß: Palm
- Getreideschober: Seim
- Paket aus Geldrollen: Grupp
- Zielgerät: Diopter
- Schiffsfracht: Fret
- Dachform: Shed
- europ. Affenart: Magot
- osteurop. Gewicht (400 g): Funt
- Giftpflanze: Germer
- Stufe des alpinen Trias: Nor
- eine Edelsteinfassung: Pave
- heißer Saharawind: Harmattan
- kleinasiat. Gebetsteppich: Melas
- staatl. Dienstflagge (Auto): Stander
- alte Kreidestufe (geolog.): Gault
- sandalenartiger Schuh: Opanke
- Abart des Quarzes: Mocha
- Kirchenlesepult: Ambo
- Feingehaltsstempel für Gold: Repunze
Freitag, 2. November 2018
RoSS-Post
Eine Premiere in meinem Spamordner: die erste Mail aus dem Südsudan (amtlich: Republic of South Sudan [RoSS])!
Nun gut, wie man unschwer erkennen kann, wurde die Nachricht von einer portugiesischen Adresse versendet. Trotzdem freue ich mich, mal was anderes als Werbung für Gartenschläuche und Antischnarchmittel vorzufinden.
Nun gut, wie man unschwer erkennen kann, wurde die Nachricht von einer portugiesischen Adresse versendet. Trotzdem freue ich mich, mal was anderes als Werbung für Gartenschläuche und Antischnarchmittel vorzufinden.
Mittwoch, 31. Oktober 2018
Der letzte Schrei
Zum heutigen Halloween-Tag soll es nicht, auch wenn's passend wäre, um Scream-Queen Jamie Lee Curtis gehen, sondern um Scream-Princes(ses), i.e. Kinder (für die der beliebte westliche "Feiertag" ja auch da ist). Ich möchte keineswegs den Pfad eines Altherrenkolumnisten einschlagen, aber ab und an muss ein kritisches Wort bezüglich unseres Nachwuchses erlaubt sein. Sollten those goddamn kids heute Abend an meiner Tür schellen, werde ich ihnen nicht eher Süßigkeiten in den Eimer werfen, bevor sie mir diese Frage beantworten: Warum schreit ihr immer so??? Nein, Quatsch, selbstverständlich werde ich den Blagen gar nicht erst öffnen. Trotzdem wüsste ich gern, was mit denen los ist. Mein Arbeitsplatz befindet sich direkt neben einer Grundschule, die sich selbst als "Schule aller Kinder" bezeichnet, weswegen ich davon ausgehe, dass die dort aufbewahrten Schüler/innen exemplarisch für ihre Alterskohorte sind – und damit auch deren liebste Beschäftigung: Brüllen wie am Spieß. In jeder Hofpause hört man sie gellen, und damit meine ich nicht, dass sie sich besonders hochamplitudig unterhalten würden, nein, sie geben einfach nur unartikulierte Laute von sich. Sie quieken, kreischen, plärren, und ich habe weder eine Ahnung, was sie währenddessen treiben (ich kann ja nicht wie ein Creep über die Schulmauer lugen), noch wie ihre zierlichen Lungen und Zwerchfelle derartige akustische Meisterleistungen zu vollbringen in der Lage sind. Andererseits: Soll man sie daran hindern, sich ein paar Mal am Tag für wenige Minuten richtig auszuleben, sich abzureagieren? Den armen Rackern wird in ihrem Leben gewiss noch oft genug der Mund verboten werden.
Montag, 29. Oktober 2018
Was ich mir verkniffen habe
Ich war gestern als Wahlhelfer im Einsatz, und jedes Mal, wenn eine Wählerin oder ein Wähler aus der Kreuznacher Straße im Wahllokal aufschlug, hätte ich am liebsten gesagt: "Ah, kein Wunder, dass Sie vorbeikommen, schließlich wohnen Sie in der Kreuzmacherstraße!" Da ich meinem Ehrenamt den nötigen Respekt entgegenbringen wollte, habe ich allerdings darauf verzichtet und reiche den Witz an dieser Stelle nach. Gut, gell?
Samstag, 27. Oktober 2018
Meine zehn zuletzt gesehenen Filme
Black Butterfly: Der Mörder in mir
Relativ neuer, bis dahin an mir vorbeigegangener Psychothriller, in dem Antonio Banderas das Klischee des zurückgezogenen Schriftstellers verkörpert, der es in seiner abgelegenen Hütte mit aufdringlichen und zunehmend bedrohlichen Fremden zu tun bekommt. Man ahnt sehr schnell, dass alles auf einen bösen Twist hinausläuft. Der kommt dann auch, und manch einer wird dabei leichte Unglaubwürdigkeit monieren. Wer aber beispielsweise "Das geheime Fenster" oder "Killing Season" mochte, wird die anderthalb Stunden nicht als absolute Zeitverschwendung bewerten.
