Samstag, 28. November 2020

Die besten Weblogs

Ich liebe es, dass ich diese Rubrik im Jahr 2020 immer noch befüllen kann, wenn auch sehr selten. Zumal das Blog, das ich vorstellen möchte, bereits 2018 ins Leben gerufen wurde. Aber erst jetzt bin ich darauf gestoßen.

The 'One SNL a Day' Project bietet genau das, was es verspricht: Der Autor, "Stooge", hat sich vorgenommen, jeden Tag (!) eine Ausgabe von "Saturday Night Live" zu schauen, zu rezensieren und zu bewerten. Stand heute hat er es bis zur 9. Episode der 38. Staffel geschafft, er dürfte das Projekt also nächstes Jahr abgeschlossen haben. Dafür gibt es von meiner Seite Respekt und Neid. Falls es jemanden interessiert: Ich selbst habe alle Folgen ab 30x01 bis zur aktuellsten (46x06) gesehen, außerdem Staffel 19 bis 27 komplett; durch 28 und 29 arbeite ich mich gerade durch, von Season 17 und 18 kenne ich nur einzelne Ausgaben. (Die "Beschaffung" dieser Show ist außerhalb Amerikas fast ein Ding der Unmöglichkeit.) Auf YouTube gibt es freilich viele Sketche aus vergangenen Jahren abzurufen, aber das ist für mich nicht dasselbe. Gespannt bin ich, ob das Blog auch nach dem faktischen Ende weitergeführt werden wird (dann halt mit einem Recap pro Woche). Nun heißt es aber erst mal: Archive binging!

Donnerstag, 26. November 2020

Käse-Epilog

Ganz vergessen zu erwähnen hatte ich im letzten Beitrag, dass, als ich vom Einkaufen zur Wagensammelstelle zurückkehrte, der Käse verschwunden war! Möglicherweise war auch der Wagen von jemandem mit reingenommen und der Käse an seinen ursprünglichen Platz gelegt worden (wodurch Rewe doppelt kassiert hätte). Oder die unachtsame Person ist sich ihres Versehens gewahr geworden und zurückgekommen, um ihr Eigentum doch noch einzustecken. Oder es hat sich halt jemand erbarmt und den Käse entsorgt. Auch wieder schade drum; ich bin absolut gegen Lebensmittelverschwendung. Vielleicht hat sich auch ein Tier das gute Stück geschnappt. Mäuse gibt es in Frankfurt zuhauf. Ach, wenn ich bloß nachgeschaut hätte, um welche Sorte es sich handelte! Ich wette, ihr habt schon gestern nach dieser Information gegiert wie ich jetzt nach Käse.

Mittwoch, 25. November 2020

Hinterlassenschaften

Weil mein gestriger Rewe-Einkauf etwas größer ausfallen sollte, nahm ich nicht wie üblich einen Tragekorb, sondern ging auf die Einkaufswagenstation im Freien zu, um mir einen Wagen zu schnappen. Dass ich Körbe bevorzuge, liegt nicht nur daran, dass meine Einkäufe in der Regel überschaubar sind, sondern auch daran, dass viele Leute glauben, in einem Wagen dürfe man alles liegen lassen, was man nicht mehr benötigt. Prospekte, Kassen- und Einkaufszettel sind ja ein gewohnter Anblick, ich fand aber auch schon Fenchel- oder Karottengrün und sonstige Pflanzenteile vor, auch nicht zurückgenommenes Leergut oder aufgeplatzte Joghurtbecher fristen in den abgestellten Wägen nicht selten ein unwürdiges Zwischendasein.
Gestern nun lag in dem Einkaufswagen, den ich herauszog, ein Stück Käse. Frisch verpackt, von der Käsetheke. Das war offensichtlich von einer Kundin oder einem Kunden in Eile vergessen worden und vermutlich noch konsumierbar.
Würde ich so weit gehen, ein gefundenes Käsestück einzustecken und mit nach Hause zu nehmen? Schließlich bin ich ein Sparfuchs und zudem kein Kostverächter. Doch ich kann Entwarnung geben: Nein, ich rührte dieses Lebensmittel nicht an und benutzte stattdessen einen anderen Wagen.

