Donnerstag, 30. Juli 2020

Zugeflüstert und angeschrien

Als würde es nicht reichen, aufgrund der Weltenlage und der inneren Verfasstheit in ständiger diffuser Angst zu leben, muss man auch noch regelmäßig konkrete Furcht ausstehen. Zwar lauern weder in meinen vier Wänden noch auf dem Arbeitsweg Fliegenpilze oder Löwen, doch hie wie dort wurde ich gestern derart erschreckt, dass ich noch bis zum Mittag unter Herzrasen und Anspannung litt.

Wie jeden Morgen fragte ich mein Amazon Echo, wie das Wetter werden würde. Statt mir in ihrer gewohnt monotonen, mittellauten Androidinnenstimme Auskunft zu geben, flüsterte Alexa den Wetterbericht. Ich wäre kaum heftiger zusammengezuckt, hätte die digitale Helferin ihr berüchtigtes Hexenlachen von sich gegeben. Offenbar hatte ich irgendwann den sog. Wispermodus aktiviert, bei dem Alexa mit gedämpfter Stimme antwortet, sobald man einen Befehl flüstert. Ich war mir gestern allerdings nicht bewusst, dass ich leiser als üblich nach dem Wetter gefragt hätte ...

Keine halbe Stunde später war ich draußen, als mir auf dem Fußweg ein junger Mann entgegenkam, den ich bereits hörte, bevor ich ihn visuell vollständig erfasste. Er brüllte wütend in einer mir fremden Sprache, nur das deutsche Wort "Hurensöhne" konnte ich mehrmals ausmachen. Halbwegs gefasst und ohne seinen Blick zu kreuzen, schritt ich an ihm vorbei und wurde zum Glück nicht attackiert. Seine Rage galt einem Objekt ähnlich dem, welches ich zufällig vor einigen Monaten fotografiert hatte:


Er deutete in dessen Richtung und artikulierte etwas in der Art von "Schaut nur, was diese Hurensöhne getan haben!" Dann sah ich es: Jemand hatte das "Kids"-Männlein enthauptet.


Der Kerl hob den abgetrennten Kopf auf und zog schreiend weiter. Handelte es sich um einen Straßenfeger oder um den Hausmeister der nahe gelegenen Schule? Entsprechende Kleidung hatte er nicht an, er trug aber ein Kehrblech in einer Hand. Was für eine Begegnung jedenfalls! Gerne hätte ich Baldriankapseln aus meiner Wohnung geholt, aber dort wartete ja die murmelnde Grusel-Assistentin. Das war alles zu viel für einen Vormittag ...

Dienstag, 28. Juli 2020

Video-Intermezzo: Deutschlands härtestes Kreuzworträtsel?

Ich habe es womöglich schon einmal geschrieben: Das Wochenend-Kreuzworträtsel der Sächsischen Zeitung, das ich mir dank meinen in deren Einzugsgebiet lebenden Eltern immer noch regelmäßig vornehme, ist noch mal einen Ticken kniffliger als das im TV-Magazin des Stern. Denn während ich Letzteres immerhin schon zweimal vollständig auszufüllen vermochte (ich berichtete), ist das – zudem umfangreichere – SZ-Rätsel meiner Meinung nach unschaffbar. Man beweise mir das Gegenteil!
Hier habe ich festgehalten, was den Ratefreund, die Ratefreundin so alles erwartet. 
Hinweis 1: Aus irgendeinem Grund hat mein Handy das Video zerschnitten (vermutlich wegen der Länge/Dateigröße), weswegen man ganz am Ende auf das eingeblendete Kasterl klicken muss, um die finalen anderthalb Minuten zu sehen.
Hinweis 2: Das Betrachten kann Kopfschmerz oder Drehschwindel auslösen. Sorry!

Samstag, 25. Juli 2020

Wochenend-Quiz

Was ist das?


