Freitag, 29. Januar 2021

Betr.: Doppelrahm, Gift, Heftchen, Begriff!

Schon zweimal hätte ich für ein Rezept sogenannte Crème double gebraucht, darunter einmal für ein indisches Curry. Davon hatte ich zuvor noch nie gehört! Ein Blick auf die schöne Wikipedia-Übersichtsgraphik der Milchprodukte, welche jahrelang neben meinem Büroschreibtisch hing, klärte mich auf, dass Crème double unter den Rahmprodukten das mit dem höchsten Fettgehalt ist (Mascarpone ist zwar fettiger, zählt aber zu den Käsen). Da ich diese der englischen Clotted Cream ähnliche Zutat in keinem Lebensmittelladen finden konnte, benutzte ich ersatzweise Crème fraîche. Das funktionierte beide Male recht gut, aber ich konnte beim Essen nicht ausblenden, dass das jeweilige Gericht noch cremiger hätte sein können.
Daher: Wer mir, for future reference, verraten kann, wo es Crème double ohne größeren Aufwand zu kaufen gibt, darf sich meines ewigen Dankes sicher sein. Angeblich hat sogar Dr. Oetker welche im Sortiment.

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Neulich hatte ich hier die Wunderwurzel der Zichorie und ihre Jahrhunderte alte Verwendung als Ersatzkaffee-Grundlage vorgestellt. Aus Leonhard Horowskis Historienwälzer Das Europa der Könige erfuhr ich nun, dass die frühesten Zichorienaufgüsse 1.) nicht ausschließlich heiß genossen wurden und 2.) als nicht gänzlich harmlos galten: "1670 starb die erst sechsundzwanzigjährige 'erste' Madame, Henrietta von England; zwei Günstlinge ihres Mannes wurden so stark verdächtigt, sie mit Zichorie-Limonade vergiftet zu haben, dass der König beide für mehrere Jahre ins Exil schickte."

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Nie hatte ich mir größere Gedanken darüber gemacht, was es mit dem Titel der von mir nicht beachteten Fernsehserie "Penny Dreadful" auf sich habe. Der Spitzname einer weiblichen Person wird das sein, dachte ich mir, so was wie "Calamity Jane". Aber nein! Penny Dreadfuls waren im England des 19. Jahrhunderts das, was im deutschen Sprachraum "Groschenromane" sind. Auch sie waren ausgesprochen billig (1 Penny halt) und galten wegen ihrer reißerischen Inhalte als "furchtbar" (dreadful), wurden synonym auch penny awfuls oder penny horribles genannt. Sie haben als erstes Medium das klischeebeladene, historisch kaum haltbare Bild des Piraten geprägt, das später durch Filme, Computerspiele und Vergnügungsparks perpetuiert wurde, so dass wir, wenn wir heute "Seeräuber" oder "Freibeuter" hören, uns jemanden wie Jack Sparrow oder Guybrush Threepwood vorstellen. Tatsächlich verdanke ich dieses Wissen dem 30. Geburtstag von "Monkey Island", dem die Zeitschrift GameStar vor einer Weile einen Hintergrundbeitrag widmete.

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Ebenfalls der GameStar ist zu verdanken, dass ich jetzt endlich wieder weiß, welches Spiel eine der missglücktesten Übersetzungen aller Zeiten beinhaltete. In der deutschen Version von "No One Lives Forever", welches kürzlich 20 Jahre alt wurde, prangt auf einem Warnschild die Botschaft: "Begriff – kein Trespassing". Diese Zeile hatte ich mir gemerkt, konnte sie aber irgendwann nicht mehr der Quelle mehr zuordnen. Ich weiß jedenfalls noch, dass dieser Patzer nichts daran änderte, dass ich "NOLF" äußerst kurzweilig und stylish fand.

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