Donnerstag, 31. Dezember 2020

Eine Silvestergeschichte (1/2)

Familie Schakal war außer Puste. Mutter Sylphe, Vater Franz, Tochter Frenja und Sohn Eins kamen überein, dass es Zeit für eine Pause sei. Seit den frühen Nachmittagsstunden hatten sie geschuftet, allmählich wurde es dunkel. Nun gut, das bedeutete, dass die vier lediglich zwei Stunden gearbeitet hatten, denn langes Ausschlafen war ihnen auch am Silvestertage heilig. Trotzdem war allerhand zu tun gewesen. Um sich an diesem außergewöhnlichen Jahreswechsel ein Quentchen Routine vorzugaukeln und Ablenkung zu schaffen, hatten sich die Schakals vorgenommen, extra viel Mühe in ihre Feier zu stecken.

Die Mutter rollte Mini-Maiskölbchen in Bierschinken ein; der Vater zauberte aus Möhren, Käse, Rosinen und gekochten Eiern essbare "Mäuse"; die Kinder setzten verschiedene Bowlen an (das hatten sie in einer Ausgabe von "Checker Julian" im KiKa gelernt, weil in diesem Jahr war eh alles egal). "Also, 15 Minuten Pause", schnaufte Vater Franz. "In der Zwischenzeit können wir uns überlegen, was alles auf die Playlist soll. Welche Lieder oder Alben fallen euch ein?" – "'Auld Lang Syne' in ganz vielen Versionen!", sagte Sohn Eins. – "Den 'Jurassic Park'-Soundtrack", schlug Mutter vor. – "Alles von Hanne Haller!", warf Frenja ein. – "Fein, fein, fein", freute sich Franz, "und gegen die Chipmunks habt ihr sicher auch nichts?" Da klingelte es an der Tür. Der Vater sprang von seinem Hocker auf und bedeutete seinem Filius, ihm zur Tür zu folgen.

"Lieferung für Schakal!", tönte es vom Grundstückstor bis zur Haustür hinüber, bevor die beiden Letztere geöffnet hatten. Franz lächelte vorfreudig und rief dem Lieferanten zu: "Lassen Sie das Paket ruhig vor dem Tor stehen, mein Sohn und ich tragen es gleich nach hinten in den Garten." – "Das ist nett", sagte der Mann hörbar erleichtert durch seinen Mundschutz hindurch. "Es ist wirklich sehr schwer. Was ist das überhaupt? Halt, sagen Sie's nicht, das geht mich nichts an. Ich liefere bloß pünktlich die Ware aus und stelle keine Fragen. Wird schon seinen Zweck haben, dass Sie heute, an Silvester, so ein monströses Ding erwarten ..." – "Ganz recht, junger Mann", nickte Franz und steckte dem Fahrer zwinkernd einen selbstgebastelten Fantasie-Geldschein zu ("30 Danke-Dollar"). – "Junger Mann?", erwiderte dieser. "Ich bin 67. Heute ist mein letzter Arbeitstag. Ich muss auch schon weiter, eine Europalette mit leicht zerbrechlicher Ware nach Rastatt bringen. Ach, wissen Sie was? Ich glaube, die schneide ich auf. Das interessiert mich jetzt doch, was da drin ist. Ich kann ja später behaupten, die Umverpackung sei beim Transport beschädigt worden. Von einem Marder!" Doch dieser Monolog entging Vater und Sohn bereits, hatten sie doch direkt behände zugepackt und die mysteriöse Lieferung in den Garten gewuchtet. Daher bekamen sie auch nicht mit, wie der Lieferwagen kurz darauf am Horizont in einer schwarzen Rauchwolke aufging (was für die Geschichte aber nicht wichtig ist).

"Es ist tatsächlich angekommen!", jubilierte Sylphe. "Auf ███ ist eben Verlass." – "In der Tat", sekundierte Franz. "███ ist nun mal der landesweit schnellste Versandservice." – "Kein Wunder, dass ███ regelmäßig die Bestnote in der Kategorie Zuverlässigkeit der Zeitschrift Logistik Heute erhält", merkte Eins an. Und Frenja schrie: "Ein Hoch auf ███!" Gemeinsam befreiten sie den massigen Inhalt von seinem Pappmantel. Zum Vorschein kam: ein Block Blei.

"Ab in die Wanne damit", drängte Frenja. Ebenjene Wanne schob Mutter Sylphe sogleich aus dem Geräteschuppen: ein rollbares Metallgefäß ähnlich einer Schubkarre, aber mit mehr Volumen, auf Baustellen zum Sammeln und Transportieren von Schutt oder Ziegeln verwendet. Franz hatte sie von einem befreundeten Polier geliehen, hatte aber nicht vor, sie zurückzugeben. Gemeinsam beförderten die vier den Bleiklumpen in die Wanne und entfachten darunter ein Feuer, um ihn bis spätestens 24 Uhr schmelzen zu lassen. "Klasse Idee, diese sogenannte Gelfeuerstelle", lobte Eins den praktischen Brenntopf aus Edelstahl. "Die Flammen können wir lodern lassen, ohne uns Sorgen machen zu müssen."

Gänzlich unbeaufsichtigt lassen konnten die Schakals die Apparatur freilich nicht. Hin und wieder musste das Blei gewendet bzw. umgerührt werden. Das Ziel dieses Experiments hat die werte Leserin, der werte Leser bestimmt längst erraten: Die Familie hatte vor, das spektakulärste Bleigießen aller Zeiten zu veranstalten. Hintergrund: Im Jahr 2020 hatte die Regierung den Verkauf von Feuerwerkskörpern und das Böllern in der Öffentlichkeit untersagt. Einige Kommunen hatten ihre Einwohner zu mehr oder weniger einfallsreichen Alternativen angeregt: In Kiel sollten alle Haushalte um Punkt 22 Uhr ihre Mikrowelle laufen lassen; in Herne wollten die Einheimischen zu jeder vollen Stunde das Wort "Rakete" aus dem Fenster brüllen. Solche Ersatzrituale waren den Schakals zu doof, und so hatten sie diese Sonderform des Schwermetall-Orakels ersonnen, welches ohnehin eine liebe Tradition in ihrem Hause war.