Das habe ich irgendwann mal bei Wikipedia entdeckt. Entweder man kennt es oder nicht. Nun, hier sind vier Lösungsvorschläge. Was könnt ihr euch am ehesten vorstellen?

a) Es handelt sich um die chemische Formel eines sehr seltenen, in chinesischen Baumrinden vorkommenden medizinischen Wirkstoffes. Die Darstellung ist eine extrem abstrakte Variante der Skelettformel, die Chemie-Laien wie ich nicht nachvollziehen können.
b) Es sind zwei nebeneinander stehende, sich überschneidende Algiz-Runen. Dieses einzige Beispiel für eine Ligatur aus germanischen Runen taucht lediglich in Form des Kreises (rechts) auf einer in Seeland gefundenen Schwertklinge auf.
c) Der Kreis ist das Logo der 1967er Weltausstellung in Montreal und setzt sich aus stilisierten Menschenpaaren mit hochgestreckten Armen zusammen.
d) Die Symbole sieht man noch heute in Steine geritzt in der Nähe südafrikanischer Runddörfer. Ob es sich dabei um eine Tradition der Bantuvölker handelt, und ob die Einzelsymbole für Zäune oder Bäume stehen, ist nicht geklärt.

Donnerstag, 23. Juli 2020

Die perfekten Wellen

Im Februar habe ich versprochen, mich "in Zukunft gelegentlich nostalgisch über meine eigene Radiohör-Erfahrung aus[zu]lassen". Dieses Versprechen soll nun eingelöst werden. 
Als am 30. April 2012 der analoge Satellitenempfang abgeschaltet wurde, ging damit nicht nur eine Fernseh-, sondern auch eine Radio-Ära zu Ende: die des ADR. ADR, das steht für Astra Digital Radio und war Ende der 90er ein heißer Scheiß! Das Prinzip war, dass nahezu jeder Fernsehsender einen Radiosender als Unterträger ausstrahlte, d.h. man musste die Audiofrequenz oder so was verstellen, bis man etwas hörte, das nichts mehr mit dem zu tun hatte, was auf dem Bildschirm zu sehen war. Außerdem wurden auf magische Weise Infos über das Display des Receivers mitgeliefert, etwa der Sendername oder der gerade gespielte Musiktitel. Es muss im Jahr 2000 gewesen sein, als ich mir einen ADR-fähigen Receiver kaufte und mich wie Bolle freute, die weit über 100 Radiostationen kennenzulernen. Als wir später – es muss Mitte der Nullerjahre gewesen sein – auf digitalen Satellitenempfang umstiegen, konnte man natürlich (nun unabhängig von den TV-Stationen) noch mehr Radiosender in noch besserer Qualität empfangen (Habe gerade bei satindex.de nachgeschaut: Aktuell sind 157 Astra-Radiosender vorhanden. Bei meiner letzten Überprüfung 2012 waren es noch 201.). 
Zu dem Zeitpunkt habe ich mich indes nur noch wenig für dieses Medium interessiert. Als Jugendlicher jedoch war ich fasziniert vom Radio, und zwar nicht nur von den kommerziellen Lokalstationen, sondern auch von Kurzwelle! Weil man nachts exotische Sender reinkriegt, die man tagsüber nicht hören kann (das hat was mit der Ionosphäre zu tun), drehte ich oft bis tief in die Nacht am Peiler und lauschte obskuren Programmen in mir unbekannten Sprachen. Einmal stieß ich sogar auf einer der sagenumwobenen "Numbers stations". Irgendwann wollte ich mehr und kaufte mir ein Multibandgerät ("Scanner"), mit dem ich noch tiefer in den Kurzwellenäther eindringen konnte. Da stieß man zum Beispiel auf Amateurfunker oder auf Ausstrahlungen in RTTY, die man mithilfe einer Klinkenverbindung und spezieller Software knacken konnte – wobei das Resultat dann meistens nur ein langweiliger Wetterbericht war. Noch reizvoller war das, was man auf dem erweiterten UKW-Band zu hören bekam: Flugfunk, Taxifunk, Busfunk, Polizeifunk! Das Abhören dieser Kanäle war eine rechtliche Grauzone. Ich kam mir wie ein Spion vor, wenn ich mithörte, wie Piloten mit dem Tower kommunizierten oder Polizisten ihren Kollegen die Personalien von irgendwelchen Verdächtigen übermittelten. Auch noch lange nach dem 11. September waren diese Funkdienste unverschlüsselt. Ich beschaffte mir haufenweise Fachliteratur (so besitze ich noch heute u.a. eine "Spezial-Frequenzliste 1998/99, 9 kHz - 30 MHz") und ging auf "Wellenjagd". Ich nahm meinen Scanner sogar mit in den Urlaub, um dort nach Interessantem zu suchen. 
Irgendwann hatte ich aber alles entdeckt, was im Rahmen meiner Möglichkeiten zu entdecken war. Und die Profigeräte von ICOM oder AOR, die ich mir alle paar Wochen begierig im Conrad ansah, waren einfach zu teuer. So endete dieses Hobby. Good times.