The King's Speech
Diesen Oscar-Liebling habe ich in der deutschen Synchronisation nachgeholt, welche eingedenk dessen, dass hier das Thema (Aus-)Sprache im Mittelpunkt steht, sagenhaft gut gelungen ist. Darüber hinaus habe ich mich nicht nur am lebendigen und ergreifenden Spiel erfreut, sondern auch einiges über die delikaten Umstände der Krönung Königs Georg VI. und der Abdankung seines Bruders gelernt.
Jurassic World: Das gefallene Königreich
Konnte man dem ersten Teil des Reboots noch ein gewisses Potenzial zur Nostalgiebefriedigung zugestehen, sehe ich bei der Fortsetzung überhaupt keine Existenzberechtigung. Ja, es sieht alles makellos aus, und Chris Pratt und Bryce Dallas Howard sind nach wie vor gut gecastete Sympathieträger, aber als Nebenfiguren dienen lachhafte Karikaturen (ängstlicher Nerd, sassy Jungwissenschaftlerin, gewitzte Göre, schleimiger Erbschleicher), und der neue Super-Hybrid-Dino kann dem ollen T-Rex einfach nicht das Wasser reichen. Zudem ist der Kniff, die Monsterhatz mit allerlei dramaturgischem Aufwand und inszenatorischem Budenzauber aufs Festland zu verlegen, recht sinnlos, da sich die Action im letzten Drittel auf ein abgestecktes Areal (Anwesen im Wald plus Umgebung) konzentriert, womit die Bedrohung für die gesamte Welt – die ja auch ausweislich der Post-Credits-Szene das zentrale Sujet sein soll – kaum rüberkommt. Die Erforschungs- und Evakuierungssequenzen auf Isla Nubla sind somit das Spannendste an dem 3D-Kracher, und trotzdem zahnloser als weite Strecken von "Jurassic Park" 1 & 2. Und wie überflüssig und krampfig war bitte der Gnaden-Auftritt von Jeff Goldblum?
The Bye Bye Man
An diesen deutlich sich am Slenderman-Hype abarbeitenden Horrorstreifen kann ich mich kaum noch erinnern. Besonders miserabel war er, glaube ich, aber nicht.
Die Jagd (OT: Jagten)
Beklemmendes dänisches Drama um einen einer Ungeheuerlichkeit verdächtigen Erzieher (Mads Mikkelsen), das päzise und schonungslos die Mechanismen von kleineren bis mittelgroßen Menschengruppen aufzeigt; vermutlich sogar eine Lehrstunde in der Soziologie des Dorfes (nicht zu verwechseln mit dem "Soziologischen Dorf", wovon ich aber auch nix verstehe).
Die drei Tage des Condor
Warum dieser "Klassiker" als solcher gilt, mag sich mir nicht erschließen, vermutlich weil ich zu spät geboren bin. "Der Film", weiß Wikipedia, "verstieß gegen übliche Genre-Konventionen und dekonstruierte den klassischen Thriller, in dem Staatsdiener gegen negative Gesetzesbrecher kämpfen. Hier wurden staatliche Autoritäten infrage gestellt, sodass dieser Film dem 'New Hollywood' zuzurechnen ist." Im Jahr 2018 hat man derlei natürlich schon zigfach gesehen – und wurde jene fiktionale Paranoia bzw. paranoide Fiktion nicht eh längst von der Realität eingeholt, NSA-Skandalen & Co. sei dank? Befremdlich auch das Filmplakat: In dessen Mitte prangt als still der Kuss zwischen Robert Redford und Faye Dunaway, dabei ist dieser Liebesplot sowohl völlig nebensächlich als auch extrem unmotiviert und aufgesetzt. Naja, andere Zeiten ...
München
Reichlich unterschätzt hingegen ist Steven Spielbergs rendition des Olympia-Terrors von 1972 und der Reaktion darauf. Man sollte sich allerdings Zeit dafür nehmen, ein wenig mit den Hintergründen vertraut sein und sein Augenmerk auch auf Aspekte wie Soundmischung und Kameraführung lenken, um dieses Werk von 2005 voll goûtieren zu können.
A Quiet Place
Seit einigen Jahren werden Horrorfans geradezu verwöhnt. Sicher, ich habe in diesem Blog schon jede Menge Schrott aus diesem Genre rezensiert, aber auf fünf "Jigsaws" kommt heutzutage ein "The Ritual", und "A Quiet Place" hat das Zeug zum modernen Klassiker. Es ist schön zu sehen, wie John Krasinskis Karriere nach dem Ende von "The Office" Fahrt aufgenommen hat; möge er noch weitere tolle und viel geachtete Regieleistungen erbringen! Hier mimen er und seine Real-Life-Frau Emily Blunt ein Ehepaar, das seine Kinder in einer postapokalyptischen Welt vor menschenfressenden Monstern schützen muss, die ausschließlich auf Schall reagieren. Konsequenterweise handelt es sich um einen sehr stillen, fast dialogfreien Schocker. Was für eine Idee! Für 2020 ist ein Sequel angekündigt.