Montag, 23. November 2020

Traumprotokoll: Fenster

Kurzer, aber sehr intensiver Traum: Ich habe irgendwie Rudy Giuliani in meine Gewalt gebracht, fahre mit ihm in einem Aufzug in das oberste Stockwerk eines Gebäudes und drohe, ihn aus dem Fenster zu schmeißen, wenn er nicht sofort aufhört zu nerven. Das Besondere an Rudy ist, dass er lediglich aus einem Kopf besteht, den man in eine Art Goldfischglas getan hat, was ihn aber nicht daran hindert, gewohnt fahrig und ungezügelt vor sich hin zu stammeln. Er macht mich immer wütender, trotzdem lasse ich schließlich von ihm ab, weil ich einkaufen muss.
 

Samstag, 21. November 2020

Tür in Tür (3+4)

Die Sammlung wächst! (Vielen lieben Dank an Leserin L.)


Donnerstag, 19. November 2020

Vertr[a/i]ckt

Es macht mich kirre, wenn das Kreuzworträtsel so uneindeutig ist!

Laut der Lösung auf der Rätselseite der folgenden Woche wäre Track die korrekte Lösung gewesen. Wie zum DKuckuck hätte ich darauf kommen sollen?!

Dienstag, 17. November 2020

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

The Tall Man
Man sollte sich nicht vom Titel oder vom Plakat zu der Annahme verleiten lassen, bei dem "Großen Mann" handele es sich um einen Slenderman-Abklatsch. Er dient lediglich als loser Aufhänger, um ein leicht angegruseltes Provinz-Drama mit einem ganz cleveren Twist zu erzählen – das mich unterm Strich trotz allem kalt gelassen hat. Womöglich lag es an den farblosen Figuren oder der unangenehmen "Schwere", die auf allem liegt. Buch und Regie stammen übrigens von Pascal Laugier, dem Franzosen, der 2008 mit "Martyrs" einen der drastischsten Schocker inszeniert hat, die ich je gesehen habe.

1917
Dass Sam Mendes' Erster-Weltkriegs-Episode mitreißend sein würde, hatte ich geahnt, schließlich war vorher bekannt, dass es die lebensgefährliche Mission zweier junger britischer Soldaten im (scheinbaren) One-Cut zeigen würde. Nun, es stimmt nicht ganz: Ein harter Schnitt teilt es in zwei Akte, was dem Pacing guttut und Abwechslung in der Lichtstimmung zulässt. Nach den knapp zwei Stunden ist man außer Atem und gleichzeitig gerührt.
Eine Besetzungs-Entscheidung dürfte "Game of Thrones"-Fans wagemutig, wo nicht gar frevelhaft erscheinen (leichter Spoiler): Eine der beiden Hauptfiguren, neben George MacKay, ist Dean-Charles Chapman, der in GoT Tommen Baratheon verkörpert hat, und dessen Bruder wird gespielt von Richard "Robb Stark" Madden!

Ich. Darf. Nicht. Schlafen. (OT: Before I Go To Sleep)
Kurioser Zufall: Sowohl Dean-Charles Chapman als auch Mark Strong, der bei "1917" eine kleine Nebenrolle innehat, sind in diesem Psycho-Verwirrspiel an der Seite von Nicole Kidman zu sehen. Eine an Gedächtnisverlust leidende Ehefrau muss Geheimnisse und Lügen ihrer Vergangenheit aufklären, was ein wenig an "Memento" erinnert und den deutschen Titel leicht irreführend erscheinen lässt. Solide Zwischendurch-Spannung bekommt man allemal geboten.

