21 Bridges
Der vorvorletzte Filmauftritt des viel zu jung verstorbenen Chadwick Boseman war ganz anders als erwartet. Ich hatte mir vorgestellt, wie ein Bulle einen Häftling über die 21 Brücken jagt, die von Manhattan wegführen. (Fun fact: Zählt man die Broadway Bridge, welche zwei Stadtteile innerhalb des Boroughs verbindet, mit, kommt man auf 22 Brücken.) Aber der raue Actioner hat doch etwas mehr Substanz und erzählt wendungsreich die Aufdeckung einer Polizeiverschwörung. Ja, doch, kann man gucken.
Der Schrecken vom Amazonas (OT: Creature from the Black Lagoon)
Ein Meilenstein des Latexmonster-Kinos (Regie: Jack Arnold), der freilich in vielen Aspekten überholt ist, aber mit seinen kaum 80 Minuten Länge Kurzweil und einen kompakten Spannungsaufbau bietet. Zudem habe ich immer wieder gelesen, dass dieser Schwarz-weiß-Film letztlich eine Inspiration für den 2018er Oscar-Abräumer "The Shape of Water" gewesen sein soll. Ich versuche, das so bald wie möglich zu überprüfen. Ich glaube auch mich zu erinnern, in Stephen Kings Danse Macabre einen längeren Abschnitt über diesen Creature-Horror gelesen zu haben, wovon leider nichts hängen geblieben ist. Wissenswert ist, dass der Schauspieler des Kiemenmannes – der Taucher und "Flipper"-Miterfinder Ricou Browning (* 1930) – später bei den Unterwasserszenen in zwei James-Bond-Teilen Regie führte. Tatsächlich sind die Unterwasseraufnahmen noch heute recht beeindruckend.
A Crooked Somebody
Dieser Thriller um einen in die Klemme geratenen Halunken (nämlich ein betrügerisches "Medium") ist eine echte Perle, bei der man mit zwei Antihelden mitfiebert und am Ende, sanft und leicht schalkhaft, die erwartete Moral präsentiert bekommt. Mit Ed Harris in einer verschenkten Nebenrolle.
Elf
Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich diesen mutmaßlich kindischsten aller Will-Ferrell-Filme sehen musste, und diese Zeit war Weihnachten. Ein bisschen mehr Subversion und schwarzen Humor hätte ich mir von "Buddy, der Weihnachtself" dann doch versprochen, zumal auch andere moderne Christmas Classics, von "Kevin allein zu Haus" bis "Schöne Bescherung", bei aller Familientauglichkeit vor Derbheiten nicht zurückschrecken. Ferrell spielt wie immer mit vollem Einsatz, und immerhin ein bisschen wahnsinnig wird es in den Stop-Motion-Sequenzen, in denen übrigens Ray Harryhausen eine Sprechrolle hat! Überhaupt ist die Besetzung der Nebenrollen für zahlreiche hübsche Überraschungen gut. Und dass Jon Favreau Regie führte, erfuhr ich auch erst durch die Credits. Unterm Strich ein harmlos-harmonisches Feiertagsvergnügen.
Wann ich mich wohl dazu aufraffe, "Verliebt in eine Hexe" (2005) zu sehen?
Unbreakable
Gleich der nächste Kandidat aus der Abteilung "lange Aufgeschobenes von/mit Filmschaffenden, von/mit denen ich ansonsten alles konsumiere": M. Night Shyamalans düsteres Comic-Drama von 2000, das damals, kurz nach dem Erfolg von "The Sixth Sense", mit allseitiger Hochspannung erwartet wurde, mich aber so gar nicht reizte. Zu deprimierend erschien mir die Prämisse, zu ermattend wirkte die im Trailer zu erheischende Farbgebung. Als zwei Jahrzehnte später mit "Glass" das Finale einer Quasi-Trilogie angekündigt wurde, begann ich mich schließlich für "Unbreakable" zu interessieren, hatte mir der Vorgänger "Split" doch überaus gut gefallen. Und auch "Unbreakable" mochte ich mehr, als ich es in meiner Jugend getan hätte. Gespannt bin ich nun auf das Ende der Schicksale des "Unzerbrechlichen" (Bruce Willis), des dissoziativ Identitätsgestörten (James McAvoy) und des glasknochenkranken Comicverkäufers (Samuel L. Jackson).