Die Zeit schritt stracks voran. Man unterhielt sich, spielte Kniffel, das Buffet war um Party-Champignons, Quäse-Pumpernickel und Salami im Blätterteig ergänzt worden und die Playlist um eine längere Screamo-Strecke. Der 18-jährige Sohn und die fünfjährige Tochter gingen abwechselnd alle 15 Minuten ins Freie, um nach dem Blei zu sehen, das sich inzwischen anständig verflüssigt hatte. "Ich glaube, wir können!", verkündete Frenja, als sie von draußen zurückkam. Es war kurz nach halb zwölf. "In Ordnung, lasset uns gießen", bestimmte Mutter Sylphe. "Danach machen wir eine Polonäse."

Man begab sich zu der verheißungsvoll dampfenden Bleiwanne und positionierte sie am Beckenrand des Swimming-Pools. Der Vater zog sich zwei rot-weiß-karierte Ofenhandschuhe an. "Ich werde das flüssige Metall mit einem Ruck ins Wasser gießen. Das Gebilde, das entsteht, wenn sich das Blei verfestigt, soll symbolisch voraussagen, wie unser aller 2021 werden wird. Womöglich sehen wir ein Flugzeug, das steht dann für eine Fernreise. Oder einen Sarg, der unseren sicheren Tod ankündigt ..." – "Mensch Papa", maulte Sohn Eins, "mach hin! Wir wissen, wie Bleigießen funktionert." – "Das war doch nur für die Lesenden, die erst jetzt eingestiegen sind", rechtfertigte sich Franz. "Aber gut. Achtung ... fertig ... hopp!" Das heiße Grau ergoss sich wie ein Lavastrom im Zeitraffer in den Pool. Ein scharfes Zischen begleitete die nahezu augenblickliche Änderung des Aggregatzustands. Sobald es verklungen war, sprangen die vier Schakals in das Schwimmbecken, tauchten auf den Grund und bargen den verhärteten Bleibatzen. Als sie ihn auf die Wiese fallen ließen, trauten sie ihren Augen kaum: Vor ihnen lag eine bleierne Skulptur, die exakt so aussah wie der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Wiefelspütz.

Fortsetzung folgt.

Sonntag, 27. Dezember 2020

Das Lucas-Evangelium

Dies ist eine Art Fortsetzung meiner kleinen Reihe mit Beobachtungen zum Aufeinandertreffen von Realität und Phantastik; diesmal nicht die Welt von Eis und Feuer, sondern einen vergleichbar großen Kosmos betreffend.

Dass "Star Wars" vereinzelt biblische Motive und Parallelen zum Alten Testament aufweist, ist bekannt. Jedoch habe ich in einem der jüngsten Ableger des Franchise', der Serie "The Mandalorian", zwei Anhaltspunkte dafür gefunden, dass das Christentum bzw. dessen heilige Schriften in der "weit, weit entfernten Galaxis" tatsächlich bekannt (gewesen) sein könnten. In Kapitel 5 ruft Peli Motto, die von Amy Sedaris verkörperte Mechanikerin mit Südstaaten-Anmutung, "Geez!". Dass man ihr keinen lore-internen Ausdruck wie den oft gehörten Fluch "Dank farric" in den Mund gelegt hat, sondern die Kurzform von "Jesus", finde ich bemerkenswert, auch wenn keine besondere Absicht dahinter gesteckt haben mag. Denkt man genauer darüber nach, kommt man zu dem Schluss, dass der Jesus aus dem Kulturkreis des Planeten Erde einst als Idee – zumindest auf Tattooine – existiert haben muss.

Zum zweiten Mal stutzte ich dann in Chapter 9: Da wird ein Krayt-Drache als "Leviathan" bezeichnet. Der Leviathan kommt an fünf Stellen im Tanach vor und wird als feuerspeiendes, schuppiges Seeungeheuer beschrieben. Woher kennen die Bewohner des Star-Wars-Universums ein solches Tier und das hebräische Wort dafür? Ist einst das Buch Hiob im Umlauf gewesen? Oder ist das Konzept des Leviathans als (ziemlich konkret imaginierte) Sagengestalt mündlich überliefert worden, so dass man ihn noch zu der Zeit, in der "The Mandalorian" spielt, als Vergleich heranziehen kann?

Ich werde weiterhin Ohren und Augen offen halten, um ähnliche Referenzen aufzuspüren.

Freitag, 25. Dezember 2020

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Mehrheitlich Erfreuliches sah ich in den vergangenen Wochen.