Mortal Engines - Krieg der Städte
Von dieser Verfilmung des gleichnamigen Young-Adult-Steampunk-Fantasy-Romans hatte ich mir nichts erhofft außer extrem leicht konsumierbarer Trash-Unterhaltung, die wenigstens nett anzuschauen ist. Letzteres immerhin wurde eingelöst: Die Darstellung der Städte auf Rädern (jawoll, das ist die Prämisse, liebe Lesende aus der Zukunft!) ist visuell gelungen. Die Geschichte hat jedoch kaum Substanz, was der dünnen Vorlage (293 Seiten) geschuldet sein mag; wobei das Autorentrio Peter Jackson / Fran Walsh / Philippa Boyens es ja auch geschafft hat, den "Kleinen Hobbit" auf neun wenn nicht epische, so doch vergnügliche Stunden auszuwalzen. Dass der Hauptdarstellerin Hera Hilmar der womöglich erhoffte Kristen-Stewart-gleiche Durchbruch mit dieser Gurke verwehrt war und bis auf weiteres wohl auch bleiben wird, tut mir ein bisschen leid.

Lost Bayou
Dieses Südstaaten-Drama mit Mystery-Touch dürfte die meisten eher ermüden, aber da mich das Leben in den Sümpfen Louisianas schon immer fasziniert hat, hatte diese ungeschönte, in ihrer Tristesse sehr lebendige Darstellung der Bayous eine regelrechte Sogwirkung auf mich. Wie von einem Sog wird man auch heruntergezogen, aber am Ende tastet sich ein Silberstreif über das Hausboot, das den Dreh- und Angelpunkt der Familiengeschichte bildet.

Irresistible
Eine Politsatire IN DIESEN ZEITEN, von einem Meister seines Faches – da kann doch gar nix schiefgehen, möchte man meinen. Leider sind die Kritikpunkte der zahllosen Negativ-Reviews nicht von der Hand zu weisen: Jon Stewarts Komödie ist zahnlos, unausgegoren, missing the point und fühlt sich an wie während der mittleren Bush-Jr.-Ära entstanden. In meiner Erinnerung war sogar der 2004er-Flop "Willkommen in Mooseport" mit Ray Romano bissiger. Auch die Auflösung am Ende vermag nichts zu retten. Wenigstens Steve Carell ist (wie immer) als Pluspunkt verbuchen.

Gemini Man
Ich hätte Will Smith ein starkes Comeback gegönnt, am liebsten in einer tragischen Rolle wie in "Sieben Leben" oder "Das Streben nach Glück". In "Gemini Man" hat er sich dann aber einmal mehr im Actionfach versucht, und an seiner Performance gibt es nichts zu mäkeln. Überhaupt geht es zünftig und scheppernd zur Sache; mich persönlich ermüden lange Kampfsequenzen und Verfolgungsjagden ja beizeiten, aber nach wessen Geschmack derlei ist, der kommt auf seine Kosten. Ich habe Ang Lees Spektakel v.a. deswegen eine Chance gegeben, weil mich der technische Aspekt der Prämisse neugierig gemacht hat: Auf den Helden (Smith) wird ein 25 Jahre jüngerer Klon gehetzt, der ebenfalls von (einem digital verjüngten) Will Smith gespielt wird. Ja, schon stellenweise beeindruckend, doch etwas mehr Handlung hätte ich mir gewünscht.

Happy Happy Joy Joy: The Ren & Stimpy Story
Eine äußerst aufschlussreiche Dokumentation über den anarchischen und wegweisenden Nickelodeon-Cartoon "The Ren & Stimpy Show", von dem ich damals überhaupt nicht fassen konnte, dass so etwas im Kinderfernsehen möglich ist. Das Haupt-Augenmerk liegt auf dem mindestens exzentrisch zu nennenden (das Adjektiv broken ist nicht unpassend) Ren-&-Stimpy-Schöpfer Jon Kricfalusi. Es gibt schonungslose Interviews mit Weggefährten, aber auch mit ihm selbst, so dass nie der Eindruck mangelnder Fairness oder Einseitigkeit entsteht.

