Dienstag, 30. Juni 2020

Kurz notiert: Doofschaf?

Kurioses Wort bei "Spiegel online" gelesen. In einem Artikel über NRWs Rückkehr zu strengeren Pandemie-Eindämmungsregeln wird der Gesundheitsminister des Landes, Karl-Josef Laumann, wie folgt zitiert: "Man kann das nicht dorfscharf machen. Das gesellschaftliche Leben orientiert sich nicht an Dorfgrenzen." (Hervorhebung von mir) Gemeint ist vermutlich: trennscharf bis auf die Dorfränder genau.
Offenbar stieß man sich nicht an etwaigen Bedeutungshürden und hob den Satz sogar in die Überschriftenzeile. Googelt man "dorfscharf", findet man denn auch nichts anderes als das Laumann-Zitat vom 23. Juni des Jahres. Ein mir unbekanntes Blog hat die Vokabel prompt zum "neuen Lieblingswort" erkoren.


Sonntag, 28. Juni 2020

Erase & rewind

"Wie wäre es, wenn künftig keine neuen Filme mehr entstünden und wir mit den vorhandenen auskommen müssten?", fragte die FAS kürzlich. Ja, wie wäre das wohl? Herrlich wäre das! Was ich schon seit Jahren fordere, tritt jetzt zwangsläufig – aus traurigen Gründen – ein: dass die Produktion von Filmen und Serien zum Stillstand kommt, damit wir Bewegtbildfilms endlich mal das viele Ungeguckte abarbeiten können. Ich jedenfalls weine der Fortsetzungs-, Remake-, Reboot- und MCU-Stangenware, die uns diesen Sommer erwartet hätte, keine Träne nach.

Wenn die Pandemie vorbei ist, haben Hollywood & Co. die Chance, sich mit frischen Innovationen neu zu erfinden. Aber seien wir ehrlich: Es wird vermutlich genau so öde weitergehen wie vor Corona. Weswegen die unvermeidlichen Opfer der Krise wenig zu bedauern sind. Ich sehe es zwar nicht ganz so pessimistisch wie Torsten Dewi, aber auch ich meine, dass man den unrettbarsten Komapatienten der Filmindustrie nun endlich den Stecker ziehen sollte.

Was genau erhoffe ich mir denn? Nun, das vermag ich nicht zu sagen; man möge mich überraschen! Abgesehen von unverbrauchten, mutigen Stoffen (auf "Tenet" freue ich mich zugegeben tatsächlich) wünsche ich mir unterhaltsame Ideen, die den Besuch eines Lichtspielhauses steigern, wenn schon das Gezeigte nur mittelmäßig ist. Stephen King erinnert sich in seinem theoretischen Werk "Danse Macabre" von 1981 an die zahlreichen Gimmicks, welche die Horrorfilmkultur der Sechziger und Siebziger hervorbrachte: blutrot eingefärbtes Popcorn – "Bloodcorn" – als Snack; eine "fright insurance" genannte Versicherung, die deinen Hinterbliebenen 100.000 $ zusprach, solltest du während der Vorführung vor Schreck den Löffel abgeben; Krankenschwestern im Saal und vorgeschriebene Blutdruckmessung im Foyer; Spielereien mit dem Raumlicht bei besonders intensiven Szenen; Schauspieler, die quasi als Real-life-Projektion durch die Reihen rannten und das Publikum erschreckten. So etwas sähe ich gerne.

Freitag, 26. Juni 2020

Humorperlen aus dem Abreißkalender (75)

Für Fans: das erste Kalenderblatt nach dem Schema "Bildwitz mit Texterklärung" seit #38!


Montag, 22. Juni 2020

Eines meiner all-time-Lieblingswörter

Endlich habe ich es mal in freier Wildbahn entdeckt: das wunderbare und kaum mehr bekannte Substantiv Wittib ("Witwe").


Die Fundstelle war nahe Eltville am Rhein, mithin Deutschland und nicht Österreich, wo laut einschlägigen Quellen die Variante "Wittib" der Schreibung "Witib" bevorzugt wird. Trotzdem bekommt dieser Beitrag das Label #österreich verpasst, damit im Blog (rein zufällig!) zwei Postings zu diesem Stichwort hintereinander auftauchen.