Borat: Anschluss Moviefilm (OT: Borat Subsequent Moviefilm: Delivery of Prodigious Bribe to American Regime for Make Benefit Once Glorious Nation of Kazakhstan)
Dass Sacha Baron Cohens überraschendes Sequel nicht an den inzwischen 14 Jahre alten Vorgänger heranreichen würde, war von vornherein klar – Gegenteiliges dürfte auch niemand erwartet haben. Mit dem gewachsenen globalen Bekanntheitsgrad der Kunstfigur Borat war die Prämisse für eine Fortsetzung des satirisch-dokumentarischen Experiments im Grunde dahin. Aber wie Cohen mit ebendiesem Problem des Erkanntwerdens umgeht und eine Tarnung zweiter Ebene einführt, ist genial. In allen "echten" Parts spielt Borat seinerseits eine neue Figur, während der Ur-Borat lediglich im fiktionalen Teil zu sehen ist – welcher übrigens deutlich umfänglicher ausfällt als in Teil 1 und sogar einige emotionale Momente enthält, die den Charakteren mehr Tiefe verleihen. (Brillant: Borats Tochter!)
In den "investigativen" Nummern gibt es sowohl Erschreckendes als auch Banales: Man fragt sich bei einigen Aktionen, wo da der Erkenntnisgewinn sein soll bzw. wer hier warum vorgeführt wird. (Man höre dazu auch den "Overthinking It"-Podcast #643.) Dennoch sind gerade diese Szenen besonders lustig: Beim "Fruchtbarkeitstanz" habe ich buchstäblich Tränen gelacht; so ging es im Übrigen auch Johanna Adorján, wie sie neulich in der SZ bekundete, was wieder einmal stark für diese von mir wiederholt gelobte Journalistin spricht.
Festzuhalten ist zu guter Letzt, dass sich der "Anschluss Moviefilm" nicht zurückgehalten hat, was krude Ostblock-Stereotypisierungen und Kasachstan-Klischees angeht. Was 2006 noch edgy gewirkt haben mag, hätte anno 2020 nicht unbedingt sein müssen. Aber wie man liest, geht die "Glorious Nation of Kazakhstan" ja mittlerweile offensiv selbstironisch und marktwirtschaftlich geschickt damit um.

I See You
Ein ungewöhnlicher Horrorthriller, der umso erfrischender wirkt, je weniger man vor dem Sehen weiß. Zunächst mit vertrauten Geisterhaus-, Home-Invasion- und Kleinstadt-Tragödien-Tropen spielend, nimmt er nach der ersten Hälfte einen Perspektivwechsel ein und stellt klar, ob übernatürliche Vorgänge im Spiel sind oder nicht. Oder nicht? 

Der Club der toten Dichter
Nachdem wir im Englisch-Leistungskurs in der Schule N. H. Kleinbaums Roman Dead Poets Society behandelt haben, hat es 20 Jahre gedauert, bis ich mir endlich Peter Weirs berühmte Verfilmung von 1989 zu Gemüte geführt habe. Ich habe es nicht bereut! Dass Robin Williams fehlt, wird einem hier schmerzhaft bewusst. Und: Ethan Hawke hat einen seiner ersten Auftritte. Am Ende muss man, auch wenn man die Tisch-Szene aus unzähligen Zitaten und Parodien kennt, ein Tränchen verdrücken.

Frau ohne Gewissen (OT: Double Indemnity)
Billy Wilders Film Noir von 1944, für den er auch – gemeinsam mit Raymond Chandler – das Drehbuch geschrieben hat, verhandelt das beliebte, aus Klassikern wie Hitchcocks "Der Fremde im Zug" bekannte Sujet des perfekten Mordes und erzählt die Planung und Durchführung eines solchen als Rückblende, nämlich als per Tonaufnahme abgelegtes Geständnis. Schöne Idee, wie auch das Spiel mit der Helden/Antihelden-Sympathie-Umkehr.
Weniger schön: die deutsche Synchronisation. Ich habe aus Neugier die englischen Original-Untertitel mitlaufen lassen, und es zeigte sich, dass das deutsche Dialogbuch zum Teil Zahlen (!) falsch übertragen und Eigennamen verändert hat. Verständniseinbußen stellen sich zum Glück nicht ein, und die altmodisch schnarrenden Synchronstimmen hört man immer wieder gern.

Time Perspectives (OT: Time Loop)
Diese italienische Lowest-Budget-Produktion ist nicht nur der mieseste Zeitreisefilm, den ich je gesehen habe, sondern auch genre-übergreifend mein Tiefpunkt des Jahres. Die Grundidee ist dabei nicht ohne Reiz: Ein Wissenschaftler hat eine Maschine konstruiert, mit der man ein bestimmtes kurzes Intervall in die Zeit zurückreisen kann. Der Sohn des Mannes tut genau das, und zwar mehrmals. Katastrophen und Paradoxa sind die Folge. Der Darsteller jenes jugendlichen Sohnes ist der einzige im Ensemble, dem man den Beruf des Schauspielers beinahe zutraut. Der Rest ist dermaßen dilettantisch, dass es abwechselnd zum Heulen und zum Feixen ist. "We must-a stop-a the time loop!", sagt der Vater an einer Stelle, an der es mich schier zerrissen hat. Um Zeit und damit Kosten zu sparen, hat die Regie offenbar auf zweite Takes oder überhaupt irgendwelche Anweisungen verzichtet, mit dem Resultat, dass die Dialoge nicht nur unglaublich hölzern runtergeleiert werden, sondern auch teilweise unverständlich sind; nicht einmal die Untertitel kennen jedes Wort, das "gesprochen" wird.
Wegen dieser unfreiwilligen Komik sowie wegen der angenehmen Kürze (83 Minuten) habe ich bis zum Ende durchgehalten. Im Anschluss konnte ich mich über die Reviews auf imdb, wo dieses Machwert mit 3,5 Sternen abgewatscht wurde, amüsieren. Ach ja, hübsche Landschaftsaufnahmen gibt es immerhin.

Lunchbox
Wholesome, leicht verdaulich und nett ist dagegen diese Perle aus Indien. Zwar gibt es auch eine Portion Tragik, aber die positiven Vibes überwiegen. Und man erhält einen Einblick in das ausgefeilte und faszinierende Dabbawala-System.

Glücklich wie Lazzaro
Zurück nach Italien mit einem von Kritik wie Publikum gefeierten Vertreter (Mehrfachnominierung Europäischer Filmpreis 2018) des magischen Realismus. Leider hat mich diese moderne Lazarus-Parabel mit seiner ungeschönten (oder eher: verunzierenden?) Darstellung des ländlichen Italiens eher angewidert denn verzaubert. 'Bitte sagt mir, dass dort solche Zustände heutzutage nicht wirklich herrschen!', dachte ich bei mir. (Tun sie nicht; es gibt ungefähr in der Mitte einen halbwegs cleveren Twist, der die bizarre Situation erhellt.) Die Figuren sind mir bis zum Schluss fremd und befremdlich geblieben. Was soll das alles?