Gladiator
Noch ein Beispiel von "Muss man wohl mal gesehen haben". Kurzfazit: Selbst für die Generation "Game of Thrones" noch sehenswert, und Hans Zimmers zeitlos stimmiger Score erzeugt Gänsehaut.
#Zeitgeist (OT: Men, Women & Children)
Komischer deutscher Titel, der allerdings insoweit zutrifft, als dieses episodische Drama sehr mode- und zeitgebunden ist. Bereits vier Jahre nach Release zeigen sich die ersten Alterungserscheinungen. Außerdem stört mich, dass es der gute Jason Reitman zu sehr auf Belehrung einerseits und Versöhnlichkeit andererseits anlegt. Abermals ist die Synchronfassung zu loben: Alle Texte, die auf Displays erscheinen oder über die Szenerie laufen, wurden 1:1 durch die jeweilige Übersetzung ausgetauscht, so dass es wirkt, man schaue auf deutsches Rohmaterial. Professionell!
Relativ neuer, bis dahin an mir vorbeigegangener Psychothriller, in dem Antonio Banderas das Klischee des zurückgezogenen Schriftstellers verkörpert, der es in seiner abgelegenen Hütte mit aufdringlichen und zunehmend bedrohlichen Fremden zu tun bekommt. Man ahnt sehr schnell, dass alles auf einen bösen Twist hinausläuft. Der kommt dann auch, und manch einer wird dabei leichte Unglaubwürdigkeit monieren. Wer aber beispielsweise "Das geheime Fenster" oder "Killing Season" mochte, wird die anderthalb Stunden nicht als absolute Zeitverschwendung bewerten.
The King's Speech
Diesen Oscar-Liebling habe ich in der deutschen Synchronisation nachgeholt, welche eingedenk dessen, dass hier das Thema (Aus-)Sprache im Mittelpunkt steht, sagenhaft gut gelungen ist. Darüber hinaus habe ich mich nicht nur am lebendigen und ergreifenden Spiel erfreut, sondern auch einiges über die delikaten Umstände der Krönung Königs Georg VI. und der Abdankung seines Bruders gelernt.
Jurassic World: Das gefallene Königreich
Konnte man dem ersten Teil des Reboots noch ein gewisses Potenzial zur Nostalgiebefriedigung zugestehen, sehe ich bei der Fortsetzung überhaupt keine Existenzberechtigung. Ja, es sieht alles makellos aus, und Chris Pratt und Bryce Dallas Howard sind nach wie vor gut gecastete Sympathieträger, aber als Nebenfiguren dienen lachhafte Karikaturen (ängstlicher Nerd, sassy Jungwissenschaftlerin, gewitzte Göre, schleimiger Erbschleicher), und der neue Super-Hybrid-Dino kann dem ollen T-Rex einfach nicht das Wasser reichen. Zudem ist der Kniff, die Monsterhatz mit allerlei dramaturgischem Aufwand und inszenatorischem Budenzauber aufs Festland zu verlegen, recht sinnlos, da sich die Action im letzten Drittel auf ein abgestecktes Areal (Anwesen im Wald plus Umgebung) konzentriert, womit die Bedrohung für die gesamte Welt – die ja auch ausweislich der Post-Credits-Szene das zentrale Sujet sein soll – kaum rüberkommt. Die Erforschungs- und Evakuierungssequenzen auf Isla Nubla sind somit das Spannendste an dem 3D-Kracher, und trotzdem zahnloser als weite Strecken von "Jurassic Park" 1 & 2. Und wie überflüssig und krampfig war bitte der Gnaden-Auftritt von Jeff Goldblum?
The Bye Bye Man
An diesen deutlich sich am Slenderman-Hype abarbeitenden Horrorstreifen kann ich mich kaum noch erinnern. Besonders miserabel war er, glaube ich, aber nicht.
Die Jagd (OT: Jagten)
Beklemmendes dänisches Drama um einen einer Ungeheuerlichkeit verdächtigen Erzieher (Mads Mikkelsen), das päzise und schonungslos die Mechanismen von kleineren bis mittelgroßen Menschengruppen aufzeigt; vermutlich sogar eine Lehrstunde in der Soziologie des Dorfes (nicht zu verwechseln mit dem "Soziologischen Dorf", wovon ich aber auch nix verstehe).
Die drei Tage des Condor
Warum dieser "Klassiker" als solcher gilt, mag sich mir nicht erschließen, vermutlich weil ich zu spät geboren bin. "Der Film", weiß Wikipedia, "verstieß gegen übliche Genre-Konventionen und dekonstruierte den klassischen Thriller, in dem Staatsdiener gegen negative Gesetzesbrecher kämpfen. Hier wurden staatliche Autoritäten infrage gestellt, sodass dieser Film dem 'New Hollywood' zuzurechnen ist." Im Jahr 2018 hat man derlei natürlich schon zigfach gesehen – und wurde jene fiktionale Paranoia bzw. paranoide Fiktion nicht eh längst von der Realität eingeholt, NSA-Skandalen & Co. sei dank? Befremdlich auch das Filmplakat: In dessen Mitte prangt als still der Kuss zwischen Robert Redford und Faye Dunaway, dabei ist dieser Liebesplot sowohl völlig nebensächlich als auch extrem unmotiviert und aufgesetzt. Naja, andere Zeiten ...