Dienstag, 21. Juli 2020

Fragen, die ich mir selbst stelle

Heute: Was bedeutet der Hinweis "Steigleitung trocken", den man oft im öffentlichen Raum sieht? Was zum Kuckuck ist eine Steigleitung, und warum ist es so wichtig zu wissen, dass sie trocken ist?
Zum Glück gibt's Wikipedia. Also, eine Steigleitung ist im Grunde eine vertikale Wasserleitung. "Steigleitung trocken" ist eine von drei Unterarten (neben Trocken-Nass und Nass). Trocken heißt hier, dass die Leitung nicht mit Wasser befüllt ist; nur Feuerwehrleute können Löschwasser aus den Rohren hervorzaubern. Die anderen beiden Steigleitungen dienen "zur Erstbrandbekämpfung durch den Laien mittels Wandhydrantenschränken" (Letzteres sind diese aufklappbaren Nischen, in denen ein aufrollbarer Schlauch untergebracht ist).
Ich persönlich würde mich im Brandfall darauf beschränken, mich in Sicherheit zu bringen.

(Original geschrieben am 23.5.2012)

Sonntag, 19. Juli 2020

Videospielnichtempfehlung: Broken Age

Mit ein paar Jahren Verspätung kann ich endlich ein Urteil über Broken Age fällen, und es ist kein gutes. Das unter dem Arbeitstitel "Double Fine Adventure" kickstarter-finanzierte Comic-Abenteuer von Lucas-Arts-Veteran Tim Schafer ist weit hinter meinen hohen Erwartungen zurückgeblieben. 
Wir sprechen hier von dem Mann hinter Point-&-click-Klassikern wie "Monkey Island" und "Day of the Tentacle"! Wo jedoch ist bei "Broken Age" der geniale Humor geblieben, der diese Kultspiele auszeichnete? Sämtliche Witzversuche wirken extrem bemüht, die meisten Nebencharaktere erscheinen wie sediert, auch den Hauptfiguren fehlt jeglicher Esprit, und die Handlung schlägt kaum überraschende oder irgend unterhaltsame Volten. Manche "Running Gags" haben mich zuletzt richtig aufgeregt, etwa die Namen der Mitglieder einer Familie, bei denen jeweils ein Buchstabe fehlt ("M'ggie", "Walt'r"). Auch die Geschichte vermag nach einem neugierig machenden Beginn kaum zu fesseln. Wir werden in zwei komplett verschiedene Szenarien katapultiert: in die Märchenwelt des Mädchens Vella, das sich als Menschenopfer für ein riesiges Monster bewirbt, und in die heile Isolation des Jungen Shay, der in einem Raumschiff ziellos durchs All tuckert. Das sind jeweils spannende Prämissen, und auch die Möglichkeit, jederzeit zwischen den beiden Protagonisten hin und her zu wechseln, ist, wenn auch nicht neu, anfangs vergnüglich. Man erwartet nun, dass sich die Wege von Vella und Shay irgendwann kreuzen, doch das geschieht nicht einmal im zweiten der zwei Akte; die Story plätschert vor sich hin, die Heldenreisen sind schleppend-zäh, die Atmosphäre ist bedrückend, selbst die Musik nervt irgendwann.
Das alles wäre eventuell zu verschmerzen, wenn wenigstens die Rätsel vergnüglich wären. Die aber sind wahlweise bockschwer (Schalterrätsel aus der Hölle; Knoten anhand von abwegigen Beschreibungen identifizieren), ermüdend (immergleiche Laufwege) – oder schlicht unlösbar. Zumindest in der deutschen Version lässt sich eine Aufgabe aufgrund einer Sprachbarriere nur durch Trial&Error bewältigen: Wir müssen einen sprechenden Baum zum Lachen bringen, damit er sich schüttelt, auf dass ein Fisch aus seinem Astwerk fällt. Dazu erzählen wir ihm einen Witz, den wir aus drei Teilen zusammensetzen: "Wie heißt der kleinste ausgewachsene Baum, von dem du je gehört hast? / Ich habe einen gesehen, der war nicht größer als meine Hand. / Eine Palme." Wie soll man darauf kommen, wenn man nicht weiß, dass sowohl "Palme" als auch "Handfläche" auf englisch palm heißen? An der Stelle (es war schätzungsweise im letzten Drittel) habe ich das Spiel abgebrochen.
