Nachdem ich neulich in einem Nebensatz die in Wisconsin beliebten Käsehüte erwähnt hatte, spürte ich diesem Modegag auf Wikipedia nach und landete alsbald auf der herrlichen Seite "Category: Novelty items". Obwohl die meisten dieser Scherzartikel in Deutschland nie oder kaum Verbreitung gefunden haben, dürften sie vielen von uns bekannt sein, Popkultur sei dank. Allein aus den "Simpsons" und anderen amerikanischen Zeichentrickfilmen sowie aus klassischen Lucas-Arts-Computerspielen kenne ich:
- die Chinesische Fingerfalle
- die Uhr mit der Katze, deren Augen sich im Sekundentakt nach links und rechts bewegen
- Wachslippen
- Mexikanische Springbohnen
- die Seifenblasenpfeife
- den Magic 8-Ball
- Soap on a rope
- den Trinkvogel
Natürlich gab es hierzulande das YPS-Magazin mit seinen "Gimmicks", aber in meiner Vorstellung sind novelty items prototypische Kindheitsbestandteile der USA, die ihre Hoch-Zeit in den 1950ern bis 70ern hatten und gern auf der letzten Seite von Comicheften beworden wurden, wo man sie auch gleich per ausschneidbarem Bestellschein für ein paar Quarters ordern konnte.
Ich las dann auch, dass die offenbar Kultstatus erlangt habende Quatschproduktreihe "BunaB" mehrmals in der "Garry Moore Show" vorgestellt wurde. Nebenbei gelernt: Zu deren Ensemble gehörte von 1959 bis 1962 die Variety-Legende Carol Burnett, die ich skandalöserweise schon für tot gehalten hatte, dabei hat sie erst 2018 die Netflix-Kinderpanelsendung "A Little Help with Carol Burnett" moderiert. Ich hatte sie mit der 2017 verstorbenen Mary Tyler Moore verwechselt. Ebenfalls noch am Leben sind Dick Van Dyke, der Star – neben Mary Tyler Moore (die später ihre eigene Sitcom, "The Mary Tyler Moore Show", hatte) – der "Dick Van Dyke Show", sowie deren Erfinder Carl Reiner. Über die Sitte, Comedyserien nach ihren Hauptdarsteller(inne)n zu benennen, auch wenn die verkörperte Figur ganz anders heißt (vgl. "The Cosby Show"), müsste man auch mal was schreiben.
Jedenfalls sind und waren diese TV-Größen die letzten Relikte einer anderen Zeit. Der Zeit einer Form von harmloser Gute-Laune-Unterhaltung, die gewiss auch dazu da war, von Missständen abzulenken, die aber heute wieder – in Dosen – guttun würde. Jedes Comedyformat im US-Fernsehen ist heute hochpolitisch. Selbstverständlich, die Lage ist, um es milde auszudrücken, angespannt, die Ära Trump schreit nach Satire, und es ist ja begrüßenswert, wenn politische Aufklärung mit humoristischen Mitteln erfolgt. Was die Rechten "Propaganda" oder parteiische Erfüllung einer "liberal agenda" nennen, ist (zugegeben: mitunter staatstragend daherkommend) als gesellschaftliches Korrektiv nötig, wenn die Umstände schon längst nicht mehr zum Lachen sind.
Und doch wünsche ich mir manchmal, ich könnte irgendwas einschalten, um abzuschalten. Um mich einfach mit zahnlosem, aber geistreichem Nonsense, unpolitischen Sketchen und Scherzartikeltests zu zerstreuen. Vielleicht liegen ja auf archive.org ein paar Episoden der "Garry Moore Show" rum?
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