Samstag, 20. Juni 2020

Schmipf und Schnade

Manche Dinge ändern sich nie. Wutkommentare, Hatespeech und Zuschriften empörter Leser kommen anscheinend einfach nicht ohne Fehler aus. Das ist heute so und war 1927 schon so, wie dieser Brief an Karl Kraus zu beweisen möglicherweise geeignet ist:

Aus: Vor der Walpurgisnacht.
Die Falschschreibung von "Dreckfrechling" ist allerdings der Scan-Software geschuldet, nehme ich an. 

Auch inhaltlich und stilistisch nimmt sich das nicht viel im Vergleich zu modernen Textproben. Eine Studie darüber oder eine allgemeine Geschichte des Hasskommentars läse ich gern.

Mittwoch, 17. Juni 2020

Fragen, die ich mir selbst stelle

Heute: Wie funktionieren Anti-Verfärbungs-Tücher? Woher "wissen" die kleinen, weißen Stofffetzen, dass sie die beim heißen Waschen austretenden Farbstoffe bunter Textilien aufnehmen müssen, damit andere, hellere Kleidung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird?


Die Rückseite der Packung schweigt sich zu den wissenschaftlichen Grundlagen aus, benutzt aber in Bezug auf Wäsche das schöne Wort "ausbluten". Auch findet sich der Hinweis, dass die Tücher "bis 5 Jahre nach Herstelldatum" haltbar seien; als ich das letzte Mal eins verwendet habe, hat es allerdings noch hervorragend funktioniert, obwohl es deutlich älter als fünf Jahre gewesen sein muss.

Die Seite waschmaschinen-test.de erklärt, dass Farbfangtücher sich durch besonders feine Mikrofaserigkeit auszeichnen, weswegen sie Farbmoleküle schneller als die mitgewaschenen Textilien aufnehmen. Das Schweizer Testmagazin "Kassensturz" ist da kritischer: "Das Labor hat festgestellt, dass die Tüchlein selber beim Waschen Farbe annehmen. Nur nützt das nichts. Denn die anderen Textilien verfärben sich deswegen kein bisschen weniger. Nur entsteht so der irreführende Eindruck, die Tüchlein würden die andere Wäsche vor dem Verfärben schützen." 6 von 7 getesteten Tüchlein wurden als praktisch wirkungslos "entzaubert" und mit "ungenügend" bewertet. Man solle lieber ein gutes Colorwaschmittel nehmen: "Colorwaschmittel enthalten Antihaftsubstanzen gegen das Abfärben".

Bei frag-mutti.de gehen die Meinungen und Erfahrungen auseinander. Unabhängig von der Wirkung(slosigkeit) wird hier indes auf einen ganz anderen Aspekt der Tücher aufmerksam gemacht, nämlich "die Eigenschaft, sich zum Dichtungsgummi an der Tür zu bewegen", wo sie dann steckenzubleiben pflegen. Das ist mir zum Glück noch nicht passiert.

Grundsätzlich wasche ich weiße Wäsche ohnehin separat. Aber manchmal möchte man halt gerne ein etwas helleres Shirt möglichst bald wieder tragen und wirft es in einen "Kessel Buntes" mit hinein. Dabei haben die Anti-Verfärbungs-Tücher bis jetzt immer ihre Aufgabe befriedigend erfüllt.

Montag, 15. Juni 2020

Videospieltipp: Blackwood Crossing

In etwas unter drei Stunden hat man dieses bislang einzige Spiel des britischen Studios PaperSeven von 2017 durchgespielt, dafür ist die Erfahrung recht nachhaltig. Der Rätsel- und Gameplay-Anteil dieses Adventures ist wie bei so vielen "Serious Games" – denn als solches würde ich es einstufen – gering: mit Leuten in der richtigen Reihenfolge sprechen, dies und das einsammeln, Dinge bewegen etc. Und doch musste ich an zwei Stellen eine Lösungshilfe bemühen (in einem Fall lag es daran, dass ich einen Hotspot partout nicht finden konnte).
Aber um das Puzzeln geht es ja auch gar nicht. Im Vordergrund steht die ziemlich traurige Geschichte, die sich in diesem Traumszenario entspinnt, welches gar nicht so traummäßig anfängt: Ein junges Mädchen unternimmt mit seinem kleinen Bruder eine Zugfahrt. Doch schnell wird klar, dass hier etwas nicht stimmt: Die Abteile sind leer, der Bruder verhält sich eigenartig, und dann tauchen auch noch mehr oder weniger vertraute Personen mit Tiermasken auf. Die Protagonistin muss in der Egoperspektive durch Herumgelatsche, Kombinationsgabe und (wie gesagt: nicht allzu anspruchsvolles) Erledigen von Aufgaben die Zukunft und die Vergangenheit bewältigen. Manches erinnert an "Through the Looking Glass", außerdem gibt es ein paar Achievements und die Musik ist nett. 
Wenn ich etwas kritisieren müsste, wäre es, dass "Blackwood Crossing" etwas schwerfällig ist, was Steuerung und Bewegung angeht. Das lag eventuell an der Plattform, auf der ich es gespielt habe (Windows-Laptop), auf Xbox oder PlayStation fühlt es sich womöglich flüssiger an. Und obwohl ich dieser Art Adventure viel abgewinnen kann, haben mich beispielsweise "Gone Home" oder "What Remains of Edith Finch" mehr gepackt. Da es sich aber um das Debüt der Entwickler aus Brighton handelt, sollte man nachsichtig sein.