Cujo
Mit niedrigen Erwartungen bin ich an diese Stephen-King-Verfilmung, deren Vorlage ich nie gelesen habe, herangegangen, und sie wurden um Größenordnungen übertroffen! Mir gelüstete nach leicht trashigem 80er-Jahre-Tierhorror, bekommen habe ich einen klaustrophobischen Belagerungs-Schocker mit beängstigend realistischen Hundestunts und einer Hauptdarstellerin, die an ihre Grenzen geht (Dee Wallace). Bemerkenswert ist die Wahl der Rasse des tollwütigen Viehs: Nicht etwa ein Pitbull oder ein ähnlich grundaggressiver Kampfköter ist der animalische Antagonist, sondern der als hilfsbereiter Familienzottel bekannte Bernhardiner! (Tatsächlich, so liest man, gelang es der Crew nicht, die nötige zu zeigende Wildheit aus dem Filmhund herauszukitzeln, so dass in einigen Szenen ein "verkleideter" Rottweiler als Double eingesetzt werden musste.)

Ex Machina
Da mir "Devs" gefallen hat, habe ich mir nun, wie kürzlich angekündigt, Alex Garlands Debut von 2014 vorgeknöpft. Etliche Elemente von "Devs" werden hier bereits vorweggenommen: ein ultrareicher, unnahbarer Visionär, der in der abgeschiedenen Natur Tech-Innovationen entwickelt; ein zurückhaltendes Genie, das nolens volens mit allzu überwältigenden Dingen konfrontiert wird; philosophische Fragestellungen; dunkle Geheimnisse; dräuende Gewalt. Und jetzt reiht mal die beiden Titel aneinander: "Devs Ex Machina"!!! Mind = blown?
Die Serie fand ich dann aber doch ein Stück beeindruckender.

On the Rocks
Sofia Coppola hat 17 Jahre nach "Lost in Translation" wieder mit Bill Murray zusammengearbeitet, und das Ergebnis ist nicht minder herrlich. Rashida Jones als Murrays Tochter (zum Glück nicht Love interest), um die sich die Geschichte um Misstrauen und Entfremdung dreht, liefert ebenfalls eine überzeugende Performance ab. Soul food für die Seele! (Hä?)

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Das Rätsel der verschwundenen Ziffer

Auf der Startseite von Prime Video sah ich einen Thumbnail, der mich stutzen ließ:


"Der dreite Krieger"? Das kann doch unmöglich als Plakat oder als Ankündigungsbild durchgegangen sein, dachte ich mir. Ich öffnete die Filmbeschreibung, und dort wurde die korrekte Version sichtbar:


Was war da passiert? Das Vorschaubild wurde ganz offensichtlich nicht automatisch generiert, es muss von einem echten Menschen erstellt worden sein. Wie konnte dieser Person einfach so eine 1 abhanden kommen? Man sollte doch meinen, dass Amazon für Qualitätssicherung dieser Art noch den einen oder anderen Dollar locker machen kann ...

Montag, 21. Dezember 2020

Zwei Snack-Rezensionen

1. Maretti Bruschette Chips Sweet Basil Pesto
Brotchips in den bewährten Geschmacksrichtungen Knoblauch, Kräuter u.ä. haben nie zu meinen Lieblingsknabbereien gezählt. Sicher, wenn sie mal da waren, habe ich sie nicht verschmäht, aber in einer Liga mit Erdnussflips spielten sie für mich schwerlich. Als ich bei Rewe die Sorte "Pesto" sah, musste ich sie aber mitnehmen. Was soll ich sagen? Ganz hervorragend funktioniert diese Variante! Die Oberfläche der im Ofen gebackenen Chips gewährt sofortigen Pesto-Kitzel, und zwar als Aroma von hochwertigem Pesto! Nachgeschmack gibt es keinen, schon gar nicht unangenehmen. Dafür 8/10 Punkten!


2. Rücker Käsefondue
Beim Test dieses neuen Produkts nehme ich die Wertung vorweg: 7/10 Punkten. Ich muss nämlich sofort nachschicken, dass diese Punktzahl mit einer Prise (Schmelz-)Salz zu genießen ist. Da ich, sofern mich mein Gedächtnis nicht narrt, noch nie ein echtes Schweizer Käsefondue hatte (warum eigentlich nicht?), fehlt mir die Vergleichsbasis, um die Authentizität einzuschätzen. Echt schweizerisch behauptet der Mikrowellen-Snack des Wismarer Herstellers indes auch gar nicht zu sein, stattdessen wird er als "nordisch-pikant" vermarktet. Die Masse in dem Töpfchen (160 Gramm) ist zu 89 % nichts anderes als Schmelzkäse (immerhin auf Basis der Käsesorte Alter Schwede). Bei einem echten Fondue – ich schlug es soeben nach –
 erhitzt man Weißwein in einem speziellen Topf und gibt, ggf. neben Gewürzen, Speisestärke und Kirschwasser, geriebenen Schnittkäse dazu, den man dann zähflüssig rührt. Aber "Authentizität" hin oder her: Das Zeug schmeckt fein! Die Salzgebäck-Sticks (insg. 20 g) reichen leider nicht aus, um den gesamten Käse aufzunehmen; wohl dem also, der noch etwas Brot oder Cracker im Hause hat. Der Hauptvorteil gegenüber richtigem Fondue liegt freilich darin, dass man praktisch keinerlei Aufwand hat – das Schälchen kommt für drei Minuten in die Microwave und gut ist's! 