München
Reichlich unterschätzt hingegen ist Steven Spielbergs rendition des Olympia-Terrors von 1972 und der Reaktion darauf. Man sollte sich allerdings Zeit dafür nehmen, ein wenig mit den Hintergründen vertraut sein und sein Augenmerk auch auf Aspekte wie Soundmischung und Kameraführung lenken, um dieses Werk von 2005 voll goûtieren zu können.
A Quiet Place
Seit einigen Jahren werden Horrorfans geradezu verwöhnt. Sicher, ich habe in diesem Blog schon jede Menge Schrott aus diesem Genre rezensiert, aber auf fünf "Jigsaws" kommt heutzutage ein "The Ritual", und "A Quiet Place" hat das Zeug zum modernen Klassiker. Es ist schön zu sehen, wie John Krasinskis Karriere nach dem Ende von "The Office" Fahrt aufgenommen hat; möge er noch weitere tolle und viel geachtete Regieleistungen erbringen! Hier mimen er und seine Real-Life-Frau Emily Blunt ein Ehepaar, das seine Kinder in einer postapokalyptischen Welt vor menschenfressenden Monstern schützen muss, die ausschließlich auf Schall reagieren. Konsequenterweise handelt es sich um einen sehr stillen, fast dialogfreien Schocker. Was für eine Idee! Für 2020 ist ein Sequel angekündigt.
Gladiator
Noch ein Beispiel von "Muss man wohl mal gesehen haben". Kurzfazit: Selbst für die Generation "Game of Thrones" noch sehenswert, und Hans Zimmers zeitlos stimmiger Score erzeugt Gänsehaut.
#Zeitgeist (OT: Men, Women & Children)
Komischer deutscher Titel, der allerdings insoweit zutrifft, als dieses episodische Drama sehr mode- und zeitgebunden ist. Bereits vier Jahre nach Release zeigen sich die ersten Alterungserscheinungen. Außerdem stört mich, dass es der gute Jason Reitman zu sehr auf Belehrung einerseits und Versöhnlichkeit andererseits anlegt. Abermals ist die Synchronfassung zu loben: Alle Texte, die auf Displays erscheinen oder über die Szenerie laufen, wurden 1:1 durch die jeweilige Übersetzung ausgetauscht, so dass es wirkt, man schaue auf deutsches Rohmaterial. Professionell!
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Dienstag, 23. Oktober 2018
Wie süß ist das denn?! (Teil 7)
Heute soll es nun endlich um Zusatzstoffe gehen, die nicht zugelassen sind, sei es weltweit, in der EU oder in Deutschland. Eine Auswahl.
1. Mabinlin
Vier Proteine mit den Namen Mabinlin I (oder Mabinlin-1) bis IV (-4) stecken in den Samen der chinesischen Pflanze Capparis masaikai, weswegen diese Samen seit jeher von Einheimischen in der Provinz Yunnan verwendet werden, auch in der traditionellen Medizin. Die Süße soll nach dem Kauen langanhaltend sein, die Süßkraft liegt im Vergleich zu Saccharose beim Faktor 10 (I) bis 375 (II). Nachteile sind eine stopfende Wirkung und ein bitterer Nachgeschmack. Die Hitzebeständigkeit schwankt je nach Protein (II ist am stabilsten). Seit seiner Entdeckung Anfang der 1980er Jahre ist keines der Mabinline je kommerziell hergestellt und vertrieben worden.
2. Miraculin
Dieses Glycoprotein ist kein Geschmacksstoff per se, sondern ein Geschmackswandler oder -veränderer, der eigentlich saure Lösungen auf der Zunge süß wirken lässt. Genau dieser Effekt gab dem Miraculin und den Früchten, in welchen es vorkommt (Wunderbeere), seinen bzw. ihren Namen. Miraculin könnte als Zuckeralternative in Softdrinks dienen und vor allem für Diabetes-Patienten ein Segen sein. Zwei Probleme verhindern jedoch im Moment noch eine massenweise Produktion. Erstens löst sich Miraculin in Säure mit der Zeit auf. Man kann es Cola & Co. also nicht einfach zusetzen. Zudem hält der "Umwandlungszauber" einige Stunden an – man müsste sich nach jedem Zitronenlimogenuss den Mundraum mit einer speziellen Lösung ausspülen. Zweitens ist die Herstellung sehr teuer. Dazu Wikipedia: "Versuche, Miraculin auf gentechnischer Basis herzustellen, könnten der Herstellung eines neuen zuckerfreien Süßungsmittels dienen. Japanische Wissenschaftler waren beispielsweise erfolgreich mit der Erzeugung genveränderter Pflanzen wie dem Gartensalat, die Miraculin produzieren. Auch Ansätze zur Produktion mittels gentechnisch veränderter Bakterien (Escherichia coli) wurden bereits beschrieben."