Samstag, 13. Juni 2020

Tests zweier Chipse

1. Funny-frisch Kessel Chips Cross Cut Spicy BBQ Sauce Style: Diese neuen Chips mit einem leicht übertrieben langen Namen sind "im Kessel geröstet" und enthalten, wenn ich das richtig sehe, nur natürliche Aromen. Als Farbstoff dient Paprikaextrakt, als Säuerungsmittel Zitronensäure. Geriffelte Chips können enttäuschen, diese hier jedoch sind eine positive Überraschung. Würzig-rauchig, intensiv, zu Beginn leicht säuerlich, ohne dumpfen Nachgeschmack. 8/10 Punkten.


2. Funny-frisch Kichererbsen Chips Joghurt Gurken Style: Auch neu! Nachdem bereits die Linsenchips von Funny-frisch überzeugten, kann ich auch diesem Produkt ein wenn nicht überragendes, so doch gutes Zeugnis ausstellen. Man glaubt es kaum, aber man schmeckt tatsächlich Gurke heraus, wenn man sich eins dieser Dreiecke mit interessanter Oberflächenbeschaffenheit in den Mund schiebt. Das Gurkenextrakt macht's! Allergie-Information: Sesam, Süßmolken- und Joghurtpulver sowie glutenhaltiges Getreide sind drin. Neben Kichererbsenmehl (40 %) ist Reismehl, Süßkartoffel-, Knoblauch- und Zwiebelpulver enthalten. 7/10 Punkten.


Donnerstag, 11. Juni 2020

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Official Secrets
Ein toll besetztes Polit-Thriller-Drama über Vorgänge im Zuge der Resolution für die Irak-Invasion 2003. Mir war die spannende Geschichte um die britische Geheimdienstmitarbeiterin Katherine Gun (Keira Knightley) gar nicht bekannt, muss ich gestehen. Wem es auch so geht, der sollte diese dicht erzählte Rekonstruktion aus dem Jahr 2019, bei dem es auch um die Rolle der Medien und um teils absurde Gesetzgebung geht, nicht verpassen.

Les Misérables
Seit ich-weiß-nicht-wie-vielen Jahren befand sich diese Musicaladaption auf meiner Amazon-Watchlist, dann hatte ich einen Nachmittag Zeit, und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung! Film-Musicals sind ja so eine Sache, wobei: Jetzt, wo ich darüber nachdenke, waren die wenigen Beispiele, die ich gesehen habe, durch die Bank weg höchst amüsant und musikalisch mitreißend ("Cannibal! The Musical", "Reefer Madness" [2005], "South Park: Der Film"). "Les Misérables" ist nicht nur ein Ohren-, sondern auch ein Augenschmaus: Ausstattung und Kostüme sind sensationell, und auch der Cast ist exzellent und gesanglich überraschend talentiert. Das gilt nicht nur für den Hauptdarsteller Hugh Jackman; auch Anne Hathaway, Russell Crowe, Helena Bonham Carter (in einer typischen Helena-Bonham-Carter-Rolle) sowie verrückterweise Sacha Baron Cohen überzeugen sehr.
Wer hier, gerade gegen Ende hin, nicht das ein oder andere Tränchen verdrückt, ist ein Monster!