Samstag, 19. Dezember 2020

Noch ein Ausflug in den Main-Kinzig-Kreis

Weil heute die Sonne schien und womöglich DER LETZTE SCHÖNE TAG DES JAHRES war, bin ich spontan zu einer Wanderung mit dem Startpunkt Gelnhausen aufgebrochen. Jetzt weiß ich endlich, wofür das Kfz-Kennzeichen GN steht, welches man im Rhein-Main-Gebiet öfter sieht: Gelnhausen nämlich. Überregional bedeutend ist der 23.000-Einwohner-Ort für seine Kaiserpfalz, die zu dieser Jahreszeit, auch ohne Corona, leider für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Ferner kann sich die Barbarossastadt damit rühmen, dass in den dortigen ehemaligen US-Army-Kasernen der spätere amerikanische Außenminister Colin Powell während der 1960er Jahre stationiert war. Berühmtester Sohn der Stadt ist der Erfinder des Telefons, Philipp Reis, auch wenn Friedrichsdorf im Taunus, wo er lange lebte, unterrichtete und schließlich starb, heute ein größeres Bohei um ihn macht. Dafür soll es im Gelnhäuser Heimatmuseum (das freilich auch geschlossen war) ihm zu Ehren ein begehbares Riesen-Ohr geben.

"Wuchtiger Chorturm" mit "Spitzhelm" (Wanderbeschreibung) im Stadtteil Altenhaßlau

"Hanauer Hof" (zzt.geschlossen)

Man durfte leider nicht rein. Von außen waren keine Hasen zu sehen.

Anderswo dafür laut meckernde Schafe ...


... Rinder ...

... und 1 Frosch.


Lokales Gehölz


Ackerbeobachtungsposten

Der "Kaiserbaum", Vorder- und Rückansicht

Denkmal für den unbekannten (?) Schäfer

Kreuz 1

Kreuz 2 (hier hat mich sich etwas mehr Mühe gegeben)

Bahnhof Haitz-Höchst, die Kinzig im Rücken. Circa zwei Minuten später war es stockfinster.

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Possum aus der Asche

Noch erfreulicher als das Emergieren einer neuen Tierart, wie kürzlich in Australien, ist, wenn sich herausstellt, dass eine Spezies trotz akuter Bedrohung überlebt hat. Ebenfalls aus Australien, genauer: aus Kangaroo Island, konnte letzte Woche vermeldet werden, dass der Zwergbilchbeutler den Flammen des Buschs trotzen konnte und fürderhin nicht als "ausgestorben" gelistet werden muss. Herzlichen Glückwunsch, Tasmanian pygmy possum! Ich hätte mich selbstverständlich nicht weniger gefreut, wenn das kleinste Opossum der Welt unansehnlich, hochgiftig oder anderweitig problematisch wäre ... Aber schaut euch mal an, wie possierlich dieser Schlafbeutler ist!

Dienstag, 15. Dezember 2020

Southern Comfort

Ich teile hier viel zu selten Rezepte. So geht's nicht weiter!

In einem amerikanischen Südstaatenküchen-Magazin (von denen es übrigens mehr als eins gibt) stieß ich auf eine Speichelfluss auslösende Monstrosität namens "Beefy Chili Mac", angepriesen mit der Zeile "The cozy, quick-fix supper from your childhood gets a major upgrade" und dem ersten Eindruck nach eine Kreuzung aus Chili con Carne und Mac'n'Cheese. Aus meiner Kindheit kannte ich derartiges zwar nicht, aber mit "quick-fix" hatten sie mich.


Das Rezept war für 8-10 Portionen (!) ausgelegt. Ich habe das auf meine handliche 27x21x5-Zentimeter-Auflaufform runtergerechnet und erhielt am Ende 4 normalgroße bzw. 3 unvernünftige Portionen. Weitere kleine Abweichungen habe ich mir erlaubt. 

Zuerst habe ich in Öl und Knoblauch veganes Hack von "The Vegetarian Butcher" (180 Gramm) angebraten. Das Originalrezept sieht gewolftes Sirloin vor und verzichtet auf den Knofi. Währenddessen habe ich circa 250 Gramm kurze Nudeln gekocht: Da ich keine "Ellenbogen-Makkaroni" oder Hörnli gekriegt hatte, nahm ich Gobbetti (Barilla Nr. 51), aber jede andere kurze Sorte tut es auch. In den Topf mit dem Hack kamen nach einer Weile: 1 Dose unabgetropfte Chilibohnen, 1 Dose stückige Tomaten (scharf), reichlich Salz und KEINE Zwiebel (aber wer mag, nur zu). 

Vorgesehen war als nächstes "Alfredo sauce", die in meinem Rewe leider nicht geführt wird. Ich behalf mir, indem ich den Inhalt einer Tüte "Maggi-Fix für Nudel-Schinken-Gratin" mit zwei Dritteln der angegebenen Menge Milch anrührte; man kann gewiss auch eine vergleichbare Mischung für helle Pasta- oder Auflaufsoßen verwenden, hier ist Fantasie gefragt. 

Die Masse sollte alsbald recht sämig werden – Zeit, sie noch sämiger zu machen, indem man eine Handvoll Käse hineinwirft. Für dieses Rezept wird, wie für viele Mac'n'Cheese-Rezepte, Colby-Jack verlangt, den ich wie erwartet ebenfalls nicht auftreiben konnte. Mit Rappensteiner aus der Schweiz habe ich einen ganz schönen Ersatz gefunden. Ich denke, jeder mildere Bergkäse eignet sich gut. Dann hieß es Rühren, Rühren, Rühren. Als "fruchtige" Komponente habe ich schließlich noch eine Rispentomate in kleinen Stücken untergehoben, was optional ist; das mir vorliegende Magazin hat angeregt, halbierte Kirschtomaten auf den fertigen Auflauf zu legen, aber das habe ich mir gespart. Zudem empfehle ich, noch 1/2 bis 2 Teelöffel Chiliflocken oder -pulver hinzuzugeben, denn die Schärfe der Dosentomaten und -bohnen hat mir persönlich nicht ausgereicht, aber das ist wie so vieles Geschmackssache. 