3. Nitroaniline
... sind giftige, schwer wasserlösliche Verbindungen, von denen für uns nur 3-Nitroanilin (auch m-Nitroanilin) interessant ist. Dessen Derivat 1-Propoxy-2-amino-4-nitrobenzol war eine Zeitlang als Süßstoff im Einsatz und trug wegen seiner hohen Süßkraft von 4100 den coolen Namen Ultrasüß P-4000 (nicht zu verwechseln mit dem Ultrasüß aus Teil 5; dabei handelte es sich um ein Anilinderivat). Es hat aber "aus toxikologischen Gründen keine Bedeutung mehr" (Wikipedia).
4. Osladin
Dieser Stoff kommt im Rhizom der auch als "Engelsüß" bekannten Spezies Gewöhnlicher Tüpfelfarn vor. Nach dem tschechischen Wort für den Tüpfelfarn (osladič < osladit "süßen") ist dieses Glycosid denn auch benannt. Man kennt diesen Farn in den USA auch als licorice fern und nutzt ihn laut S. Maries und J.R. Piggotts Handbook of Sweeteners (Springer) bereits seit langer Zeit im pazifischen Nordwesten. Der markante Lakritz-Beigeschmack, die Schwerlöslichkeit in Wasser sowie die generelle Toxizität von Saponinen (= Glycoside von Steroiden) führen dazu, dass Osladin "not at all commercially viable as sweeteners" ist (Marie/Piggott). Der anfänglich mit 5000 angegebene Wert seiner Süßkraft wurde in den 1990ern auf 500 herunterkorrigiert.
5. Phyllodulcin
Außerhalb Japans "nicht in Gebrauch" (Wikipedia) ist diese Substanz aus den Blättern einer japanischen Varietät der Gartenhortensie, die Amacha ("süßer Tee") geheißen wird. Der Süßkraftfaktor schwankt je nach Quelle zwischen 200-300, 400 und 600-800 im Vergleich zu normalem Zucker. Bereits 1916 synthetisiert, ist dieses Derivat schlecht wasserlöslich und beschränkt stabil. Es entfaltet seine Süße nur zögerlich, der Nachgeschmack bleibt zu lange. In Bezug auf Gefährlichkeit für den Menschen scheint es (noch) keine Einstufung zu geben.
1. Mabinlin
Vier Proteine mit den Namen Mabinlin I (oder Mabinlin-1) bis IV (-4) stecken in den Samen der chinesischen Pflanze Capparis masaikai, weswegen diese Samen seit jeher von Einheimischen in der Provinz Yunnan verwendet werden, auch in der traditionellen Medizin. Die Süße soll nach dem Kauen langanhaltend sein, die Süßkraft liegt im Vergleich zu Saccharose beim Faktor 10 (I) bis 375 (II). Nachteile sind eine stopfende Wirkung und ein bitterer Nachgeschmack. Die Hitzebeständigkeit schwankt je nach Protein (II ist am stabilsten). Seit seiner Entdeckung Anfang der 1980er Jahre ist keines der Mabinline je kommerziell hergestellt und vertrieben worden.
2. Miraculin
Dieses Glycoprotein ist kein Geschmacksstoff per se, sondern ein Geschmackswandler oder -veränderer, der eigentlich saure Lösungen auf der Zunge süß wirken lässt. Genau dieser Effekt gab dem Miraculin und den Früchten, in welchen es vorkommt (Wunderbeere), seinen bzw. ihren Namen. Miraculin könnte als Zuckeralternative in Softdrinks dienen und vor allem für Diabetes-Patienten ein Segen sein. Zwei Probleme verhindern jedoch im Moment noch eine massenweise Produktion. Erstens löst sich Miraculin in Säure mit der Zeit auf. Man kann es Cola & Co. also nicht einfach zusetzen. Zudem hält der "Umwandlungszauber" einige Stunden an – man müsste sich nach jedem Zitronenlimogenuss den Mundraum mit einer speziellen Lösung ausspülen. Zweitens ist die Herstellung sehr teuer. Dazu Wikipedia: "Versuche, Miraculin auf gentechnischer Basis herzustellen, könnten der Herstellung eines neuen zuckerfreien Süßungsmittels dienen. Japanische Wissenschaftler waren beispielsweise erfolgreich mit der Erzeugung genveränderter Pflanzen wie dem Gartensalat, die Miraculin produzieren. Auch Ansätze zur Produktion mittels gentechnisch veränderter Bakterien (Escherichia coli) wurden bereits beschrieben."
3. Nitroaniline
... sind giftige, schwer wasserlösliche Verbindungen, von denen für uns nur 3-Nitroanilin (auch m-Nitroanilin) interessant ist. Dessen Derivat 1-Propoxy-2-amino-4-nitrobenzol war eine Zeitlang als Süßstoff im Einsatz und trug wegen seiner hohen Süßkraft von 4100 den coolen Namen Ultrasüß P-4000 (nicht zu verwechseln mit dem Ultrasüß aus Teil 5; dabei handelte es sich um ein Anilinderivat). Es hat aber "aus toxikologischen Gründen keine Bedeutung mehr" (Wikipedia).