Der Blaue Nachtfalter
Da ich vor einiger Zeit eingesehen habe, dass nicht alle deutschen Filme schlecht sein können und insbesondere Nachkriegsdramen einen Blick wert sind, habe ich mir recht wahllos den "Blauen Nachtfalter" herausgegriffen, in welchem die legendäre Zarah Leander 1959 ein Comeback feierte. Ich hatte die deutsch-schwedische Diva noch nie zuvor gesehen oder gehört und musste amüsiert feststellen, dass ihre Sprechweise an Dietmar Wischmeyers Kunstfigur "Der kleine Tierfreund" erinnert. Ihr Schauspiel ist – zumindest hier – mit "hölzern" zu beschreiben, wobei ich mich nicht gar so gehässig wie der Spiegel auslassen möchte. Was das Drehbuch angeht, kann ich der damaligen Kritik ("dreist gestümperte Groschenheft-Welt bei totaler geistiger Armut [...] mit handelsüblichen Gefühlssurrogaten") indes zustimmen. Der Autor schien sich nicht mal sicher gewesen zu sein, was "Der Blaue Nachtfalter" überhaupt sein will: Zu Beginn glaubt man, es mit einer Widerstandsgeschichte zu tun zu haben, dann wird es eine Familienschnulze im Chansonetten-Umfeld, es folgen Ausflüge ins Gangsterfach, und enden tut es als Gerichtsdrama (in welchem ein interessanter Strafrechtsgrundsatz eine Rolle spielt, der wohl dem größten Teil der Jurist_innen allenfalls im Studium begegnet ist). Ganz am Rande werden immerhin moderne Probleme wie Altersdiskriminierung und Emanzipation gestreift.
Fazit: Muss man sich nicht angucken. Und -hören schon gar nicht.

Marriage Story
Warum um diesen viel zu langen Scheidungs-Tearjerker ein so irrsinniges Bohei (bis hin zur mehrfachen Oscar-Nominierung) gemacht wurde, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Mit dem Milieu, in dem die "Story" angesiedelt ist, dürften sich 99 % des Publikums kaum identifiziert haben; schon eher die begeisterten Kritiker/-innen, deren Begeisterung den Hype denn auch maßgeblich beflügelt haben dürfte. Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Warum das Drama eine FSK-Freigabe ab 6 erhalten hat, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Scarlett Johansson und Adam Driver machen ihre Sache zugegebenermaßen gut. Als Theaterstück hätte das allerdings besser funktioniert, glaube ich.

The Clovehitch Killer
Ein Heranwachsender verdächtigt seinen Vater, ein lange gesuchter perverser Serienmörder zu sein. Zu Recht? Auf die Klischeeszenen, die man erwartet, wird dankenswerterweise verzichtet. Überhaupt hebt das zurückhaltende, dabei nicht unpackende, zeitversetzte Erzählen den Thriller knapp über den Durchschnitt. Der Clove hitch ist übrigens ein Knoten, der auf deutsch Webeleinenstek, Webleinstek oder Mastwurf heißt.

Seven Stages to Achieve Eternal Bliss by Passing Through the Gateway Chosen by the Holy Storsh
... habe ich in der Titanic-Humorkritik 6/20 besprochen.

Bird Box
Wie auch "Marriage Story" ein auf Netflix veröffentlichter Streifen, aber im Gegensatz zu ersterem viel zu niedrig bewertet (6,6 auf imdb). Dabei zieht der post-apokalyptische Grusler seine Spannung aus einer Prämisse, die man so noch nicht gesehen hat (wohl aber gelesen: in Josh Malermans Romanvorlage, die ich nicht kannte) und die ein wenig an "A Quiet Place" erinnert (der mir jedoch noch besser gefallen hat). Abermals ist die Besetzung zu loben, allen voran Sandra Bullock und John Malkovich.

Beautiful Boy
Aus den Amazon-Studios kommt diese an die Substanz gehende Literaturverfilmung mit Breakingstar Thimothée Chalamet als jugendliches Drogenopfer. Als seine Eltern: Steve Carell und Maura Tierney, mithin zwei Schauspielende, die mit Comedyserien groß geworden sind ("NewsRadio" wäre auch mal einen eigenen Beitrag wert). Das Ganze ist erwartbar traurig, wenn auch nicht komplett hoffnungslos und pessimistisch.

Cemetery Junction
Teenage angst zum Zweiten: Auf diese britische Dramödie von 2010 bin ich nur gestoßen, als ich in anderem Zusammenhang die Filmographie von Ricky Gervais durchgegangen bin. Ich lieh sie mir daraufhin aus der Bibliothek aus (ja, das mache ich noch gelegentlich!). Gervais ist hier nicht nur als Schauspieler in einer Nebenrolle vertreten, er hat auch gemeinsam mit seinem "Office"-Buddy Stephen Merchant das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Dementsprechend vulgär geht es hin und wieder zu, die Vulgaritäten beschränken sich aber auf die Sprache, so dass diese warmherzige 70er-Jahre-Coming-of-age-Story durchaus familientauglich ist.