Amerikanisches Idyll (OT: American Pastoral)
Ewan McGregor gibt sein Regiedebut und spielt selbst darin mit. Er mimt einen ehemaligen High-School-Sportler mit dem Spitznamen "Der Schwede", der in den 1960er Jahren mit einer sich entfremdenden, erst in die Anti-Kriegsbewegung, dann in den gewalttätigen Anarchismus (und schließlich in den Jainismus; hä?) abrutschenden Tochter (Dakota Fanning) zu hadern hat. Irgendwie wirkt diese Familiensaga unentschieden und überfrachtet, verliert sich in zu vielen (gesellschaftlichen) Problemen und scheint nicht recht zu wissen, wohin. Mir schien es, als hätte das alles viel "epochaler" ausfallen können. Womöglich ist aber auch schon die Vorlage von Philip Roth nicht ganz "rund".

Once Upon a Time In... Hollywood
Die Frage nach Quentin Tarantinos schlechtestem Werk werde ich fürderhin leicht beantworten können! Verbeugungen vor dem Old Hollywood habe ich schon deutlich gelungenere gesehen. Die Dialoge, die Tarantino doch in der Regel famos beherrscht, flogen mir in ein Ohr hinein und aus dem anderen heraus, ohne etwas auszulösen – na ja, nicht ganz: Vereinzelt fragte ich mich, ob man im Jahr 1969 dieses oder jenes wirklich so formuliert hätte. Auch irritierte mich, dass an einer Stelle jemand vorschlägt, Pizza nach Hause zu bestellen; ich konnte keine Hinweise darauf finden, dass das vor den Achtzigern schon möglich gewesen ist, aber man möge mich korrigieren. Überhaupt betreibt dieses schön ausgeleuchtete und wie immer erstrangig besetzte Märchen ja alternative Geschichtsschreibung. [Spoiler] In der Tat gefiel mir am besten, dass das Manson-Massaker im Hause Tate eben nicht korrekt (und gratuitously gewaltverherrlichend) nachgestellt wurde, was unsensibel und tonal unpassend gewesen wäre (looking at you, "American Horror Story"!), sondern einen herrlich befriedigenden und tarantinoesk überzeichneten Verlauf mit umgekehrten Vorzeichen nimmt. Aber bis dahin habe ich mich über die Maßen gelangweilt.

Sonntag, 15. November 2020

eBay und ich

Am 2.6.2008 notierte ich dies:
eBay ist toll! Heute erhielt ich per Post ein Dankesschreiben mit drei Kühlschrankmagneten in Form und Farbe meiner bisher erreichten Bewertungssterne (gelb, türkis, blau). Auch bekam ich - schon zum zweiten Mal dieses Jahr - einen 10€-Gutschein für PayPal. Da verschmerzt man sogar, dass man als Verkäufer keine negativen Bewertungen mehr abgeben darf.
Was ich mit "Gutschein für PayPal" gemeint habe, weiß ich nicht mehr. War es PayPal-Guthaben, i.e. echtes Geld? Die Magneten jedenfalls kleben immer noch an meiner Kühlschranktür. Inzwischen bin ich seit fast 19 Jahren bei eBay angemeldet und immer noch aktiv, wenn auch weniger als damals, aber Kühlschrankmagneten oder irgendwelche anderen Geschenke habe ich nie wieder bekommen. Stolz bin ich darauf, 100 % positive Bewertungen vorweisen zu können. Was mich ärgert: Während ich ganze 376 Bewertungen abgegeben habe, wurde ich selbst nur 342 mal bewertet. Können sich die Leute nicht mal einen Ruck geben und eine halbe Minute in das Runtertippen ein paar freundlicher Dankesworte investieren, wenn sie mit der Transaktion zufrieden waren (und warum sollten sie das bei mir nicht gewesen sein)?

Festhalten muss ich zum Schluss noch, dass in der wilden Anfangszeit der Online-Auktionen einmal ein offenbar echter Schrumpfkopf angeboten wurde. Startgebot: 5000 Euro.