4. Osladin
Dieser Stoff kommt im Rhizom der auch als "Engelsüß" bekannten Spezies Gewöhnlicher Tüpfelfarn vor. Nach dem tschechischen Wort für den Tüpfelfarn (osladič < osladit "süßen") ist dieses Glycosid denn auch benannt. Man kennt diesen Farn in den USA auch als licorice fern und nutzt ihn laut S. Maries und J.R. Piggotts Handbook of Sweeteners (Springer) bereits seit langer Zeit im pazifischen Nordwesten. Der markante Lakritz-Beigeschmack, die Schwerlöslichkeit in Wasser sowie die generelle Toxizität von Saponinen (= Glycoside von Steroiden) führen dazu, dass Osladin "not at all commercially viable as sweeteners" ist (Marie/Piggott). Der anfänglich mit 5000 angegebene Wert seiner Süßkraft wurde in den 1990ern auf 500 herunterkorrigiert.
5. Phyllodulcin
Außerhalb Japans "nicht in Gebrauch" (Wikipedia) ist diese Substanz aus den Blättern einer japanischen Varietät der Gartenhortensie, die Amacha ("süßer Tee") geheißen wird. Der Süßkraftfaktor schwankt je nach Quelle zwischen 200-300, 400 und 600-800 im Vergleich zu normalem Zucker. Bereits 1916 synthetisiert, ist dieses Derivat schlecht wasserlöslich und beschränkt stabil. Es entfaltet seine Süße nur zögerlich, der Nachgeschmack bleibt zu lange. In Bezug auf Gefährlichkeit für den Menschen scheint es (noch) keine Einstufung zu geben.
Samstag, 20. Oktober 2018
Donnerstag, 18. Oktober 2018
Mittwoch, 17. Oktober 2018
Zwei Fränkwürdigkeiten
Vorgestern habe ich mir bei einem Zwischenstopp in Nürnberg etwas zum Snacken in der Hauptbahnhofsfiliale der Bäckereikette "Der Beck" geholt. Dabei entdeckte ich
1. eine Brezn-Sorte namens Sansibarbreze,
2. mit Hiffenmark gefüllte Krapfen.
Beides lässt sich ergoogeln. Die Sansibarbreze ist laut Beck-Website mit "'scharfen' Kurven" (uff!) versehen, welche durch eine pikante Salz-Pfeffer-Mischung erzeugt werden. Erklärung: Sansibar kennt man auch als "Gewürzinseln". Und der mit Hagebuttenmark gefüllte Krapfen/Pfannkuchen/Berliner/Kreppel ist tatsächlich eine oberfränkische Eigenheit ... die ich nur allzu gern probiert hätte, wenn Krapfen wegen der Marmeladenspritzgefahr nicht ein denkbar ungeeigneter Reiseproviant wären.
1. eine Brezn-Sorte namens Sansibarbreze,
2. mit Hiffenmark gefüllte Krapfen.
Beides lässt sich ergoogeln. Die Sansibarbreze ist laut Beck-Website mit "'scharfen' Kurven" (uff!) versehen, welche durch eine pikante Salz-Pfeffer-Mischung erzeugt werden. Erklärung: Sansibar kennt man auch als "Gewürzinseln". Und der mit Hagebuttenmark gefüllte Krapfen/Pfannkuchen/Berliner/Kreppel ist tatsächlich eine oberfränkische Eigenheit ... die ich nur allzu gern probiert hätte, wenn Krapfen wegen der Marmeladenspritzgefahr nicht ein denkbar ungeeigneter Reiseproviant wären.
Montag, 15. Oktober 2018
Tortenheber der Demokratie
Ich stelle fest, dass das Wort "Totengräber" als Metapher in der Presse häufig falsch verwendet wird, nämlich als vorwurfsvolle Bezeichnung für eine Person oder eine Gruppe, die den sprichwörtlichen Tod von etwas aktiv oder durch Unterlassen herbeiführt. Die österreichische Kronenzeitung etwa mutmaßte kurz vor der bayerischen Landtagswahl, dass "Seehofer und Söder als Totengräber der Alleinregierung durch die Christlich-Sozialen in die bayrische Geschichte eingehen" könnten. Auch die "Totengräber der Demokratie" sind beliebte wiederkehrende Figuren im Mediensprech. Weitere Beispiele ließen sich mühelos finden.
Nun ist ein Totengräber jedoch in den seltensten Fällen der Mörder von dem, den er unter die Erde bringt. Auch nimmt er den Tod der oder des zu Beerdigenden nicht billigend in Kauf, noch kann er ihn voraussehen; er wird als Unbeteiligter bestellt, wenn es zu spät ist, und erledigt dann möglichst neutral seinen Job.