Parallelwelten (OT: Durante la Tormenta)
Zum Schluss noch ein spanischer Vertreter des Zeitreisegenres. Man muss ein wenig aufpassen, aber am Ende löst sich alles einigermaßen logisch und befriedigend auf. Zur Handlung möchte ich nichts verraten.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Kurz notiert: D+NH+D+D

Völlig an mir vorbeigegangen ist, dass Ende Januar dieses Jahres zwei indische Unionsterritorien zu einem neuen zusammengeschlossen wurden: Aus Dadra und Nagar Haveli und Daman und Diu wurde Dadra und Nagar Haveli und Daman und Diu. Es besteht aus drei Distrikten (Dadra und Nagar Haveli bilden einen eigenen). Sprachen mit dem Status "Official language" sind Gujarati, Konkani und Hindi (wobei die englischsprachige Wikipedia auch Marathi anführt) sowie Englisch. 
Herzlich willkommen!
Erste positive Bilanz: Dadra und Nagar Haveli und Daman und Diu hat, im Gegensatz zu seinen stark betroffenen Nachbarbundesstaaten Maharashtra und Gujarat, zum Zeitpunkt dieser Niederschrift keinen einzigen gemeldeten Covid-19-Fall.

Montag, 8. Juni 2020

Bundabergfest

Zwei neue Sorten aus dem Hause Bundaberg (Down under) waren bei Rewe erhältlich.


1. Blood Orange Brew. Die Blutorange, eine sträflich vernachlässigte Getränkegrundlage, ist schon beim Öffnen der Flasche am Geruch auszumachen. Geschmacklich hätte die Frucht meinetwegen noch stärker hervortreten können. Aber es ist jene Milde im Verein mit der angenehmen Zuckerzurückhaltung, die diesen Drink selbst für Limonadenverächter wie mich sehr attraktiv macht. Leider habe ich abermals den Hinweis "Invert bottle before opening" missachtet. Punktzahl: 7/10


2. Lemon Brew. Trinkt sich ebenfalls ratzfatz weg. Als Softdrink-Part in alkoholischen Mischgetränken kann ich es mir nicht ganz so gut vorstellen, denn es ist viel weniger charakteristisch als das Bundaberg'sche Ingwer-Zugpferd. Auch dieser laut Etikett zwei Tage craft-gebraute Kohlensäure-Erfrischer mit 4,5 % fermentiertem Konzentrat aus Zitrone ist alles andere als überzuckert. Von mir aus könnte er sogar noch herber sein, aber wie gesagt: Umso gieriger und genussvoller stürzt man ihn sich an heißen Tagen (von denen es bereits ein paar gab) die Kehle herunter. Meine Wertung: 7/10. Hardcore-Zitrus-Fans, denen Sanpellegrino schon zu langweilig ist, ziehen einen Punkt ab.

Samstag, 6. Juni 2020

Mein Jahr mit der Eule

Ich habe von April 2019 bis April 2020 (fast) jeden Tag eine Übung mit der Sprachlern-App Duolingo gemacht. Dafür gab es dann eine Auszeichung:


Gegen Duolingo ist im Grunde nichts zu sagen. Man trainiert sein Gehirn, prägt sich Vokabeln ein und wird dazu motiviert, sich einmal täglich ein paar Minuten voll und ganz einer Sache zu widmen. Allein, zum richtigen Erlernen einer Sprache taugt diese Anwendung meiner Meinung nach nur bedingt. Das Prinzip beruht auf Repetition, Einprägen, ja, auch auf logischem Denken, aber nicht auf Begreifen. Nennt mich altmodisch, aber ich möchte Flexionstabellen, Wortbildungsschemata, Phrasenstrukturbäume, kurzum: ein theoretisches Fundament vorgesetzt bekommen. Ein Fremdsprachenkurs sollte zunächst einen langen, trockenen Anlauf nehmen, bevor er sich in die praktische Anwendbarkeit stürzt, auch wenn das vielen Lernenden, die möglichst zügig Konversation betreiben wollen, zuwider ist. Natürlich wird es dann anfangs etwas zäh und fordernd, aber umso sattelfester ist man am Ende, und man freut sich, wenn man selbstständig etwas sagt oder schreibt, weil man die dafür notwendigen Regeln verinnerlicht hat.