Bei aller Kritik darf das Positive nicht unerwähnt bleiben. Sprachliche Schnitzer wie der eben genannte sowie die Tatsache, dass man ständig merkt, dass man es mit einer Übersetzung zu tun hat, beiseite, ist die Lokalisation doch gelungen, die Sprecherinnen und Sprecher sind gut gewählt. Auch den wirklich "hübschen Kinderbuch-Grafikstil" (PC Games) schaut man sich gerne an. Zu guter Letzt kann die Bedeutung von Tim Schafers Crowdfunding-Projekt für die Finanzierungskultur im Game-Bereich und speziell im Adventure-Genre kaum unterschätzt werden, "inspiring several other established adventure game developers to use Kickstarter as a means to return to the genre. In the months following its release, the creators of Broken Sword, Gabriel Knight, Leisure Suit Larry, Space Quest and Tex Murphy have all managed to raise amounts in excess of Schafer's original goal of $400,000." (Wikipedia)
Zwischen dem Start der Kickstarter-Kampagne und dem Release sind über drei Jahre vergangen, und dann noch mal über fünf Jahre bis zu meiner Rezension ... die ich natürlich nur so lange herausgezögert habe, um dem Erfolg von "Broken Age" nicht zu schaden, haha.

 

Freitag, 17. Juli 2020

In trockenen Tüten

Einen neuen Snack entdeckte ich bei Rewe. Ja, ich weiß, so beginnt mittlerweile gefühlt jeder zweite Post, aber bitte schaut's her:



Getrocknete Feigen, Aprikosen, Äpfel undundund kennt man ja, aber Melonen – ein Obst mit einem Wasseranteil wie dem einer Qualle? Welch schwarze Magie ist bei der Herstellung von Wild & Real Bio-Wassermelonenstücken im Spiel? Keine, glaubt man dem Verpackungsaufdruck: "Unsere getrockneten Wassermelonenstücke wurden mit keinerlei chemischen Substanzen behandelt." Die (leider nur) 40 Gramm sind gluten-, cholesterin- und zuckerfrei, vegan, ungeschwefelt und "eine gute Energiequalle", äh: -"quelle". Geschmack: 100 % Wassermelone, ja, doch. Punktabzug gibt es für den recht happigen Preis von 2,99 €. Gesamturteil: gut (7/10).

Einen Euro billiger, dafür aber auch 30 Gramm beinhaltend, ist die Sorte Orange. Etwas verwirrend ist hier das Label Earth & Soil statt "Wild & Real". Da weiß man gar nicht, wie das Produkt fruchtübergreifend eigentlich heißt; auf alle Fälle steckt derselbe Hersteller dahinter, die SDA GmbH Hattingen.


Auch hier ist das Aroma authentisch, das reicht ebenfalls für 7/10 Punkten.

Donnerstag, 16. Juli 2020

"Interessanter" "Bug"

Dies notierte ich am 9.9.2008:
Ich hatte eine JPG-Datei auf meinem USB-Stick, die ich mit XnView verkleinern wollte. Nachdem ich das getan hatte, wollte ich mir nach F5-Druck die neue Dateigröße anzeigen lassen, doch ei: sie war nun nicht halb, sondern doppelt so groß! Ich kopierte sie auf die Festplatte, und dort hatte das Verkleinern funktioniert. Doch wenn ich im externen Laufwerk F5 drückte, verdoppelte sich die Größe jedes Mal! Crazy!