Nun kommen die abgegossenen Nudeln und der Schlonz in die Auflaufform. Vorsichtig mischen und dann die zweite Sorte Käse darauf verteilen. Ich habe reifen Cheddar genommen (gibt's gerieben von Kerrygold). Nach 15-20 Minuten im Ofen ist das "Chili Mac" servierfertig. Es kann mit gehacktem Frühlingszwiebelgrün (s. Foto) und/oder frischem Koriander garniert werden. Dann heißt es: Om-nom-nom und 'Good lord, what have I done!?'.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Deutschland, deine Schaufenster


Gesehen in Hemsbach (Baden-Württemberg) im Mai dieses Jahres

Freitag, 11. Dezember 2020

Zwei geographische Faktoide

Ich versuche, jeden Tag mindestens eine Sache zu lernen – es muss ja nicht gleich ein Gedicht oder ein Instrument sein, aber wenigstens einen Informationsschnipsel oder ein Bröckchen Partywissen versuche ich aufzuschnappen. Zwei Dinge, die ich in letzter Zeit gelernt habe, möchte ich teilen:

1. Der Märkische Kreis liegt in ... Nordrhein-Westfalen! Dem Namen nach hätte ich ihn in Brandenburg oder Meck-Pomm verortet, man denke an das Märkische Viertel, die Mark Brandenburg, die Märkische Heide etc. Tatsächlich beruft sich der erst im Rahmen der Gebietsreform während der 1970er Jahre gegründete Kreis auf eine historische Abkunft von der Grafschaft Mark. Das kann man freilich alles bei Wikipedia nachlesen, wo auch zu erfahren ist: "Mit dem Namen Märkischer Kreis wird eine gemeinsame Vergangenheit suggeriert, die sich historisch nur bedingt belegen lässt. Der Märkische Kreis deckt weder das Territorium der ehemaligen Grafschaft Mark ab, noch waren alle 15 Städte und Gemeinden märkisch", von welchen übrigens die bekanntesten, wo nicht einzig bekannten, Iserlohn und Lüdenscheid sein dürften.

2. Die Great Lakes in Kanada und den USA werden auch Laurentinische Große Seen genannt. So steht es zumindest in der deutschsprachigen Übersetzung von Allan Caseys Lakeland. Journeys into the Soul of Canada (2009), "Land der Seen" (2020). Google und Wikipedia wissen nichts davon. Dabei ist die Bezeichnung eingedenk der Laurentinischen Wasserscheide in Nordamerika durchaus nachvollziehbar. Ich spiele mit dem Gedanken, aus Gründen der Exzentrik fortan nur noch von den "Laurentinischen Seen" zu sprechen, wenn ich die Großen Seen meine.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Alles Tolle aus der Knolle

Der menschliche Einfallsreichtum und Erfindergeist in Sachen Lebensmittelgewinnung erstaunt immer wieder. Wie genial ist es beispielsweise, einen gewöhnlichen Korbblütler aus dem Erdreich zu heben, damit man am Ende ein aromatisches Heißgetränk erhält? Die Rede ist von Zichorienkaffee. Ich selbst trinke gerne mal zum Nachmittag eine Tasse Caro-Kaffee, wenn ich bereits genug Filterkaffee intus habe. Das Wort Zichorien war mir jedoch bis vor wenigen Jahren nicht geläufig.

Je nach Quelle seit dem Mittelalter, spätestens aber seit dem 17. Jahrhundert röstet und mahlt man in Europa die Wurzeln der Wegwarte, einer uralten Kulturpflanze (altgriechisch zichṓrion), um das Pulver mit kochendem Wasser aufzugießen oder echtem Kaffeepulver zuzusetzen. In Zeiten der Knappheit hat sich Zichorienkaffee, neben Getreide-, Malz- und Eichelkaffee, als Alternative zu dem koffeinhaltigen Bohnentrunk etabliert, ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzte sich die kommerzielle Großproduktion durch. Kurios ist, dass die Blattrosette, also das, was der Zichorienwurzel oben raus wächst, erst viel später als genießbar erkannt wurde bzw. überhaupt erst entdeckt wurde: Die Triebe sind möglicherweise nur ein "Abfallprodukt" des Wurzelanbaus.

Als Kind hat es mich immer gegraust, wenn der gallebittere Chicorée auf den Tisch kam. Ganz recht: Diesen meinte ich soeben mit jener Blattrosette, und wer einen nicht nur etymologischen Zusammenhang zwischen Chicorée und Zichorien vermutet hat, lag richtig. Aber so einfach ist es nicht! Während der lesenswerte Beitrag des "Kaffi-Schopp"-Blogs insinuiert, es handele sich um zwei verschiedene Arten, nämlich Cichorium intybus (Zichorie) und Cichorium endivia (Chicorée), klärt uns Wikipedia auf, dass die Salatblätter und die getränkebasis-taugliche Wurzel aus ein und demselben Körper wachsen. Widersprüchlich dazu (?) stellt der Artikel zur Gemeinen Wegwarte klar, dass diese Cichorium intybus heißt und ihrerseits mehrere Unterarten hat. Von der Subspezies Cichorium intybus subsp. intybus gibt es nun wiederum fünf kultivierte Formen. Der sog. Sativum-Gruppe gehört die "Kaffeepflanze" an, weswegen deren wissenschaftlicher Name Cichorium intybus var. sativum DC. lautet. Der Chicorée dagegen reiht sich in die Foliosum-Gruppe ein und heißt demzufolge Cichorium intybus var. foliosum. Das ist verwirrenderweise auch die Bezeichnung für den Radicchio (der von handelsüblichem Chicorée durchaus mit einem Blick zu unterscheiden ist!), obwohl der Wegwarten-Artikel eine eigene "Radicchio-Gruppe" anführt und zudem behauptet, die "Salat-Gruppe [...] enthält ebenfalls Radicchio-Sorten". Das o.g. Blog wirft indes die Varietät Radicchio munter mit der Wegwarten-Art Endivie (Chicorium endivia) in eine Schüssel, wobei man fairerweise auf die französische Sprache hinweisen muss, welche zum Chaos beiträgt, indem sie die Endivie chicorée und den Chicorée endive nennt.