Da scheint mir also wieder mal ein verunfalltes Metapherngespenst herumzuspuken. Aber es klingt halt gut.
Nun ist ein Totengräber jedoch in den seltensten Fällen der Mörder von dem, den er unter die Erde bringt. Auch nimmt er den Tod der oder des zu Beerdigenden nicht billigend in Kauf, noch kann er ihn voraussehen; er wird als Unbeteiligter bestellt, wenn es zu spät ist, und erledigt dann möglichst neutral seinen Job.
Da scheint mir also wieder mal ein verunfalltes Metapherngespenst herumzuspuken. Aber es klingt halt gut.
Mittwoch, 10. Oktober 2018
Was macht eigentlich ... Lutz Görner?
Diese Frage kann man relativ rasch und simpel beantworten: Er lebt noch. Erst vor drei Tagen berichtete die WAZ über ein unter Begeisterung aufgeführtes Robert-Schumann-Programm Görners in Bottrop. Der bekannte deutsche Rezitator, der sich ausweislich Wikipedia im Bergischen niedergelassen hat, scheint trotz seines Alters von immerhin 73 noch ziemlich umtriebig zu sein.
Lutz Görner hat sich mir als fester Bestandteil meiner Schulzeit auf ewig ins Gedächtnis eingebrannt. Wann immer es sich im Deutsch-Leistungskurs anbot, geleitete unser Lehrer uns in den Videokeller (ganz recht, so was gab es bei uns; nur wenn dieser belegt war, wurde ein Fernseher in das entsprechende Klassenzimmer gerollt) und führte uns Aufnahmen der 3sat-Sendung "Lyrik für alle" vor. So ersparte es sich der notorisch zurückhaltende Pädagoge, Lehrinhalte und vor allem Primärtexte selbst vorzutragen, und überantwortete dies einem professionellen Sprecher und Schauspieler. "Lyrik für alle" wurde zum letzten Mal 2010 ausgestrahlt, die viertletzte Ausgabe behandelte sogar Robert Gernhardt! Das Gute: Alle 200 Folgen sind auf Görners Webseite archiviert. Für ehemalige Schülerinnen und Schüler mit gleicher Erfahrung eröffnet sich hier die Gelegenheit für einen herrlichen Nostalgietrip.
Lutz Görner hat sich mir als fester Bestandteil meiner Schulzeit auf ewig ins Gedächtnis eingebrannt. Wann immer es sich im Deutsch-Leistungskurs anbot, geleitete unser Lehrer uns in den Videokeller (ganz recht, so was gab es bei uns; nur wenn dieser belegt war, wurde ein Fernseher in das entsprechende Klassenzimmer gerollt) und führte uns Aufnahmen der 3sat-Sendung "Lyrik für alle" vor. So ersparte es sich der notorisch zurückhaltende Pädagoge, Lehrinhalte und vor allem Primärtexte selbst vorzutragen, und überantwortete dies einem professionellen Sprecher und Schauspieler. "Lyrik für alle" wurde zum letzten Mal 2010 ausgestrahlt, die viertletzte Ausgabe behandelte sogar Robert Gernhardt! Das Gute: Alle 200 Folgen sind auf Görners Webseite archiviert. Für ehemalige Schülerinnen und Schüler mit gleicher Erfahrung eröffnet sich hier die Gelegenheit für einen herrlichen Nostalgietrip.
Montag, 8. Oktober 2018
Samstag, 6. Oktober 2018
Donnerstag, 4. Oktober 2018
Malz verloren (Enter the Atrix)
Heute möchte ich ausdrücklich von einem Produkt abraten: dem löslichen Malzkaffee von dmBio. Ich bin ein großer Fan der Lebensmittelabteilung von dm, aber beispielsweise Caro-Kaffee oder der Instant-Malzkaffee von Alnatura ist um Welten besser. Entscheidender Minuspunkt des dm-Produkts: Es verklumpt nach nur wenigen Wochen. Ach, was sag ich – es gibt seine Pulverigkeit komplett auf, verhärtet zu einem Stück Kohle, lässt sich nicht mal durch wiederholte Messerhiebe re-granulieren. Daumen runter!
Und wo ich schon mal beim Thema Drogerie bin: Jahrelang habe ich tagein, tagaus die Klassik-Handcreme von Nivea benutzt. Der Abwechslung halber wollte ich ein einziges Mal der Creme von Atrix eine Chance geben und kaufte diese. Doch ich werde damit nicht "warm". Die Konsistenz sagt mir nicht zu, der Geruch stößt mich ab. Das sind, möchte ich betonen, subjektive Empfindungen.
Und wo ich schon mal beim Thema Drogerie bin: Jahrelang habe ich tagein, tagaus die Klassik-Handcreme von Nivea benutzt. Der Abwechslung halber wollte ich ein einziges Mal der Creme von Atrix eine Chance geben und kaufte diese. Doch ich werde damit nicht "warm". Die Konsistenz sagt mir nicht zu, der Geruch stößt mich ab. Das sind, möchte ich betonen, subjektive Empfindungen.