Freitag, 13. November 2020

Es artet aus

Schon ist die nächste Neuentdeckung einer Spezies zu vermelden! Der Popa-Langur ist "jetzt" eine Affenart aus dem Tribus der Schlankaffen. Forscher vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen (was es alles gibt!) stellten nach "genetischen und morphologischen Analysen von Museumspräparaten" im Abgleich mit Kotproben (der fraglichen Tiere) fest, "dass einige der vermeintlich der Spezies Trachypithecus phayrei zugeordneten Proben und Exemplare nicht zu den anderen passten". (scinexx.de)
Heimisch ist der Popa-Langur in Myanmar. Dort leben leider nur noch 200 bis 250 Exemplare der bedrohten Meerkatzenverwandten in vier isolierten PopaPopulationen.

Mittwoch, 11. November 2020

Die neuen Gleiter sind da!

Am Sonntagmorgen wurde mir eine Meldung des Sydney Morning Herald in die Timeline gespült, die bereits am Freitag veröffentlicht worden war und im Rest der Welt erst in den kommenden Tagen verbreitet werden sollte. (Es gab halt zu der Zeit wichtigere Vorgänge.) Quintessenz: In Australien wurden zwei neue Beuteltierarten entdeckt! Liest man weiter als bis zum Ende der Überschrift, offenbaren die entsprechenden Artikel, dass man sich nun keineswegs den überraschenden Fund zweier völlig unbekannter Marsupialiae im Eukalyptus-Dickicht vorzustellen hat. Vielmehr wurde durch DNA-Analysen bestätigt, dass es neben dem Südlichen Großflugbeutler (Petauroides volans) zwei weitere Arten des greater gliders gibt, nämlich den Nördlichen und den Mittleren Großflugbeutler. Bisher war man von einer einzigen Spezies mit lediglich hoher Varianz hinsichtlich der Körpergröße ausgegangen.

Das alles ändert nichts am Cuteness Overload dieser Nachricht. Die opossum-großen, furby-ähnlichen Riesengleitbeutler, wie ihre Gattung auf deutsch heißt, können bis zu 100 Meter am Stück "fliegen" und sind wegen der anhaltenden Buschbrände Down Under stärker in den Fokus der Biodiversitätsforschung getreten. Wir begrüßen Petauroides armillatus und Petauroides minor recht herzlich in der Klasse der Säugetiere!

Montag, 9. November 2020

Auf der Suche nach dem verlorenen Teilchen

Wusstet ihr, dass Marcel Prousts À la recherche du temps perdu nicht nur unter dem Titel "Remembrance of Things Past" ins Englische übersetzt wurde, sondern auch als "In Search of Lost Time"? Also ich nicht! Bei mir hat auch noch nie eine Madeleine lange Assoziationsketten ausgelöst, über die ich schreiben könnte, dafür aber muss ich seit vergangener Woche anlasslos an Mandarinen-Quarkplunder denken, und zwar konkret an jene, die es im Café der Neuen Mensa meiner Alma Mater zu kaufen gab. Wenn ich zwischen der 4. und der 6. Doppelstunde, also zwischen 14.30 und 16.40, keine Lehrveranstaltung hatte, aber auch keine Lust, nach Hause zu gehen (was ich hätte tun können, denn ich wohnte nur zehn Fahrradminuten vom Campus entfernt), holte ich mir in ebenjener Cafeteria oft eine Tasse Kaffee und dazu einen Mandarinen-Quarkplunder, setzte mich an einen Tisch, las irgendwas (nicht Proust) und vesperte gemütlich. Manchmal kam das Gebäck frisch aus dem Ofen, warm schmeckte die Quarkfüllung noch köstlicher.

Inzwischen ist das ganze Mensagebäude leer und verschlossen, der Betrieb stillgelegt, und ich wohne eh in einer anderen Stadt. Diese schönen Nachmittage werde ich mithin nie wieder nacherleben können, allein in meiner immer blasser werdenden Erinnerung. Wir befinden uns in der Ära der Ablenkung, der Dauerbeschallung und des Eindrucks-Overflows, so dass uns droht, zu vergessen, hin und wieder nichts zu tun als in uns zu gehen und Vergangenes zu rekapitulieren, Momente des Glücks gedanklich nachzuspielen. Schreiben hilft auch – selbst wenn dann aus einem Stück Zwieback eine Madeleine wird oder werweiß aus einem Plunder ein Krapfen.