Dienstag, 14. Juli 2020

Wes Eis ich schleck', des Hymn' ich sing'

Es ist bemerkenswert, wie viele Nationen es gibt, die für ihr Speiseeis eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Italienisches Eis mag das legendärste sein, und tatsächlich habe ich schon extrem leckeres gelato verzehrt. Amerikanisches – sofern Ben & Jerry's dafür exemplarisch ist – taugt mir mit seiner überbordenden Zutatenverspieltheit ebenfalls. Auch Dänemark beansprucht einen gewissen Weltrang, wobei man abseits von Häagen-Dazs nichts kennt, oder? Mein erstes Häagen-Dazs habe ich entgegen dem Werbeversprechen vergessen; an mein letztes erinnere ich mich indessen noch sehr gut (bzw. eigentlich nur an den Mondpreis desselben). Russisches, genauer: Moskauer Eis finde ich eher langweilig. In Mexiko habe ich aus Neugierde mal eins mit einem herzhaften Frischkäse-Aroma probiert und nach wenigen Happen weggeworfen. Sehr positiv ist mir Neuseelands Eiskrem in Erinnerung geblieben. (Negativ in Erinnerung geblieben ist die – bereits an anderer Stelle erzählte – Begebenheit, wie mir mal eine Packung neuseeländisches Eis aus einem Hostelkühlschrank entwendet wurde.) Regelmäßig sah ich dort einen altmodischen ice cream truck des einheimischen Franchise' "Mr. Whippy" herumstehen, dessen mindestens 80 Jahre alten Fahrer/Verkäufer (der in meiner Fantasie einfach "Mr. Whippy" hieß) ich nie vergessen werde. Wie er stets völlig apathisch, aber freundlich dreinschauend in seinem Wagen saß, konnte man meinen bzw. musste man fürchten, dass sein Lebenslicht am Erlöschen begriffen sei. In Neuseeland wird übrigens pro Kopf das meiste Eis überhaupt konsumiert: 28,4 l pro Jahr; Italien liegt mit 8 Litern gerade mal auf Platz 9. Nicht bekannt war mir bis eben, dass auch Frankreich eine eigene Eistradition vorweisen kann: Die dortigen Sorten sollen sich wegen ihres Milchfettgehalts durch höhere Cremigkeit und "Schwere" auszeichnen. Und was ist mit Alaska und Nordkanada? Ist das nicht die Wiege des Eisessens, Stichwort Akutaq?
Bonus-fun-fact. Ich bin ja fleißiger Payback-Kunde. Neulich sah ich, dass man auch bei einem Onlineshop mit der Adresse Eis.[Top-Level-Domain] Punkte sammeln kann. 'Wie jetzt, ist das etwa ein Eiscreme-Lieferservice?', fragte ich mich. Doch ach, äh, nein, ist es nicht ...