Gelernt (naja: "gelernt") habe ich übrigens Hindi, und gerade bei dieser Sprache kommt Duolingo an seine Grenzen. Ich finde nämlich, dass Hindi in die Kategorie "hard to learn, easy to master" fällt, im Gegensatz etwa zu Englisch, das relativ leicht zu lernen, aber schwierig zu meistern ist. Viele Seltsamkeiten und scheinbare Irregularitäten habe ich mir erst nach Ewigkeiten durch Zufall erschlossen oder weil ich die Erklärungen in der Kommentarfunktion der App gelesen habe (zum Glück können User zu jeder Aufgabe Anmerkungen hinterlassen, und freundliche native speakers helfen gern). Hier wären einführende Lektionen, die nicht sofort Dinge abfragen, unabdingbar gewesen. Beispielsweise gibt es eine Höflichkeitsregel, nach der die Bezeichnungen älterer Personen im Plural stehen; unzählige Male habe ich intuitiv "mein Großvater" in den Nominativ Singular Maskulinum gesetzt, bevor ich nachgelesen habe, warum mir das als Fehler angekreidet wurde. (Apropos Verwandtschaftswörter: Hindi kennt für "Tante" und "Onkel" jeweils vier Wörter!) Auch ist mir bis heute nicht klar, wann bei einem negierten Aussagesatz das Hilfsverb wegfällt und wann nicht. Anderes Beispiel: Es gibt eine Vergangenheitsform, bei der sich die Konjugation des Verbs quasi nach dem Objekt im Satz richtet. Also, nicht wirklich, man muss es wie eine Passivkonstruktion interpretieren, und das betrifft auch nur transitive Verben, ach, es ist kompliziert, jedenfalls muss man da erst mal drauf kommen! Trotzdem ist das meiste wunderbar sinnvoll.


Sehr löblich und hilfreich: Duolingos Kommentarfunktion

Kennt man all die besonderen Kniffe und Fallstricke (und nach einem Jahr ist das geschätzt lediglich ein Bruchteil), kann man viel Freude an dieser Sprache haben, auch wenn Hindi freilich bei weitem nicht so elegant und edel wie klassisches Sanskrit ist.

Dienstag, 2. Juni 2020

Quark von meinem Quarke

Die phantastischen Quarki-Riegel haben Konkurrenz bekommen: in Gestalt eines Milch-Snacks der beliebten Eismarke Plombir. Vielleicht war es auch andersrum, und Plombir-Riegel waren schon da, bevor Quarki auf den Markt trat, oder es handelt sich um voneinander unabhängige Innovationen. In beiden Fällen gibt es ja Verbindungen zu Osteuropa und Russland. Mit der Quarki-Sorte Vanille hat das Plombir-Produkt auffallende Gemeinsamkeiten in Geschmack und Aussehen. Ohne es genau begründen zu können, schmeckt mir Plombir nicht gaaanz so gut wie Quarki, vielleicht ist mir die quarktypische Säuerlichkeit nicht ausgeprägt genug. Positiv zu erwähnen ist, dass die Plombir-Riegel bei gleichem Preis 5 Gramm mehr auf die Waage bringen als Quarki (35 vs. 40 g). So komme ich auf wohlwollende 9/10 Punkte und kann nur raten, sich selbst ein Bild zu machen.


Wo ich schon mal bei Kaufland war, unterzog ich gleich die unmittelbare Nachbarschaft von Quarki und Plombir einem genaueren Check, und siehe: Riegel mit gekühlter Füllung auf Milchbasis scheinen der Food-Trend der Saison zu sein! Folgende Produkte, allesamt mit dem Blinker "NEU!" oder "New" versehen, waren vorrätig: Kinder Jogurt'In (anscheinend eine Art "Milch-Schnitte") in den Geschmacksrichtungen Mango-Maracuja und "Berry-Mix", Oreo Fresh Milk-Snack (mit dunkler Oreo-Schoko[?]-Hülle), Bounty Milk Snacks und Mars Milk Snacks. Falls es sich ergibt, werde ich diese Snacks nach und nach probieren.

Zunächst war aber ein anderes, schon seit Längerem existierendes Produkt an der Reihe: der Schoko Snack von Milka, ebenfalls aus dem Kühlregal. Tja, der hat mich eher kalt (!) gelassen. Es ist ein Mischmasch aus "Yes", "Kinder Pinguí" und abermals "Milch-Schnitte". Testvideos und Blogposts dazu finden sich haufenweise. Ich vergebe 5/10 Punkten.