Themenwechsel! Gustave Flauberts Roman Éducation sentimentale erfuhr kürzlich eine Neuübersetzung ins Deutsche durch Elisabeth Edl und heißt jetzt "Lehrjahre der Männlichkeit". Die Frage der Süddeutschen Zeitung, ob das ein "Auswuchs der Genderdebatte" oder ein "philologischer Scoop" sei, interessiert mich weniger als folgende Passage aus dem dazugehörigen Artikel: "Das Problem liegt schon im Titel des Originals begründet, einem Titel, um den Flaubert lange gerungen hatte, dem aber schon Marcel Proust in seinem bahnbrechenden Essay über den Stil Flauberts attestiert hat, dass er 'grammatisch' inkorrekt sei." Wer kann mir erklären, was es mit diesem Vorwurf auf sich hat und wieso "grammatisch" in Anführungszeichen steht? Im engeren Sinne scheint es mir grammatisch korrekt zu sein: éducation ist ein feminines Substantiv im Singular und das Adjektiv sentimentale dazu astrein kongruent. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass ich meine letzte Französisch-Lektion nicht mal in der Uni, sondern in der Schule hatte, und so weit möchte ich nun wirklich nicht zurückdenken!

Samstag, 7. November 2020

Präsidiales und Präsidentielles

Gestern tauschte ich, aus gegebenem Anlass, mit meinem Freund und Ex-Kollegen Michael Ziegelwagner faszinierende Fakten über Staatsoberhäupter aus.
Während Deutschland sich gerade mal einen einzigen Altkanzler (G. Schröder) hält, gibt es in Österreich derzeit mehr lebende als tote Bundeskanzler! Dafür hat Frank-Walter Steinmeier immerhin drei quicklebendige Vorgänger; Österreich könnte, sollte der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer (* 1938) in nächster Zeit sterben, ganz ohne Ex-Präsidenten dastehen, ein Zustand, der in Amerika zuletzt 1933 unter Herbert Hoover herrschte. Rumgesprochen haben sollte sich auch inzwischen dies (zitiert nach Ziegelwagners Facebook-Pinnwand): "Joe Biden wäre ein Präsident, der einen jüngeren Vorgänger ablöst, der einen jüngeren Vorgänger abgelöst hat (Biden Jg. 1942, Trump Jg. 1946, Obama Jg. 1961). Das wäre allerdings nicht das erste Mal: Woodrow Wilson folgte 1913 auf den 1 Jahr jüngeren William Howard Taft, der seinerseits auf den 1 Jahr jüngeren Theodore Roosevelt gefolgt war." Und: "Präsident Biden wäre dann auch älter als sämtliche lebenden Ex-Präsidenten - Trump, Obama, Bush, Clinton. Einzige Ausnahme: Jimmy Carter, der wirklich sehr, sehr alt ist." Und mit Biden hätten haben die USA erstmals einen Präsidenten, der während des 2. Weltkriegs geboren worden ist. Erwähnenswert auch: Als Willy Brandt als Kanzler vereidigt wurde, lebten nicht nur noch zwei seiner direkten Amtsvorgänger (Erhard und Kiesinger; Adenauer war 1967 verschieden), sondern auch noch ein Reichskanzler der Weimarer Republik (Brüning; von Papen war ein paar Monate zuvor gestorben) sowie der heute vergessene "Leitende Minister der Geschäftsführenden Reichsregierung" Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk!
Sodann fragten wir uns, welcher US-Präsident als letzter lediglich auf Gemälden verewigt ist. Man lese und staune: Auch wenn die Wikipedia-Liste der "Presidents of the United States" Andrew Jackson, Präsident Nr. 7, gezeichnet aufführt, existiert doch mindestens eine (späte) Daguerreotypie von ihm. Auch John Quincy Adams, der 6. Präsident, wurde bereits fotografiert, wenn auch ebenfalls nicht während seiner Amtszeit (1825-1829), sondern "c. 1843-48". Nun findet man sogar (u.a. im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag) von dessen Vorgänger James Monroe (1817-1825) eine angebliche Daguerreotypie, jedoch keinerlei Hinweise auf die Entstehungszeit. Monroe lebte von 1758 bis 1831, Louis Daguerre stellte sein Verfahren 1839 vor, auf 1838 datiert das offiziell erste Foto von Menschen. Zwar gab es auch davor erfolgreiche Aufnahme-Experimente (die sog. Heliographie des berühmten Pariser Fensterblicks stammt von 1826), aber tatsächlich scheint JQA anno 1844/45 der erste fotografisch festgehaltene POTUS zu sein. Krass, was?

