Ich habe nun, wie vor einer Weile in Erwägung gezogen, die ersten beiden Indiana-Jones-Filme wieder-geguckt. Zufällig wurde auf "Overthinking It" kurz zuvor eine Podcast-Episode über die Frage veröffentlicht, wie gut die alten Filme den Test der Zeit bestünden. Anlass dafür war wiederum ein "Slate"-Talk, in welchem vor allem "Raiders of the Lost Ark" als heute unansehbares Machwerk in Grund und Boden verdammt wurde. Der OTI-Podcast wägt wieder einmal sehr klug ab und führt etliche Punkte an, die ich bedenkenlos unterschreiben kann.
Wohlan: Auf der Habenseite steht bei beiden Teilen die epochale, wie aus einem Guss wirkende Action, die mit modernen Sehgewohnheiten mehr als vereinbar ist, ja diese sogar mitgeprägt haben dürften. Manche Sequenzen sind sogar ein wenig zu over the top, die Lorenverfolgungsjagd in Teil 2 ermüdet schon fast. Es ist alles ungeheuer sauber choreographiert, fast-paced, mit Liebe zum Detail inszeniert. Das Abenteuerfeeling ist mitreißend, das Setting interessant, die Exotik in jedem Moment spürbar.
Und damit sind wir auch schon bei den problematischen Parts. Zugunsten ebensolcher Exotik wird auf die Darstellung "primitiver Wildnis" und "Wildheit" – auch und gerade in Hinblick auf nicht-westliche Personen – nämlich leider nicht verzichtet. Insbesondere "Temple of Doom" bekleckert sich hier nicht mit Ruhm: Käfer und Affenhirn fressende Maharajas, mörderische Thuggees, Kali als Menschenopfer fordernde Gruselgöttin, das kann man durchaus als Beleidigung der indischen Kultur betrachten. Fand auch die Regierung des Landes, weswegen das Filmteam damals auf Sri Lanka als Drehort ausweichen musste; für Indien, wo der fertige Streifen später sogar zeitweise indiziert war, hätten die Macher nur nach erheblichen Scriptänderungen eine Genehmigung bekommen. Diese Zeichnung von Stereotypen sorgt in Verbund mit der herausragenden Düsternis und Brutalität dafür, dass "... und der Tempel des Todes" nicht unbedingt mein Lieblingsteil der Quadrologie ist, womit ich nicht allein dastehe: "Some of the film's cast and crew, including Spielberg, retrospectively view the film in a negative light, partly due to the film being the darkest and most overtly violent Indiana Jones film", schreibt Wikipedia und zitiert Steven Spielberg: "Temple of Doom is my least favorite of the trilogy." (Nummer 3 ist mMn der beste; den werde ich mir demnächst aus Amazon Prime vorknöpfen). An "Jäger des verlorenen Schatzes" wäre noch zu kritisieren, dass die einzige bedeutendere nicht-weiße Figur von einem Waliser verkörpert wird und dass die Figur der Marion nach einer Einführung als durchaus starke Frau alsbald zu einer gewöhnlichen damsel in distress verkommt (aber wenigstens nicht zu einer permanent hysterisch schreienden Diva wie Willie in der Fortsetzung). Zuletzt kann man freilich den kolonialen Blickwinkel monieren und überhaupt Indys Motivation für seine Schatzsuchen (Grabräuber und Nazis sollen die mystischen Artefakte nicht in die Hände bekommen, die an den Fundorten Lebenden aber auch nicht).
Schlusssatz: Ich kann den Achtzigerjahre-Spaß auch als nicht un-woker Erwachsener noch mit kindlichem Vergnügen genießen. Im Peitschenschwinger-Schwange habe ich dann auch ein kleines Konvolut an Comics ergattert.
In aller Kürze: Sie sind von schwankender Qualität. Launig ist die Umsetzung von "Fate of Atlantis", minderwertig die "Neuen Abenteuer" im roten Band vorne (dieser enthält dafür als lehrreichen Zwischentext einen kurzen Abriss der Geschichte des amerikanischen Abenteuercomics). Ich bin bereit, die Heftchen – einzeln oder im Paket – gegen Erstattung der Portokosten oder im Tausch gegen gleichwertigen Lesestoff an interessierte Leser/-innen abzugeben.
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