Also: Das Fischer-Taschenbuch mit den Kriminalgeschichten von Dorothy Sayers, das ich aus dem Nidderauer Bücherschrank gezogen hatte, bereitete mir vergnügliche Lesestunden. Dabei fing es gar nicht gut an: Die erste Geschichte, "In vino veritas", war so dröge, dass ich sie nach wenigen Seiten abbrach. Zum Glück zwang ich mich zum Durchhalten, denn der zweite Fall, "Das Drachenhaupt", erinnerte an frühe "Drei Fragezeichen"-Erzählungen und sprühte vor blumiger Sprache und Lebendigkeit der Charaktere. Numero 3 ("Die verräterischen Schritte") erwies sich als handwerklich befriedigendes, aber aus heutiger Sicht arg konventionelles Whodunit, dessen Lösung ich leider beizeiten erriet. Der vierte Fall, "Die Leopardendame", war für mich der makabre Höhepunkt und stach mit seiner wickedness heraus wie Shirley Jacksons herrlich-fiese Short story "The Witch". Die fünfte und letzte Geschichte drehte sich um einen "Verdacht", der sich dem Leser schneller aufdrängt als der Hauptfigur, aber am Ende mit einem netten Dreh aufwartet. Nebenbei geht es dann um die Stadt Grimsby, die ich bisher nur aus der Sacha-Baron-Cohen-Komödie kannte.
Grimsby als Ortsnamen gibt es auch in Kanada und den USA und ist damit lange nicht so verbreitet wie Waterloo, das nicht nur der inoffizielle russische Name (Ватерлоо) der antarktischen King George Island, sondern auch in Neuseeland, Sierra Leone und Australien zu finden ist. In Letzterem sogar mehrfach, und in keinem davon, sondern in einem fiktiven "Waterloo" spielt der Krimi "Leiser Tod" von 2013 (auf deutsch erst 2018 erschienen). Es ist der erste Roman von Garry Disher, den ich lese, was ich nicht nur tue, weil das Feuilleton vergangenes Jahr bzgl. "Kaltes Licht" voll des Lobes war. Der Amazon-User "Manni Möllers" hat mich letztlich mit seiner Rezension "Buch" überzeugt: "ok"; 5 Sterne.
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