"Bild online" hielt es gestern für nötig, die Berichterstattung zu einem Massenmord in Österreich ("DAS EIFERSUCHTS-MASSAKER VON KITZBÜHEL") mit diesen zwei Aufmachern zu garnieren:
1. "Hier tanzte Nadine noch auf einer Hochzeit"
2. "Kitzbühel-Opfer Florian J.: Am Abend vor dem Massaker war er noch 'Man of the Match'"
"Meldungen" dieser Art sind nichts Neues, aber da diese Beispiele aufmerksamkeitsheischend im Verlaufe eines halben Tages rausgehauen wurden, habe ich länger darüber nachgedacht. Welchen Mehrwert hat die Erkenntnis, dass jemand gestern noch dies und das gemacht hat und dabei glücklich war? Wäre die Bluttat weniger erschütternd, wenn die Opfer kurz vorher träge auf der Couch gelungert oder im Spielcasino zehntausend Euro verzockt hätten? Es heißt nicht umsonst, er oder sie sei "aus dem Leben gerissen worden". Nicht nur einen Tag, sondern wenige Minuten nach einem freudigen Ereignis oder einer sorglosen Aktivität kann man einem Verbrechen oder einem sonstigen Unglück zum Opfer fallen, dies ist oft wesentliches Merkmal dessen, was man nicht-literaturwissenschaftlich "Tragödie" nennt.
Auf die Schlagzeile "Kitzbühel-Schmierfinken: Letztes Jahr arbeiteten sie noch bei richtigen Tageszeitungen!" warte ich gar nicht erst.
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