Dienstag, 2. Oktober 2018
Sonntag, 30. September 2018
Brain Droppings cont'd
Dass Jesus für sein Gleichnis mit dem Nadelöhr ein Kamel gewählt hat, war schon genial. Ein Dromedar, das durch ein Nadelöhr geht, kann man sich ja gerade noch vorstellen. Der zweite Höcker macht den Unterschied!
Kakadus and don'ts
Leider immer noch vielerorts verpönt: Blutung stillen in der Öffentlichkeit
Kaulquappen vs. Kauleisten
Der Schweizer Stimmungsmusiker Richard "Rickch" Ästli feierte unter dem anglisierten Namen Rick Astley internationale Erfolge.
Verfassungs-Shorts
(mit Eingriff [in die Grundrechte])
"Ich bin ein erfolgreicher Pferdezüchter. Hier ist mein Portfohlio."
Gabor Steingart, aber als Remake von "Werner - Beinhart!"
Bundeshalshaut
They're formin' in a straight line
They're goin' through a tight wind
The kids are losin' their minds
Bahn-Chef Lutz
Heimliche Überwachung - not even Wanz
Wie unsere Füße wohl heute aussehen würden, wenn der Homo sapiens niemals Schuhe erfunden hätte?
Früher gab es beim Fliegen nicht so viele spaßfeindliche Vorschriften. Da durften sogar Kinder ins Cockpit, dem Piloten über die Schulter schauen, auch mal das Steuer übernehmen, Loopings schlagen, auf andere Flugzeuge schießen... Simpler times!
Immer wenn ich am Friseursalon "Karthago" in Frankfurt-Bornheim vorbeigehe, denke ich: Warum nicht "Khaarthaargo"???
Freitag, 28. September 2018
Wie süß ist das denn?! (Teil 6)
Als eine Art Bonustrack möchte ich heute auf eine schöne doppelseitige Übersicht in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 12. August 2018 verweisen.
Der Artikel behandelte das gesamte Spektrum natürlicher und synthetischer Süßung und führte zunächst einmal die Dreiheit Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker ein. Vorgestellt wurden sodann die Monosaccharide Galactose (Schleimzucker), Glucose (Traubenzucker), zu welchem ersterer beim Stoffwechsel umgewandelt wird, sowie Fructose (Fruchtzucker). Zu den Disacchariden, welche die ungefährt doppelte Molekülzahl haben (ich verstehe die Chemie dahinter nicht), zählen Lactose (Milchzucker), Maltose (Malzzucker) und natürlich der good old Haushaltszucker Saccharose.
Weiter ging es mit den Zuckeralkoholen, welche in diesem Blog bislang noch gar keine Rolle gespielt haben: Lactit, Sorbit, Maltit, Mannit, Isomalt, Erythrit und Xylit. Diese präziser als Zuckeraustauschstoffe bezeichneten Alditole "werden unter anderem als Feuchthaltemittel und Konservierungsmittel verwendet", sie sind alle von der EU zugelassen und tragen E-Kennzeichnungen. Bedenklich sind Erythrit ("bei einem verhältnismäßig hohen Konsum") und Xylit ("für einige Tiere lebensbedrohliche Folgen").
Die eigentlichen Süßstoffe auf der rechten Seite kennt man allesamt aus meiner kleinen Reihe, nur wurden hier zusätzlich die Strukturformeln mitgeliefert, denn das FAS-Publikum hätte sich gewiss mit nicht weniger zufrieden gegeben.
Der Artikel behandelte das gesamte Spektrum natürlicher und synthetischer Süßung und führte zunächst einmal die Dreiheit Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker ein. Vorgestellt wurden sodann die Monosaccharide Galactose (Schleimzucker), Glucose (Traubenzucker), zu welchem ersterer beim Stoffwechsel umgewandelt wird, sowie Fructose (Fruchtzucker). Zu den Disacchariden, welche die ungefährt doppelte Molekülzahl haben (ich verstehe die Chemie dahinter nicht), zählen Lactose (Milchzucker), Maltose (Malzzucker) und natürlich der good old Haushaltszucker Saccharose.
Weiter ging es mit den Zuckeralkoholen, welche in diesem Blog bislang noch gar keine Rolle gespielt haben: Lactit, Sorbit, Maltit, Mannit, Isomalt, Erythrit und Xylit. Diese präziser als Zuckeraustauschstoffe bezeichneten Alditole "werden unter anderem als Feuchthaltemittel und Konservierungsmittel verwendet", sie sind alle von der EU zugelassen und tragen E-Kennzeichnungen. Bedenklich sind Erythrit ("bei einem verhältnismäßig hohen Konsum") und Xylit ("für einige Tiere lebensbedrohliche Folgen").
Die eigentlichen Süßstoffe auf der rechten Seite kennt man allesamt aus meiner kleinen Reihe, nur wurden hier zusätzlich die Strukturformeln mitgeliefert, denn das FAS-Publikum hätte sich gewiss mit nicht weniger zufrieden gegeben.