Donnerstag, 5. November 2020

Namen, die man nur in den Todesanzeigen der FAZ findet

Wow! Ein Vertreter einer Familie, die aus dem Kreuzworträtsel bekannt ist ("Märkisches Adelsgeschlecht" mit 5 Buchstaben), und obendrein ein Name, der sich zur TMNT-Titelmelodie singen lässt!

Dienstag, 3. November 2020

Zweierlei Süßes

1. Helmos Griechischer Orangenhonig
Dieses Importprodukt benötigte ich für ein Backrezept. Und bevor jetzt jemand sagt "Aber, Torsten, wer gibt denn 13,73 € für ein halbes Kilogramm Honig aus, der sich in einem Kuchen sowieso nicht geschmacklich bemerkbar macht?", möchte ich darauf hinweisen, dass in diesen Kuchen zusätzlich zu griechischem Orangenblütenhonig auch normaler Honig kommt, und wer wäre ich, mir anzumaßen, aus zwei Zutaten eine zu machen? Nein nein, es musste schon dieser sein, denn das, was übrig bleibt, soll ja auch schmecken, wenn ich es mir aufs Brötchen schmiere oder in den Joghurt rühre. Gut gefällt mir, dass die flüssige Masse einigermaßen schnell kristallisiert, so dass sich permanent gleich zwei Aggregatzustände des Immengoldes gustatorisch die Hand reichen. Erinnert mich an den Bienennektar, den mein Großvater Jahr für Jahr massenweise produzierte! Schmeckt man nun konkret Orangen heraus? Nein, ein Zitrusaroma vermag ich nicht zu erkennen. Trotzdem ist er irgendwie ... anders, im positiven Sinne. Gesundheitsfördernd soll er, wie alles aus dem Mittelmeerraum, obendrein sein.


2. Le Carré Normand Karamellkekse
Hier macht schon der Produktname einen edlen Eindruck! Tatsächlich können es diese französischen Kekse aus dem Hause Biscuiterie de l'Abbaye preislich mit der schottischen Konkurrenz von Walkers aufnehmen. Man investiert hier aber auch in einen superben Knabbergenuss. 27,5 % Butter aus der Normandie und 10 % Salzkaramell mit Crème fraîche von ebendaher sprechen für sich. Ich bin stolz darauf, drei Mal die Disziplin aufgebracht zu haben, nach drei Keksen aufzuhören (ja, mehr als neun sind leider nicht in einer Packung).


Sonntag, 1. November 2020

Serientagebuch 10/20

01.10. The Capture 1.01
04.10. The Capture 1.02
05.10. Lovecraft Country 1.03
06.10. Family Guy 19.02
07.10. The Capture 1.03
08.10. The Capture 1.04
10.10. The Marvelous Mrs. Maisel 2.09
The Marvelous Mrs. Maisel 2.10
11.10. The Capture 1.05
12.10. Family Guy 19.03
The Capture 1.06
Lovecraft Country 1.04
13.10. Devs 1.01
Devs 1.02
14.10. Devs 1.03
16.10. Devs 1.04
Devs 1.05
The Simpsons 32.01
The Simpsons 32.02
17.10. Devs 1.06
Lovecraft Country 1.05
18.10. Devs 1.07
Devs 1.08
19.10. The Simpsons 32.03
The Simpsons 32.04
20.10. The Terror 2.01
21.10.
The Marvelous Mrs. Maisel 3.01
The Marvelous Mrs. Maisel 3.02
22.10. Norm 3.01
25.10. The Terror 2.02
27.10. Norm 3.02
Family Guy 19.04
The Terror 2.03
28.10. Lovecraft Country 1.06
29.10. This Is Us 5.01
30.10. This Is Us 5.02