Haus aus Sand und Nebel
Aus demselben Jahr wie "Elf" (2003) stammt diese Romanverfilmung, in der Ben Kingsley, Jennifer Connelly und Shohreh Aghdashloo (die UN-Vorsitzende in "The Expanse") brillieren. Der in einer unermesslichen Tragödie kulminierende Streit um ein Haus an der Küste Kaliforniens nimmt einen ganz schön mit und zeigt, wie unvorhersehbar im Grunde banale Auseinandersetzungen eskalieren können, auch wenn die dargestellten pfandrechtlichen Vorgänge um Grundstücksbelastungen & Co. in der Realität offenbar so viel anders ablaufen, dass dies sogar einen "Goofs"-Eintrag bei imdb zur Folge hat. Aber das macht mir, der ich das Prinzip des suspension of disbelief über viele Jahre hinweg verinnerlicht habe, auch rückblickend nix aus.
The Gift - Die dunkle Gabe
Ebenfalls 20 Jahre lang nicht auf dem Schirm hatte ich dieses Südstaaten-Kriminaldrama mit übernatürlichen Elementen. Große Namen entdeckt man hier! Regie: Sam Raimi, Co-Autor: Billy Bob Thornton, und den erstrangigen Cast aufzuführen, würde glatt den Rahmen sprengen. Meiner Meinung nach überzeugt "The Gift" mehr als Whodunit denn als Hellseher-Mystery (damals kursierte halt das "Sixth Sense"-Fieber), aber gerade auch dank der sorgsam ausgearbeiteten Figuren vergisst man diesen soliden Southern Gothic so schnell nicht.
The Boy
Als relativ spannungsarm entpuppte (ha!) sich dieses Geisterhausdrama von 2016, zu dem es mittlerweile eine Fortsetzung gibt. Zwar kann der Twist das ganze Szenario einigermaßen retten, doch hat die Apple+-Serie "Servant" (dazu ein ander Mal) aus einer vergleichbaren Ausgangssituation viel mehr gemacht. Zudem konnte ich einfach nicht ausblenden, was für ein bescheuerter Vor(!)name "Brahms" ist, egal ob für eine Puppe oder für einen Knaben aus Fleisch und Blut.
Max Richter's Sleep
Dokumentation über ein Projekt des von mir verehrten Komponisten Max Richter, nämlich ein "Live lullaby", ein Schlafkonzert, dem das Publikum acht Stunden lang liegenderweise folgt. Für mich wäre das ja nichts, aber die zahlreichen O-Töne begründen, warum das Experiment, das sogar in Berlin stattgefunden hat, für die Teilnehmenden eine Bereicherung war. Somit ist diese musikalische Reise mehr als ein bloßes Making-of.
Gods and Monsters
Zuletzt in dieser Runde ein weiterer Oldie. Auf dieses Biopic von 1998 hat mich die Cinema in einem Beitrag über die goldene Ära der Universal-Monster aufmerksam gemacht. Ian McKellen, der mich hier an seine Rolle in "Mr. Holmes" erinnerte, mimt den gealterten homosexuellen Regisseur von "Frankenstein" und "Der Unsichtbare". James Whales eigenbrötlerisches Ruhestandsleben und die bisweilen ungesunde Beziehung zu seinem jungen Gärtner (Brendan Fraser) werden intensiv und ungeschönt dargestellt. Ich hätte mir bloß mehr Rückblenden ins alte Studio-Hollywood gewünscht.