Montag, 13. Juli 2020

MaMu

In den Durchsagen und auf den Infotafeln der Berliner Verkehrsbetriebe vernimmt man seit neuestem das Wort "Maskenmuffel". Gemeint sind Mitfahrende, die entgegen der Corona-Verordnung keine Mund-Nase-Bedeckung tragen und damit ein Bußgeld von 50 Euro riskieren. (Die entsprechende Strafandrohung fruchtet notabene überhaupt nichts: In einem einzigen U-Bahn-Waggon waren gestern mindestens 15 Unmaskierte unterwegs. Eine Ahndung dieses asozialen Verhaltens erfolgte laut Berliner Morgenpost seit Dienstag lediglich 15 Mal! In Frankfurt habe ich bislang noch niemanden ohne Mundschutz fahren sehen. Nun gut, dafür haben wir hier Opernplatz-Partys mit 2000 Leuten.)
Ich wollte wissen, wann und wo das Wort "Maskenmuffel" zum ersten Mal aufgetaucht ist. Es gibt ja bereits erste wissenschaftliche Aufsätze über die "Sprache der Pandemie" (zum Beispiel von Annette Klosa-Kückelhaus in Ausgabe 2/2020 des Sprachreports) und vermutlich eine Reihe laufender Studien und Forschungsprojekte. Bei "Maskenmuffel" erinnerte ich mich an das Wort "Gurtmuffel", das in linguistischen Einführungsveranstaltungen gerne als Beispiel für Bildungen mit sog. Halbaffixen herangezogen wird. Das Synonym für "Gurtverweigerer" hatte ich vorher gar nicht gekannt, obwohl es immerhin im Duden steht. Interessanterweise wurde neulich irgendwo, ich glaube, im Spiegel, Parallelen zwischen der Maskenpflicht und der allgemeinen Anschnallpflicht gezogen. Die Einführung der Gurtpflicht im Auto Anfang der 1970er Jahre muss bei gewissen Teilen der Bevölkerung für eine Empörung gesorgt haben, die mit jener der "Hygienedemo"-Fans von heute vergleichbar ist. Und so wurde das leicht verharmlosende/verniedlichende Affixoid "-muffel" produktiv.
Leider ist es nicht einfach, den Erstbeleg für "Maskenmuffel" in den Medien zu finden. Schränkt man die (News-)Suche bei Google zeitlich ein – lässt sich also etwa nur Meldungen von vor Februar 2020 anzeigen –, bekommt man trotzdem unzählige Ergebnisse aus der Covid-Krisenzeit angezeigt. Wenn nämlich rezente Nachrichten mit dem Wort "Maskenmuffel" im Titel unter alten Artikeln verlinkt werden (was automatisch geschieht), behält diese Seite weiterhin das alte, ursprüngliche Datum als Zeitstempel, obwohl auch (Teile) neue(rer) Inhalte darauf zu sehen sind.


Dennoch gibt es Anhaltspunkte dafür, dass "Maskenmuffel" in Bezug auf Mund-Nase-Bedeckungen eine taufrische Schöpfung ist. Der Ngram Viewer findet im deutschprachigen Corpus nullkommanull Belege, und die Google-Büchersuche stößt lediglich auf eine Stelle in Renate Matthaeis "Der kölsche Jeck" (2009), wo das Wort im Kontext von Karnevalsverkleidung verwendet wird.

Samstag, 11. Juli 2020

Ver(gul)arscht

Es ist schon zehneinhalb Jahre her, dass ich dies aufschrieb (damals war ich noch Fleischesser), aber es beschäftigt mich bis zum heutigen Tage:

Angekündigt war im Speiseplan der Mensa ein Gericht namens "Paprika-Gulasch". Bei diesem Wort denkt natürlich jeder sofort an Gulasch mit Paprika (zumal die Ungarn das, was wir unter Gulasch verstehen, Paprikás nennen). Was aber gab es? Gulasch aus Paprika! Also Paprika statt Gulasch, sprich: ein Gulasch ganz ohne Fleisch, was per definitionem gar nicht möglich ist! Das ist ja, als ob man Kräuterhacksteak ankündigt und dann ein "Steak" serviert, das lediglich aus Kräuterpampe besteht. (Okay, probieren würde ich so was durchaus.)

Dienstag, 7. Juli 2020

Wer die Nachtigall hört



Womöglich bin ich zu beschränkt, um den tieferen Sinn zu verstehen, aber auch nach circa zehnmaligem Lesen sagt dieses "Poem" doch nichts anderes aus als "Hört die Nachtigall, gar kunstreich ist ihr Gesang am späten Abend." Dass die Nachtigall (Vogel des Jahres 1995) recht apart trällert, ist doch keine allzu neue Erkenntnis, oder? Und das reimt sich nicht mal.

Nachtrag: Leser A. weist mich darauf hin, dass es sich um ein Haiku handelt, was mir hätte auffallen sollen, da ich ja weiß, dass diese Gedichtform in Abreißkalendern inzwischen etabliert ist. Ich erlaube mir das Urteil, dass es sich dennoch nicht um besonders tiefgründige Lyrik handelt.