Mit The Capture wurde meine Sucht nach britischen Thrillerdramen ganz gut gestillt, während ich auf die 5. Staffel von "Line of Duty" wartete (was ich immer noch tue). Beim Schauen dieser Mini- bzw. nach UK-Standard normal langen Serie muss man sich wie bei jener tüchtig konzentrieren, um dem wendungsreichen Plot zu folgen. Die dabei verhandelten Stoffe sind aktuell, wenn auch nicht "2020-aktuell": Es geht um Überwachung, Deep Fakes, importierten Terrorismus, Geheimdienste und mehr; am besten, man weiß vorher so wenig wie möglich über die Prämisse.
Nach sechs Episoden bin ich mit Lovecraft Country nun doch einigermaßen warm geworden. Ich möchte wissen, wie der Zehnteiler endet, auch wenn mir der Spagat zwischen übernatürlichem Pulp und gewichtigem social commentary oftmals reichlich tolpatschig ausgeführt erscheint. Man sollte jedenfalls nicht den Fehler machen, aufgrund des Titels subtilen Gothic-Grusel oder cosmic horror zu erwarten. Auch die Effekte überzeugen nicht immer; wenn sie es tun, dann aber richtig. Nichts auszusetzen ist am Cast.
Am heftigsten in den Bann gezogen hat mich diesen Monat Devs. Vor allem die Musik und die visuellen Ideen entwickeln von Anfang an eine beachtliche Sogwirkung, und positiv überrascht war ich von Nick Offerman, der tatsächlich noch andere Rollen als Ron Swanson drauf hat. Die zugrundeliegende Philosophie (von der Technik ganz zu schweigen) ist allerdings komplett balla-balla: eine extreme Auslegung des Determinismus, die jeder minimal belesene Mensch mit normaler Lebenserfahrung easy vom Tisch fegen kann. Doch das ist verzeihlich, ja ich habe sogar Lust auf "Ex Machina", das Regiedebut von Serienschöpfer Alex Garland ("Auslöschung"), und dessen wissenschaftliche Basis bekommen.
Die 32. (uff!) Staffel der Simpsons ist insoweit wagemutig, als drei der vier ersten Folgen keine regulären Springfield-Abenteuer sind, sondern in Paralleluniversen spielen bzw. historische Geschichten nacherzählen. Nun ja, mindestens einen Lacher gab es dabei jeweils, das ist ja schon was.
"Uff!" habe ich auch bei This Is Us gedacht, als nämlich die angekündigten Bezüge zur aktuellen Weltlage sicht- und hörbar wurden. Bereits in der ersten Szene kam die Corona-Pandemie zur Sprache – in einem Dialog, der im Finale der vierten Staffel begonnen hatte (welches im März 2020 ausgestrahlt wurde, mithin als Covid bereits die Nachrichten dominierte, ohne dass das in der "This Is Us"-Welt eine Rolle gespielt hätte; aber okay, wochenaktuell kann man so eine Serie halt nicht produzieren). Ich sehe natürlich ein, dass man globale Entwicklungen gewissen Ausmaßes (auch "Black Lives Matter" spielt eine Rolle) in einer Familiensaga, die im Hier und Jetzt angesiedelt ist, nicht ausklammern kann, dennoch hoffe ich, dass unsere deprimierende Realität in erträglichen Dosen zum Vorschein kommt – "This Is Us" ist auch ohne sie traurig genug.
Zur zweiten Staffel von The Terror (die keine Fortsetzung der ersten darstellt, sondern ein eigenständiges installment innerhalb einer Anthologiereihe ist) äußere ich mich voraussichtlich nächstes Mal, ebenso zum Rest.