Bevor ich mich jetzt auch noch in der Liste der Endivien-Sorten verliere (Frisée und Eskariol sind zwei von ihnen), zähle ich lieber wahllos ein paar schöne Trivialnamen der Wegwarte auf: Cikary (Eifel), Hindleufte/Hundsläufte (Schlesien), Verfluchte Jungfer (Ostpreußen), Krebskraut, Mode (Schwaben), Schweinbrust, Sonnendrath/Sonnenwedel (Thüringen), Tarantschwanz, Vogelleuchte, Warzkraut, Weglug (Braunschweig, Schweiz), Würza (St. Gallen), Zuckerei (Westfalen). Wie heißt sie bei euch?

PS: Ich bitte um Entschuldigung wegen der irreführenden Überschrift; es ging ja nicht um Knollen, sondern um Wurzeln. Ich hätte freilich "Tolle Plörre aus der Möhre" schreiben können, denn tatsächlich wurden auch schon Mohrrüben als Kaffee-Ersatz-Grundlage heran- oder besser: herausgezogen.

Montag, 7. Dezember 2020

Veríval hat, hat die Qual

Das letzte von mir getestete Veríval-Porrdige war bei mir recht gut weggekommen, weswegen ich mir viel von der Sorte Aprikose-Erdbeer versprach.


Leider habe ich der Produktbezeichnung "Dinkelporridge" keine Beachtung geschenkt. Heute kann ich sagen: Porridge auf Basis von Vollkorn-Dinkelgrieß und Dinkelschrot ist pfui-bah! Ich bin alles andere als ein Dinkelverächter, aber hier drängt es mit seiner muffig-holzigen Dominanz die fruchtigen Komponenten – die ohnehin nur in homöopathischen Dosen vorkommen (10 % gehackte Aprikosen, 2 % gefriergetrocknete Erdbeeren, 4 % Aprikosenpulver, 1,5 % Erdbeerpulver) – ins Abseits. Ein bisschen Amaranth, Zimt, Kakao, Rote-Bete-Pulver und Sultaninen sind auch drin, aber nichts davon kann diesem Einheitsbrei eine irgend gaumenschmeichelnde Note verleihen. Es wird dringend geraten, großzügig Obst und/oder Nüsse beizugeben, wie es der Serviervorschlag nahelegt, ansonsten hasst man das Leben bereits zum Frühstück. 2/10 Punkten.

Samstag, 5. Dezember 2020

Der gute Samstagslink

Das ist jetzt seeehr special interest, aber das trifft ja auf vieles zu, was in diesem Blog verhandelt wird. Wohlan: Erst vor 14 Tagen habe ich auf "Zeit online" das Phänomen SMW-Romhacks erwähnt (ich hätte mich gern noch ausführlicher darüber ausgelassen, aber der Artikel sollte nicht zu nerdig werden), und just diese Woche hat mein Lieblings-YouTuber raocow begonnen, den offiziell allerersten Mario-Hack "Super Demo World" (2001/2003) zu let's-playen. Man staunt, was dort schon alles ausprobiert wurde – und welche mittlerweile abgedroschenen Elemente man noch für innovativ hielt ("item-babysitting had not been demonized yet"). Reinschauen lohnt sich!