Montag, 6. Juli 2020

Opa versteht Jugendsprache

Neulich spazierte ich zufällig an einer Tischtennisplatte vorbei, an der vier Kinder spielten, als eines von ihnen rief: "GG – good game!" Das hatte ich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gehört! "GG" zählte damals, Anfang der 2000er, zu den am häufigsten hervorgebrachten Respektsbekundungen in meinem Bekanntenkreis. Seine Ursprünge in der "Counterstrike"- und "Quake III Arena"-Szene habend, schwappte es nach und nach in sämtliche Bereiche des (Zusammen-)Lebens über. Das Kürzel wurde damals allerdings englisch ("Dschie-dschie") ausgesprochen, während die circa zehn- bis zwölfjährigen Kids im Park es deutsch artikulierten. Trotzdem erstaunlich, wie lange sich so etwas hält.

Samstag, 4. Juli 2020

Damast-read

Kleines Update zum Beitrag "Realität und Phantastik": In der dritten von George R.R. Martins Heckenritter-Novellen, "The Mystery Knight", kommt abermals ein Wort vor, das es in der Welt von "Eis und Feuer" gar nicht geben dürfte. Ein Kleidungsstück von Lord Butterwell wird beschrieben als "damask tunic", also als eine Tunika aus Damast. Nun geht dieses Wort, wie man sich denken kann, auf den Namen der syrischen Stadt Damaskus zurück (lateinisch Damascus > mittelenglisch damaske; das End-t der deutschen Entsprechung erklärt sich aus einer italienischen Nebenform damasto)*. Wie kann ein Gewebe, das seinen Ursprung in der Welt von uns Lesenden hat, nach Westeros kommen? Eine Entsprechung, eine unabhängige Parallelentwicklung, wie sie in Martins Saga mehrfach vorkommt, könnte ich ja mit Leichtigkeit akzeptieren, aber dann bitte unter einer anderen Bezeichnung!

PS: Ein wenig Googelei fördert zutage, dass die Stelle im Buch, auf die ich mich beziehe, nicht das erste Vorkommen von Damast im Werke GRRMs ist, aber es war anscheinend die erste, an der es mir aufgefallen/-gestoßen ist. In der deutschen Ausgabe ("Der geheimnisvolle Ritter") ist übrigens von "Lord Butterquells feinem Gewand" die Rede, doch taucht vorher das arabischstämmige Wort auch hier auf.

* Erfunden wurde Damast wahrscheinlich nicht in Damaskus selbst: "Während des 12. Jahrhunderts wurde der in Damaskus produzierte Stoff so populär, dass der Stoff den Stadtnamen übernahm." (Wikipedia); "While the fabric, the steel, and the damask rose probably did not originate in Damascus, their long association with the ancient city has nevertheless impressed itself upon the English language." (Merriam-Webster)

Donnerstag, 2. Juli 2020

Pop! goes the Riegel

Bei Aldi-Süd sprang mir ein neues Produkt ins Auge, das ich sofort mitnehmen musste: Popcorn-Riegel der Eigenmarke Knusperone.


Man kann sich zwischen süß und salzig entscheiden, und ich bin froh, die salzige Variante gewählt zu haben. Sie ist immer noch süß genug, rückt das Geschmackserlebnis aber befriedigend in die Trend-Ecke salted caramel & Co. Ohne nachgeschaut zu haben, mit wie vielen Kilokalorien dieser Snack zu Buche schlägt, kommt er mir sehr leicht vor, was an seinem luftigen Gewicht von 20 Gramm liegen dürfte. Damit ist er in drei bis vier Happen weggeknuspert. Der Nachgeschmack ist womöglich nicht jedermanns Sache: ein Goût von unbehandelter Kuhmilch, wie er mir in längst vergangenen Tagen begegnete, wenn meine Familie frisch gezapftes Melkgut vom Bauern in der Nähe unserer Datsche holte. Beim ersten Verzehr habe ich mich tatsächlich zu dem etwas forschen Urteil "Schmeckt wie Gülle!" hinreißen lassen; so arg ist's aber nicht. Ich vergebe 7/10 Punkten.