Donnerstag, 3. Dezember 2020

Eine Weihnachtsgeschichte

Ein alleinerziehender Vater von drei frechen Jungs fragt, was diese sich zu Weihnachten wünschen.
"Eine Schallplatte", antwortet Armin, der erste Sohn.
"... mit Weihnachtsliedern", fährt der zweite Sohn, Sigmar, fort.
"... von den Chipmunks!", ergänzt der dritte, Theobald.
Der Vater seufzt: "Ach Jungs, das wünscht ihr euch jedes Jahr. Ich habe es euch doch schon hundertmal erklärt. Die LPs 'A Chipmunk Christmas' und 'Christmas with the Chipmunks' gibt es nur noch antiquarisch. Ich war schon auf so vielen Flohmärkten und konnte sie nicht finden, und bei eBay bin ich gesperrt."
"Wir können doch einen eBay-Account anlegen!", schlägt Theobald vor. "Man bekommt die Platten schon für 25 Euro."
"Nein", sagt Daniel (so heißt der Vater) streng. "Das darf man erst ab 18. Ihr seid Kinder."
"Wusstest du", lenkt Armin ab, "dass der Erfinder der Chipmunks ..."
"Ross Bagdasarian, ein, wie man am Namen erkennt, Nachfahre armenischer Einwanderer", wirft Sigmar ein.
"... eine Nebenrolle in dem Hitchcock-Film 'Das Fenster zum Hof' hatte?"
"Oder war dir bekannt", meldet sich Armin zu Wort, "dass es von dem Original-Chipmunk-Lied von 1958 eine deutsche Version gab, in der die Streifenhörnchen durch Enten ersetzt wurden? 'Der Enten-Song' von Mr. Watschel und seinem Enten-Trio."
"Nein, das wusste ich nicht!", erwidert Daniel, inzwischen reichlich verärgert. "Aber erklärt mir mal eins: Wieso heißt es 'Alvin und die Chipmunks'? Alvin ist doch selbst ein Chipmunk!"
Dazu fällt den drei Knaben auch nichts mehr ein. Sie gehen in ihr Kinderzimmer und legen sich in ihre nebeneinander stehenden, identisch aussehenden Bettchen. 
'Bin ich zu streng mit ihnen?', fragt sich Daniel, vor einer Tasse Punsch sitzend. Da kommt ihm eine Idee: 'Irgendwo auf dem Speicher habe ich doch noch das Album "Weihnachten in der DDR" rumliegen ...' Damit meint er nicht ein digitales Album auf dem Festplattenspeicher, sondern eine echte Schallplatte, die auf dem Dachboden verstaut ist. Er geht nach oben und kramt die ganze Nacht herum, bis er die Rarität schließlich findet.
Als Armin, Sigmar und Theobald am nächsten Morgen in der Küche eintreffen und ihre Frühstücksflocken essen, ist von Daniel keine Spur zu sehen ... bis es aus dem festlich geschmückten Wohnzimmer schallt: "Jungens, kommt mal rüber, ich habe eine Überraschung für euch!" Die drei wieseln nach nebenan.
"Hört euch das an!", ruft der über Nacht grauhaarig gewordene Daniel. Er schaltet den Plattenspieler, auf dem bereits "Weihnachten in der DDR" liegt, an, stellt die Geschwindigkeit auf 45 Umdrehungen pro Minute und lässt den Tonarm über dem Beginn von Wolfgang Lipperts Hit "Ach wie ist der Winter schön" sinken. Das Lied beginnt – und "Lippi" singt mit einer Stimme, die fast wie die eines Chipmunks klingt!
Die Kinder können es kaum fassen: Das ist das Lustigste, was sie je gehört haben. Armin kommt die Milch vom Frühstück zur Nase raus geschossen. Sigmar schießt ein Milchstrom aus den Ohren. Theobald spritzt die Milch in einer eindrucksvollen Fontäne aus dem Mund. Da muss auch Daniel lachen; gleichzeitig ist er so gerührt, dass ihm ein dünnes Rinnsal Milch aus den Augen läuft. "Es ist nicht dasselbe", bekennt er, "aber Hauptsache, wir haben einander, nicht wahr?"
"Und nächstes Jahr", sagt Armin.
"... nehmen wir," sagt Sigmar.
"... unser eigenes Feiertags-Album auf!", sagt Theobald.
"Ihr spinnt wohl!", blafft Daniel wutentbrannt. "Das kommt überhaupt nicht infrage. Merry Christmas!"

Dienstag, 1. Dezember 2020

Serientagebuch 11/20

02.11. Lovecraft Country 1.07
The Terror 2.04
03.11. Norm 3.03
Norm 3.04
04.11. The Terror 2.05
05.11. Lovecraft Country 1.08
10.11. Life 1.01
11.11. The Simpsons 32.05
Life 1.02
Life 1.03
12.11. This Is Us 5.03
13.11. Family Guy 19.05
Life 1.04
Life 1.05
14.11. Life 1.06
The Marvelous Mrs. Maisel 3.03
16.11. The Terror 2.06
The Simpsons 32.06
17.11. Family Guy 19.06
18.11. The Terror 2.07
19.11. This Is Us 5.04
20.11. Lovecraft Country 1.09
One Of Us 1.01
21.11. Leverage 1.05
One Of Us 1.02
22.11. One Of Us 1.03
One Of Us 1.04
Norm 3.05
23.11. Leverage 1.06
Leverage 1.07
Lovecraft Country 1.10
24.11. Leverage 1.08
25.11. The Terror 2.08
The Marvelous Mrs. Maisel 3.04
The Marvelous Mrs. Maisel 3.05
26.11. Fortitude 3.01
Norm 3.06
27.11. Fortitude 3.02
29.11. The Terror 2.09

Zwei UK-Highlights diesen Monat! Das eine war Life, ein Spin-off von "Dr. Foster", für das man allerdings kaum Vorwissen aus jenem benötigt. Dreh- und Angelpunkt ist ein Haus in Manchester, dessen Mietparteien mit allerlei Drama herumzuwurschteln haben. Gleichsam nervenaufreibend – und deutlich düsterer – geht es in dem Whodunit-Vierteiler One Of Us von 2016 zu, in dem sich zwei Familien in einem abgelegenen Dorf in den schottischen Highlands ihren Dämonen stellen müssen. Bekannte Gesichter: John Lynch aus "The Terror" (dem Original) und "The Fall"; Laura Fraser aus "Breaking Bad" u.v.m.; Joe Dempsie und Kate Dickie aus "Game of Thrones".
Leverage hatte ich leider nach den ersten vier Episoden schleifen lassen; man ist nach dem Einstieg nicht direkt hooked, aber als Samstagnachmittags-Zwischendurch-40-Minütler taugt die Reihe allemal, und den Kritiken zufolge wird das Heist-Abenteuer im Verlaufe der fünf Staffeln immer besser. Die Ähnlichkeit zu "Hustle" (BBC, 2004-2012), das ich auch sehr mochte, ist frappierend. Beiden gemein ist (leider) ein unruhiger Jazz-Musikteppich. (Adrian Lester, der Hauptdarsteller aus "Hustle", hat übrigens auch in "Life" eine tragende Rolle.)
The Terror: Infamy würde ich nicht weiterempfehlen, wenn man die erste Staffel aufgrund ihrer atmosphärisch dichten, maßvoll temperierten Inszenierung genossen hat. Das hier ist einfach nur expliziter Hokuspokus, bei dem man immerhin etwas über japanische Folklore und amerikanische Geschichte lernt (historische Beratung: Nebendarsteller George Takei).